Die Einsamkeit in der Musik ...

  • ... liebe forianer/innen,


    musik ist neben dem rein musikalischen wie ton, klang, melodie und rhythmus zuallererst die vermittlerin von gefühl, dem gefühl von freude, von leid, von trauer und schmerz und zugleich auch trägerin von ideen, der idee von größe, erhabenheit, schönheit, von glauben und noch vielem anderen . diesen inhalten möchte ich in der mittelfristigen zukunft verschiede threads widmen, sofern dies nicht bereits von mir oder anderen geschehen ist.


    heute nacht möchte ich mit dem gefühl/der idee der einsamkeit begingen.


    wie vermittelt sich für euch die einsamkeit in bzw. durch die musik ... welches sind die stellen, wo ihr euch einsam fühlt ...vielleicht nicht nur psychisch, sondern -fast sogar auch - physisch ...?


    grüße in eine winternacht ...

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Einsamkeit! "Allein! Weh, ganz Allein!"


    Um kurz auf dieses Zitat einzugehen: In Elektras Musik spürt man den Drang nach Rache, Einsamkeit ist in Straussens Oper höchstens ein Nebenproblem.


    Ich muß mich zügeln, um nicht zu viele Beispiele aufzuführen, die dann somit für den Thread "abgehakt" aber nicht ausführlich erörtert sind...


    Einsamkeit und Tod (bzw. die Todessehnsucht) kommen in der Kunst meist Hand in Hand. Kaum einer, der sich heiter und glücklich an seiner selbstgewählten oder zufälligen Einsamkeit erfreut. Glücklich einsame Einsiedler sind selten in der Musik portraitiert. Oder...?


    Vor den vielen Beispielen, die offensichtlich mit Einsamkeit zu tun haben und auch Einsamkeit oder den Wunsch nach Einsamkeit ausstrahlen (zudem Textbedingt oder programmmusikmässig bedingt), viel mir Bruckners Neunte ein, die man zwar keinesfalls nur auf das Thema Einsamkeit verkürzen oder zurechtdeuten darf, aber der "Schlußsatz" (ich weiß, jetzt gibts wieder Haue), also das Adagio (und nicht nur das), strahlt neben anderen Dingen eine traurige Einsamkeit aus, die ich mit Händen greifen kann. Man achte auf das Verebben des Satzes, und zwar nicht nur auf die Hörner, die da den Ausklang bilden, sondern auch auf die Flöte eine Minute vor Schluß. (Ich weiß, jetzt kännte man sagen: na und, was ist da so spektakuläres ausgerechnet an der Flöte, ist doch satztechnisch ganz logisch die Stelle? etc. Naja, erklären kann ich es nicht, nur so eine unpräzise formulierte Gefühlssache, die ich da um 1:12 Uhr mitgeteilt haben möchte.


    Gruß, Markus (weitere Beispiele folgen)

  • lieber markus, ich stimme dir da ganz zu ... bei bruckner möchte ich auch noch eine weitere flötenstelle nennen .. die im langsamen satz der VII. symphonie ... ziemlich zum ende hin, nach den gewaltigen steigerungen, die mit dem - manchmal vorhandenen, manchmal eben auch nicht vorhandenem - beckenschlag enden ....


    ein paradebeispiel für einsamkeit natürlich auch das adagietto aus mahlers V. symphonie.
    hat er es nicht selbst als 'traum der (von) einsamkeit' bezeichnet?


    noch spätere grüße
    jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Ensamkeit?
    Sehr spontan Otar Taktakischwilli's zweites Klavierkonzert!


    Hört sich hier und jetzt zwar erst einmal bescheuert an, ist aber ernst gemeint.


    Dieser georgische Komponist gehört zu meinen erklärten Lieblingen und die Eingangstakte dieses Konzertes, einstimmig auf dem Klavier ohne Begleitung vorgetragen, haben schon seit ich sie kennenlernen durfte-und dies ist lange her- von allen mir bekannten Werken am meisten das Gefühl völliger Einsamkeit hervorgerufen.


    Einsame Grüße in die Nacht,


    Michael

  • hallo, michael, dieser komponist sagt mir leider noch gar nichts ...könntest du ein paar daten nennen oder auch die einspielung, die du besitzt? würde mich schon interessieren ...danke im voraus

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Schubert!


    2. Teil der Müllerin, die ganze Winterreise.


    Auch so mancher Satz aus seinen Klaviersonaten vermittelt dieses Gefühl...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo klingsor,
    schau zum Beispiel einnmal hier,


    http://de.wikipedia.org/wiki/Otar_Taktakischwili


    Die Aufnahme ist auf Melodyia-Schallplatten mit Ellisso Wirssaladze erschienen, also leider nicht im "normalen"Verkauf(gebraucht bekommt man sie schon immer mal wieder, aber leider teuer...), aber ich lade Dich gerne zu einem
    Anhören und Überspielen(leider erst nach meiner Genesung von einem Hörsturz)bei mir zuhause ein!

    Gruß,
    Michael

  • danke, michael, ich wollte immer schon mal ins schöne münsterland .... ;) ;)
    dann drück ich aber erstmal die daumen für die genesung ... :yes:
    jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Wenn ich viel Bach höre, besonders so unglaubliche Stücke wie die Motetten
    oder die großen Passionen (J&M) fühl ich mich regelmäßig
    irgendwie auch traurig und resigniert, da ich unterbewusst feststelle, dass
    ich wohl egal was ich bewerkstellige im Leben, nie auch nur annähernd eine
    solche Perfektion erreichen kann.
    Trotzdem kann ich ohne sie nicht auskommen.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

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  • Guten Morgen Klingsor,


    für mich ist das Adagio aus Schubert's Streichquintett der Inbegriff von Einsamkeit, Verlassenheit.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Ein paar offensichtliche Beispiele (teils explizit thematisiert):


    Händel: "Total eclipse, no sun, no moon" aus Samson (Samsons/Händels Blindheit)


    Schubert: "Der Wanderer" (Ich bin ein Fremdling überall)


    Mahler: "Wenn mein Schatz Hochzeit macht", "Die zwei blauen Augen", "Der Einsame im Herbst", "Der Abschied" aus Lied v. d. Erde


    Allerdings enthalten einige dieser Stücke m.E. auch den positiven Aspekt des Alleinseins (im englischen solitude vs. loneliness), besonders vielleicht das eher mystische "Ich bin der Welt abhanden gekommen" oder auch Schuberts "Wenn meine Grillen schwirren" oder wie das heißt.
    Bei Schuberts Quintett fällt mir eher das Trio als das adagio ein, ebenso der fahle 2. Satz aus dem G-Dur-Quartett
    Unter Liedern von Schubert, Schumann, Brahms dürfte es noch sehr viele geben, die Einsamkeit thematisieren.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auch mir fällt als erstes Schuberts Winterreise ein, dort vor allem "Der Wegweiser". Aber auch das Adagio aus seinem Streichquintett, da geht es mir wie Austria.


    Überhaupt scheint mir die Einsamkeit eher eine Spezialität der Romantik zu sein. Oder wird zum Beispiel in Mozarts Musik irgendwo Einsamkeit ausgedrückt? Melancholie ja, aber Einsamkeit?


    Davon abgesehen: Eine Einsamkeit, die künstlerisch ausgedrückt und gestaltet wird, die sich also mitteilt, ist für mich immer schon ein Stück ihrer Überwindung. Und auch für mich entsteht beim Hören solcher Musik ein Gefühl der Verbundenheit, das über die Einsamkeit hinausweist.


    Es grüßt Euch Carola :hello:

  • Salut,


    das Thema ist schwierig, weil Musik ja dem Grunde nach eine gewisse 'Gesellgkeit' beinhaltet.


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    weil schon einmal ein positiver Aspekt der Einsamkeit angesprochen wurde: da fällt mir zum Beispiel Johann Sebastian Bach mit seinen Cello-Suiten ein. Der Spieler mit seinem Cello allein zu Zweit auf einem Planeten in der musikalischen Galaxis....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Wunderbare Aufzählung, die ich nur voll teilen kann bei den
    Liedern eines fahrenden Gesellen, der Winterreise und den Cello-Suiten.


    Ich würde noch hinzufügen:


    Die Alt-Rhapsodie von Brahms.


    Das Thema wie so oft, Alleinsein, Fortgehen, Verschwinden.


    Wenn es um die existentielle Erfahrung geht, sind auch die Filme von Angelopoulos bei dem Thema unverzichtbar.


    Auch die Streichquartette Schostakowitschs spiegeln für mich das intensive Empfinden nicht nur des Einzelnen, sondern eines Vereinzelten.

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Ach ja, wie konnte ich es vergessen:


    Als Extrembeispiel für Einsamkeit halte ich den ersten Satz der
    "Mondscheinsonate". Wenn man ihn sehr langsam spielt fühlt man
    sich schon sehr introvertiert und weltabgewandt. Dann können
    transzendente und esoterische Momente entstehen.


    Maarten 't Hart ist der Meinung, dass die B-Dur Fuge aus WTK 2
    einen alleingelassenen und einsamen Menschen darstellen soll.
    Der genaue Wortlaut ist mir entfallen.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • ja, ihr habt alle recht, mit den beispielen und den betrachtungen ...


    ulli, auch du hast recht, ich hatte mir das bereits bei eröffnung des threads gedacht, ob musik nicht auch schon überwindung der einsamkeit ist .


    ich denke aber letztlich nicht. und jetzt wirds philosophisch 8o


    es kommt. m.e. darauf an, wie man musik empfindet, sieht man sie
    a) sich gegenüber oder
    b) betrachtet man sie als aus sich herauskommend, quasi selbstschöpfend


    dann b) ist man ja allein bzw. einsam ..eine person, die sich in musik äußert


    a) hier wäre man zunächst zwei 'personen' : das 'ich' und dir 'musik'.
    somit
    aa) nicht einsam, wobei andererseits im gleichklang eine doppelte und damit noch 'schwerere' einsamkeit entstehen könnte
    ab) vielleicht doch per se einsam, indem man sich selbst als existierend zurücknimmt und nur noch dem anderen lauscht, d.h. deren 'empfundene' einsamkeit sprechen läßt


    ich hoffe, es wurde ein wenig deutlich ... :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Lieber Jörg,


    da hast Du wieder ein sehr schönes Thema angeschlagen, das viel zum Nachdenken anregen kann. Denn wie viele Arten von Einsamkeit gibt es nicht?


    Da ist das Verzweifeln vor Einsamkeit, das höre ich nirgends so wie im Adagio von Dvoraks 8. Sinfonie. Hier nimmt die Einsamkeit wirklich physisch beengende Züge an.


    Aber es gibt auch das Gefühl, mitten im Trubel sich selbst zu verlieren und unter allen anderen einsam zu werden, das höre ich etwa im Allegretto der 3. Klaviersonate von Scriabin.


    Und es gibt eine nachdenkliche, in sich versunkene, fast schon glückliche Einsamkeit, so im „Einsamen Wanderer“ aus den „Lyrischen Stücken“ von Grieg.


    Wie ist es mit der Einsamkeit in der Depression, wohl die verbreitetste Form? Ich glaube nicht, dass hier Stücke passen, von denen bekannt ist, dass der Komponist sie begleitet von Depressionen geschrieben hat. In solcher Einsamkeit möchte man einfach keine Musik mehr hören. Empfohlen wird für solche Phasen „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss.


    Am schönsten, wenn das so gesagt werden kann, ist es, wenn es einem Komponist gelingt, die Einsamkeit zum Klingen zu bringen, in die er sich bei seiner Arbeit entfernen kann. Unübertrefflich die ersten Takte aus dem letzten Satz der „Hammerklaviersonate“ von Beethoven.


    Nicht so gefällt es mir, wenn die Einsamkeit gewollt klingt, und da denke ich – sicher ein sehr subjektiver Eindruck – an die „Luft von den fernen Planeten“ in Schönbergs 2. Streichquartett.


    Viele Grüße,


    Walter

  • walter T.


    Wunderschöne Beispiele, die Du aufführst. Ja, das Adagio aus Dvoraks 8. ist schon beängstigend (schön). Leider kenne ich bisher noch keine Sonaten von Skrijabin. Vielleicht sollte ich mich diesem Komponisten doch einmal nähern. Welche Einspielung könntest Du mir da empfehlen?? Und was hältst du von der - falls Du sie kennen solltest - Einspielung bei Brilliant Classics (alle Sonaten von Prokofieff, Shostakovich und Scrijabin)??


    LG
    Wulf.

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  • Eine einsame musikalische Figur ist für mich - da ich aml wieder kaum die Pfoten oder besser gesagt Ohren von Wagner lassen kann - Hagen. Sowohl in seiner Szene "Hier sitz` ich zur Wacht" als auch im Gespräch mit seinem Vater "Schläfst Du, Hagen, mein Sohn?"

  • Hallo Wulf,


    die Brilliant Classics Box kenne ich leider nicht. Als Gesamteinspielung würde ich Igor Schukow empfehlen (telos music). Die 3. Sonate gibt es auch mit Sofronitsky in der Serie "Great Pianist of the 20th Century" bei Philips.


    Viele Grüße,


    Walter

  • Für mich ist einer der einsamsten Menschen der Musik, abgesehen von den genannten Mahler-Stücken, Brittens Peter Grimes: Steht am Strand, aus der Ferne nur ein Nebelhorn und die Rufe der Mennschenmeute, die ihn hetzt.
    Gefühle von Vereinsamung vermittelt mir auch diese erschütternde Narrenszene am Schluss des "Boris Godunow". Und bei Schostakowitsch sind die späten Streichquartette und die 15. Symphonie Dokumente der Vereinsamung.

    ...

  • Guten Abend zusammen. Dies ist der erste Versuch eines Beitrages von mir.
    Zunächst möchte ich den Vielen Recht geben, dass die Musik von Franz Schubert das Gefühl von Einsamkeit vermittelt Besonders heftige Beiträge sind der langsame Satz der späten A-Dur-Sonate und der erste Satz der B-Dur Sonate. Schuberts späte Musik vermittelt zudem für mich ein Gefühl der Ausweglosigkeit.


    Andere Beispiele sind die Sonaten und Partiten für Solovioline sowie die Suiten für Solo cello von J.S. Bach Aber ich komme dieser Art von Einsamkeit besser zurecht.


    Danke für Eure Aufmerksamkeit!
    Liebe herzliche Grüße
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Sagitt meint:


    Schubert beschwört, was er am meisten fürchtete. Er war ein durch und durh geselliger Mensch. Der Verlust von Freunden traf ihn tief.
    Sehr eindrucksvoll wurde dies im Dreiteiler: Mit meinen heissen Tränen dargestellt.Wie sehr er die Gesellschaft brauchte.Die Winterreise fand bei seinen Freunden keinen Gefallen, weil sie mit Einsamkeit konfrontiert.Zu Herzen gehend im Film, singt der sterbende Schubert aus der Winterreise- der letzte Weg- allein.

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  • Hallo zusammen!


    Einsamkeit in der Musik empfinde ich bei den Britten Opern Peter Grimes und Billy Budd, bei Halevys La Juive, bei Musskorgskys Boris Godunow, beim Berg-Violinkonzert und bei Wozzeck, bei Lulu, und natürlich ganz stark bei Schuberts Winterreise

  • @Edwin & Erna:


    Selbstverständlich schließe ich mich sofort eurem "Peter Grimes"-Vorchlag an - wie konnte ich das nur vergessen!
    Gibt es in der Oper eine Stelle, bei der euch die Einsamkeit am präsentesten, am erdrückensten erscheint?


    Gruß aus Berlin
    Wulf.

  • Hallo Wulf!


    Mir gehts bei Peter Grimes wie Edwin, auch bei mir ist das Gefühl der Einsamkeit am stärksten, fast unerträglich in der Szene wo Grimes am Strand steht und die ihn jagende Meute hört.

  • Hallo allerseits,


    das Musikstück, das in mir ein unerbittliches Gefühl der Einsamkeit hervorruft, ist gleichzeitig eines der melancholischsten der Musikgeschichte. Das Werk eines frühbegabten und leider so jung verstorbenen Komponisten:
    der aus Belgien stammende César Franck-Schüler


    Guillaume Lekeu (1870-1894):
    Adagio für (Streich-) Orchesterquartett, LV 13 1891


    In dem zwölfeinhalbminütigen Stück scheinen die berühmten Adagio-Sätze Gustav Mahlers (z. B. der V. und VI. Symphonie) bereits um ca. 10 Jahre vorweggenommen. Lekeu, der darin den schmerzlichen Verlust seines hochverehrten Lehrers Franck zum Ausdruck bringt, läßt das klagende Hauptthema mehrmals im Verlauf durch das Streicherensemble wandern und auch abwechselnd von den drei Solisten (Violine, Viola und Cello) spielen, wohingegen etwa in der Mitte des Stücks die Musik eine Aufhellung erfährt. Ein Lichtstrahl fällt in die dunkle Einsamkeit ein, die Sologeige schwingt sich auf zu lichten Höhen, wie eine Erinnerung an glückliche Tage. Diese Aufhellung ist allerdings nicht von langer Dauer. Die Stimmung kippt wieder um und fällt in die Trostlosigkeit zurück und wird von Minute zu Minute bitterer, dunkler und zu Tode betrübt. Nachdem ich es gerade einmal wieder gehört habe, muß ich sagen: ein einmaliges, tief berührendes Stück Musik des gerade mal 21-jährigen Komponisten.



    Ansonsten fallen mir zu dem Thema 'Einsamkeit in der Musik' Teile aus zwei Symphonien von Ralph Vaughan Williams (1872-1958) ein.
    In seiner Symphonie Nr. 1 "A Sea Symphony" ist der zweite Satz überschrieben mit:
    On the Beach at Night, Alone (Largo sostenuto).
    Und Vaughan Williams gelingt darin die Darstellung des Einsamkeitsgefühls perfekt. Die erste Zeile 'On the beach at night, alone' wird zuerst vom Bariton vorgetragen woraufhin der Frauenchor mit derselben Zeile direkt antwortet. Wenn nach dem in Dur aufgehellten Mittelteil 'A vast similitude interlocks all' (von Bariton und Chor gesungen) am Schluß des Satzes die Anfangspassage vom Bariton wiederholt wird, erwidert der Chor die Zeile diesmal nicht. Das Individuum bleibt alleine zurück.


    In seiner Symphonie Nr. 7 "Sinfonia Antartica" zaubert Vaughan Williams vor allem im ersten und letzten Satz eine unheimliche Atmosphäre der Einsamkeit durch die sehr bildhafte musikalische Schilderung der eisigen Welt der Antarktis.



    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo Zusammen


    Zitat

    musik ist neben dem rein musikalischen wie ton, klang, melodie und rhythmus zuallererst die vermittlerin von gefühl, dem gefühl von freude, von leid, von trauer und schmerz


    Dieser Aussage stimme ich auf jeden Fall voll zu. Ich wundere mich auch immer wieder, daß Musik es schafft, mich von jetzt auf gleich in eine ganz andere Stimmung zu bringen.


    Allerdings habe ich persönlich ein Problem mit dem Gefühl der Einsamkeit bzw. ich habe es noch nie beim Hören eines Stückes empfunden. Ich hoffe, ich muß mir deshalb jetzt keine Gedanken über meine Gefühle machen. ?(


    Wenn ich Musik höre, habe ich immer das Gefühl, einen treuen Freund bei mir zu haben. Einen Freund, der mich animiert, meine Laune verbessert, mich manchmal auch nachdenklich oder traurig stimmt. Aber einsam macht er mich nicht, denn er ist bei mir, unterhält und beeinflußt mich.


    Nehme ich z.B. die genannte Winterreise. Ich empfinde Stille und Ruhe, Traurigkeit, Sehnsucht, Verzweiflung aber auch Aufbäumen, Freude und Hoffnung. Doch das Hören und Empfinden der Musik löst bei mir definitv nicht das Gefühl der Einsamkeit aus - auch wenn das Thema ein einsamer Mensch auf der Flucht ist. Ich fühle mit ihm, aber ich werde durch seine Einsamkeit nicht automatisch auch einsam.


    Einsamkeit ist ein ganz schlimmer Zustand, der bedeutet, daß wir uns niemanden mehr mitteilen und zuwenden können. So kann man zu Zweit an Einsamkeit zugrunde gehen. Vielleicht könnte ich mich noch mit dem Gedanken anfreunden, bei einem Lied „Alleinsein“ zu empfinden. Denn das bedeutet für mich, daß momentan wirklich niemand da ist – nur ich allein und die Musik (was wiederum nicht negativ sein muß) - aber dies kann sich auch im nächsten Takt schon wieder ändern.


    Vielleicht denke und fühle (ach du Schreck 8o ) ich aber auch falsch...


    Liebe Grüße
    Mimi

    che gelida manina....

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