Dvoraks 7. Symphonie d-Moll op.70

  • Hallo zusammen,


    Soweit ich das gesehen habe, existiert so ein Thema noch nicht. Und außerdem wird es Maik gefallen. :)


    kürzlich habe ich mir folgende Doppel-CD gekauft:



    Symphonien No. 7-9 mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel.
    Deutsche Grammophon


    Dies war heute mein eigentlich erstes bewußtes Näherkennenlernen dieser 7. Symphonie und ich bin begeistert.


    Die Steigerungen und Entwicklungen haben vorallem meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Einmalig, wie man Ende über dem ganz hohen gehalten Streicherakkord die finale Schlußsteigerung stattfindet!


    Jetzt fehlen nur noch die Symphonien 4-6 in meiner Sammlung.


    Auf alle Meinungen, Anregungen und Kaufempfehlungen
    freut sich
    Daniel :hello:

  • Hallo Daniel,


    ja, der Maik freut sich darüber :D :hello:


    Vorweg gleich eine TOP Aufnahme:



    Einfach grandios was Dohnanyi mit dem Cleveland Orchestra hier bietet!
    Nicht nur seine Interpretation der Siebten sind hier zu empfehlen - auch der Rest unglaublich packend und prickelnd und gewaltig! Da stehen einem die Haare im Nacken zu Berge :yes:


    Auch die Aufnahme mit Sawallisch ist sicher nicht schlecht, jedoch ist die Spannung bei Dohnanyi viel intensiver!!!




    Mal eine Frage am Rande: In welcher / welchen Interpretation / -en hast du die Symphonien 1-3?


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • ...damit diese nicht zu kurz kommt.
    Wer im Adventskalender fleißig gelesen hat und es sich gemerkt hat, weiß es schon.


    Dvorák komponierte diese Symphonie in der 'Englandphase'. Sprich zur Zeit seines internationalen Vormarsches.
    Sie ist ein Auftragswerk der Londoner Philharmonic Society und im Jahre 1885 verkündete er Simrock stolz, daß in unserer Familie wieder ein neues Opus (ein Bube) mehr ist! Also sehen Sie, eine neue Symphonie und ein Bube dazu! was sagen Sie zu dieser schöpferischen Kraft?
    [Dvorák an Fritz Simrock, 1885. In: "Simrock-Jahrbuch" II, S.108]


    Die d-Moll Symphonie war in mehrerer Hinsicht sehr bedeutend für Dvorák.
    Zum einen natürlich für seinen Ruhm - denn so wie sie dir, Daniel, mir und vielen anderen gefällt, schlug sie auch damals ein!
    Andererseits für seinen Wert als Autor und Verlagspartner. Auch Simrock bekam das zu spüren, der ihm für die Symphonie 'nur' 3000 Mark anbot: Wenn ich Ihnen die Symphonie um M 3000 gebe, dann habe ich etwa M 3000 verloren, weil mir andere Firmen die Summe dafür bieten . . . keine Symphonie, keine großen Vokalwerke und keine Instrumentalmusik schreiben, und hie und da vielleicht ein paar Lieder, Klavierstücke oder Tänze und ich weiß nicht alles was herausgeben: und das kann ich als Künstler, der etwas bedeuten will, eben nicht! Ja, sehen Sie, mein lieber Freund, so betrachte ich es von meinem künstlerischen Standpunkt . . . Bitte, bedenken Sie, daß ich ein armer Künstler und Familienvater bin . . .
    [Dvorák an Fritz Simrock, 1885. S.109]


    Nun, er bekam letztlich die 6000 Mark :D
    Aber da die Engländer auch keine schelchten Geldgeber waren, eben auch deshalb, weil sie von seinem Schaffen so begeistert waren, war Dvorák eigentlich kein armer Mann mehr oder wie er sich selbst bezeichnet, kein armer Künstler.


    Sein neues Werk hörten die Egländer als Erste am 22. April 1885 in der St.James Hall in London.
    Mal wieder löste er in England unglaubliche Jubelströme aus und bekam nicht nur anerkennende Fachkritiken, sondern auch einen Platz an der Seite von Brahms.


    Seine 7.Symphonie gilt als eines der bedeutenden Werke aus dieser Phase von Dvoráks Schaffen...


    Falls ich etwas vergessen habe, der kann zu diesem Lebensabschnitt (umfasst mehr als nur die 7.Symphonie) hier noch einmal etwas nachlesen.



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Vielen Dank, Maik!


    Ist immer schön, genau zu der eben gehörten Symphonie Hintergrundinformationen zu bekommen. Die guten Kritiken sind mir mehr als verständlich. :D


    Bezüglich den ersten drei Symphonien: Da habe ich die Aufnahme mit Otmar Suitner und der Staatskapelle Berlin. (Berlin Classics)


    Bin grad die erste Symphonie am Hören. Habe von diesen ersten dreien noch am besten zu ihr gefunden. Ich finde es manchmal sehr interessant, wenn man vorallem Spätwerke kennt und dann sich den Frühwerken nähert.


    Grüße,
    Daniel

  • Hallo allerseits,


    diese Sinfonie fristet bei mir ein Schattendasein, vielleicht zu Unrecht. Aufgrund dieses Threads werde ich meine Szell-Aufnahme (die Doppel-CD mit den drei Sinfonien Nr. 7, 8, 9 - die 7. ist aus 1963) mal wieder rauskramen. Ich glaube, dass ich sie mal sehr mochte. Melde mich vielleicht später dazu, obwohl ich annehme, dass der Name Szell und eine ausführliche Beschreibung bis dahin schon aufgetaucht sein werden (ich tippe mal auf Teleton ;)).


    LG, Cosima

  • Meiner bescheidenen Ansicht nach Dvoraks beste Sinfonie (wobei ich zugeben muß, die ersten drei nicht zu kennen), vielleicht nicht so melodisch eingängig wie 8 und 9, aber dafür sinfonischer, geschlossener und dramatischer. Zu Unrecht ziemlich unbekannt ist die 6., Dvoraks hommage an Brahms 2., ebenfalls durchaus den letzten drei vergleichbar (IMO auch besser als 8 und 9).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wenn ich von dieser genialen Sinfonie eine Aufnahme empfehlen müsste wäre es die mit Bernstein und dem New York Philharmonic. Bis jetzt hab ich noch keine Aufnahme gehört die die Tiefe und Emphase dieser Sinfonie so herausstellt :jubel:


  • Halla Daniel,


    ja, eine sehr schöne Sinfonie. Ich habe sie mit Istvan Kertesz kennen gelernt und kann diese Aufnahme nach wie vor sehr empfehlen. Zur Zeit ist die 7. Sinfonie laut Amazon mit Kertesz erhältlich:



    Kertesz trifft die wilde Melancholie dieses Werks sehr gut.


    Dennoch höre ich diese Sinfonie inzwischen öfter mit Vaclav Neumann:



    Bei Neumann kommt noch etwas stärker die böhmische Leichtigkeit, das folkloristische Element hinzu.


    Viele Grüße,


    Walter

  • Hallo Cosima,


    nein, Du wirst lachen, aber die Szell- Aufnahmen der Dvorak-Sinfonien kenne ich überhaupt nicht. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, das Szell hier auch Top-Aufnahmen vorgelegt hat.
    Diese Aufnahmen stehen auf meinem Wunschzettel. Wenn ich diese mal sehe kaufe ich..........


    Im Thread Lieblingssinfonien der Taminoaner hatte ich Maik schon für seine Dvorak-Lieblingssinfonie Nr.8 die Dohnanyi-Decca-Aufnahme empfohen und geschrieben, das diese Sinfonie mit Dohnanyi ihm dann noch lieber werden wird. Meine Empfehlung hatte bei ihm den klaren Erfolg und das "Aha"-Erlebnis.


    :]Die gleichen positiven Worte zu Dohnanyi möchte ich aber auch für diesem Thread zur Sinfonie Nr.7 schreiben - maik hat es bereits gemacht.
    Das ist die Aufnahme der Sinfonie Nr.7 mit Dohnanyi / Cleveland Orchestra auf Decca (s.o.).
    Bernsteinsche Emphase, Szells Präzision und Kubeliks Einbringung der böhmischen Welt sind hier vereint mit einer TOP-Decca-Klangqualität.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ja, das ist schon eine atem(be)raubende Interpretation die Dohnanyi vorlegt :]


    Aber mein Aha-Erlebnis hatte ich ja schon bei den Symphonien (7+8 ) mit Sawallisch. Nur ist Dohnanyi viel intensiver und spannungsvoller als Sawallisch, wodurch meine Liebe zu den beiden Symphonien einfach mal bestärkt wurde.



    Interessant finde ich besonders noch die von Walter erwähnte Aufnahme mit Neumann.
    Unter Neumanns Dirigat haben mich schon die beiden Cellokonzerte von Dvorák begeistert...


    Zudem beobachte ich derzeit noch die Gesamtaufnahme der Symphonien unter Kertesz.
    Sie wurde zwar schon an diversen Stellen im Forum erwähnt, aber ich hätte von den Besitzern gerne eine Meinung zur Siebten? Wie schlägt sich der Ungar?



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Meine absolute Lieblingseinspielung des Werkes ist die von 1976 mit dem London Philharmonic unter Carlo Maria Giulini bei EMI; empfehlenswert auch die Einspielung von Carlos Paita bei Lodia, und ganz anders, doch ebenso packend ein Piratenmitschnitt einer Münchner Aufführung unter Celibidache.


    Und wem der erste Satz schon immer so nach Requiem klang, der sei darauf hingewiesen, daß sich im Anfangsthema der erste Vers des Gregorianischen Dies Irae verbirgt...

  • Hallo,
    Dvorak 7 findet sich vier mal in meiner Sammlung, interessanterweise wurden alle meine Aufnahmen hier noch nicht genannt:


    Bongarz mit den Dresdner Philh.
    Levine mit dem Chicago SO
    Kubelik mit den Berliner Philh.
    Harnoncourt mit dem Concertgebouw


    Ansonsten geht's mir wie Cosima: Lange nicht mehr gehört. Vielleicht kann ich das am Wochenende mal ändern...
    Dann melde ich mich noch mal zur Qualität meiner Aufnahmen.


    Gruß
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo Reinhard,


    Kubelik, Heinz Bongartz und Harnoncourt befinden sich u.a. auch in meiner Sammlung. Ich bin gespannt, was Du zu Harnoncourt zu schreiben hast, denn diese Aufnahme gehört zu meinen beiden Favoriten der 7. Sinfonie.


    Der andere Favorit ist Carlo Maria Giulini, allerdings nicht in der von Ben genannten Einspielung mit dem LPO, die ich (leider noch) nicht besitze, sondern die späte Einspielung aus dem Jahr 1993 mit dem Concertgebouw Orchester.


    Leider ist die Aufnahme momentan nicht erhältlich, so daß ich kein Cover beifügen kann.


    Daß Giulini sehr breite Tempi verwendet (12'45'', 12'10'', 08'36'' und 10'13'') dürfte kaum verwundern. Im 2. Satz ist er gut 2 1/2 Minuten langsamer als Harnoncourt. Gerade der 2. Satz ist es, der Giulinis herausragende Stellung als Dirigent verdeutlicht: Er musiziert den langen Satz wunderbar aus und widmet sich den vielen schönen Details und den dynamischen Abstufungen mit großer Liebe und Gründlichkeit.


    Natürlich gibt es Aufnahmen, die im Scherzo attackierender sind oder im Finale zupackender, aber keine mir bekannte Einspielung verströmt so viel Ruhe und liebevolle Wärme wie die Giulinis. Wo Harnoncourt Dvorak in Brahms-Nähe stellt und einen fast kammermusikalischen Ansatz wählt, indem er die Binnenstruktur der Sinfonie aufdeckt, so rückt Giulini Dvorak eher in die spätromantische Ecke, indem er Klangfarben präsentiert und diese liebevoll im Detail ausleuchtet. Zu Unrecht wirde Dvorak dafür kritisiert, daß er einen Überfluß an Einfällen präsentierte, die er nicht in den Griff bekam.


    Zur Seite stand Giulini ein Orchester, das an Klangschönheit und Präzision nicht zu überbieten sein dürfte. Ob im Tutti oder den vielen schönen Solostellen (ibs. bei den Holzbläsern): Stets wird auf aller höchstem Niveau musiziert. Trotz aller Klangschönheit ist die Sinfonie sehr gut durchhörbar.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Die alte Giulini-Aufnahme aus London ist weitaus spannender als sein spätes Remake. Ich habe sie auf einer Doppel-CD zusammen mit der achten und neunten aus den 60er Jahren, bei EMI als Billigausgabe erschienen. Die müßte es noch geben (Dvorak, Sinfonien 7-9).

  • Hallo Ben,


    die Aufnahme ist noch erhältlich und befindet sich bereits auf meiner "Prioritäten-Kaufliste" ganz weit oben... ;)


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    ich habe vor einigen Tagen zum ersten Mal in meine neue Einspielung mit Zdenek Kosler reingehört.
    Eine Aufnahme von 1964 mit dem Tschechischen PO.


    Der Eindruck ist nicht mehr ganz frisch, aber einiges ist mir doch hängen geblieben.
    Zunächst dachte ich - boah, mächtig träge! Kosler wählt wirklich ein bedächtiges Tempo und nachdem ich mich sehr an von Dohnanyis flottes und beschwingtes Tempo gewöhnt habe, kostete es einige Kraft konzentriert dran zu bleiben.
    Insgesamt ist er allerdings nur gute zwei Minuten langsamer. Es kommen Passagen vor, bei denen er wiederum ein ungemein schnelles und aufbrausendes Tempo anbringt - das sorgt für ein schönes, kontrastreiches Spielen.
    Ein großes 'Lob' gilt aber dem Orchester - ein ganz toller Klang. Sehr fein durchhörbar und wie ich finde ungemein effektvoll. Einerseits schaffen sie es wunderbar gefühlvoll zu spielen und dann bringen sie die gewaltigen Passagen aber auch genauso rüber - dabei wirkt das nicht zu überreizt oder dergleichen. Alles sehr fein abgestimmt. Das hat mir ganz hervorragend an der Aufnahme gefallen! Leider kann ich das nicht so gut beschreiben - aber vielleicht reicht es ja aus zu sagen, dass der Klang des Orchesters sehr schön ist.


    Mmh, mehr fällt mir gerade nicht mehr ein. Orchesterklang war sehr schön, Tempo recht langsam - dadurch schwer/anstrengend zu hören.
    Mal hören wie es beim nächsten Mal wird.



    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo!


    Seit Wochenanfang bin ich im Dvoraks-Siebte-Fieber und dröhne mich so mit meiner Lieblingstonart d-moll zu.
    So sehr wie jetzt hat sie mir noch nie gefallen (bisher habe ich auch immer etwas rumgedruckst, wenn ich nach meiner liebsten Dvorak-Symphonie gefragt wurde - 7,8,9 ? ) - das muß ich auskosten! :jubel::jubel::jubel::jubel:


    Auslöser ist diese frisch gekaufte Box:



    Und die Kubelik-Aufnahme gefällt mir auch besser als Jansons und Maazel, die ich schon läger habe.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Empfehle unbedingt folgende Aufnahme, eine meiner Dvorak-Favoriten:



    Myung-Whun Chung mit den Wiener Philharmonikern (1995): mitreißend, packend, mit viel Schwung - eine Interpretation, die mich seinerzeit weit mehr ansprach als die Kubelik-Einspielung, die ich als Vergleich herangezogen hatte.


    Gerade habe ich bestellt:



    Bin gespannt drauf, ob ich mich für Chung hier genauso begeistern werde.

  • Nachdem leider seit über drei Jahren in diesem Thread nichts mehr passiert ist, versuche ich ihn mit der Vorstellung einer neuen Aufnahme quasi wieder wachzuküssen... ;)


    An meinen beiden Favoriten, Harnoncourt und Giulini, hat sich bis heute nichts geändert. Erstaunlich ist, daß beide Aufnahmen mit dem gleichen Orchester entstanden (dem Concertgebouw Orchester Amsterdam), aber grundverschieden klingen. Das Orchester schaffte es meisterhaft, sich auf beide konträren Dirigententypen einzustellen und die Intentionen umzusetzen.


    Auf der einen Seite Harnoncourt, bei dem endlich einmal in seinem Versuch, in die Struktur der Musik vorzudringen, kein akademisch erhobener Zeigefinger herauskommt, sondern ein frischer, differenzierter Klang (bei dem Details zu Tage gefördert werden, die sonst im Wohlklang untergehen) und auf der anderen Seite Giulini, der eher diesem "Wohlklang" frönt. Das aber macht er mit einer solchen Warmherzigkeit und mit einer solch tief empfundenen Verinnerlichung, daß man seinem Ansatz gerne folgt.


    Auf fast gleich hohem Niveau, interpretatorisch erheblich mehr bei Giulini als bei Harnoncourt angesiedelt, agiert Ivan Fischer mit seinem Budapest Festival Orchestra.



    Auffällig bei Fischer ist, daß er großen Wert auf den stetigen Fluss der Musik legt. Jede Stelle dieser Sinfonie klingt organisch, klingt so, als ob die angeschlagenen Tempi exakt die richtigen sind. Bei Giulini z.B., der gute fünf Minuten langsamer ist als Fischer, hat man schon bisweilen das Gefühl, daß es eines außergewöhnlichen Dirigenten mit einem außergewöhnlichen Orchesters bedarf, um die Spannungsbögen bei den recht getragenen Tempi zu halten, bei Fischer kommen die Gedanken gar nicht erst auf, man denkt sich stattdessen "so sollen die Tempi sein".


    Weiterhin erfreut die Tatsache, daß Fischer in der deutschen Orchesteraufstellung spielien läßt (also u.a. mit antiphonisch aufgestellten Violinen). Den dadurch erzielten Transparenzgewinn bei den Streichern hört man ebenso gerne wie den brillianten Streicherklang des durch die Bank gut besetzten Orchesters, der allerdings nicht zu Lasten der Holzbläser geht. Stellenweise wünsche ich mir etwas stärkere Akzentuierung des Bleches, aber das mag Geschmackssache sein.


    Die siebte Sinfonie hat einen "dunklen" und "düsteren" Grundcharakter. Ivan Fischer führt im Beiheft aus: "Die 7. Symphonie gehört zu den bedeutendsten Meisterwerken. Symphonien, die in Moll beginnen und in einer Dur-Tonart enden, wie Beethovens Fünfte, Mahlers Erste und viele weitere, führen uns aus der traurigen in eine freudige Stimmung, aus der Bedrückung zum Jubeln. Aber hier verharrt Dvorak bis kurz vor dem Ende in d-Moll: erst in den letzten sechs Takten schwenkt er nach D-Dur! Eine außerordentliche Struktur, eine unglaubliche Durchführung führt zu einer unwiderstehlichen Erregung."


    Fischer verschließt sich der Dunkelheit nicht, er verliert sich aber auch nicht in ihr. So entsteht kein sentimentales Rührstück, sondern eine große, dramatische, engagiert und klangschön vorgetragene Sinfonie, die in ihrer Natürlichkeit gerne zum noch-einmal-anhören anregt (mich zumindest ;) ).


    Klangtechnisch gibt's nichts auzusetzen; auf der SACD werden die einzelnen Orchestergruppen natürlich und transparent abgebildet, und als Zugabe zur Sinfonie gibt es die sehr selten zu hörende "Suite für Orchester" in A-Dur, ein Werk von anmutiger Schönheit...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Ich muss nochmal am richtigen Ort auf diese Einspielung zurückkommen. Sie ist wirklich phantastisch gelungen. Das hätte ich Mehta gar nicht zugetraut, um ehrlich zu sein. Wie ich in einer Rezension nachlas, verdoppelt Mehta ganz am Ende die Violinen und lässt die Trompete bis zum letzten Takt durchspielen, was wohl sonst nirgendwo der Fall sein soll. Mir hat es so jedenfalls gefallen. Das Israel Philharmonic Orchestra spielt auf höchstem Niveau, die Tonqualität ist für das Alter vorzüglich.


    Hier noch die Spielzeiten: 11:34 - 9:31 - 7:28 - 8:52

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Dvorak 7 und keine ENDE ...


    Bereits im Jahre 2007 haben wir uns hier über die Sinfonie NR.7 unterhalten und kamrn ziemlich einhellig zu der Feststellung, dass
    Dohnannyi / Cleveland Orchestra (Decca) eine referenzwürdige Aufnahme gelungen ist - das ist bis heute so geblieben ... was ich persönlich zu seinen mir zu konservativ geratetenen Brahms - Sinfonien (TELDEC) nicht feststellen kann.
    Inzwischen ist viel Wasser den Rhein heruntergelaufen und ich habe die Aufnahmen der Siebten mit Kubelik (DG), Kertesz (Decca), Szell (SONY) kennen gelernt, Rowicki (Philips) ausgemustert. Alle boten und bieten ein sehr kontrastreiches Bild.


    Diese Woche erreichte mich der Neuzugang mit James Levine / Chicago SO (RCA).


    :thumbsup: Endlich mal eine Aufnahme und Interpretation, die sich vollends mit Dohnanyi (Decca) messen kann. Das Chicago SO präsentiert sich in absoluter Brillanz mit einer Klangqualität (Aufnahme mit 24Bit/96kHz), die man als audiophil bezeichnen kann. Nie habe ich Details und Pauken in der Siebten so prägnant gehört - 8o ein Klang-Fest mit Hörspass pur !


    Levine erweist sich als feuriger Dvorak - Dirigent, der es hier bei der Sinfonie Nr.7 schafft, das Werk grösser und wertvoller erscheinen zu lassen, als die auf der CD gekoppelte Neunte "Aus der neuen Welt" ... :thumbup: das gilt jedenfalls für seine famose Interpretation der Sinfonie Nr.7 (wobei die Sinfonie Nr.9 auch gut ist und überzeugt ... ;)^^ wenn es Solti (Decca) nicht gäbe ...... ).
    Die Spielzeiten sind etwas langsamer als Levines Lehrer Szell und auch Dohnanyi, was aber bei Hören nicht auffällt, da Levine Emotion zeigt und die schnellen Sätze sehr feurig wirken ohne bei den langsamen Sätzen eine wunderbare Ausgewogenheit zu zelebrieren.
    Volle Begeisterung und volle Empfehlung !


    Spielzeiten Sinfonie Nr.7: 10:52 - 9:56 - 8:14 - 9:16



    RCA, 1981, 1984, DDD



    Schade, dass es die Sinfonie Nr.8 nicht mit Levine / CSO gibt - das wäre eine weiteres Klangfest geworden !


    :!: Jedenfalls kann ich heute klar feststellen, dass mir die Sinfonien Nr.7 und 9 mit Levine weitaus besser gefallen, als die 2017 hier propagierten Dvorak-Sinfonien - Aufnahmen mit Chung (DG) ... da fand ich nur die Sinfonie Nr.6 wirklich gelungen.




    *** Diese RCA-CD der Sinfonie Nr.7 zeigt mir persönlich, bei den gebotenen orchestralen Details einmal mehr, dass eine historische Aufnahme (wohlmöglich noch in Mono) des Werkes nie das Zeug haben könnte, solch einen Hörspass zu vermitteln ...


    :angel: Best Buy 01.Quartal 2018

    Gruß aus Bonn, Wolfgang