Dvorak 4. Symphonie d-moll, Op. 13

  • Hallo zusammen,


    Oft komme ich aus der Bücherei nach Hause mit einem Berg neuer CDs. Neulich waren darunter auch eine Gesamtaufnahme mit Dvorak's Symphonien und den Berliner Philarmonikern unter Kubelik. Exzellenter Orchesterklang (Blechbläser!). Eine Symphonie, die mir besonders ans Herz gewachsen ist, ist seine 4. Symphonie op. 13 in d-moll. Den langsamen Satz habe ich desöfteren mehrmals hören müssen, da er so ergreifend schön ist, auch wie sich aus diesem Bläserthema variierend immer weitere Kreise eröffnen und der orchestrale Klangteppich sich ausbreitet . Auch ansonsten ist diese Symphonie mal wieder reich an Originalität, Melodien und Klangschönheit.


    Deshalb einmal meine Empfehlung in der Aufnahme mit Kubelik:



    Weil ich noch nicht diese Gesamtaufnahme kaufen konnte (ist aber vorgemerkt), habe ich gestern folgende Aufnahme gekauft:



    Was für Gedanken, Anregungen und Empfehlungen gibt es sonst noch für seine 4. Symphonie?


    Auf Antworten freut sich
    Daniel :hello:

  • Im Rondo-Internet-Portal gibt es u.a. die Rubrik "Meine Platte", in der Hörer ihre besonderen Lieblings-Aufnahmen vorstellen. Hieraus stammt folgendes Zitat:


    Meine Platte
    RONDO-Leser stellen ihre Lieblingsplatten vor


    Dvorák: Sinfonie Nr. 4


    Václav Neumann, Sinfonieorchester Prag
    Supraphon-LP



    --------------------------------------------------------------------------------


    Eine alte Schallplatte, in den sechziger Jahren in Prag gekauft, in einfacher Halbkartonhülle mit einem Bild der hohen Tatra, ist für mich zum Inbegriff tschechischer Musik geworden. Im Reclam-Konzertführer von K. Renner (1954) kaum erwähnt und im Konzertlexikon von Kurt Pahlen in wenigen Zeilen als eher unbedeutend beschrieben, ist diese auch heute noch selten gespielte Sinfonie Dvoráks ein verkanntes Meisterwerk. Dvorák hatte sie im Januar bis März 1874 als Dreiunddreißigjähriger komponiert, doch auch selber nicht ganz anerkannt. Smetana hatte zwar im Frühjahr 1874 den dritten Satz uraufgeführt, dann verschwand sie in der Schublade; Dvorak dirigierte sie erst achtzehn Jahre später (1892) zum erstenmal in Prag.
    Und doch, welch herrliche Melodienfülle verströmt dieses auch im Konzertsaal nur selten zu hörende Werk, das in nichts den bekannteren späteren Sinfonien nachsteht, sondern temperamentvoller und ursprünglicher ist und von jugendlichem Übermut zeugt, ganz besonders in der faszinierend intensiven und warm empfundenen Interpretation des unvergessenen Václav Neumann, eingefangen in den Rillen einer alten schwarzen Schallplatte, die jede sogenannte "CD-Qualität" in den Schatten stellt.
    Zwar fehlen Angaben über Aufnahmedatum und Aufnahmeort, doch haben die Tonmeister vermutlich nichts anderes gemacht als die herrliche Akustik eines alten Prager Konzertsaales wirken zu lassen ... so natürlich klingt diese Aufnahme! Der überwältigende Melodienreichtum, den Dvorák hier verströmen lässt, weist auf vieles hin, das später vielleicht komplexer und formal genialer durchgearbeitet erscheinen wird, doch ist der ganze Dvorák, wie wir ihn lieben, hier in unvergleichlicher Überschwenglichkeit bereits vorhanden. Wenige seiner späteren Werke entfalten derart wie aus einem Guss den böhmisch-mährischen Melodienreichtum.
    Aber eben, das Besondere dieser Aufnahme liegt in der Intensität der Interpretation und der hohen Qualität der kristallklaren Klangkultur eines hervorragenden Orchesters (vermutlich ist das hier "Sinfonieorchester Prag" genannte Orchester identisch mit der Tschechischen Philharmonie, deren Chefdirigent Václav Neumann ja während vielen Jahren war). So möchte man dieser Sinfonie wieder einmal im Konzertsaal begegnen ...
    Wer kennt sie, diese einzigartige, heute vermutlich fünfzigjährige Aufnahme?
    Von Veit Zust-Schumacher (63), Mittelschullehrer für Sprachen und Geschichte im Ruhestand, Luzern

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Daniel,


    wenn man gesuchte CD´s nicht findet ist man bei NAXOS für i.d.R. 5,99€ immer schnell in Versuchung diese zu kaufen.


    Die von Dir gezeigte CD mit den Dvorak-Sinfonien Nr.4 und 8 gehören zu den miesesten Naxos-CD-Veröffentlichungen dieser Firma.
    Neben nur ausreichendem Klang ist die Interpretation langweilig.
    Mit der CD habe ich das gemacht, was ich schonmal in einem anderen Thread gelesen habe:
    Die CD hat eine Person bekommen, die mir nicht besonders nahe stand :D.


    :yes: Wenn Du bisher die von Dir abgebildete Referenz-Gesamtaufnahme aller Dvorak - Sinfonien mit Kubelik auf DG aus der Bücherei geliehen hast und diese noch nicht kaufen kontest (bei jpc ist diese nicht mehr im Programm), dann kannst Du sicher ermessen welche TOP-Aufnahme Du da im Hause hattest.

    Ggf. kannst Du diese bei amazon noch erwerben:
    "Dvorak Kubelik" als Suchfunktion eingeben !


    Vor der grandiosen Kubelik-Aufnahme hatte ich auf LP(vor dem CD-Zeitalter) die Philips-Gesamtaufnahme mit Rowicki/London SO. Zu den frühen Sinfonien konnte ich auch keinen rechten gefallen finden, wie bei der Kubelik-Aufnahme auf DG-CD heute.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Rowicki ist als Duo (mit 5 und 6) erhältlich (oder war es jedenfalls), sehr gut sowohl klanglich als auch interpretatorisch (nicht gerade auf der gemütlichen Seite). Der langsame Satz der 4. zeigt Dvoraks Wagner-Faszination (Tannhäuser!).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von teleton
    :yes: Wenn Du bisher die von Dir abgebildete Referenz-Gesamtaufnahme aller Dvorak - Sinfonien mit Kubelik auf DG aus der Bücherei geliehen hast und diese noch nicht kaufen kontest (bei jpc ist diese nicht mehr im Programm), dann kannst Du sicher ermessen welche TOP-Aufnahme Du da im Hause hattest.

    Ggf. kannst Du diese bei amazon noch erwerben:
    "Dvorak Kubelik" als Suchfunktion eingeben !


    Hallo,


    Danke für den Tip. Bei amazon gibt es die Kubelik-Box noch, und auch in unserem CD-Geschäft meine ich mich zu entsinnen, sie stehen gesehen zu haben. Daß ich sie nicht gekauft habe, war auch eher eine Frage des Geldbeutels, der bei Studenten nicht immer zu prall gefüllt ist. :D


    Obwohl die 39,99 € bei amazon allemal eine Überlegung wert sind. Schade, daß es anscheinend keine Einzelaufnahme gibt, am besten wäre 4+5+6, die restlichen habe ich schon. Aber wie gesagt, dieses Box-Set ist wahrlich nicht teuer.


    Die Kubelik-Aufnahme fand ich auch einfach klasse. Auch die Aufnahmequalität. Voller, satter Klang und frische und beschwingte Tempi


    Damit viele Grüße,
    Daniel

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Schau mal bei Zweitausendeins nach, ich meine, da gibt's sie auch und wenn, dann auch noch günstiger (allerdings mit Versandkosten)!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo,


    Dort gibt es nur die Aufnahme von Brilliant Classics, aber keine mit Kubelik.


    Aber sie haben ein neues Layout ihrer Internetpräsenz. Eine gute Entscheidung.


    Grüße,
    Daniel

  • Hallo Daniel!!


    Falls Du nicht schon längst versorgt bist, hier DIE ideale und auf Deine Wünsche zugeschnittene Aufnahme:



    Kertesz, seines Verdienstes bisher leider noch nicht ganz so gewürdigt wie er es verdient hätte mit einer Aufnahme der "mittleren" Symphonien, die Referenzcharakter für sich beanspruchen darf!
    Und dat janze für 16, 99 EUR bei jpc z.B. (2CDs!)


    LG
    Wulf.

  • Hallo Daniel!


    Hat etwas länger gedauert, aber ich melde mich mal zurück mit der 4. - habe eine Aufnahme mit Vaclav Neumann aus dem Jahre 1959 mit dem SO Prag.


    Eine wirklich sehr interessante Symphonie, die schon in den ersten Minuten vollkommen unterschiedliche Gefühle und Assoziationen bei mir hervorruft.
    Es geht etwas düster los und man könnte denken, man versinke in einer dunklen Wolke. Doch dann wird man sofort empor gehoben. Das waren vielleicht die ersten 30sek.
    In den nächsten Minuten wechseln bei mir triumphale Empfindungen und Niedergeschlagenheit. Der Triumph und die Freudigkeit überwiegen allerdings.
    Der zweite Satz ist wirklich ein Traum. Überwiegende Sanftheit, in der die brachiale Gewalt unglaublich ergreifend hereinbricht.
    Und was für ein lebensfrohes Thema im 3.Satz...einfach fröhlich, heiter und mitreißend. Manchmal könnte man es tänzelnd bezeichnen.
    Mir fällt nichts Besseres für den 4.Satz ein, als ihn (gerade am Anfang, aber auch im weiteren Verlauf) als sehr intensiv und nachdrücklich zu bezeichnen. Bewirkt wird das durch diese Trompeten-Fanfare - dieses Motiv eben (kann das mal wieder nicht genauer erklären). Mit dem Motiv bewerkstelligt Dvorák den Spannungsaufbau an einer Stelle, an anderer den Ausbruch - finde ich toll. Wieder an anderer Stelle ist es einfach nur ein fröhlich triumphierendes Motiv. So dann auch am Ende...



    Ich hoffe, dass ich mir in gut einem Monat endlich die lang ersehnte Kertesz-Box der Symphonien hole.
    Hab schon so viel Gutes gehört, dass man sie wahrscheinlich allein deswegen empfehlen kann.


    Wie ist deine Naxos Aufnahme eigentlich zu bewerten? Wegen den Gunzenhauser Symphonien Dvoráks hab ich schon mal eine virtuelle Ohrfeige bekommen - mir wurde intensivst von ihnen abgeraten. Hab mir auch keine gekauft - Gunzenhausers Interpretation der Symphonischen Dichtungen ist allerdings klasse!


    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo,


    Wulf hat die Kertesz Aufnahme zwar schon genannt, empfohlen und gepriesen, ich möchte dem aber noch meine Begeisterung hinzufügen!
    Die Kertesz-Box habe ich mir ja derweil zugelegt und habe mich schon ein bisschen durchgehört.
    Ganz doll begeistert war ich unter anderem aber von der 4.Symphonie! Sicherlich wiederhole ich mich in meiner Wortwahl, bin aber nun mal kein Gelehrter: was für ein Feuerwerk! Freude, Heiterkeit, Leben und helle Begeisterung - durch Musik und Interpreten. Kertesz lockt wunderbare Effekte aus dem Orchester heraus, dass einen wunderbaren, gewaltigen Klang entwickelt und sich immer mehr hochputscht. Da treibt jeder jeden an und lässt einem das Herz höher schlagen.


    Eine uneingeschränkte Empfehlung an jeden Interessenten! Nichts mit Langeweile - lass dich mal mitreißen und lerne einen 33jährigen Komponisten aus Tschechien kennen, der zur Zeit dieser Symphonie noch ein kleines Stück von ersten prägenden Erfolgen entfernt war - geschweige denn von einer Bekannt- und Beliebtheit über die slawischen Grenzen hinaus und teils innerhalb dieser.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Kertesz Schubert-Sinfonien mit den Wiener Philharmonikern (Decca) kann ich auch nur jedem ans Herz legen. Schade, dass dieser Dirigent so jung im Jordan ertrunken ist (wenn ich recht informiert bin)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

    Einmal editiert, zuletzt von a.b. ()

  • Die vor einigen Jahren gelobte - damals nicht mehr lieferbare GA der Dvorak-Sinfonien unter Kubelik ist jedenfalls derzeit wieder lieferbar - ich habe sie soeben bei jpc bestellt. Im Augenblick, da ich das schreibe, liegt der Preis bei 24,90 Euro

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe inzwischen in diese Aufnahme hineingehört. Obwohl ich nur diese, und nicht die DECCA Aufnahme unter Kertesz mein eigen nenne ist es wohl unleugbar, dass die Kertesz Aufnahme die bessere ist, und zwar sowohl in Sachen Temperament, als auch der Tontechnik. Das ist sogar über die Tonschnippsel via Internet hörbar. Man nehme zum Vergleich die hier besprochene Sinfonie (Scherzo) zum Vergleich.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Obwohl ich nur diese, und nicht die DECCA Aufnahme unter Kertesz mein eigen nenne ist es wohl unleugbar, dass die Kertesz Aufnahme die bessere ist, und zwar sowohl in Sachen Temperament, als auch der Tontechnik. Das ist sogar über die Tonschnippsel via Internet hörbar. Man nehme zum Vergleich die hier besprochene Sinfonie (Scherzo) zum Vergleich.....

    Wenn ich so etwas in der Art lese bekomme ich immer spitze Ohren !


    Ich hatte den vorgeschlagenen Test bei der Sinfonie Nr.4 durchgeführt und Kubelik (DG) mit Kertesz (Decca) verglichen. Ich bin aber weiter gegangen und habe den Test auch mit weiteren Sätzen und dann mit fast allen anderen frühen Dvorak - Sinfonien (Nr.1-6) durchgeführt ... dabei ist mir aufgefallen, dass diese im Alfred-Zitat geschrieben Eindrücke nur bestätigt werden können.


    Nach der wenig geschätzten Rowicki - GA auf LP (Philips) hatte ich mit später auf CD die Kubeik - GA (DG) gekauft und war davon im Vergleich höchst angetan.
    Die Frühen Sinfonie waren mit Kubelik immer gut anzuhören - so richtig überzeugt haben mich die die Sinfonien erst ab Nr.6 - dabei blieb es.


    *** Seit ein paar Tagen habe ich die Kertesz-GA (Decca) vorliegen. Ich glaube ich übertreibe nicht, wenn ich jetzt schreibe: Ich hatte mich auch bei Kubelik wieder für die "falsche" GA entschieden. (Der Kauf erfolgte nach der Kubelik-GA der Sinf.Dichtungen, die mit dem Bayerischen RSO erfolgten und noch mehr überzeugen.)
    :thumbsup: Denn Kertesz ist nicht nur hier der Sinfonie Nr.4 vorzuziehen, sondern so ziemlich bei allen anderen Sinfonien auch ... ich bin platt. Mehr dazu an anderer Stelle, wo es besser passt.
    Kertesz bringt ein nie gehörtes Herzblut mit ein, eine genaue Abstufung von Lautstärkegraden, eine fastzinierende spannungsgeladene Emotion, die einfach nur Freude macht. Die Klangqualität im anspruchsvollen Decca-Analog-Sound der 60er Jahre (es rauscht auch nur gering) ist ohnehin ganz mein Ding !


    Die Kertesz-GA hatte mit Versand um die 20€ (neu) gekostet ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang