Klassik aus dem Supermarkt

  • Hallo Freunde der klassischen Musik,


    ich habe folgende Box des wohl bekanntesten Lebensmittel Discounter-Deutschlands zu Weihnachten bekommen.



    Die Betreiber dieser Einzelhandelskette mit dem Schwerpunk Lebensmittel gehören zu den reichsten Männern der Welt und seit einigen Jahren beschränken sich diese nicht mehr ausschließlich auf den Verkauf von Lebensmittel. Bereits letztes Jahr haben sich die Herren Albrecht mit Ihrer ersten Auflage der "Great Composers" an der klassischen Musik vergriffen. Heuer lagen die "Great Composers II" in den Regelen, oder vielmehr auf den Paletten.


    16 CDs für €9,99! Was ist von solchen Boxen im allgemeinen und dieser im speziellen zu halten.


    Mich würde es freuen, wenn einigen Experten mit entsprechenden Vergleichsmöglichkeiten auch so eine Box in die Hände gefallen wäre. Wie schneiden die Aufnahmen im Vergleich mit dem Hochpreissegment ab? Ist das Schrott oder Schnäppchen? Wie seht Ihr das?


    Viele liebe Grüße
    Euer Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Salut,


    keine Ahnung. Ich habe mir nur die Notendrucke im vergangenen Jahr angeschaut - ich brauchte sie nicht, aber es interessierte mich. Die Ausgaben waren gut. Aber, kann man daraus auf die CDs schließen?


    Ich bin auch auf Erfahrungsberichte gespannt. Welche Ensembles spielen? Sicher bunt gemischt...


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich boykottiere zwar aus verschiedenen Gründen diese Billigst-Märkte, in denen man Lebensmittel in Paletten vor die Füße geschmissen bekommt, aber wenn das Schnäppchenvolk auf diesem Wege zufällig seinen ersten Kontakt zu Mozart & Co bekommt, solls mir recht sein. Dem Schnäppchenpublikum bei Feinkost Albrecht kann es sowieso egal sein, wer diese Aufnahmen eingespielt hat.


    (Sorry, klingt ein bisschen hochnäsig, ich will niemanden verurteilen, der bei Aldi und Co einkauft, aber in meinem Stadtteil haben zwei gutsortierte "normale" Supermärkte geschlossen, weil die Leute mit ihren Autos zu Aldi, Lidl und Wal Mart fahren - auf der ewigen Suche danach, wo die Milch am wenigsten kostet, verfahren sie gerne einen halben Tag lang teueren Sprit... Wie diese Märkte ihre Mitarbeiter und Zulieferer behandeln, ist dann noch mal ein zusätzlicher Grund, nicht hinzugehen.)

  • Wir sind aber kein Schnäppchenpublikum bei Feinkost Albrecht und deswegen interessiert es uns...


    :P


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ja, ein klein wenig würde mich das auch interessieren, wie diese Zusammenstellung aussieht...


    Überhaupt ist "Klassik aus dem Supermarkt" ein interessantes Thema.


    Für Klassik aus dem Drogerieladen war ich einige Zeit sehr anfällig, was jetzt allerdings immer hinfälliger wird, seit Brilliant eine grandiose Box nach der anderen zu niedrigsten Preisen auf den Markt wirft.


    Und: wer kennt sie nicht, die Geschichten, daß manch einer in einem kleinen Supermarktladen in der italienischen Provinz die ein oder andere göttliche CD mit ABM oder Celibidache erstanden hätte...

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  • ThomasBernhard
    Na, gut. Eine etwas verbissene Meinung, aber wir wollen hier nicht über die zunehmende Beliebigkeit von Lebensmittelhändlern diskutieren.
    Daß es nicht jedem egal ist, was im Regal liegt, sieht man am Thema des Treads, ob nun geschenkt oder selbst gekauft.


    Andererseits, Gallo, kann man Deine Frage nicht beantworten, ohne näheres über das Produkt zu wissen. Sind es nur Teile von Werken, wer spielt,...
    Als Schnäppchen im Sinne von "jetzt habe ich Spitzenklassik für fast nix" wird es sich mit Sicherheit nicht erweisen, aber Schrott muß es deshalb auch nicht sein. Wenn es animiert, sich näher mit dem gehörten zu befassen, ist es allemal seinen Preis wert. Das meint zumindest


    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo Forum!


    Ich habe mir mal die Mühe gemacht, den Inhalt bzw. die Künstler der Box in elektronische Form zu bringen.


    Auf der Box selbst wird mit großen Namen geworben.
    Berliner Symphoniker - The Royal Phiharmonic Orchestra - Dietrich Fischer Dieskau - Academy of St-Martin-in-the-Fields/Sir Neville Marriner - Klára Würtz - u.v.a.


    Leztendlich findet man diese natürlich nur vereinzelt auf den Scheiben der Box. Der Rest sagt mir nicht viel - aber vielleicht euch.


    Ach ja, es ist jedem Komponist eine eigene CD gewidmet und man findet sehr viele vollständige Werke auf den Silberlingen. Das ein Ring des Niebelungen hier nur Auszugsweise behandelt wird, darf wohl verziehen werden.


    Nachfolgend eine Auflistung der Komponisten und der jeweilig Darbietenden:



    Vivaldi
    Slowakisches Kammerorchestra, Bohdan Warchal


    Georg Friedrich Händel
    Academy of St-Martin-in-the-Fields
    Sir Neville Marriner


    J.S. Bach
    Consort of London, Robert Haydon Clark
    Holland Boys Choir, Netherlands Bach Collegium, Peter Jan Leusink
    Hans Fagius (Orgel)
    Ensemble Vocal de Lausanne, Michael Corboz
    Peter-Jan Belder (Cembalo)
    Bas Ramselaar (Bass)


    Joseph Haydn
    Östereichisch – Ungerisches Haydn Orchester, Adam Fischer


    Wolfgang Amadeus Mozart
    Derek Han (Klavier)
    Philharmonnia Orchestra, Paul Freeman


    Ludwig van Beethoven
    Staatskapelle Dresden, Herbert Blomstedt


    Franz Schubert
    Hanover Band, Roy Goodman
    Alwin Bär (Klavier)
    John Shirley-Quirk (Bariton)
    Steuart Bedford (Klavier)
    Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton)
    Harmut Höll (Klavier)
    Gundula Janowitz (Sopran)
    Charles Spencer (Klavir)
    Sarah Walker (Sopran)
    Roger Vignoles (Klavir)


    Felix Mendelssohn-Bartholdi
    Radio Chamber Orchestra, Frans Brüggen
    Emmy Verhey (Violine)
    Budapest Sinfonie Orchestra, Arpad Jóo
    Derek Han (Klavier)
    Israel Chamber Orchestra, Stephen Gunzenhauser


    Frédéric Chopin
    Alwin Bär
    Folke Nauta
    Pieter van Winkel
    Frank van de Lear
    Martijn van den Hoek
    Paolo Giacometti


    Robert Schumann
    Klára Würtz (Klavier)
    Nordwestdeutsche Philharmonie, Arie von Beek


    Johannes Brahms
    Karin Lechner (Klavier)
    Berliner Symphoniker, Eduardo Marturet
    Philharmonisches Orchester Györ, János Sándor
    Hakon Asubö (Klavier)


    Georges Bizet
    Orquestra Filarmonica de México, Enrique Batiz


    Peter Tschaikowsky
    Derek Han (Klavier)
    Philharmonisches Orchester St. Petersburg, Paul Freeman
    Vladimir Spivakov (Violine)
    Staatliches Philharmonisches Orchester der Slowakei, Ladislav Slovak
    Alexander Warenberg (Klavier)


    Antonin Dvorak
    The Royal Philharmonic Orchestra, John Farrer
    Zara Nelsova (Cello)
    Sinfonisches Orchester Saint Louis, Walter Süsskind


    Richard Wagner
    The Philharmonia, Yuri Simonov


    Gustav Mahler
    Alexandra Coku (Sopran)
    Niederländisches Philharmonisches Orchester, Hartmut Haenchen


    Schade, dass von Euch keiner die Box besitzt, oder ist das Euer Geheimnis :D


    Euer Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Das sind größtenteils Aufnahmen, die auch bei Brilliant Classics und anderen sehr preiswerten Serien auftauchen.
    Schau dir mal bei 2001 o.ä. die Informationen zu den 40-CD-Komponistenboxen von Brilliant an; da wirst Du viele Namen wiederfinden. Ein Teil davon ist seinerseits wiederum lizensiert, z.B. Blomstedts Beethovensinfonien von edel/Eterna, Fischers Haydn von Nimbus usw.
    Brilliant Classics hat ja im Labelforum eigene threads. Manches ist sehr gut, manches eher naja. Zum extrem preiswerten Kennenlernen indes oft kaum zu übertrefffen.


    HTH


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Gallo, Hallo Johannes,


    Brilliant hat z.T. sogar richtig gute Sachen im Sortiment. Z.T. kaufen sie die Lizenzen der Aufnahmen, die die Top-Labels aus ihren Katatlogen (offenbar mangels Absatz) gestrichen haben. Derzeit hat Brilliant viele schöne Sawallisch- und Muti-Einspielungen - das ist nicht unbedingt die Referenz, aber bei weitem mehr als nur solide. Ganz frisch wieder aufgelegt sind z.B. die lange vergriffenen Fauré-Lieder auf 3 CD's mit Gerald Souzay, Ely Ameling und Dalton Baldwin für 4,99 - das ist schon fast eine Trouvaille für Sammler der Liedkunst!
    Es loht sich, wie Johannes sagt, immer bei 2001 zu gucken. Wenn was gefällt: umgehend bestellen, denn die behalten nur die nachgefragtesten 99 Brilliant-Titel im Sortiment. Ich habe schon das eine oder andere mal zu lange gewartet und bin dann leider leer ausgegangen...


    Kürzlich habe ich gelesen, dass nach 50 Jahren die Exklusivrechte an Tonaufnahmen auslaufen und alte Bänder dann von "Billig"-Labels nach Belieben restauriert und wieder aufgelegt werden dürfen. Das bedeutet, dass wir uns bezüglich billig zu erwerbender historischer Aufnahmen langsam aber sicher auf das Stereozeitalter zubewegen... Sehr schöne Sachen hat z.B. Naxos Historical, aber auch Walhall für histor. Opernaufnahmen.


    Vergleichen lohnt sich in jedem Fall - manchmal ist billig auch gut!


    Schöne Grüße
    Daniel

  • Zunächst möchte ich die Engangs-Frage beantworten:


    Auch wenn ich das nicht gerne sage, so dürfte die Kollektion überwiegend gut besetzt sein, so daß ein einsteiger die Werke in angemessener Form kennenlernt.


    So möchte ich auf weiter Namen hinweisen, die GalloNero noch nicht genannt hat, die sich aber hören lassen können (die Aufnahmetechnik ikann ich nicht beurteilen)


    Vladimir Spivakov,Michael Corboz,Klara Würtz,Adam Fischer,Blomstedt,
    Roy Goodman.


    Das soll nicht heißen, daß da nicht noch eingige Unbekannte dabei sind, die gut sind.
    Die Frage, die sich stellt ist, ob die Werke komplett sind, oder ob es sich nur um ein Medley einzelner Sätze handelt.


    Ich will es einem Weinkenner so nahebringen. Wein aus dem Supermarkt kann durchaus in Ordnung sein, wenn ein Überangebot von Wein am Weltmarkt herrscht - Spitzenweine wird man dort jedoch kaum erstehen. Die werden aber ohnedies nur von Kennern erkannt.


    Es ist aber möglich, daß mal ein unbekannter Winzer sehr gute Ware über Supermärkte anbieten muß,weil er nicht so bekannt ist.


    Genau diese Situation ist derzeit am Klassikmarkt der Fall. Ich war überrascht wie wunderbar die Mozart-Jugendopern von Brillant Classic klingen- ich kannte kaum einen der Interpreten.


    ------------------------
    Themenwechsel:


    Ja es werden sich bald die ersten Stereo-Veröffentlichungen auf den Markt kommen von freiwerdenden Aufnahmen.


    Was mich wundert, daß die Besitzer der Originalbänder da nicht aufklärend wirken - es wäre in deren eigenem Interesse (PR Manager gesucht ? -Verhandlungssache)


    Bei historischen Schellakplatten existieren in vielen Fällen keine Muterbänder mehr - es ist also von der technischen Seite her völlig egal wer die Aufnahme wiederveröffentlicht, so derjenige der es tut, das nötige knew how hat. In jedem der beiden Fälle wird von einer mehr oder weniger gut erhaltenen Platte ein neues Band gezogen, bearbeitet und veröffentlicht.
    Es gibt gegenüber der Pressung von einer Originalmatrize oder von einem Mutterband nachgefertigten Matrize IMMER einen Qualitätsverlust.
    Dieser wird jedoch oft als tolerierbar empfunden, weil der Frequenzumfang der Aufnahme schon von Haus aus eingeengt war.


    Nun begeben wir uns in eine neu Ära:


    Die Mutterbänder sind in den meisten Fällen noch vorhanden - in der Regel in gutem Erhaltungszustand.
    Ein Mutterband der Stereozeit weist gegenüber eine Langspielplatte (von der ja bei "Fremdpressungen" kopiert werden muß) folgende Vorteile auf:


    1) Das Nadelrauschen entfällt
    2) Der Dynamikbereich ist größer
    3) Es gibt keine Verzerrungen gegen Plattenende
    4) Es gibt keine Frequenzverluste gegen Plattenende
    5) Es gibt kein "Übersprechen" von"Nebenrillen"
    5) Es gibt keine Fehler durtch die nötige Entzerrung
    6) Es gibt keine Resonanzfehler durch den Schneidkopf
    7) Die Impulse werden besser wiedergegeben


    Das war nur eine kleine Auswahl.


    Somit hat der Besitzer des Mutterbandes IMMER die Nase vorn - so er offensiv agiert. Wer will schon eine Kopie die weicher, bzw mulmiger klingt, wenn er das Original zu einem fairen Preis erstehen kann ?


    Diese Unterschiede wird es geben - sie sind physikalisch bedingt - zaubern kann niemand. Jeder Kunstkniff, der den Klang "verbessert" erzeugt weitere subtile Fehler, die irgendwann einmal nerven....


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,
    vielen Dank für deine sehr aufschlussreichen Ausführungen. Klangliche Einbußen (bzw. die Begrenzung des dynamischen Spektrums) würde ich durchaus in Kauf nehmen, wenn ich dafür phänomenale Archivschätzchen zum Taschengeldpreis bekommen würde.
    Es gibt immer wieder genug Aufnahmen die einen eher zart reizen als laut "kauf mich" zu rufen. Den vollen Preis würde man für sie nicht bezahlen - als Wiederveröffentlichung im "Billig"-Segment schlägt man dagegen ohne Zaudern zu.
    Grundsätzlich ist der Markt so übersättigt mit sehr anständigen Aufnahmen aus dem "Souterrain" der Referenzetage, dass auch "Supermarkteditionen" mit hoher Wahrscheinlichkeit wenigstens anständig bestückt werden - im Prinzip ist das eher eine Demokratisierungs- als eine Inflationierungserscheinung und daher nach meinem Dafürhalten sehr zu begrüßen.


    Schöne Grüße!
    Daniel

  • Klassik im Supermarkt wünschte ich mir auch.
    Dort kaufe ich mindestens einmal die Woche meine Lebensmittel ein.
    Warum nicht auch interessante und preiswerte CDs?
    Mein nächster CD-Laden mit ansprechender Auswahl liegt ca. 50 Km von meinem Wohnort entfernt.
    CD-Läden "um die Ecke" gibt es kaum noch und wenn,dann nur in größeren Städten.
    Wenn es nicht die Versandhändler im Internet gäbe,würde mein CD-Konsum drastisch schrumpfen.


    Die Discount-Lebensmittelmärkte gibt es praktisch überall.
    Warum dort keine Naxos und Brilliant CD-Regale aufgestellt werden,verstehe ich nicht.
    Schläft der Vertrieb der CD-Hersteller den Dornröschenschlaf?


    In Holland sehe ich im Drogeriemarkt auch Brilliant Boxen mit "dem ganzen Mozart" oder "dem kompletten Beethoven", die nicht gerademal für 10 Euro verschleudert werden sondern 50-100 Euro kosten.
    Wer erst einmal eine Box in die Hand nimmt, kauft sie vielleicht auch?
    Wenn ich an die gelb-schwarze Classical Collection-Box von Sony (30 CDs) denke,die man z.Zt. bei jpc für 20 Euro bekommt, so würde sich die im Lebensmittel-Discounter "wie warme Semmeln" verkaufen.


    Klassik im Supermarkt halte ich für eine gute Idee, leider wird sie nicht in ansprechender Weise umgesetzt. Es müssen nicht unbedingt die "100 schönsten Träumereien" von einem Orchester ohne Namen sein. Aus dem Back-Katalog veröffentlichen sogar die Major-Labels Opern und Operetten als Querschnitte oder Gesamtaufnahmen für 10 Euro,ideal für Angebote im Supermarkt.Qualität zum günstigen Preis.
    Aber was tut sich da? Nichts!
    Die preiswerten Wiederveröffentlichungen verstauben in den Regalen der wenigen noch vorhandenen Musik-Fachgeschäften.

    mfG
    Michael

  • Wenn es nicht die Versandhändler im Internet gäbe, würde mein CD-Konsum drastisch schrumpfen.

    Nein, WEIL es die Internet-Versandhändler gibt, verschwanden die CD-Läden...



    Zitat

    Die Discount-Lebensmittelmärkte gibt es praktisch überall.
    Warum dort keine Naxos und Brilliant CD-Regale aufgestellt werden,verstehe ich nicht.
    Schläft der Vertrieb der CD-Hersteller den Dornröschenschlaf?

    Eine gute Frage. Offenbar glauben die Vertriebe nicht an den Umsatz im Supermarkt, oder es sind vielleicht sogar die Märkte selbst. Aber wie du richtig anmerkst, geht es anderswo sehr wohl. Dass das deutschsprachige Publikum im Supermarkt für Klassik weniger empfänglich sei als jenes in den Niederlanden, das wollen wir doch nicht hoffen (oder fürchten? ;) ).


    Ich habe mir einmal erzählen lassen, dass in Japan so gut wie überall CDs zu haben sind, sogar an Zeitschriftenständen. Ein klassikbegeistertes Völkchen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bei ALDI gibt es mindestens 1 x im Jahr ein größeres Sortiment CDs aus dem Bereich populäre Klassik. Abwechselnd aus dem Sortiment von Universal (€ 4.99) oder Berlin Classics/Edel (€ 1,99 oder 2,99). Auch bei LIDL.....
    Die Termine gibt es hier:

    Und die größte Klassik-Auswahl außerhalb von Saturn Köln gibt es nach meiner Erfahrung beim Drogeriemarkt MÜLLER. Ist zwar auch etwas geschrumpft, aber das mag an der allgemein nachlassenden Nachfrage liegen....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Offenbar glauben die Vertriebe nicht an den Umsatz im Supermarkt


    Und das, meiner Meinung nach, zurecht.
    In zwei größeren Supermärkten, in denen wir mehr oder weniger regelmäßig unsere Wocheneinkäufe tätigen, gab es in der CD-Abteilung auch ein (allerdings ziemlich überschaubares) Klassik-Regal. Nichts Besonderes, aber auch nicht nur irgenwelchen Billig-Schrott. Ab und zu habe ich dort auch gekauft und auch das eine oder andere Schnäppchen gemacht, weil offenbar manches einfach falsch ausgepreist war.
    Aber mittlerweilen: komplett verschwunden.
    Ebenso ein Drogeriemarkt, der hin und wieder besonders günstig besonders Brilliant-Cds verkaufte: nichts mehr zu finden...


    Vielleicht muß ja ein CD-Angebot eine bestimmte kritische Größe überschreiten, um auch wirtschaftlich interessant für den Verkäufer zu sein? Eine Drogeriekette macht es ja vor, wie es gehen kann und schlägt bezüglich Vielfalt zumindest hier bei uns in Leipzig den benachbarten Elektronikfachmarkt.


    :hello:
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Ich habe bei Feinkost Aldié & Co. noch keine CDs gekauft - online ist es auch sehr preiswert + man kann sich vorher Schnipsel anhören und auch nachts um 1 bestellen! Viva Amazon !

  • Brilliant wurde ursprünglich in Holland über die Drogeriekette Kruidvat vertrieben. Dort hatte man auch die besten Preise. Holänder ticken offenbar ein wenig anders als Deutsche. Die haben da seinerzeit gut gekauft. Den ganzen Bach, verteilt auf Werkgruppen, die Mozartopern, Wagners Ring, das alles lag da zwischen Zahnpaste und Kondomen. Später übernahm das die deutsche Rossmann-Kette. Aber das Prinzip war eben "Der ganze...." sei es als Werkgruppe eines Komponisten oder eben das Gesamtwerk Bachs, das Brilliant tatsächlich in weiten Teilen hat neu aufgenommen. Ein schnell zu sättigender Markt. Ich unterstelle einmal, dass dieser Markt ausgeschöpft ist. Sooo viele Leute wollen nun auch nicht den ganzen Bach zuhause haben. Oder den Ring.


    Und seien wir ehrlich: wenn erst einmal die CD-Sammlung eine bestimmte Größe erreicht hat, werden die Wünsche so speziell, dass sie auch bei Saturn Köln nicht ohne Bestellung befriedigt werden können. Da kann ich dann auch gleich zu amzon gehen. Oder jpc.


    Ich weiß auch nicht, ob es der Musik wirklich etwas bringt, wenn sie im Supermarkt verramscht wird. Drogeriemärkte wie DM und Rossman mögen noch angehen, REWE müsste eine eigen Produktlinei anlegen, als Eigenmarke, aber das könnte ich mir noch vorstellen, besonders bei der sich entwickelnden Bio-Tochter TEMMA, aber Real??? Aldii (Hofer in Austria)??? Lidl???? Da werde ich zum Alfred: Tut das der Musik bitte nicht an, in diesen Märkten sind Ballermann-Hits für den Durchschnittskäufer völlig ausreichend.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Wie dem auch sei, ich habe auch den ganzen "Brilliant"- Mozart zu Hause, damals noch in Subskription erstanden, und auch noch jede CD in einer eigenen Hülle und mit einem eigenen Booklet, aber immerhin sind, wenn ich mich recht entsinne, über eine halbe Million Gesamtaufnahmen, vor allem nach der Preissenkung und Verkauf in einer Box, über die Ladentheke gegangen, das sind über 85 Millionen Mozart-CD's. Und wenn man bedenkt, was da alles drin sit, sowohl an Neuaufnehmen als auch an Lizenz-Veröffentlichungen, z. B. Opernaufnahmen von Sir Charles Mackerras, dann kann man nur staunen.
    Ich habe selbst einmal in einer Drogerie in Amsterdam schöne Aufnahmen von Brilliant für "'nen Apppel und nen Ei" gekauft.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das wird Kruidvat in Amsterdam gewesen sein, lieber William, mein Revier war Kruidvat in Vaals. Und man muss da mal am eine Großtat des Labels Brilliant erinnern: die Schostakowitsch-Sinfonien mit Barschai lagen lange in den Archiven des WDR. Veröffentlicht wurden sie von Brilliant und heimsten prompt den Preis der Schallplattenkritik ein. Gekostet hat die Box nicht viel, von Gulden in DM umgerechnet 30 oder 40 DM. Auch der Neuhold-Ring lag für ca. 30 DM in der Drogerie. In den Drogerien konnte man auf einmal sehr gute ältere Aufnahmen, die man sonst auf dem Plattemnmarkt hätte müsam suchen müssen, für ganz kleines Geld bekommen. Und die Neuaufnahmen von Brilliant, von denen es eine Menge gibt (das Kantatenwerk Bachs z.B.) zeigen vor allem, wie exzellent jenseits der großen Plattenlabel musiziert wird. Das Einzige, was mich bei Brilliant ärgert (vor allem bei den älteren CD's) ist die billige Aufmachung. Aber ich versteh, dass das der Preis nicht auch noch hergibt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Wenn erst einmal die CD-Sammlung eine bestimmte Größe erreicht hat, werden die Wünsche so speziell, dass sie auch bei Saturn Köln nicht ohne Bestellung befriedigt werden können. Da kann ich dann auch gleich zu amzon gehen. Oder jpc.


    Ab Oktober 2011 wird Saturn Online-Versender und tritt damit in Konkurrenz zu amazon und jpc.
    Außerdem will Saturn keinen Unterschied zwischen Online-Preisen und Laden-Preisen machen, woraus ich schliesse, daß die Laden-Preise gesenkt werden.Da bin ich auf die Wiedereröffnung der Klassik-Abteilung nach Renovierung im Hansa-Hochhaus in Köln gespannt,die für August/September 2011 vorgesehen ist.


    Vor 50 Jahren gab es in Köln noch viele Läden,in denen man Schallplatten kaufen konnte.
    Damals machte Saturn seinen ersten Laden auf.
    Der beginnende Preiskampf hatte zur Folge,daß Kölner Läden wie Rhein-Radio und Radio Graf schließen musten.
    Heute muß sich Saturn den preiswerteren Online-Versendern stellen und selbst in den Online-Versand einsteigen.
    Der Preiskampf findet im Online-Versand statt.

    mfG
    Michael

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  • In den USA wurden meines Wissens früher (1960er) immer schonmal preiswerte LPs sehr breit vermarktet und nicht wenige Hörer haben sich so mit der klassischen Musik bekannt gemacht.


    Ich möchte aber etwas anderes ansprechen. Mitte/Ende der 1980er gab es eine ca. 50teilige Reihe "Große Komponisten und ihre Musik". Da wurden LPs bzw. MCs am Kiosk bzw. im Zeitschriftenhandel verkauft, mit einem ausführlichen, bunt bebilderten Beiheft (sehr viel umfangreicher als eine LP-Beilage), das alle möglichen Hintergrundinformationen zu Musik, Kultur, Zeitgeschiche usw. enthielt. Der Preis war mit ca. 13 DM etwa im Rahmen der LPs günstiger Wiederveröffentlichungsreihen. Die Aufnahmen waren durchweg von Universal lizensiert, mit bedeutenden Interpreten (Die erste Folge enthielt z.B. Beethovens 5. mit Kubelik/Boston, die zweite Brahms 1. mit Karajan.)
    Diese Art musikalischer Volksbildung scheint sich gelohnt zu haben, denn es erschienen nach den weitgehend auf Orchestermusik konzentrierten Folgen noch etwa 10 weitere mit Opernquerschnitten und die Reihe wurde Anfang der 1990er noch einmal aufgelegt, mit CDs, diesmal allerdings auf der Basis preiswerter oder teils obskurer Aufnahmen (etwa aus dem Vox-Katalog).
    Ich nehme an, dass diese Serie ursprünglich auch aus dem angelsächsischen Raum stammte, aber die Hefte wurden komplett und recht kompetent übersetzt.


    "http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=290579370617&ssPageName=STRK:MEWAX:IT"
    "http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=310325999260&ssPageName=STRK:MEWAX:IT"


    Ein Freund hatte damals große Teile dieser Serie gesammelt und sie bildete daher auch für mich einen Teil des Klassik-Einstiegs (auch wenn ich selbst nichts davon kaufte, weil sie schon nicht mehr erhältlich war, meiner Erinnerung nach).


    Von meinem Vater hatte ich etwa in derselben Zeit noch einige LPs einer originär englischsprachigen ("Everyman's Library of Classical Music" oder so) ähnlichen Reihe (diesmal Vox o.ä. Aufnahmen, früher Brendel in Mozarts 27. und dem 5. Beethovenkonzert). Die waren allerdings von recht mäßiger Klang- und besonders Pressqualität (Höhenschlag usw.)
    Auch Buchclubs wie Bertelsmann hatten seinerzeit ein ziemlich preiswertes und halbwegs breites Plattenangebot.


    Bemerkenswert ist jedenfalls, wie in den genannten Reihen Wert auf sehr ausführliche Hefte zu den Platten gelegt wurde. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den kommentarlosen 20 Best-of-Classics CDs bei Aldi aus dem Brilliant- oder Berlin Classics-Katalog.

    Struck by the sounds before the sun,
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