Sind Klassikliebhaber schlecht manipulierbar ?

  • Liebe Forianer,


    Vor eingen Tagen Erreichte mich ein Bitte einer Studentengruppe um Mitwirkung an einer Umfrage - bezüglich Klassikkunden - wir sollten "mitmachen"


    Ich hab mir die Umfrage damals angesehen und festgestellt , daß sie sehr darauf aus war, Liebhaber der Klassischen Musik zu durchleuchten und zu sehen wie vermarktbar dies Gruppe ist, da waren einerseits plumpe Fragen, die zeigten, daß die Fragenden selbst keine Ahnung von Klassischer Musik hatten (das soll kein Vorwurf an die Studenten sein, denn das haben heutzutage sogar die wenigsten Manager von Tonträgerfirmen :D ) andererseits solche, die genau in richtung Vermarktung zielten. Frasgen nach Alter und Einkommen rundeten - wie gewohnt - das Bild ab. Es sah so aus als plante jemand (wie originell) ein "Klassikforum" mit angeschlossenem Shop - oder eher umgekehrt.


    Nun hat sich der Auftraggeber etwas (aus seiner Sicht) beonders cleveres einfallen lassen. Er gab die Studie nicht etwa bei einer Marketingfirma in Auftrag, nein es wurde eine "Aufgabe" für Studenten draus (Das kostet nichts und die Motivation ist hoch)


    Wer mich kennt, weiß , daß ich die Umfrage nicht zugelassen habe.
    Nun sind unsere Studenten aber in Bedrängnis - sie müssen was abgeben:



    Also gut, machen wir ihnen den Gefallen. Schließlich lasse ich mir auch gern Honig uns Maul schmieren ("grösstes Klassikforum im deutschen Raum")


    Dazu sollte ich in groben Zügen die Fragen erörtern. Einerseits wurden unwichtige Fragen, die Interesse heucheln sollten (Spielen sie ein Instrument?) mit wirtschaftlich relevanten Fragen (Interessen an organisierten Musikreisen, abklopfen finanzieller Potenz etc.) vermischt.
    Aus meiner Sicht einfach widerwärtig. Gleich ein Hinweis von meiner Seite: Professionelle Institute stellen auch keine geschickteren Fragen, jedoch wissen sie schon im vornhinein was ihr Auftraggeber für Antworten wünscht :baeh01: Das ist eben professionell.


    Also - Wie vermarktbar ist der Klassikkunde ?
    und wenn ja- warum nicht ? :D


    Beste Grüße Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hab den Aufruf zum Fragebogen schon in einem Fremdforum gesehen, hat mich allerdings nicht interessiert oder dazu veranlasst den Studenten oder gar der kommerziellen Marktforschung behilflich zu sein.


    Ich glaube, daß mein Kaufverhalten so unberechenbar (ja auch für mich selbst) ist, daß ich den Marketingleuten nicht wirklich helfen kann, wenn ich einen Fragebogen ausfülle.


    p.s.: für mein letztes Marktforschungsgruppengespräch habe ich 45 Euro verdient. (Nur so als Tipp...)

  • Hallo,


    mein Kaufverhalten ist leider berechenbar. Kommt eine Einspielung der 12. Sinfonie von Allan Pettersson auf den Markt, kaufe ich sie. Ich kann nicht anders.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Salut,


    ich finde den Thread insgesamt - unabhängig von der Umfrage - sehr interessant.


    Ich kann hier nur von mir reden - denke aber, dass dies auch auf einige Klassikliebhaber, -freaks etc. zutreffen wird, deswegen werde ich verallgemeinern.


    Der homo philoclassicus [©2006 by mir] ist sehr wählerisch, verschroben und mit weiteren eher nicht so gerne genannten Adjektiven befreundet. Er ist komplex und nicht in ein System pressbar. Es gibt eine Bandbreite von ausübenden Musikern bis hin zum Ottonormalverbraucher der Klassik durch alle Schichten hindurch. Ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass bei einer solchen Umfrage ein taugliches Ergebnis herauskommt.


    Mich persönlich interessieren überwiegend die Komponisten aus der Zeit Mozarts [der Tellerrand ist klein, aber die Suppentasse, die draufsteht, ist tief] - wenn es ein Kästchen zum Ankreuzen gäbe, hier immer aktuell über neue Einspielungen unbekannter Komponisten mit CD-Angebot informiert zu werden, würde ich sicherlich mein Gartenhäuschen mit einer zusätzlichen Hypothek belasten müssen. Am besten: Einfach alles, was es aus der Zeit 1650-1820 gibt, einspielen - ich kaufe es. Irgendwann. Es sollte auch immer kaufbar sein, das ist wichtig. Nicht nur Eintagsfliegen.


    Die finanzielle Situation ürbigens kann sich heutzutage sehr schnell ändern, somit ist eine solche Umfrage in meinen Augen eher schwachsinnig, wobei ich hier niemanden angreifen möchte. Die wichtigste Frage nach der Einkommensfrage [dem Potential also] ist demnach: "Wie sicher ist Ihr derzeitiges Einkommen?". [Sie erhalten in Kürze eine Rechnung der Firma Blees & Co. GmbH, Unternehmensberatung].


    Das Interesse bei organisierten Musikreisen dürfte eher etwas für die Altersgruppe ab 55 :baeh01: sein, womöglich noch mit einem klimatisierten Bus [wobei ihn die Klimaanlage nicht am Umkippen hindern wird].


    Zitat

    "Klassikforum" mit angeschlossenem Shop


    Warum nicht? Der TAMINO-Klassik-Shop. Der Preis richtet sich degressiv nach der Anzahl der Postings - dann kann ich mir auch wieder etwas leisten.


    Nein, im Ernst: der Effekt einer solchen Umfrage ist in der Regel, daß die Teilnehmer künftig mit Werbebotschaften bombardiert werden. Es ist durchaus möglich und auch Tatsache, dass das ein oder andere Schnäppchen dabei ist - dennoch wird durch den hpc akribisch ausgewählt. Es reicht einfach ein aktueller Gesamt- und Neuheitenkatalog. Der hpc - ich zumindest - suche gezielt nach der Einspielung eines Werkes, die beste Werbung nutzt da nichts, wenn ich gerade etwas anderes im Kopf habe...


    Hoffentlich hilfts - ich krieg dann aber auch den Dr. h.c. bittschön.


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo, Markus!


    Zitat

    Ich glaube, daß mein Kaufverhalten so unberechenbar (ja auch für mich selbst) ist,...


    :D


    (kenne ich auch von mir)


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Der Klassikkäufer ist im Durchschnitt (da sollte unser jugendliches Forum uns nicht täuschen) relativ alt, am oberen Ende oder knapp oberhalb der Hauptzielgruppe (15-40) der Werbeträger, relativ gut ausgebildet (häufig Akademiker, wenn auch heute nicht mehr unbedingt typischer "Bildungsbürger") und daher trotz mieser Zeiten für abhängig Beschäftigte auch hier ein wenig besser dran als der Durchschnitt. Da aber unter Klassik eben auch Bocelli &Co fallen, muß man dann anfangen zu differenzieren. Bocelli &Co kann man ungefähr so vermarkten wie Pop auch (ist ja nichts anderes), es muß halt etwas edler und gediegener aufgezogen werden.
    Meine Erfahrung (eigene und von Bekannten) sagt jedenfalls, dass auch der finanziell weniger potente Klassikfan (Student, Musiker, jobbender Lebenskünstler usw.) oft überdurchschnittlich viel Geld für Tonträger (ggf. auch Konzerte etc.) ausgibt, da selten weitere teure Hobbies verfolgt werden oder sonst ein eher bescheidener Lebensstil gepflegt wird.
    Vorhersehbares Verhalten? Bei mir gibt es eine Mischung aus Spontankäufen und ziemlich vorhersehbaren Sachen. Meine vorletzte Bestellung galt Guldas "Mozart-tapes" und den Mono-Aufnahmen Fricsays, auf die ich schon lange wartete; das war vorhersehbar. Gestern brachte mich Thomas' Hinweis dann dazu die Alte-Musik-Boxen zu bestellen, das war spontan, um den Tellerrand zu erweitern.
    Was ich für den Hauptfehler der Industrie momentan halte, habe ich schon mehrfach wiederholt (und bin froh, das wenigstens Robert Stuhr da mit mir einer Meinung zu sein scheint): Die absurde Preisstruktur, zu hoher Vollpreis und insbesondere zu großer Abstand zu preiswerteren Angeboten. Kein Wunder, dass man dann im Ausland bestellt...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Bei uns kam der Eindruck auf, dass diese Art von Community
    nicht für AFG - Marketing geeignet ist und daher für betriebswirte wenig
    relevant.


    Soso, so nennt man das jetzt also, wenn man es nicht schafft, seine Recherche so zu strulturieren, dass sie einen vorzeigbaren Erfolg präsentiert - man erklärt das Zielobjekt einfach für ungeeignet / nicht relevant. Die "klassische" Variante dieser Behauptung wäre die Geschichte mit dem Fuchs und den sauren Trauben.


    Dass Klassikkäufer offensichtlich intelligent genug sind, nicht freiwillig für irgendwelche "Marketingumfragen" sensible persönliche Daten herauszurücken, bedeutet keineswegs, dass man ihnen nichts verkaufen, oder nicht bestimmte Einkäufe schmackhaft machen könnte. Und das auch ganz gezielt. Aber, da stimme ich JR absolut zu, das würde ein grundsätzliches Überdenken der Preisstrukturen erforderlich machen - auch ich empfinde das (in den letzten zwwei Jahren noch einmal kräftig heraufgeschraubte) Preisniveau von Vollpreisaufnahmen als eine Unverschämtheit. Dann wäre da noch das Klassikliebhaber (absichtlich?) frustrierende Phänomen, dass anerkanntermaßen herausragende ältere Aufnahmen einfach aus dem Katalog gestrichen werden - statt dessen wird dann die Neuaufnahme des diesjährigen "Wunderkindes" mit aller Medienmacht breitbandig gepuscht. Ein derartiges Marketing mag zwar Absatzzahlen im "populäre Klassik"-Segment erzielen, spricht jedoch die Käufergruppe der, sagen wir, "besser informierten" Klassikliebhaber jedoch nur im Ausnahmefall an, nämlich wenn hinter der Medienpropaganda auch tatsächlich eine entsprechende Qualität steht - und dann wird in der Regel trotz des Medien-Images gekauft und nicht deswegen (Bsp: Hilary Hahn).


    Gruß


    katlow

  • Hallo Zusammen


    :angry: Puh - eigentlich sehe ich Rot-Roter-Knallrot - wenn ich diese Umfragen höre... Wöchentlich erreichen mich solche Anrufe (dienstlich und privat) - zu meinem Kaufverhalten, meiner Freizeitgestaltung, meinem Konsumverhalten und meinem Was-Weiß-ich-nicht-Verhalten.


    Und immer wieder bekommt man erst mal schmeichelnde Worte (super Firma, größter Kunde, sie sind ausERwählt usw.) oder die Versprechung einen SLK zu gewinnen oder von mir aus auch einen XYZ.


    Das Spielchen ist nur darauf ausgelegt, die Informationen zu sondieren, entsprechend zu speichern und weiterzuverkaufen - mit der Adresse des Kunden wird dann richtig Geld verdient und das Opfer, das so bereitwillig Auskunft gegeben hat, wird mit Werbemüll zugeschüttet oder auch ständig zu Verkaufsfahrten eingeladen.


    Ganz arg finde ich noch die Abfrage nach dem Gehalt - fehlt nur noch die Frage, wieviel davon als Bargeld im Haus zu finden ist...


    Ich finde es nicht gut, diesen Marktforschungsunternehmen noch mehr Geld in den Rachen zu werfen - auch wenn mir die armen Würste, die für einen Hungerlohn im Call-Center sitzen, irgendwie Leid tun.


    Und wenn ich mir jetzt durchlese, was ich grade so geschrieben habe, dann fällt mir dazu nur spontan und mit einem strahlenden Gesicht ein: "Ja ! Klassikliebhaber sind schlecht manipulierbar (und lassen sich schon gar nicht in Schubladen packen - höchstens mit einer guten CD und einem entsprechenden Player)... :baeh01:


    Mimi

    che gelida manina....

  • O soave fanciulla...
    Ach,das ist eine andere Geschichte;ich wollte sagen:Hallo Mimi,du hast mir aus dem Herzen gesprochen.Ich nehme den Hörer nur noch ab,wenn ich die Anrufer-Nr.lesen kann.Sind wir eigentlich Leidensgenoss(inn)en,weil wir im selben Breitengrad der Republik wohnen oder handelt es sich hier um ein bald globales Belästigungsproblem?Wie auch immer,wir sollten uns eine Fahne basteln und gemeinsam losmarschieren.
    Und dann wage jemand,uns von der Seite anzuquatschen und nach der besten Violetta aller Zeiten(Klassikforum :kotz: ) oder nach Mimis schönstem Tod ;( zu fragen.Dann kannst du deine Lebendigkeit schlagkräftig unter Beweis stellen.Meine tatkräftige Unterstützung ist dir gewiß!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Aus meiner Sicht ist das alles noch viel komplexer und komplizierter.
    Den "Klassikkunden" gibt es eigentlich gar nicht. Es gibt Fußballfans, Sporttaucher, Modellauer, Eisenbahnfreaks, Hobbyköche, etc etc.


    Sie alle haben innerhalb ihrer Gruppe viele Gemeinsamkeiten.
    Bei Klassikfreunden ist das anders. Was hat ein Liebhaber von Mozart mit einem der zeitgenössische Musik liebt gemeinsam ? Allenfalls zwei Ohren.
    Die Interessen liegen soweit entfernt, wie Jazz und dem Grand Prix der Volksmusik. Das ist es auch was das Betreiben eines Klassikforums so relativ schwierig macht.


    Was ist das, was die Klassikwelt
    im Innersten zusammenhält ?


    fragt man sich da frei nach Goethe. Vielleicht einzig das Gefühl einer Minderheit anzugehören. Vielleicht auch das Wissen daß wir alle Individualisten sind - aber letztlich befetzen sich ja auch Klassikfreunde - wenngleich auf eine sehr subtile Weise.


    Ja was dieses Klassikforum zusammenhält, das frage ich mich wirklich -alle bisherigen hatten nämlich aus meiner Sicht nur kurzzeitig Erfolg.- und ich muß sagen manchmal ist es schwierig alle Wünsche unter einen Hut zu bringen.


    Ich bin übrigens ganz sicher, daß der Auftraggeber der Umfrage, die Aussage, daß Klassikforen nicht für AFG-Marketing geeignet wären - nicht gelten lassen wird. Wenns dann nicht funktioniert sind alle schuld - nur nicht die Grundidee . Und natürlich der böse Konsument :baeh01:


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Siegfried


    :lips:

    Zitat

    O soave fanciulla...

    Danke, danke für die netten Blümchen ! :jubel:


    Ich glaube nicht, daß es ein bundeslandabhängiges Problem ist, sondern vielmehr - wie Du richtig festgestellt hast - ein globales. Man sollte sich immer vor Augen halten - im Grunde wollen die alle nur eins - Dein Geld.


    Schön, daß Du gemeinsam mit mir in den Kampf ziehen möchtest. Aber Deine Tarnkappe, mein lieber Siegfried, die möchte ich dann bitte in meinen Rucksack packen, denn ich habe bis dato - trotz wilder Suche - noch keinen Drachen gefunden, in dessen Blut ich meine zarte Haut :rolleyes: unverwundbar machen könnte, um mich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen ... :D


    Liebe Grüße
    Mimi

    che gelida manina....

  • Lieber Alfred,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Aus meiner Sicht ist das alles noch viel komplexer und komplizierter.
    Den "Klassikkunden" gibt es eigentlich gar nicht. Es gibt Fußballfans, Sporttaucher, Modellauer, Eisenbahnfreaks, Hobbyköche, etc etc.


    Sie alle haben innerhalb ihrer Gruppe viele Gemeinsamkeiten.
    Bei Klassikfreunden ist das anders. Was hat ein Liebhaber von Mozart mit einem der zeitgenössische Musik liebt gemeinsam ? Allenfalls zwei Ohren.


    Ganz so kann ich es nicht sehen. Ich stimme Dir zu, es gibt manche modernistischen Torheiten, die mit Mozart eigentlich nichts mehr zu tun haben. Ich nehme diese Torheiten aber nicht so ernst. Das wird sich nicht halten und wird auch auf die Dauer keine Rolle spielen.


    Klassische Musik ist in erster Linie Kunstmusik, Musik mit einem künstlerischen Anspruch. Diese hat ihr Publikum und wird immer ihr Publikum haben und Menschen die dieses "Hobby" verbindet, werden immer sich über diese Leidenschaft auch immer verbunden fühlen.


    Zitat

    Die Interessen liegen soweit entfernt, wie Jazz und dem Grand Prix der Volksmusik. Das ist es auch was das Betreiben eines Klassikforums so relativ schwierig macht.


    Ich verstehe Deine Schwierigkeiten schon. Andererseits gibt es durchaus einen unverrückbaren Kanon klassischer Musik. Die allermeisten Menschen, die hier schreiben, werden doch zum Beispiel die Musik Beethovens zu schätzen wissen. Also wenn einer 20 Jahre klassische Muik hört, aber die ihm dann nie über den Weg liefen, das macht mich schon mißtrauisch.


    Natürlich gibt es auch Toren ( um nicht stärkere Kraftausdrücke zu benutzen). Ich kannte mal einen, sehr netter Kerl übrigens, der hatte in der Musik zwei großen Leidenschaften: Japanische Punkmusik und klassische Musik. Nur halt "romantische Musik", die mochte er nicht. Und die Epoche der "romantischen Musik" war seiner Auffassung nach eine Stilepoche, die von von Hildegard von Bingen über Palstrina bis zu Dimitri Schostakowitsch reichte. Nur irgendwelches avantgardistische Zeug hörte er sich an und fand meinen Musikgeschmack dann höchst rückständig. Sowas nimmt kein halbwegs gebildeter Mensch ernst, genauso wenig wie die Liebhaber moderner Kunst, die sich 5 Punkte links und drei Striche rechts begeistern können.



    Zitat

    Was ist das, was die Klassikwelt
    im Innersten zusammenhält ?
    fragt man sich da frei nach Goethe. Vielleicht einzig das Gefühl einer Minderheit anzugehören. Vielleicht auch das Wissen daß wir alle Individualisten sind - aber letztlich befetzen sich ja auch Klassikfreunde - wenngleich auf eine sehr subtile Weise.


    Ich bin der Überzeugung, daß die meisten hier die Liebe zur klassischen Musik zusammenbringt. Mit gewissen Präferenzen natürlich. Die finde ich auch normal, auch wenn ich mich persönlich tendenziell doch eher als einen Universalisten verstehe. Ich kenne eigentlich kaum klassische Musik, die mich nicht interessiert ( mit der Renaissancepolyphony tue ich mich etwas schwer, zugegeben, und kenne ich mich auch nicht gut aus). Und wenn es Bereiche in der klassischen Musik gibt, wo ich noch nicht so viel kenne ( bei mir vor allem die Opern), dann möchte ich in der Zukunft noch mehr kennen lernen. Insofern ist auch für mich hier eigentlich auch ( fast) alles interessant. Auch wenn ich nicht auf jede Empfehlung, die hier abgegeben wird, gleich in den Plattenladen renne, aber es beeinflußt mich schon. Ich sammle "Meinungen" gewissermaßen.


    Zur Manipulierbarkeit noch: Gebildete Menschen sind weniger leicht zu manipulieren als ungebildete, und Klassikliebhaber sind im allegemeinen gebildet. Allerdings gibt es wohl eine Manipulierbarkeit des Gebildeten. Der Gebildete ist eben genau an dem Punkt manipulierbar, wo sein "Ruf", seine "Bildung" auf dem Spiel steht. In dieser Hinsicht befindet er sich durchaus nicht im Stadium "paradiesischer Unschuld". Wo "große Namen" fallen, "anerkannte Experten" ihr Urteil ausdrücken, wo hochgebildete Akademiker ihre Meinung kundtun, da sind viele durchaus gebildete Menschen sogar sehr leicht zu manipulieren. Sie sind nicht nur leicht "einschüchterbar", sondern übernehmen diese Meinungen dann auch. Und man kann diese Manipulierbarkeit des Gebildeten ( oder meistens auch nur des Halbgebildeten, der gerne als gebildet gelten möchte) auch ganz gezielt und bewußt ausnutzen. Man kann auch einen Menschen solange auf ein Blatt mit drei Punkten starren lassen, bis er irgendwann eine spirituell - ästhetisches "Erweckungserlebnis" hat.


    Gruß Martin

  • Zitat

    Original von Martin
    Man kann auch einen Menschen solange auf ein Blatt mit drei Punkten starren lassen, bis er irgendwann eine spirituell - ästhetisches "Erweckungserlebnis" hat.


    Alfred


    Oder solange, bis er mit falschem Namen unterschreibt... :D


    Unwiderstehliche Vorlage, sorry!


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo :lips: Mimi,
    wie die Sage lehrt,bin ich leider doch nicht so unverwundbar wie es scheint.Das verflixte Eichenblatt hat sich während des Bades im Blut des Lindwurms von der angestammten Stelle entfernt :O und zwischen die Schulterblätter gemogelt,wo die fortan verwundbare Stelle den Mörder Hagen zum Meucheln geradezu einlud.Da half selbst die Tarnkappe meines tolldreisten Ziehvaters Mime nichts mehr.Der Rest ist bekannt:Götterdämmerung 3.Akt Trauermarsch. ;(
    Und die Moral von der Geschicht:Trau niemals einem Hagen nicht! :evil:


    Du siehst,wir können uns anstrengen ,wie wir wollen: Ob wir nun Mimi oder Siegfried heißen,am Schluß des letzten Akts sind wir immer die Dummen.Doch nicht ganz:Nachdem der Vorhang gefallen ist,dürfen wir wieder aufstehen und uns artig verbeugen. :jubel:
    Ist das nicht tröstlich?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Sie alle haben innerhalb ihrer Gruppe viele Gemeinsamkeiten.
    Bei Klassikfreunden ist das anders. Was hat ein Liebhaber von Mozart mit einem der zeitgenössische Musik liebt gemeinsam ? Allenfalls zwei Ohren.
    Die Interessen liegen soweit entfernt, wie Jazz und dem Grand Prix der Volksmusik.


    Das halte ich mit Verlaub für ganz falsch. Erstens gibt es ganz gewiß mehr Leute, die sowohl Mozart als auch zeitgenössische Musik hören als solche, die Mozart und Grand Prix der Volksmusik ,oder solche, die zeitgen. Musik und Grand Prix der... hören.
    Zweitens und das kann man sowohl einigermaßen statistisch belegen als auch dürfte es das einzige sein, was die Marktforschungshanseln interessiert, wird man (immer nur im statistischen Durchschnitt, jeder kennt ein Gegenbeispiel!) ziemlich sicher positive Korrelationen finden zwischen Mozart- (inklusiv) ODER Stockhausen-Hörern (und auch noch Jazz und noch ein paar Kategorien, völlig egal, was diese Msuikrichtungen tatsächlich gemeinsam oder nicht gemeinsam haben) gegenüber Popmusik/charts-Hörern bezüglich:


    Einkommen, Vermögen, Bildungstand, Alter, Preis der Hifi-Anlage, bevorzugte Restaurants, bevorzugte Reiseziele, Anzahl der Bücher im Haushalt, Anzahl der (Sprech-)theaterbesuche, Anzahl der Museumsbesuche, usw., vielleicht sogar politischer Ansichten.
    Das Bildungsbürgertum mag zwar mehr als bloß komisch riechen, aber es gibt sowohl versprengte Rest davon als auch etwas, was mehr oder weniger an seine Stelle getreten ist bzw. soziale Gruppen, die sich eingermaßen präzise umreißen lassen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

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  • Hab meinen Irrtum auch gesehen, leider zu spät. ?(
    Als ich's geändert hatte, war es leider schon zu spät.


    Gruß Martin

  • Hallo,


    von solchen An- und Umfragen werde ich zeitweilig auch sehr intensiv behelligt. Ich habe mir allerdings einen Spaß daraus gemacht, in Maßen "zurückzuschlagen". Z.B. bei Umfragen nach Radiosendern und ihrer Musik. Meist werden solche Umfragen ja von sinnlos vor sich herdudelnden "Formatradios" veranstaltet, die sich ihre völlig niveaufreie Nonstop-Musikauswahl ("kein Gequatsche zwischendurch", "das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute") demoskopisch akklamieren lassen wollen. Da wird man dann nach den eigenen Hörgewohnheiten befragt, man soll Moderatoren beurteilen und eine Auswahl unter verschiedenen Musikzusammenstellungen treffen.


    Ich lasse es mir dann als passionierter Deutschlandfunk-Hörer und Freund langer Wortbeiträge ohne Dudelmusik nicht nehmen, meine Meinung zum angebotenen Schwachsinn darzutun. Das führt dann zu interessanten Reaktionen bei den Call-Center-Knechten am anderen Ende der Leitung. Von genervtem Abspulen des Fragenkataloges bis zu einverständlichem Lachen über den Privatfunk-Schwachsinn. Was mich aber am meisten wundert: mein Urteil als absoluter Nicht-Formatradiohörer scheint begehrt zu sein. Ich bekomme immer wieder solche Anrufe...


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Giselher,


    erst gestern erhielten wir in unserer Familie auch so einen Anruf (der erste, soweit ich mitbekommen habe). Eine junge Dame fragte nach einer Person im Haushalt, die zwischen 14 und 35 Jahren alt ist (oder so ähnlich). Da ich in Zeitnot war und nicht den Nerv hatte, jetzt Fragen zu beantworten, gab ich den Hörer an meinen Bruder (17) weiter.
    Der telefonierte dann fast 20 Minuten. Als ich ihn im Nachhinein befragte, was die so wissen wollten, erzählte er mir, dass sie ihm 40 Lieder vorgespielt hätten und er hat erraten müssen, auf welchem Sender das laufen könnte und wie oft er diese Sender hört.
    Es wurde keine Klassik angespielt und über das Kulturradio hat man sich wohl totgeschwiegen.


    Im Nachhinein ärgerte ich mich, dass ich nicht drangeblieben bin. Die rechnen doch bestimmt nicht damit, dass ein 20-jähriger eben solche Musik nicht konsumiert und nicht 10 Morgensendungen auseinanderhalten und bewerten kann. Wahrscheinlich wollen die deswegen auch nur Leute in diesem Altersfenster an der Strippe haben, um da nicht unnötig in die Bredouille zu geraten...



    Gruß, Peter.

  • Hallo Giselher,
    hallo Peter,


    könnte man die Zeit und Arbeitsressourcen, die man bei solchen Aktionen investiert, nicht sinnvoller verwenden? :D :D :D :D


    Ich lege bei solchen Belästigungen immer - und zwar ausnahmslos - gleich auf.


    Liebe Grüße



    tom

  • Zitat

    Original von tom
    Ich lege bei solchen Belästigungen immer - und zwar ausnahmslos - gleich auf.


    Da gibt es was viel lustigeres. Gebt mal bei google "Gegenwehrscript" ein. Damit bringt Ihr jeden Call-Center-Agenten von der Rolle. :D

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Zitat

    Original von Reinhard


    Da gibt es was viel lustigeres. Gebt mal bei google "Gegenwehrscript" ein. Damit bringt Ihr jeden Call-Center-Agenten von der Rolle. :D


    Hallo,


    cool, vielleicht nehme ich mir die Zeit doch einmal.


    Gruß


    tom

  • Zitat

    Zur Manipulierbarkeit noch: Gebildete Menschen sind weniger leicht zu manipulieren als ungebildete, und Klassikliebhaber sind im allegemeinen gebildet. Allerdings gibt es wohl eine Manipulierbarkeit des Gebildeten. Der Gebildete ist eben genau an dem Punkt manipulierbar, wo sein "Ruf", seine "Bildung" auf dem Spiel steht. In dieser Hinsicht befindet er sich durchaus nicht im Stadium "paradiesischer Unschuld". Wo "große Namen" fallen, "anerkannte Experten" ihr Urteil ausdrücken, wo hochgebildete Akademiker ihre Meinung kundtun, da sind viele durchaus gebildete Menschen sogar sehr leicht zu manipulieren. Sie sind nicht nur leicht "einschüchterbar", sondern übernehmen diese Meinungen dann auch. Und man kann diese Manipulierbarkeit des Gebildeten ( oder meistens auch nur des Halbgebildeten, der gerne als gebildet gelten möchte) auch ganz gezielt und bewußt ausnutzen


    Wenn man den Text genau liest, dann kommt man zu dem völlig richtigen Schluß:_ Ungebildete, die gebildet wirken wollen -und halbgebildete , die kann man einschüchtern und manipulieren -Gebildete nicht.


    In meiner gradezu sprichwörtlich bescheidenen Art sage ich oft:


    Das weiß ich nicht - ich bin soooo gescheit - da kann ich gar nicht mehr alles wissen.....Wer sooo viel weiß wie ich, der muß es sich auch leisten können mal nichts zu wissen.... :D



    LG aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !





  • Wahrlich ...... sokratisch!!! :jubel:



    Liebe Grüße


    tom

  • Hallo Peter und tom,


    sicher kann man die 20 Minuten sinnvoller in das Hören qualitativ hochwertiger Musik investieren, aber irgendwie finde ich es doch ganz nett, durch meine Antworten ein paar Sandkörner in die perfekt geölte Medienmaschinerie einzuschmuggeln. Viel ändern werde ich dadurch nichts, aber die sollen wenígstens nicht glauben, daß diese organisierte Verdummbeutelung ohne Widerspruch aufgenommen wird. Ein bißchen "Gegenöffentlichkeit" eben, um ein beliebtes Schlagwort der 70er Jahre zu verwenden.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Das verflixte Eichenblatt hat sich während des Bades im Blut des Lindwurms von der angestammten Stelle entfernt :O und zwischen die Schulterblätter gemogelt,wo die fortan verwundbare Stelle den Mörder Hagen zum Meucheln geradezu einlud


    war das nicht ein lindenblatt?
    (und ein eichwurm :baeh01: )

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  • Heute habe ich eine handschriftliche Notiz von mir gefunden, wo ich einige für mich interessante CDs aufgelistet hatte. Der Zettel war mindestens ein Jahr alt, und ich habe bis jetzt keine einzige Aufnahme von den verzeichneten gekauft. (In eine habe ich sogar schon einmal hineingehört, hab sie dann aber doch im Geschäft gelassen, weil ich zwei andere CDs gefunden hatte, deren Besitz mir momentan wichtiger war, und mein Budget begrenzt war)


    Das heißt: Sobald ich ein Plattengeschäft betrete, werfe ich sämtliche Kenntnisse beworbener und vermarkteter CDs über den Haufen. Ich weiß aber nicht, welche verborgene Kraft mich dann lenkt (meistens komme ich zu den obskursten und in den letzten Winkeln versteckten Aufnahmen). Einen gewissen Einfluss haben allerdings schon auch die Namen der Interpreten, die ich in guter Erinnerung habe: und dann werden die CDs, die mir ins Auge stechen, am geschäftseigenen Abspielgerät kritisch getestet.


    Eine Kaufangewohnheit meinerseits, die aber auch nicht besonders positiv für Marketingmenschen sein dürfte, ist auch, dass ich immer so wenig CDs wie möglich auswähle. Wenn ich zu viel auf einmal kaufe, kann ich es nicht gut in meine geistige Musiksammlung integrieren, kann mir der Musik nicht bewusst genug werden, und da ich das weiß, ist 3 Stück für mich die Obergrenze.


    Und wenn wir schon beim Tamino-Klassikforum mit angeschlossenem Shop sind: wie wäre es denn mit dem Tamino-Klassikforum mit angeschlossenem Label: alle obskuren Musikstücke, von denen es keine oder keine gute Aufnahme gibt, spielen wir ganz einfach selbst ein! :P:D

  • Lieber Alfred,


    ich weiß nicht, warum Du das, was ich geschrieben habe, als "Zeug" abtust, ich halte es jedenfalls nicht für Zeug.


    Ich denke, Du machst es Dir zu einfach, wenn Du sagst, daß man nur halbgebildete Menschen manipulieren kann, gebildete dagegen nie und keinesfalls. Das beinhaltet, daß die Manipulierbarkeit nur mit dem Bildungsstand, aber gar nichts mit der Persönlichkeit zu tun hat. Es hat aber eine verdammte Menge auch mit der Persönlichkeit eines Menschen zu tun, manchmal auch mit dem sozialen Hintergrund und anderen Dingen.


    Aber wie auch immer, wenn Du meinst, daß ich hier "Zeug" schreibe, solltest Du Deine Diskussionen lieber mit anderen führen, auf mich kannst Du dann verzichten, was ja dann aber wohl auch in Deinem Sinne ist.


    Gruß Martin

  • Werter Martin imho bezieht sich "Zeug" in Alfreds posting eindeutig auf die von Dir erwähnten Ergüsse sog. Intellektueller und nicht auf Deinen Beitrag. Daher ist mir Deine gereizte Empfindlichkeit etwas unverständlich. 8)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ich hab soweit ich weiss, nix als Zeug, abgetan, sollte es so sein schau ichs mir an und korrigier es - nach Mitternacht.


    Bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen


    Ja ich hab Zeug geschrieben - war aber nicht abwertend gemeint
    Formulierungsfehler wegen Übermüdung
    Ich habs nicht mal bemerkt. Bitte um Rückantwort


    Keine Panik
    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    alles OK. Tut mir auch leid, da vollkommen überreagiert zu haben. Ich war in den letzten Tagen äußerst gestreßt und dann kommt da so eine Überreaktion heraus. Tut mir leid. Vielleicht sollte ich auch, wenn ich anderweitig zu sehr beansprucht bin, hier auch nicht mehr schreiben.


    Laß uns die ganze Sache einfach vergessen.


    Gruß Martin

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