Musik für Esel, Ochs und Narr: Die Hornkonzerte W. A. Mozarts

  • Salut,


    der Wunsch wurde an mich herangetragen, einen Thread über Mozarts Hornkonzerte zu verfassen. Das ist einfach:


    Es gibt vier Werke Mozarts, die unter dem Begriff „Hornkonzert“ geführt werden:


    Concerto N° 1 D-Dur KV 386b [KV 412 u. 514, schon wird’s kompliziert…]
    Concerto N° 2 Es-Dur KV 417
    Concerto N° 3 Es-Dur KV 447
    Concerto N° 4 Es-Dur KV 495


    Zudem gibt es drei Fragmente: Es-Dur KV 370b [Hauptsatz], Es-Dur KV 371 [Rondo, Finalsatz] und E-Dur KV 494a.


    Nicht unerwähnt bleiben sollte das Hornquintett Es-Dur KV 407 [386c] für Horn [solo], Violine, 2 Violen [sic!] und Violoncello; ich nehme es hier auf.


    Vorab: Die Hornkonzerte sind für mich allesamt die wärmsten Solokonzerte Mozarts überhaupt. Das liegt zum einen an der vorherrschenden „warmen“ Tonart Es-Dur, zum anderen am Klang des Hornes an sich: Es vermittelt eine gewisse Nähe, vielleicht durch den genetisch vererbten Jagdinstinkt !?


    Die Werke für Horn solo wurden allesamt für den Hornisten Ignaz Leutgeb komponiert. Leutgeb war ein „normaler“ Orchestermusiker aus der Salzburger Hofkapelle, mehr oder minder ein Freund Mozarts. Er war aber ein tüchtiger Solobläser, ansonsten ein eher ungebildeter Musikant, der es zu etwas höherem nicht bringen konnte, wie Köchel schreibt.


    Ein gewisses „Problem“ stellt bereits das Concerto N° 1 dar: Auffallend, dass es nur aus zwei Sätzen, nämlich einem vollständig instrumentierten Allegro [ursprünglich KV 412] und einem Rondo, das im Autograph größten teils zwar skizziert, aber nur mit Streichern begleitet ist [KV 514]. Als „fehlenden“ Mittelsatz gibt Köchel KV 494a in E-Dur an. Völliger Humbug – zum einen, weil E-Dur nach D-Dur tonartlich im mozartischen – oder Wiener klassischen – Sinne niemals passt, zum anderen ist KV 494a ein Hauptsatz, unzweifelhaft.


    Christoph Wolff hat in seinem hochlöblichen Buch „Mozarts Requiem“ in den Seiten 49ff. [Ausgabe dtv/Bärenreiter] darauf Bezug genommen: Es gibt nämlich eine Version des Rondos [KV 512] von Franz Xaver Süßmayr [SmWV 502]. Offenbar hatte Süßmayr großes Interesse daran, nach der Vollendung des Requiems aufgefundene Fragmente Mozarts zu komplettieren. Die [vollständige] Partitur Süßmayrs wurde lange Zeit für ein Autograph Wolfgang Amadeus Mozarts gehalten, da sich die Handschriften zum Verwechseln ähneln. Selbst Experten tun sich hier schwer. Da es aber in der Begelitung der Streicher, die Mozart ja bereits über weite Strecken ausgeführt hatte, zu der Süßmayrs einen rudimentären Unterschied gibt, meint Wolff, Süßmayr habe lediglich die Horn-Solo-Stimme vorgelegen und er habe das Werk also „neu komponiert“ – unter Verwendung der originalen und unveränderten Hornstimme. Umgekehrt halte ich es für möglich, Mozart hat hier die Hornstimme Süßmayrs verwendet und begonnen, daraus „etwas vernünftiges“ zu machen. Das ist nicht abwertend gemeint: Süßmayr war sein Schüler, letztlich also lediglich ein Instrumentations-Beispiel.


    Wie dem auch sei, so hat Mozart seinen Erstling in diesem Genre etwa Ende 1782 komponiert. Das besagte Rondo hat Mozart spaßeshalber datiert mit


    Vienna Venerdi santo li 6 Aprile 1797 – und das ist nicht alles: Das Autograph des Rondos von Mozart weist durchgehend neckische Bemerkungen auf. Bereits in Takt 8 des Rondos steht „à lei Signor asino“, die Takte 11-20 sind überschrieben mit „Animo - - presto - - - sù via - - - da bravo - - Corraggio - - e finisti già? - - à te.“ Takt 21 geht es gleich weiter mit „- bestia – oh che stonatura. - - Ahi! - - ohimè!“ und Takt 29/30 „bravo poveretto!“. Nahezu jeder Takt ist so in italienischer Sprache von Mozart kommentiert, hier sei noch das Finale zitiert: „finisci? – grazia al ciel! – basta, basta!“.


    Wenn ich nicht irre, hören wir also in den Einspielungen stets die Version Franz Xaver Süßmayrs.


    Ebenfalls Ende 1782 komponierte Mozart das Quintett Es-Dur KV 407 [386c]. Es ist dreisätzig [Allegro – Andante – Allegro] und den folgenden vollständigen Hornkonzerten gleich gebaut. Das Horn ist hier sehr konzertant verwendet.


    Das Concerto N° 2 in Es-Dur KV 417 ist signiert und datiert mit Wolfgang Amadé Mozart hat sich über den Leitgeb Esel, Ochs, und Narr, erbarmt zu Wien den 27. May 1783. Auch dieses Werk ist, wie alle anderen Hornwerke, eine Gefälligkeitsarbeit Mozarts für den angeblichen „Esel“, Geld hat er dafür niemals gesehen. Umso schöner sind sie gelungen. KV 417 ist ebenfalls dreisätzig: Allegro maestoso – Andante [Satzbezeichnung nicht original] – Rondo.


    KV 447, das dritte Hornkonzert, ebenfalls Es-Dur muss vor Februar 1784 komponiert worden sein. In Mozarts „Verzeichnüß aller meiner Werke“, welches mit dem ersten Eintrag am 10.02.1784 beginnt, führt dieses Hornkonzert [noch] nicht auf. Auch dieses Werk weist drei Sätze auf, die vermutlich aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten komponiert wurden. Den Anfang macht lt. Köchel die Romanze in As-Dur, gefolgt vom Allegro-Finalsatz. Erst zum Schluß soll Mozart viel später den Kopfsatz, ebenfalls Allegro, komponiert haben.


    Den Abschluß der Hornkonzerte bildet das Concerto N° 4 in Es-Dur KV 495, 1786 komponiert. Überschrift „Ein Waldhornkonzert für den Leitgeb.“, eingetragen in Mozarts eigenem Verzeichnis am 26. Juni 1786. Das Autograph von KV 495 ist abwechselnd bunt durcheinander mit blauer, roter, grüner und schwarzer Tinte niedergeschrieben. Auch hier ist der Mittelsatz eine Romanze, wie bei KV 447. Vorbild dürfte hier Antonio Rosetti gewesen sein, der nahezu jedes seiner rund 40 [sic!] Hornkonzerte mit einer Romanze als Mittelsatz versah – wer also den Hals nicht voll bekommen kann, höre Antonio Rosettis Hornkonzerte!


    Als Einspielung würde ich in jedem Falle Aufnahmen mit dem Hornisten BerryTuckwell empfehlen – ich habe sie früher gehört. Leider waren es MCs. Heute habe ich aber nahezu ebenso gute Einspielungen mit wechselweise William Purvis und David Jolley mit Begleitung des Orpheus Chamber Orchestra:



    Zu dem Fragment KV 371, das lange Zeit nur aus 219 autographen Takten bestand, wurden am 06.02.1991 [also im Mozartjahr 1991 !] weitere 60 Takte der Originalhandschrift aufgefunden. Es gibt also doch noch Wunder. So meine Notiz im Köchelverzeichnis. Es fehlten die Takte 28-88 [aus heutiger Sicht]. Zufällig konnte man den etwas hinkenden Übergang vor dem Auffinden der "neuen" Takte kaum bzw. nicht bemerken. In der Complete Mozart Edition 1991 wurde das Werk – mit geringfügiger Instrumental-Ergänzung – erstmals von dem Hornisten Timothy Brown und der Academy of St. Martin in the fields eingespielt:



    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo, Ulli!


    Da hat mein Wink mit dem Zaunpfahl also geholfen...
    Vielen Dank für die ausführlichen Informationen!


    Auch ich empfinde die Hornkonzerte Mozarts als "warm".
    Mein Lieblings-Hornkonzert (nicht nur von Mozart) ist KV 495.


    Folgende Aufnahme kann ich empfehlen:


    Neben den vier Konzerten ist noch das Rondo KV 371 dabei - und als wäre das nicht genug, auch noch das Oboenkonzert KV 314.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salut,


    Alan Civil hätte ich fast vergessen - er weilt seit ~15 Jahren [?] nicht mehr unter den lebenden Hornisten, obwohl er das durchaus noch könnte und dürfte.


    Somit müsste das enthaltene Rondo KV 371 in der unvollständigen Version enthalten sein, 60 Takte weniger.Fällt Dir relativ zu Beginn des Werkes ein "Bruch" auf?


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    ein günstiger Augenblick, wieder an meine alte Aufnahmen mit Dennis Brain zu denken, und sie bei Gelegenheit auszugraben und wieder anzuhören.


    Aber trotz des hohen Alters bin ich überzeugt, dass sie mir wieder sehr gut gefallen werden...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo, Ulli!


    Zitat

    Somit müsste das enthaltene Rondo KV 371 in der unvollständigen Version enthalten sein, 60 Takte weniger.Fällt Dir relativ zu Beginn des Werkes ein "Bruch" auf?


    Nein, fällt mir nicht auf.
    Auf der CD steht, daß Civil eine selbst vervollständigte Fassung (auch mit eigener nicht so toller Kadenz) spielt. Das Rondo dauert knapp 6 Minuten.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Salut Pius,


    jetzt, wo Du es sagst, erinnere ich mich tatsächlich daran. Die Originalversion geht 5:29 Minuten, scheint dann im Vergelich recht hurtig gespielt zu sein.


    Ich habe ganz vergessen, meine Einspielung des Hornquintetts KV 407 zu nennen:


    Academy of St. Martin in the Fields Chamber Ensemble:


    Timothy Brown, Horn
    Iona Brown, Violine
    Stephen Shinlges, Viola I
    Anthony Jenkins, Viola II
    Denis Vigay, Violoncello


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    zum Rondo für Horn KV 514 - vgl. den Absatz beginnend mit "Christoph Wolff" im Einführungsbeitrag, darauf nehme ich nochmals Bezug:


    Die Hornsolostimmen stimmen nicht zu 100 v. H. überein. Es gibt einen gravierenden Unterschied - spätestens ab Takt 70ff. - ich zitiere wieder Christoph Wolff, der die These unterstützt, Süßmayr habe "dilettantisch" Mozarts Werk "vollendet" und Skizzen fehlinterpretiert:


    [...] Ein solch hypothetischer Befund läßt sich insofern begründen, als bei Mozarts Entwurfs- und Skizzenaufzeichnungen oftmals mehrere Kompositionen auf ein und demselben Blatt ineinanderflossen. Damit jedenfalls liesse sich unschwer eine Erklärung finden für das unvermittelte Auftreten des Lamentatiotones in Süßmayrs [sic!] Hornrondo - eine Partie, die sich in Mozarts Rondo überhaupt nicht findet. Diese immer eigenartig empfundene Partie wäre demnach nicht als Mozartischer "Instrumentalwitz" zu erklären - zumal Mozart mit der Komposition von KV 514 ohnehin nichts zu tun hatte-, sondern vielmehr als unreflektiertes Festklammern Süßmayrs an einer mißverstandenen Aufzeichnen. [...]


    Das Hornrondo war lange Jahre nur in dieser "Süßmayr"-Version bekannt. Und ausgerechnet die von Wolff angezweifelte Stelle empfinde ich geradezu als himmlisch - eben durch den 1. Psalmton, Lamentatio. "Richtig" eingespielt:



    vom Orpheus-Chamber-Orchester empfinde ich die Stelle keinesfalls als eigenartig - sie ist göttlich! Mir ist es egal, ob sie von Mozart oder SÜßmayr stammt! Die Stelle war für mich schon immer Zentrum dieses Satzes...


    Wie empfindet Ihr das? [Bei der o.g. Einspielung findet das Erlebnis bei 1:57, CD 2, Track 8, statt - mithin in etwa in der Mitte des Satzes].


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich habe zwei recht unterschiedliche Aufnahmen der Hornkonzerte Mozarts. Bei welcher Autowerbung war doch gleich daraus etwas zu hören? Egal:


    Zur Zeit höre ich die Aufnahme mit Anthony Halstead als Solisten auf dem Naturhorn, begleitet von der Academy of Ancient Music (Hogwood).



    Zusammen mit meinen anderen Schallplatten ist eingelagert (und darum z.Zt. nicht hörbar) die für mich schlechthinnige "Super-Aufnahme" mit Alan Civil und dem Philharmonia Orchestra unter Leitung von Otto Klemperer.



    Mein Cover sieht anders aus. Vielleicht glorifiziere ich diese Aufnahme auch in meiner Erinnerung. Ich muss zugeben, dass ich sie schon über zehn Jahre nicht mehr gehört habe. Vielleicht kaufe ich sie noch einmal auf CD. Aber: auch andere Klemperer-Aufnahmen, die ich auf Platte besitze und nicht mehr hören kann, habe ich in den vergangen Jahren noch einmal als CD gekauft, und ich war jedes Mal hellauf begeistert.


    Grüße aus dem hohen Norden von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Kennt jemand die folgende, bei Oehms neu erschienene Aufnahme, auf der der Solist (Hinterholzer) einige Werke mit Naturhorn, andere mit Ventilhorn spielt sowie teilweise mit eigenen Kadenzen versehen hat ?



    Oder wäre die Baumann-Aufnahme, die "nur" Konzerte 1-4 bietet, aber dafür alle auf Naturhorn gespielt, eine bessere Alternative ?

  • Salut,


    ob Natur- oder Ventilhorn ist eigentlich reine Geschmacksache. Ich mag beides, wenn es nur saugut gespielt ist. Der Klang des Naturhornes ist ein klein wenig anders - ich würde meinen "blecherner" [ ?( ], aber da kommt es sicher auch wiederum auf das Instrument an.


    Die gezeigte Aufnahme kenne ich leider nicht.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • So, ich habe mir nun die bereits erwähnten Hornkonzerte des frisch aufspielenden Mozarteum Orchesters unter der Leitung von Ivor Bolton geleistet - und den Kauf gewiss nicht bereut. Der junge Hornist (30 Jahre) Johannes Hinterholzer spielt Konzerte 2-4 und KV 494a mit dem Ventilhorn, Konzert 1 sowie die beiden Rondos hingegen auf dem Naturhorn was faszinierende Vergleiche innerhalb einer CD ermöglicht. Interessant finde ich, dass Hinterholzer nicht unbekümmert drauf los spielt wie bei einer Jagd, sondern ist sein Stil fast schon als "schüchtern" zu charakterisieren, ohne dass das negative Auswirkungen auf die teils halsbrecherischen Stellen hätte. Hinterholzer zeichnet sich zudem für die Kadenzen der Stücke verantwortlich - und hat leider dabei nicht immer so ein glückliches Händchen: zu intellektuell, zu durchdacht als auf die Unbekümmertheit hin konzipiert wirken die Eigenkreationen auch beim mehrmaligen Hören. Auch den Rekonstruktionen von John Humphries hört man an was sie sind - also Rekonstruktionen, die sich nicht immer organisch ins Gesamtbild fügen wollen - ganz im Gegensatz zu Süßmayers Komplettierung des Rondos KV 514. Da soll mir einer etwas Negatives über Süßmayer sagen....
    Das hört sich jetzt alles kritischer an als es gemeint war - es handelt sich auf jeden Fall um eine nachdenkliche Version der Hornkonzerte, in den Mittelsätzen sogar um (sehr) frühe Vorläufer des Waldwebens. Eine Referenzaufnahme ist diese CD dennoch nicht. Und bei Gelegenheit sollte Oehms Grafiker engagieren, die in Zukunft optisch ansprechendere CD-Cover entwerfen....

  • Salut,


    wie "klingen" denn nun die beiden Hörner im Vergleich? Gibt es für Dich eine klare Bevorzugung?


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Bonsoir,


    da ich früher selber Horn gespielt habe, ist der Vergleich für mich nichts Neues... Das Ventilhorn ist natürlich "sauberer" während das Naturhorn etwas unpräziser, dafür natürlicher klingt. Wichtigstes Kriterium ist und bleibt dass gut gespielt wird - sed in dubio pro corni naturali....

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir heute aus reiner Neugierde diese CD gekauft.


    51bFuk1OdiL._SX300_.jpg



    Zitat von Ulli

    Die Hornkonzerte sind für mich allesamt die wärmsten Solokonzerte Mozarts überhaupt. Das liegt zum einen an der vorherrschenden „warmen“ Tonart Es-Dur, zum anderen am Klang des Hornes an sich: Es vermittelt eine gewisse Nähe, vielleicht durch den genetisch vererbten Jagdinstinkt !?


    Ob Jagdinstinkt oder nicht, ich empfinde die Hornkonzerte ebenfalls warm und angenehm unter die Haut gehend. Ich weiss nicht, ob diese Einspielung nun besonders gut ist oder nicht.


    Wie dem auch sei, mir gefällt sie.


    LG
    Maggie

  • Zitat

    Original von Maggie
    Ob Jagdinstinkt oder nicht, ich empfinde die Hornkonzerte ebenfalls warm und angenehm unter die Haut gehend. Ich weiss nicht, ob diese Einspielung nun besonders gut ist oder nicht.


    Wie dem auch sei, mir gefällt sie.


    Das ist das Allerwichtigste. :yes: :yes:


    LG, Paul

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Hallo zusammen,


    diese Frage gehört zwar nicht recht in diesen Thread, aber dennoch.


    In der o.g. Box sind auch Hornkonzerte von Witt, Fiala und Feldmayer sowie die Ouvertüre F-Dur für 2 Hörner, Streicher und Basso contionuo und die Overtüre in F moll für 2 Hörner und Steicher von Telemann.


    Kann mir jemand sagen ob diese bekannterer Natur sind, oder nur unter ferner liefen zählen.


    Diese Stücke erinnern mich eher an das normale Jagdhorn. Hier kommt eher der Bezug zu "Sau tot" auf. Der Klang ist bei weitem nicht so warm wie bei den Hornkonzerten von Mozart.



    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von Maggie
    In der o.g. Box sind auch Hornkonzerte von Witt, Fiala und Feldmayer sowie die Ouvertüre F-Dur für 2 Hörner, Streicher und Basso contionuo und die Overtüre in F moll für 2 Hörner und Steicher von Telemann.


    Dies klingt mir soo bekannt, daß ich denke, daß es vermutlich eine neue Pressung ist von älteren Aufnahmen, die ich schon habe. 2 oder 3 CDs.


    LG, Paul

  • Tuckwell hat die Konzerte meines Wissens mehrfach eingespielt - mit der Accademy o.St.M.i.t.f. (Marriner), dem LSO (Maag) und mit dem English Chamber Orchestra (ohne Dirigent?).


    Kann man da eine bestimmte qualitative Reihenfolge bestimmen?

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Ich kenne nur die Aufnahme des Es-dur - KOnzertes mit der Academy unter Neville Marriner. Ich mag sie auch, aber bei den Konzerten würde ich, wie von Theophilus seinerzeit angesprochen, jederzeit zu Dennis Brain mit dem frühen Karajan greifen:



    Bei 7 Euro plus ggf. Versand gibt es keinen Grund, nicht zuzugreifen.


    :hello: Rideamus

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Natürlich! Es handelt sich ja um Aufnahmen aus 1953. Aber die Klangqualität ist durchaus gut und wenn es unserem Paulchen Panther auch nicht gefallen wird handelt es sich hier wohl um unvergängliche Einspielungen dieser Werke.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Uranus,


    die von Walter Legge in Mono produzierten Aufnahmen stammen aus 1954, das Remastering hat es bei Mono belassen, aber meines Erachtens zu stark die Zügel angezogen. Der Verlust an klaglichem Reichtum wird nach meinem Geschmack durch das Plus an Klarheit nicht aufgewogen.


    Ansonsten war Dennis Brain natürlich schon schlechthin der Mozart-Hornist seiner Generation. Barry Tuckwell kann in jeder Hinsicht als sein Erbe angesehen werden; mit seinen Aufnahmen hatte ich die Mozart-Konzerte vor Jahrzehnten kennengelernt. Seine technischen Fähigkeiten auf dem Horn sind unbestritten, ebenso wie seine Sensibilität für eine spezifische mozärtliche Leichtigkeit und Eleganz. Die Unterschiede zwischen seinen einzelnen Aufnahmen sind eigentlich in erster Linie solche der Aufnahmetechnik.


    Seine letzte Aufnahme mit dem von ihm dirigierten English Chamber Orchestra, das, wie ich finde, einen zügigen, stilsicheren Mozartton trifft, ist aufnahmetechnisch seine beste. Nach meinem Dafürhalten gilt dies auch für die musikalische Qualität. Zum einen scheint es mir, dass er sich im Laufe der Jahre sehr zum Positiven "freigespielt" hat: Mit dem ECO kommt eine fast übermütige Spiellaune herüber, die dadurch noch unterstützt sein mag, dass er selbst das Orchester leitet.


    Eine solche Frische vermisse ich bei seiner ersten Aufnahme mit dem London Symphony Orchestra unter Peter Maag schon sehr, die allerdings unter spieltechnischen Gesichtspunkten ebenso makellos ist, wie auch das Orchester sehr schön zupackend begleitet. Am meisten stört mich bei der Aufnahme aus 1960 die recht geräumige Akustik, die das für meinen Geschmack zu stark besetzte Orchester noch einmal unangemessen aufwertet.


    Eine Unterscheidung zwischen Tuckwells zweiter Aufnahme aus 1972 mit der Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner fällt letztlich schwer. Ich habe Marriners Mozart nie besonders gemocht, er scheint mir immer etwas altväterlich - aber das ist ein sehr subjektiver Einwurf. Die Academy spielt frisch und elegant auf und bringt einen stilsicheren Mozart dar. Tuckwell sowieso.


    Unterm Strich würde ich - wenn es einem nicht darauf ankommt, die Konzerte auf dem Naturhorn zu hören - nach allem zu der von Tuckwell selbst dirigierten Aufnahme mit dem English Chamber Orchestra greifen: Tuckwell spielt auf dem Ventilhorn mit Witz, Verve, Charme und Grazie, in den langsamen Sätzen sehr lyrisch, und sein eigenes Dirigat gibt dem ganzen eine besondere Unmittelbarkeit, die bei den beiden anderen Aufnahmen fehlt.


    Die Einspielung enthält zudem die kleineren Stücke KV 370b, 371, 514 und Anh. 98a, so dass auch alles beisammen ist ...


    ... genauer gesagt: ich würde diese Einspielung nicht nehmen, weil es mir schon auf das Naturhorn ankommt, aber das hält Ulli ja für

    Zitat

    eigentlich reine Geschmacksache.

  • Hallo,


    falls HIP gewünscht ist, kann ich diese Einspielung des Konzertes KV 447 empfehlen [die Cadenzen gefallen mir allerdings nicht besonders]:



    Ulrich Hübner, Horn
    Anima Eterna
    Jos van Immerseel

    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lieber Ulli, Du Hellseher, da greifst Du doch glatt meine Lieblingsaufnahme für mein liebstes der vier Konzerte heraus - na gut, ist vielleicht nicht so schwer, da Anima Eterna unter van Immerseel :] . Das ist also gleich der eine Nachteil: Es findet sich nur das dritte Konzert KV 447 darauf, aber das ist ja auch das Schönste :yes: .


    Ulrich Hübner spielt hier ein ventilloses Naturhorn mit einem wirklich schönen vollen Ton, rund und weich im Ansatz und sehr charaktervoll. Obwohl sich dies in der reinen Spieldauer der Sätze kaum niederschlägt, kommt Anima Eterna mit einer ganz anderen Attacke daher, als seinerzeit der Concentus musicus Wien, der daneben im ersten Satz fast behäbig wirkt. Anima Eterna klingt jugendlicher, unbeschwerter, auch knackiger, in gewisser Weise mozärtlicher - und zwar im ersten Satz mit deutlichem Abstand. In gleicher Weise lässt sich dies auch bei einem Vergleich zwischen einerseits Ulrich Hübners und andererseits Hermann Baumanns Spielweise sagen: Die Entwicklung der historisch informierten Spielweise ist seit 1973 ebenso wenig stehengeblieben, wie die Auffassung der Mozart-Interpretation. Das macht sich auch in der Art und Weise bemerkbar, wie Hübner seine Kadenz spielt: Sie scheint etwas introvertierter als bei Baumann, jedoch ausgesprochen lyrisch, etwas leichtfüßiger, melodisch sehr schön ausgearbeitet, während Baumann doch eher den leidigen, aber virtuoseren Jagdhorncharakter heraus kehrt, dafür aber interessante klangliche Effekte, z. B. eine überblasene Zweistimmigkeit, einbaut. Für mein Ohr können die Kadenzen beider Solisten gut nebeneinander bestehen, und nur, wenn ich zur Entscheidung gezwungen wäre, würde ich Hübners Art bevorzugen. Die Unterschiede sind im zweiten und dritten Satz allerdings nicht mehr so deutlich wie im ersten.


    Trotz oder wegen der offensichtlichen Unterschiede greife ich immer wieder auch auf die Einspielung mit Herrmann Baumann und dem Concentus musicus Wien unter Nikolaus Harnoncourt zurück (Teldec 0630-17429-2).


    Die Romanze gelingt Baumann und Harnoncourt ausgesprochen lyrisch, und im dritten Satz sind Solist, Dirigent und Orchester sich, anders als allein im ersten Satz, im Zugriff einig, können Hübner und Kollegen Paroli bieten und überzeugen vollständig. Was auffällt ist allerdings, dass Baumann weitgehend darauf verzichtet, Verzierungen einzusetzen, von denen Hübner lebhaften Gebrauch macht. Diese reizvolle Verzierungstechnik unterstreicht die Lebendigkeit und Beweglichkeit von Hübners Spiel sehr positiv.


    Baumanns Einspielung enthält das 3., 2., 1. und 4. Konzert, nicht jedoch die kleineren Werke. Die weiteren Konzerte sind überzeugend eingespielt, so dass ich gerne zu dieser Aufnahme greife und sie nach wie vor für die maßgebliche Interpretation auf dem Naturhorn halte. Mit Rücksicht auf den zivilen Preis empfiehlt sie sich auch als Kostprobe für diejenigen, die mit dem Klang des Naturhorns und seinen Besonderheiten noch nicht vertraut sind. Die Chancen sind gut, dass der Ersthörer bei dieser Einspielung bleibt oder sie als gute Ergänzung zu Tuckwell, Brain oder anderen sieht.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Hallo,
    das Forum hat sich mal wieder als Ratgeber bestens bewährt - vielen Dank für Eure sachkundigen Hinweise - ich glaube, es wird Tuckwell /English Chamber... werde aber vesuchen, probezuhören.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Hallo!


    Ich habe eine Frage:
    Wie ist denn die Pyatt/Marriner-Aufnahme? Evtl. kann jemand mit Civil/Marriner und/oder Brown/Marriner vergleichen?



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo,


    dieser Thread strotz nur so vor Sachkenntnis und guten Beiträgen.


    Nachdem die CD mit Anthony Halstead und The Academy of Ancient Music unter Chr. Hogwood schon vorgestellt wurde, muß ich das nicht nochmal machen.


    Naturhorn ist auch meine Wahl - die Meinung, dass es "blecherner" klänge als die Ventilvariante, höre ich gerade entgegen gesetzt.


    Wegen des Intruments höre ich alle Werke auf der CD gerne - aber der 3. Satz von KV 495 ist schon "super".


    Nebenbei: Vor längerer Zeit hörte ich im kleinen Rahmen Stücke - welche weiß ich nicht mehr - für Horn und Harfe; meine anfänglichen Bedenken, wie das wohl zusammen klänge, waren völlig unbegründet - es klang sehr gut.


    Viele Grüße
    zweiterbass
    .

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • 71L4J-0EmDL._SX300_.jpg


    Dies ist in diesem Thread erst das zweite Posting seit dem 3. November 2008, und ich muss mich an meine eigene Nase fassen, habe ich doch die Konzerte seit ca. 20 Jahren nicht mehr gehört. Aber heute habe ich sie gehört, in der Einspielung von Alan Civil und Otto Klemperer vom Mai 1960. Alan Civil war der Nachfolger Dennis Brains als Solohornist beim Philharmonia Orchestra. Dennis Brain war 1957 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Er hatte 1953 eine legendäre Aufnahme der Konzerte, damals noch in Mono, gemacht, ebenfalls mit dem Philharmonia Orchestra und Klemperer.
    Nun, die Aufnahmen von Alan Civil gefallen mir auch sehr gut, er spielt hochvirtuos, und zusammen mit dem POL und Klemperer bildete er in diesen Konzerte eine wirkliche Einheit. Ich war überrascht, als ich die ersten Töne von KV 412 hörte, wie bekannt mir alles noch war, obwohl ich nur die Aufnahme mit Gerd Seifert und dem Berlinern unter Karajan hatte. Aber ich habe die Konzerte damals halt oft gehört. Besonders haften geblieben sind mir die KV 447 und 495. Interessant ist ja, dass das 1. Konzert in D-dur steht und die anderen drei in der Nachbartonart Es-dur. Die Konzerte sind so schön, dass man sie sich ruhig öfter anhören sollte. Mir fiel beim Hören sofort ein anderes Konzert in Es-dur ein, sozusagen ein Schesterkonzert von KV 447, nämlich das Klavierkonzert Nr. 14 Es-dur KV 449. Mozart muss sie unmittelbar nacheinander komponiert haben, in seinen besonders "fruchtbaren" Jahren 1738/84. Auch dieses Klavierkonzert ist ein Lieblingskonzert von mir, vor allem auch wegen des überragenden langsamen Satzes. Ähnlich verhält es sich mit den Hornkonzerten, vor allem mit KV 495. Wer also diese Klempererbox hat und die Hornkonzerte noch nicht gehört aht, sollte dies schleunigst nachholen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Er hatte 1953 eine legendäre Aufnahme der Konzerte, damals noch in Mono, gemacht, ebenfalls mit dem Philharmonia Orchestra und Klemperer.


    Nein, diese Aufnahme entstand mit Herbert von Karajan.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Oh, dann bin ich wohl von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Da diese Aufnahme im Booklet der Klemperer-Box erwähnt wurde, bin ich davon ausgegangen, dass er am Pult gestanden hätte. Ich hätte doch besser recherchieren sollen. Schönen Dank für den Hinweis.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner