Un Ballo in Maschera von Giuseppe Verdi

  • Hallo zusammen,


    gestern brachte Arte eine Live-Übertragung der Verdi-Oper aus der Leipziger Oper unter der Leitung ihres neuen GMD Riccardo Chailly.Mit diesem Werk aus der mittleren Schaffensperiode des Großmeisters der Italienischen Oper hat sich der künstlerische Leiter von Oper und Gewandhaus prächtig eingeführt.Die Protagonistenrollen waren mit Sängern besetzt,die schon früher erfolgreich mit Chailly zusammengewirkt haben.Hier kann ein Ensemble zusammenwachsen,welches uns noch manchen Belcantogenuß bescheren kann.
    Interessiert bin ich,wer von euch die Vorstellung auch sah und wie sie euch gefallen hat.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfrid,
    habe die Aufführung auch gesehen und war begeistert. (na ja, die Inszenierung war vielleicht kein großer Wurf - abgesehen von der Ulrica Szene - aber besser als manches, was es sonst in Leipzig in den letzten Jahren gab.) So präzise, differenziert und mit italienischem "Schmelz" habe ich das Gewandhausorchester in der Oper - anders als im Gewandhaus noch nicht gehört.Bisher hatte man oft den Eindruck in der Oper spielt die Notbesetzung.
    Ich werde in jedem Fall versuchen für eine der nächsten Aufführungen eine Karte zu bekommen. Aber: Man droht schon wieder mit Etatkürzungen - ob Chailly unter diesen Umständen lange in Leipzig bleibt?

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Sagitt meint:


    überwiegend hörte ich die Aufführung aus Leipzig und dachte an meine Aufnahme mit Solti, Price,Battle,Pavarotti,Bruson und dann: wie gemein, das es solche Aufnahmen gibt, die so was wie in Leipzig einfach recht schwach erscheinen lassen, wie gemein.

  • Den Leipziger Maskenball konnte ich leider nicht sehen, aber wo wir schon beim Medium TV sind: Ich hatte vor Jahren einmal eine Aufzeichnung (Sommer 2000 oder 2001) von den Bregenzer Seefestspielen gesehen, die ich von der Inszenierung her und auch musikalisch sehr überzeugend fand. Würde ich glatt auf DVD kaufen.
    Ansonsten bin ich momentan vielleicht etwas Maskenballgeschädigt, da möglicherweise zu oft gehört. Jedenfalls hat mich mein letztes Frankfurter Bühnenliveerlebnis nicht sonderlich beeindruckt.


    Zwei Aufnahmen nenne ich mein Eigen:




    Ich find beide Aufnahmen (Colin Davis + prähistorische Serafin-Einspielung bei akzeptabler Tonqualität) ok, die Serafin-Aufnahme beinhaltet jedoch einige wenige Sänger/innen, die es mit der "Dramatik" unfreiwillig komisch übertreiben.

  • Tja, nun, der erste "Maskenball" und ich bin ganz schön ratlos. Was für eine verrückte Oper...


    Erstmal vielleicht ein paar Töne zu der Einspielung unter Rizzi, deren Cover ja an anderer Stelle schon vorgestellt wurde. Der erste Akt klingt fast ein bißchen kühl, das liegt m.E. daran, daß in der Handlungsfolge da ein paar merkwürdige Pausen auftauchen. Hin und wieder schaute ich erstaunt auf den CD-Player ob er wohl den Geist aufgegeben hatte, diese Pausen treten mitten in den Tracks auf wenn sich die Leute "unterhalten". Mit dem Beheft habe ich mich noch gar nicht beschäftigt, außer den Namen der Sängern - huch, die leben ja alle noch =) - und dem Libretto zum mitlesen. Es klingt auf den ersten Eindruck wie eine hochtechnische Studioaufnahme auch aus o. g. Gründen bis mir auffiel, daß diese Stellen auch eine irrsinnige Spannung haben. Zunehmend hatte ich dann immer mehr den Eindruck, als ständen die Leute neben mir und singen direkt ins Ohr, so präsent klang das und verdichtete sich auch.
    Ich weiß noch nichtmal (soviel zum Thema `nutzt ihr eure Nachschlagewerke`) in welcher Lebensphase Verdi das Stück geschrieben hat und welche Stellung es im Gesamtschaffen einnimmt. Vieles erinnert musikalisch aber schon an den "Otello".


    Die ver-rückteste Figur der ganzen Oper ist mit Sicherheit Riccardo. Auch wenn er immer wieder und gerade im ersten Akt so etwas lebenslustiges zu haben scheint, nichts seine Freude trüben kann, noch nichtmal die Vorhersage von Ulrica `wie schön, ich sterbe den Heldentod auf dem Feld`. Auf mich wirkt er von Beginn an wie ein Todessehnsüchtiger. Ob da was dran ist wird sich wohl zeigen bzw. erarbeiten lassen. Wer mir völlig unklar blieb ist Oscar, diesem Jungen muß doch mehr hinterlegt sein als ein endloses Plappermaul zu sein.


    Soweit und wie immer: den Vorhang zu...


    Grüße
    Sophia

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  • Hallo Sophia,


    inhaltlich das beste Opernlibretto der Jahrtausende - schau mal hier:


    MORDS-RÄTSEL [das Rätsel ist schon alt...]


    Ich liebe diese Geschichte...


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    danke noch für den Link. Auf so eine Suche wäre ich ja nie gekommen ;), es hat schon eine Weile gedauert bis ich den alten Thread zum Maskenball dann über das Suchwort "ballo" wieder gefunden habe...


    Zitat

    Original von Ulli



    inhaltlich das beste Opernlibretto der Jahrtausende -


    Woran misst sich das? Jedenfalls war ich knapp 2 Stunden - bis kurz vor Schluß der Oper - ziemlich erstaunt daß die Oper "Maskenball" heißt aber gar kein Maskenball stattfindet :D


    Grüße
    Sophia


  • Salut,


    hm, es misst sich einfach daran, dass ich es so empfinde... am Ende des dritten Aktes sollte aber schon der Maskenball stattfinden - sonst liegt's evtl. an der Inszenierung :P


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Sophia,


    Zitat

    Original von S.Kirch
    Jedenfalls war ich knapp 2 Stunden - bis kurz vor Schluß der Oper - ziemlich erstaunt daß die Oper "Maskenball" heißt aber gar kein Maskenball stattfindet


    Du schreibst ja "bis kurz vor Schluß", also gehe ich mal davon aus, dass Dir nicht entgangen ist, dass das ganze Ende der Oper auf einem Maskenball spielt (S.172 im Beiheft der Rizzi-Aufnahme oben: "Prächtiges Kabinett des Grafen, Tisch mit Schreibutensilien; iim Hintergrund ein großer Vorhang, der später den Maskenball enthüllt" und dann S.174: "Die Vorhänge werden geöffnet. Großer und prächtiger Ballsaal, glänzend erleuchtet und für das Fest geschmückt. Heitere Musik erklingt zum Tanze, eine Menge Eingeladener bevölkert bereits beim Öffnen des Vorhangs die Szene. Der größte Teil ist kostümiert [...]").


    Wagners "Götterdämmerung" heißt ja auch so, obwohl die "Götterdämmerung" sich erst in den letzten Minuten des langen Werkes abspielt....;)


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Ich möchte auch in diesem Zusammenhang schon wieder auf folgendes Büchlein verweisen:


    Eckhard Henscheid: "Verdi ist der Mozart Wagners"


    Darin befindet sich der heitere und doch bestens recherchierter Aufsatz "Das dreizehnte "Addio" war tödlich. Der ewige Abschiednehmer Riccardo aus "Maskenball""

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  • Zitat

    Original von C.Huth
    Hallo Sophia,



    Du schreibst ja "bis kurz vor Schluß", Beste Grüsse,


    :O


    Das hab ich im Eifer des Gefechtes mal wieder übersehen...


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • N´Abend Claus,


    Zitat

    Original von C.Huth
    Wagners "Götterdämmerung" heißt ja auch so, obwohl die "Götterdämmerung" sich erst in den letzten Minuten des langen Werkes abspielt....;)


    Stimmt! Wie konnte mir das nur entfallen ;) ? Aber Erda warnt 4 Stunden vor dem Ende vor `ein düsterer Tag dämmert den Göttern`, und die Dame hat ihren letzten Auftritt ja im Sigi.


    und


    N`Abend Ulli,


    die "Isis" taucht sogar irgendwo im Maskenball auf, in einer Beschreibung oder so ähnlich. Vor dem Wochenende komme ich nicht dazu das herauszusuchen und im Lexikon nachzuschlagen, dann kann ich hoffentlich etwas mehr Paroli bieten ;) . Besten Dank schonmal für die Auskunft zur Zauberflöte.


    Schöne Grüße
    Sophia

  • Salut,


    naja, die Warnung vor dem Maskenball dürfte auch zu Beginn des ballo in maschera sein...


    oder?


    Die "Zauberflöte" kommt ja auch erst relativ zum Schluß zum Einsatz. Prinzipiell hätte das Werk ja auch "Silberglöckchen" heißen können, haben die nicht wesentlich mehr bewirkt? :stumm:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Die erste Begegnung Taminos mit Pamina findet nach der Zuhilfenahme beider Wunderinstrumente bereits im 1.Akt statt. In Szene 15 nach dem Flötenarioso spielt Tamino seine Flöte,Papageno antwortet mit seinem Pfeifchen:Ha,das ist Papagenos Ton,vielleicht sah er Pamina schon...Später in der 17.Szene bezaubert Papageno den Monostatos mit Gefolge mit:
    Komm,du schönes Glockenspiel,laß die Glöckchen klingen,klingen,daß die Ohren ihnen singen,worauf der Freudentanz der Mohren beginnt.
    Schikaneder hat die Leute also nicht so auf die Folter gespannt wie der Verdi-Librettist Somma beim Maskenball.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Mein Beitrag hätte in verschiedene Foren gepaßt, aber direkt warnen wollte ich nicht, also packe ich ein paar Anmerkungen hier her:



    Der "STein des Anstoßes" ;) .
    Bedingt durch kürzlich gemachte Hörerfahrungen war ich mutig und kaufte mir bewußt meine erste Mono aufgenommene Oper, einen Live-Mitschnitt vom 12.04.1956.


    Die Tonqualität ist recht ansprechend, besonders gut ist des öfteren der Souffleur zu verstehen ;) .
    Die Sänger sind igs. recht plastisch abgebildet, auch das Orchester klingt akzeptabel. Sehr störend allerdings ist, daß in einigen Passagen Musik oder Gesang zu hören ist, die/der dort nicht hin gehört. Ich erkläre mir diesen Effekt laienhaft damit, daß es sich wohl um Überlagerungen aufgrund des Alters des Original-Tonbands handeln muß. Vielleicht kann mich ein "Technikprofi" aufklären...


    Die künstlerische Qualität hingegen läßt keine Wünsche offen. Die drei Hauptprotagonisten sangen auf allerhöchstem Niveau, aber die eigentliche Überraschung war für mich die bis dato vollkommen unbekannte Eugenia Ratti als Oscar. Sie sang nicht nur tadellos, sondern verkörperte spürbare Spielfreude.


    Ab und an klatschte das Mailänder Publikum in die Musik hinein, aber der Ausdruck der Freude war durchaus berechtigt angesichts der gesanglichen Leistungen.


    Abschließend stelle ich fest, daß eine meiner liebsten Verdi-Opern hier bisher sträflich vernachlässigt wurde. Bergonzi als maßstabsetzender Riccardo in zwei Aufnahmen wurde z.B. noch gar nicht behandelt. Das muß demnächst wohl dringend nachgeholt werden... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    was Du vermutest stimmt.
    Wenn die Bänder lange liegen,kopieren sie sich
    immer auf die darunter liegende Wicklung.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    danke für die Antwort.


    Genau so dachte ich es mir auch.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Meine Lieben,


    Bei Delta (Reihe "Classical Evolution") gibt es auch ein Quasi-"Medley" (Haralds des Kralen sprachliches Gespür hat - in einem anderen Thread - das Richtige getroffen) des "Maskenballs". Zu hören sind überwiegend osteuropäische Orchester und Künstler, wobei sich wieder einmal zeigt, daß die sich keineswegs verstecken müssen.
    Das "Erlebnis" dieser CD sind Sylvia Sass ("Morrò, ma prima in grazia") und János B.Nagy ("Forse la soglia attinse"), also zwei im Forum bekannte Ungarn der Spitzenklasse, die ja auch viel im Westen gesungen haben. Renommiert ist auch Ludovic Spiess, der hier mit der Canzone "Di ' tu se fedele" vertreten ist (begleitet vom Orchester der Bukarester Oper). Boiko Zvetanov, der dritte Riccardo im Bunde, ist ein bulgarischer Tenor (vor allem den Zürchern geläufig), und eine Sofia-Einspielung ist auch der "Maskenball", den Emil Tabakov dirigiert, und aus dem mehrere Ausschnitte hier aufgenommen wurden. Zvetanov kämpft ein wenig mit dem Italienischen, bringt aber einige sehr schöne Momente. Als Amelia ist Olga Romanko zu hören (eine relativ junge Russin, die auch in Parma studierte und in der laufenden Saison und in dieser Rolle in Graz auftritt) , recht ansprechend und als Amelia Ilona Tokody übertreffend, die zwar schön singt, aber in der Höhe ein bißchen zu scharf anmutet. Der Renato der Tabakov-Aufnahme ist Roberto Servile, auch er ein bekannter Name (er sang schon unter Karajan in Salzburg). Der zweite Renato hier ist Lajos Miller aus Budapest, der mir hier übrigens besser gefällt als im "Ernani" als Don Carlo (unter Lamberto Gardelli).


    Derlei Zusammenschnitte aus verschiedenen Quellen sind sonst bei einer Oper nicht immer mein Fall, aber wenn das Niveau so hoch ist wie hier, spielen Vorurteile keine Rolle.


    LG


    Waldi

  • Hallo zusammen,


    ich nenne zwei Studioaufnahmen des Maskenballs mein eigen, zum einen die mit Claudio Abbado am Pult, dann diejenige mit Erich Leinsdorf. Ferner noch einen Live-Mitschnitt aus der Scala mit Gavazzeni, Callas, di Stefano, Bastianini, Simionato ... liest sich wie eine gute Speisekarte (oder Weinkarte, je nachdem).


    Die beiden Studioaufnahmen habe ich neulich gehört.


    Placebo Domingo singt gut, gestaltet vieles intelligent und wuchert mit dem Wohllaut seiner Stimme. Berührt hat mich jedoch die Interpretation des Riccardo durch Bergonzi. Seine Stimme klingt für mich nicht halb so "schön", aber seine Gestaltung ist ungleich tiefer durchdacht, stärker differenziert, um Klassen besser phrasiert. Wo bei Placebo vieles pauschal und bei allem Willen zur Gestaltung oberflächlich bleibt (irgendwo kopfgemacht), schürft Bergonzi tiefer und wird fündig.


    Bei der Amelia muss ich meine Lieblingsvorurteile reiten und freue mich bei Leontyne Price über vieles, was ich von Katia Ricciarelli erst gar nicht erwarte. Natürlich ist die tendenziell rauchige, laszive Stimme der Price bei der Amelia eine Gratwanderung. Für mich funktioniert es jedoch trefflich.


    Robert Merrill und Renato Bruson nehmen sich m. E. in der Rolle des Renato nicht viel.


    Shirley Verrett singt die Obraztsova in der Rolle der Ulrica an die Wand! Schade, dass ihr Part so kurz ist. (Dasselbe gilt für ihre Eboli in der Giulini-Aufnahme des Don Carlos)


    Der Vergleich Reri Grist/Edith Gruberova ist vielleicht am ehesten Geschmackssache. An schierer Virtuosität im Sinne von: Abliefern der richtigen Frequenzen zur richtigen Zeit hat Gruberova wohl die Nase vorn. Aber Reri Grist hat mehr Biss, was mir bei dieser Hosenrolle sehr gut gefällt.


    Fazit: Die Leinsdorf-Studioaufnahme ist bei weitem vorzuziehen. Die Live-Aufnahme harrt eines freudig erwarteten Wiederhörens.

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  • Liebe Alle,


    meine Lieblingsaufnahme ist ein alter Mitschnitt aus der Met (Dezember 1940), klangtechnisch sicherlich nicht gerade zum Jubeln, aber von der Ausfühung her für mich einsame Spitze - nicht nur wegen Jussi.


    Mitwirkende sind Jussi Björling, Zinka Milanov, Alexander Svéd, Bruna Castagna, Stella Andreva ... , und es dirigiert ein zugleich furioser und beschwingter Ettore Panizza.


    :hello: Petra

  • Hallo Petra,


    volle Zustimmung :jubel: :jubel: :jubel:
    Neben Callas (Scala 1957)/Rysanek (Met 1962) ist diese Aufnahme mein Favorit in Sachen "Ballo".


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Meine Lieben,


    In der "Andromeda"-Reihe gibt es noch einen Live-Mitschnitt aus dem Teatro Comunale von Florenz (6.Jänner 1957). Die Tonqualität teils nur mäßig, auch der Souffleur ist nicht ganz zu überhören. Mit der Gavazzeni-Einspielung hat diese hier noch Ettore Bastianini als Renato und Ebe Stignani als Ulrica gemeinsam. Den Riccardo gibt Gianni Poggi, die Amelia Anita Cerquetti, den Oscar Maria Manni-Jottini, auf der Besetzungsliste finden sich immerhin auch noch Giulio Neri (Samuel) und Paolo washington (Tom).
    Den Dirigenten Emidio Tieri kenne ich sonst nicht. Er dirigiert mit Routine und nicht schlecht, aber eher auf knallig und äußeren Effekt. Die Sänger folgen teilweise einer ähnlichen Linie. Bastianini hat natürlich eine aufregende Stimme, aber hier trumpft er mir damit eine Nuance zu viel auf. Für die Cerquetti und Poggi gilt letztlich dasselbe. Poggi produziert teilweise wirklich schöne Töne, aber singt mir zu ungleichmäßig, will offenbar ab und zu eine Wunderkehle in allen Stilen sein. Aber der "Ballo" als Stimmritzenprotz-Wettbewerb trifft's nicht ganz. Der Oscar ist auch nicht mein Fall, er kehrt das Bengelhafte zu sehr heraus und klingt immer wieder unangenehm (vielleicht lag das auch ein wenig an der Regie, denn ab und zu tönt er dazwischen besser).
    Zusammenfassend: Etliche schöne Einzelmomente und diverse Bravouren machen noch keine wirklich überzeugende und homogene Spitzenleistung.


    Dann gibt es noch eine Abbado-Aufnahme mit Domingo, Ricciarelli, Bruson, Obraztsova, Gruberova und Raimondi, die ich der Hungaroton-Lizenzedition (1981) habe. Schwächster Punkt ist verblüffenderweise Domingo, der da offenbar ausnahmsweise nicht in Form war. Ansonsten eine gute Aufnahme. Daß mir die Obraztsova als Ulrica nicht ganz so taugt wie Cossotto u.a., ist vielleicht nur persönlicher Geschmack.


    LG


    Waldi

  • Lieber Walter,


    auch ich denke, daß die Abbado-Aufnahme insgesamt ein solides Niveau hat. Domingo ist tatsächlich der schwächste Punkt, die Obrastzova kann der Ulrica wenigstens einmal die tief brustige Erdung geben, opfert dafür aber (wohl auch aus technischer Unzulänglichkeit) zum Teil den Wohlklang. Ich mag da vor allem Fedora Barbieri. Ricciarellis Amelia ist mir etwas zu süßlich, Gruberovas Oscar hat zu wenig kecke Herausforderung, wirkt manchmal etüdenhaft. Am besten gefällt mir Bruson als Renato (auch wenn er den Abschwung in Eri tu verwackelt). Sängerisch komplett überfordert ist allerdings keiner der Mitwirkenden. Dirigat und Orchester bewegen sich auf ebenso grundanständigem Terrain.


    LG,


    Christian

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  • Lieber Christian,


    Man könnte natürlich auch sagen, wenn schon Abbado, dann die Wiener Aufführung von 1986, als sich Pavarotti, Gabriele Lechner und Cappuccilli gegenseitig zu Höchstleistungen trieben. Kritisiert wurde damals nur der Oscar der ungarischen Sängerin Magda Nádor, die ich aber gar nicht so schlecht fand (später sah ich die Inszenierung mit einem zugegeben noch besseren Oscar).
    Die Barbieri muß ich mir einmal anhören, die zählt sowieso zu meinen Bewunderten.


    LG


    Waldi

  • Ich sehe auch Domingo als Schwachpunkt.
    Mein liebster Maskenball ist die
    Aufnahme unter Solti mit:
    Pavarotti
    Bruson
    M. Price
    C. Ludwig
    Battle
    Lloyd.


    Rita

  • Rita hat recht. Die Georg-Solti-Aufnahme ist - was Technik und Besetzung angeht - unübertroffen. Diese Studio-Aufnahme bietet eine ausgezeichnete Tonqualität:



    Pavarotti, Bruson, M. Price, Lloyd, King, Battle,
    Oliver, Ludwig,
    National PO, Solti
    Label: Decca , DDD, 82/83


    Ich persönlich habe noch einen anderen Favoriten, der aber leider im Katalog z.Zt. nur als Querschnitt lieferbar ist:


    Die Aufnahme der Welsh National Opera Cardiff von 1995:
    UN BALLO IN MASCHERA
    Aufnahme: Feb. 1995, Studio
    Spieldauer: 128'31 min
    Dirigent: Carlo Rizzi
    Orchestra of the Welsh National Opera Cardiff
    Chorus of the Welsh National Opera Cardiff
    Chorleitung: Gareth Jones
    Amelia: Michèle Crider
    Oscar: Maria Bayo
    Renato (Count Ankarström): Vladimir Chernow
    Riccardo (Gustavo III): Richard Leech
    Samuel (Count Ribbing): Peter Rose
    Silvano (Christiano): Roberto Scaltriti
    Tom (Count DeHorn): Gwynne Howell
    Ulrica (Arvidson): Elena Zaremba
    Un giudice: Peter Bronder
    Un servo: Barry Banks


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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