La Danse macabre - Totentänze / Totenmärsche in der Musik

  • Der Tod siegt immer und zuweilen zeigt er sich als Galant und tanzt. In der bildenden Kunst seit dem Mittelalter beliebt, ist der tanzende Tod, der Todesreigen seiner Opfer ein überaus häufiges Motiv und Mahnmal der Vergänglichkeit ...


    Doch hier interessieren die ergreifendsten in Musik gesetzten Totentänze ...
    und, wenn es denn noch etwas gravitätischer sein darf, die schönsten Totenmärsche ...


    nun widme ich mich dem Schlaf, des Todes Bruder 8o


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Dann gebe ich mal den Startschuss:


    So spontan, kurz bevor ich mich in Morpheus Arme begebe fallen mir zwei Stücke ein:


    1. Saint-Saens: Danse macabre
    2. Liszt: Totentanz


    Sicher kommt der Tod sehr häufig in der Musik zum Einsatz, aber Dir ging es ja hauptsächlich um den marschierenden und tanzenden Tod und weniger um den flirtenden (Schubert) oder wartenden (Rachmaninov), nicht wahr? :)


    LG aus Berlin
    Wulf.

  • Der Ausdruck sagt mir nichts, aber wenn auch Trauermärsche erlaubt sind, fange ich mit dem aus der Eroica an.


    Ludwig van Beethoven
    Symphonie Nr. 3, Es-dur, 2. Satz


    Das erste derartige Beispiel in der Symphonik des 19. Jahrhunderts, und nach wie vor eines der ergreifendsten.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Zusammen


    Ich denke in diesem Zusammenhang an den Trauermarsch von Chopin (marche funèbre) - auch wenn hier der Titel nicht direkt vom Tod spricht (denn Trauer muß ja nicht unbedingt im Zusammenhang mit Tod stehen).


    Aber bei diesem Stück, hört und sieht man doch wirklich einen schwarzen Trauerzug, der schweren Schrittes hinter dem Sarg her geht unter einem grauen, wolkenverhangenen Himmel.


    Mit 11 Jahren mußte ich dieses Stück bei meiner Klavierlehrerin einüben und fand es damals einfach nur schrecklich und traurig.


    Viele Grüße
    Mimi

    che gelida manina....

  • klingsor


    wenn es denn noch etwas gravitätischer sein darf, die schönsten Totenmärsche ...


    Darf es auch Oper sein? Dann nenne ich natürlich den Trauermarsch aus der Götterdämmerung.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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  • hallo, stimmt, theophilus, vielleicht ist trauermarsch der bessere ausdruck ... aber totenmarsch hat irgendwie auch etwas :]


    ein beispiel par excellence natürlich la danse macabre von saint-saens. hier spielt freund hein auf seiner familie gar unheimlich auf ....

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor
    hallo, stimmt, theophilus, vielleicht ist trauermarsch der bessere ausdruck ... aber totenmarsch hat irgendwie auch etwas :]


    ein beispiel par excellence natürlich la danse macabre von saint-saens. hier spielt freund hein auf seiner familie gar unheimlich auf ....


    IIRC heißt der Trauermarsch in Händels "Saul" "Death march" (kann es momentan nicht nachgucken), auch wenn mir im Deutschen "Trauermarsch" vertrauter scheint...


    trauermarschähnlichen Charakter haben m.E.


    Beethoven: eine meiner Lieblingsstellen, in der Coda des 1. Satzes der 9.: über einer chromatischen Bassfigur verwandelt sich das Hauptthema auf einmal in eine Art Trauermarsch, grandios!: Eat that, Bruckner, Mahler (der spielt m.E. offensichtlich im Hauptsatz der 2. darauf an) ...


    Mahler: "Reveilge" und "Der Tambours'gsell" und natürlich der Kopfsatz der 5. Sinfonie "Wie ein Kondukt" (vermutlich mein Favorit nach der Eroica); kürzere Stellen dieses Charakters gibt es bei Mahler zuhauf...
    z.B. auch noch im letzten Satz des Liedes v. d. Erde, der Anfang, schauerlich...


    Ich weiß nicht genau welches, aber ich glaube das 3. von Bergs Orchesterstücken op. 6 hat ebenfalls Trauermarschcharakter


    Quasi-Totentänze"


    Mahler: "Scherzo" 6. u. 7. Sinfonie, durchaus bizarr-makabres finde ich auch in den Mittelsätzen der 9., wengleich ich die nicht Totentänze nennen würde.

    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo!


    Beethoven hat noch in seiner Klaviersonate As-dur op. 26 und in seiner Cellosonate D-dur op. 102 Nr. 2 einen Trauermarsch als langsamen Satz komponiert.


    Zweifelhaft ist die Traurigkeit des Marcia funebre in Mendelssohns Sommernachtstraum.


    Unzweifelhaft ist sie in Schostakowitschs letztem Streichquartett (es-moll), dessen vorletzter Satz ein Marcia funebre ist (eigentlich das ganze Quartett, kurz vor seinem Tode komponiert).


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Wie wär's mit einem ganzen Oratorium mit nix als Totentänzen? - Arthur Honegger: "La danse des morts", Text von Paul Claudel. "Sur le pont d'Avignon" als grotesker Totentanz - Wahnsinn!

    ...

  • Hallo!


    Mir fällt da noch Fausts Todesszene in Schumanns "Szenen aus Goethes Faust" gerade ein.
    Das Orchesternachspiel zu "Ihn sättigt keine Lust" oder auch die Todessekunde selbst - Gänsehaut!! :jubel:


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Hallo JR,


    wenn wir schon bei Mahler sind, könnte man auch noch den dritten Satz der Ersten anführen. Ein echter Trauermarsch (man soll sich vom Thema des französischen Volksliedes nicht irritieren lassen; dieses ist ursprünglich eher mehr heiterer Natur; bei Mahler wird es ein sehr gemessener, respektvoller und melancholischer Beginn des Satzes, das Thema kehrt mehrfach zurück).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo


    wir wäre es mit dem Totentanz auf dem Wasser.
    Rachmaninows Toteninsel ist wohl eines der athmosphärischsten Beispiele: von äußerster Ruhe bis zum extatischen Totentanz ist alles dabei.


    Ein weiteres Beispiel wird von einigen Taminos nicht so geschätzt --- ich finde es ergreifend.
    Es ist Richard Strauss: Tod und Verklärung-Sinf.Dichtung. Das ist zwar kein Totentanz oder Trauermarsch in dem Sinne, aber paßt hier erwähnt zu werden, da Trauer und die letzten Herzschläge mich aufs äußerste packen. Diese Musik wird man kaum jemals besser und ergreifender hören können als unter Karajan / Wiener PH auf Decca 1960 ADD.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Theophilus
    wenn wir schon bei Mahler sind, könnte man auch noch den dritten Satz der Ersten anführen. Ein echter Trauermarsch (man soll sich vom Thema des französischen Volksliedes nicht irritieren lassen; dieses ist ursprünglich eher mehr heiterer Natur; bei Mahler wird es ein sehr gemessener, respektvoller und melancholischer Beginn des Satzes, das Thema kehrt mehrfach zurück).


    Dazu kommt, dass hier Mahler wohl ursprünglich durch ein Bild (von Callot???) eines grotesken Leichenbegängnisses, nämlich die Tiere des Waldes, die den Jäger zu Grabe tragen, inspiriert wurde. Diese Erläuterungen Mahlers (als die Sinfonie noch "Titan" hieß) habe ich gefunden, allerdings kein konkretes Bild diesen Inhalts des Graphikers Callot:


    "Gestrandet. Ein Totenmarsch in Callots (3) Manier. Zur Erklärung diene, wenn notwendig, folgendes: Die äußere Anregung zu diesem Musikstück erhielt der Autor durch das in Süddeutschland allen Kindern wohlbekannte parodistische Bild „Des Jägers Leichenbegängnis“ (4) aus einem alten Kindermärchenbuch: die Tiere des Waldes geleiten den Sarg des verstorbenen Försters zu Grabe; Hasen tragen das Fähnlein, voran eine Kapelle böhmischer Musikanten, begleitet von musizierenden Katzen, Unken, Krähen usw., und Hirsche, Rehe, Füchse und andere vierbeinige und gefiederte Tiere des Waldes geleiten in possierlichen Stellungen den Zug. An dieser Stelle ist dieses Stück als Ausdruck einer bald ironisch lustigen, bald unheimlich brütenden Stimmung gedacht,.."


    edit: ich sollte besser hinschauen: Das Bild ist von M. v. Schwind, leider nur ziemlich klein gefunden:



    viele Grüße


    JR

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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ein sehr ergreifender tanz mit dem tod ist natürlich
    valse triste von jean sibelius ...
    hier tanzt die sterbenskranke mutter von lemminkainen ihren abschiedstanz von der welt ...

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor
    ein sehr ergreifender tanz mit dem tod ist natürlich
    valse triste von jean sibelius ...
    hier tanzt die sterbenskranke mutter von lemminkainen ihren abschiedstanz von der welt ...


    ... ein wunderbares Stück!


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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  • Hallo,


    es gibt da ein wunderbares Werk von Frank Bridge für Streichorchester
    "Lament"
    welches er dem Andenken an ein bei dem Untergang der Lusitania 1915 gestorbenen kleinem Mädchen widmete.


    Es ist natürlich kein "Totenmarsch", genausowenig wie der "Valse triste", aber ich denke, daß es wie dieser auch hierherpaßt.


    In einigen Werken von Sir Arnold Bax gibt es ausgesprochene Totenmärsche, welche warscheinlich in Bezug zum Verlust von Freunden im irischen Unabhängigkeitskampf stehen, so zum Beispiel in der 1.Cellosonate im 1.Satz und in der 1.Sinfonie, beides Werke vom Anfang der 20er Jahre.


    Beste Grüße,


    Michael

  • hallo, michael, ja bridges lament ist ein sehr beeindruckendes und ergreifendes dokument ...ich habe es beim kennenlernen sicherlich knapp 20x hintereinander gehört ... solch eine wirkung löste es aus ...


    ps: es wurde ja auch nicht nur nach märschen, sondern auch nach 'tänzen' gefragt ... in diesem zusammenhang möchte ich auch mahlers 4. thematisieren: laut mahler spielt im violinsolo des langsamen satzes 'freund hein' zum tanze auf ...


    eine der gelungensten einspielungen der 4., mit der ich lange probleme hatte, ist übrigens m.e. die abbado-aufnahme mit der fleming ..eine grandiose orchesterkultur, die vor allem das skurrile, unheimliche betont ...


    lg :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor