Hallo Forianer,
Als Claudio Abbado den Stab quasi an Rattle weiterreichte, reagierten die Musikfreunde mit durchaus gemischten Gefühlen.
Teilweise hatte ich das Gefühl eines "Aufatmens" (warum weiß ich nicht), andererseits waren nicht alle restlos begeistert. Manche "trauerten" sogar um den scheidenden Maestro.
Was ist nun eine realistische Einschätzung von Abbados Lebenswerk ?
Mich persönlich interesiert in diesem Zusammenhang vor allem die Schllplatte bzw. CD, aber es können in der Diskussion natürlich auch andere Aspekte ins Spiel gebracht werden.
Was ich nicht ganz verstehe ist, der Eindruck, daß hier ein Dirigent der "Alten Schule" einem sogenannten "Jungen" Platz macht.
Zum ersten ist Rattle nun tatsächlich kein "Junger" mehr, sollte das jemand so sehen, dann bin iches nämlich auch.
Zum zweiten ist (war ?) Abbado eigentlich dem Wesen nach ein Reformer, der sich um die Musik des zwanzigsten Jahrhundert bemühte, in Wien ein Festival für zeitgenössische Musiik etablierte, in Italien regelmäßig in Fabriken (ich glaube es war in Turin) Konzerte dirigierte und mit den Arbeitern über die Werke diskutierte. Er grub unbekannte Schubert- und Rossini- Opern aus etc.etc.
Daneben dirigierte er sowohl Wiener Klassik, als auch Klassische Moderne, sowie Verdi.
Allein, ich kenne wenige Tonaufnahmen, wo ich einen "persönlichen Stil" erkennen kann, alles ist gut gemacht, zweifellos, jedoch die "prägende Hand" konnte ich (bis jetzt) nirgends eindeutig erkennen.
Allerdings gibt es doch einzelne Aufnahmen, die ich mit ihm in Verbindung bringe:
Dazu gehört die (damals) "neue" Gesamtaufnahme von Rossinis " Barbier von Sevilla " die Furore machte, weil sie von etlichen Verzierungen der vergangenheit befreit war, allerdings auch IMO von jeder Spritzigkeit und Spielfreude. Die Besetzung war jedoch hervorragend und die Aufnahme wurde in den damaligen Fachzeitschriften von allen Kritikern in den Himmel gehoben, wobei verschwiegen wurde, daß das Klangbild ein wenig kompakt war (eine Eigenschft die IMO viele Abbado-Aufnahmen "auszeichnet", vielleicht ist das doch sein persönlicher Stil ?)
Mit seiner Aufnahme der Beethoven-Sinfonien (Wiener Philharmoniker)
konnte ich, als sie erschienen, nicht allzuviel anfangen. Vielleicht werde ich demnächst überprüfen, ob das an mir oder an Abbado lag.
In bester Erinnerung habe ich allerdings die Einspielungs von Bartoks
Klavierkonzerten mit Pollini
(Das Forum wird mich noch ruinieren. Ich hab die Aufnahme als LP,
nun sehe ich sie als Galleria-CD . Unfortunately hat EMI Austria gerade eine Aktion von Galeria-CDs laufen...........)
Um mich weiteren Versuchungen erst gar nicht auszusetzen, überlasse ich die Fortführung des Threads jetzt Euch....
Gruß aus Wien
Alfred