Hallo, liebe Musikfreunde,
gern würde ich den einen oder anderen für diese Stücke begeistern. Sie stehen für mich nicht nur im Zentrum der Kompositionen von Grieg, sondern nehmen überhaupt eine Schlüsselstellung in der Klaviergeschichte ein, ein gelungenes Beispiel, Tradition aufzugreifen und den Weg für neue Musik zu öffnen, Musik, die trotz musikalischer Neuerungen und tiefer Gefühle von einer Einfachheit ist, dass sie zurecht gern im frühen Klavierunterricht gelehrt wird.
Grieg (1843 – 1907) studierte 1858 – 1860 in Leipzig. Obwohl Mendelssohn und Schumann bereits gestorben waren, gelang es niemandem wie ihm, fortzusetzen, was etwa in der „Schottischen Sinfonie“ oder Schumanns „Album für die Jugend“ begonnen war. Bewusst hielt er sich von allen musikalischen Grabenkämpfen in Deutschland fern und ließ sich ebenso von Wagner und 1869 bei einem Besuch in Rom von Liszt beeindrucken.
Griegs Villa in Troldhaugen, wo er ab 1885 lebte, Blick vom Flügel aus
Kaum ein Werk hat in so unterschiedliche Richtungen prägende Kraft gehabt. Da war zuerst der Impressionismus, unüberhörbar Ravel, alle anderen nordischen und russischen Komponisten um 1900 sowieso, aber auch Bartoks „Allegro barbero“, die Kinderstücke von Casella oder die Klavierstücke von Strawinsky und Prokofjew. Sein Einfluss reicht bis weit in das 20. Jahrhundert, etwa zu John Cage, der ganz begeistert von den Lyrischen Stücken war. In ihrer Ausdrucks- und Farbenpracht wurden sie schon früh für Filmmusik eingesetzt. Ein guter Pianist vermag eine Auswahl zusammen zu stellen, in der die kurzen Stücke wie Szenen vorbeilaufen, die eine charaktervolle Geschichte ergeben.
Wer einmal diese Stücke gehört hat, wird daher schnell persönliche Vorlieben entwickeln, mal aufhorchend und mal sich in die Ferne treiben lassend, in der die Vielfalt der eigenen Gefühle einzigartig ausgedrückt ist, und doch auch gern die anderen Stücke hören, die Mut machen, sich in andere Stimmungen einzufühlen.
Viele Grüße,
Walter