Ich hatte schon vor einigen Tagen einen Thread zu diesem Thema angekündigt.
Vorerst möchte ich erklären wie er zustandekam.
Um einen gewissen Überblick über die wichtigsten historischen Entwicklungen der klassischen Musik des 20. zu gewinnen - unter einbeziehung der klassischen Moderne und Avantgarde, habe ich in den letzten Jahren gelegentlich Aufnahmen aus diesem Bereich gekauft, wobei insbesondere jene der Avantgarde und unbekannteren Moderen ungehört in meinen Regalen liegen.
In letzter Zeit habe ich allerdings hin und wieder die eine oder andere CD hervorgekramt und gehört , teilweise hier sogar darüber geschrieben, wobei ich mich bemüht habe - soweit ich es konnte- persönlichen Geschmack auszuklammern oder aber (besser !!) das Gehörte unter anderen Aspakten zu sehen (welch unbeabsichtigter Wortwitz !!)
Wie soll das funktionieren ? Die Antwort war (für mich) ganz einfach.
Irgendwann beim Hören solcher Werke hatte ich den Gedanken;
"Eigentlich beeindruckend oder faszinierend - ABER - Musik ist das eigentlich KEINE"
Damit war schon ein wesentlicher Schritt getan.
Alle Vergleiche mit Mozart, Beethoven, Haydn und Schubert hatten plötzlich keine Relvanz mehr.
Ich berachtete das Gehörte als "organisiertes Geräusch" (was eigentlich jegliche Musik ist) und liess es als Cluster oder Klangwolken, Impressionen auf mich einwirken. Musik als Klangeindruck, das hat es schon früher gegeben, man denke bloß an das "Gewitter" von Beethoven oder die Gewittermusik in Rossinis Barbiere. In beiden Fällen war aber die Dramatik der musikalischen Wirkung untergeordnet, spätere Komponisten verzichteten auf melodiöse Verbrämung und stellten den dramatische Effekt in den Vordergrund, bzw verzichteten generell auf jede "musikalische Aufbereitung" später kamen dann Klang- oder Geräuschballungen dazu die eigentlich überhaupt nicht mehr zuordenbar war. Musik als unkontrolliertes Geräusch ?
Auch wenn es manchmal so scheint, so ist das nicht wirklich der Fall, meist kann man gewisse Strukturen erkennen.
Auch die nächste Frage, ob solche Geräusche eigentlich "schön" sind ist nur dann zu beantworten, wenn man sie unter Ausklammerung des Begriffs "Musik" betrachtet.
Immerhin gibt es doch etliche Hörer, welcheMusik des 20. Jahrhunderts gerne hören.
Die Motiv sind immerhin interessant.
Ich habe den (unbestätigten) Verdacht, daß es sich hierbei um einen Vorgang der "Solidarisierung" mit "Zeitgenossen" handelt, um eine "Überwindung der Vergangenheit" -man möchte zeigen, daß "unsere Zeit" EIGENE Kunst hervorbringt, nämlich ZEITGEMÄSSE. Letzteres ist - und das ist jetzt hämisch gemeint - auch ausgezeichnet gelungen.
Genug Stoff für ein heisses Thema jenseits des Regietheaters.
mfg aus Wien
Alfred