Belcanto – Die Tenöre der Schelllackzeit

  • Belcanto – Die Tenöre der Schelllackzeit ist mehrteilige TV-Dokumentation von Jan Schmidt-Garre. Sie wurde 1996 erstmals zeigt und hat eine Länge von 390 Minuten. Wiederholungen gab es mehrfach. Ausgezeichnet wurde sie mit einem Preise beim Columbus International Film Festival und bei "Classique en images". Im Mittelpunkt stehen zwölf Tenöre, die wie keine anderen symbolisch, vor allem aber durch ihre künstlerische Begabung für diese Epoche stehen: Enrico Caruso, John McCormack, Leo Slezak, Tito Schipa, Richard Tauber, Lauritz Melchior, Beniamino Gigli, Helge Rosvaenge, Iwan Kozlovsky, Joseph Schmidt und Jussi Björling. Je nach individuellen Vorlieben wäre auch eine modifizierte bzw. erweiterte Zusammenstellung denkbar. Alle bedachten Sänger werden mit Ton und Filmaufnahmen vorgestellt. Ihr Wirken fällt in eine Zeit, die von großen technischen Neuerungen geprägt gewesen ist, wozu auch die Schallplatte und der Film gehören. Experten und berufene Zeitzeugen versuchen sich in stimmlichen Analysen auf teils sehr hohem Niveau. Die Dokumentation ist auch um Sinnlichkeit bemüht. Bei Sammlern und Stimmkennern gilt sie als eine wichtige Quelle der eigenen Beschäftigung mit der Geschichte der jüngeren Gesangskultur.


    Zunächst sind die Folgen auf zwei DVD-Boxen erschienen:


    Ein CD-Doppelalbum versammelte alle in den einzelnen Folgen behandelten Arien und Szenen:


    Inzwischen sind alle Teile in einer neuen Edition zusammengestellt worden:


    Auf einer weiteren DVD, die als Bonus ausgewiesen ist, sind der Italiener Tito Schipa, die Österreicher Joseph Schmidt und Richard Tauber sowie der Russe Ivan Kozlovsky ausfgührlicher dargestellt wie in der Dokumentaion. Schipa singt in Kostüm und Kulisse unter anderen den Lyonel im Flotows "Martha", Schmidt ist in zwei seiner Filme – "Wenn du jung bist gehört dir die Welt" und "Ein Stern fällt vom Himmel" zu sehen. Und Tauber begleitet sich selbst am Klavier mit einer eigenen Komposition und bei dem Lied "Once There Lived a Lady Fair" von George H. Clutsam. Stalinistisch gefärbte Zeitgeschichte flammt auf, wenn Kozlovsky vor Bergarbeitern einer Zeche unter dem Bild des Diktators seinem verschwenderischen Tenor freien Lauf lässt. Stalin schätze seine Stimme und soll ihm Gastspiele im Westen aus Sorge verwehrt haben, er könne nicht in die Sowjetunion zurückkehren.


    Ein Heft mit diversen Essays rundet das Angebot ab. Darunter befindet sich in englischer Übersetzung auch der Text des Buches "Die Krise der Gesangskunst" von Wolf Rosenberg, das seit vielen Jahren vergriffen ist und antiquarisch hoch gehandelt wird. Rosenbergs kritischer Befund endet zwar schon im Jahr 1968, seine hohen Ansprüche aber wirken fort. Im deutschen Original heisst es: "Das Extrem, auf das in der letzten Zeit hingesteuert wird, ist ein Kult mit Stimmen, wie er nie zuvor möglich war. Die Forderungen gehen allein ans Material; man spricht nur noch von der Kehle, vom Gold, Silber, Metall oder was sonst in ihr stecken möge, nicht aber vom Blei auf der Zunge, das undeutliche Deklamation, Schwere und Unreinheit des Ansatzes sopwie Mangel an Geläufigkeit zur Folge hat; nicht vom Holz in der Linienführung, wo solche überhaupt noch angestrebt wird, und nicht von den übrigen Metaphern, mit denen man bereits zur Konvention gewordene Unarten belegen könnte." All dies habe dazu geführt, dass der "Unterschied zwischen einem Stimmbesitzer und einem Sänger weiterhin unbekannt" sei, dass "jeder italienische Fortissimo-Tenor, gleich ob er singen kann oder nicht, ein zweiter Caruso genannt wird".


    Einigen Forumsmitgliedern und Lesern wird das Thema nicht neu sein. Ich habe mir aber erlaubt, damit einen neuen Thread zu eröffnen, weil an anderen Stelle unter der Überschrift "Zum Abgewöhnen" ein - wie ich finde - zu einseitiger Verriss vergenommen wurde. Insofern verstehe ich diesen Thread nicht als Gegendarstellungen sondern als eine Ergänzug der ursprünglichen Diskussionsrunde. Er soll auch die Suche nach dem Gegenstand erleichtern.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Einigen Forumsmitgliedern und Lesern wird das Thema nicht neu sein. Ich habe mir aber erlaubt, damit einen neuen Thread zu eröffnen, weil an anderen Stelle unter der Überschrift "Zum Abgewöhnen" ein - wie ich finde - zu einseitiger Verriss vorgenommen wurde.

    Das begrüße ich sehr! :thumbup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Rheingold!


    Sicher ist es sinnvoll, den Austausch über historische Gesangsaufnahmen von der unglückseligen Überschrift, unter der Dottore Pingel seinen Thread eröffnet hatte, zu befreien!
    Worüber aber jetzt hier ein Austausch stattfinden soll, erschließt sich mir noch nicht.
    Das ist schade, denn ich würde mich gern beteiligen!


    Die Editionen, die Du vorstellst, besitze ich nicht.
    Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich alle der dort zusammengestellten Tondokumente auf LP oder CD besitze.
    Gibt es Gründe, die gleichwohl für eine Anschaffung der NAXOS-Edition ins Feld geführt werden könnten?



    Lieber Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Auch ich besitze einiges mehr an historischen Aufnahmen, beschränke mich aber nicht nur auf Tenöre, sondern auf alle Stimmgattungen. Leider ist der Thread über historische Stimmen schon länger verwaist, sodaß ich dort keinerlei Ambitionen zum schreiben mehr habe. Hätte ich nicht schon solche Boxen von EMI und RCA, würden mich die von Rüdiger eingestellten Boxen interessieren.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    W.S.

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  • Auch ich besitze einiges mehr an historischen Aufnahmen,


    Lieber Wolfgang, bei mir existieren noch etliche alte Eterna-Schallplatten, u.a. aus der Reihe große Sänger der Vergangenheit und Große Oper. Natürlich sind die alle in Mono. Aber ich bin stolz darauf, z.B. auf
    "Große Sänger der Vergangenheit": Helge Rosvaenge, Georg Hann, Maria Cebotari, Josef Herrmann, Torsten Ralf
    "Ein Opernabend mit": Wofgang Anheisser, Martin Ritzmann, Iwan Petrow, Harald Neukirch, Hanns Nocker
    "Opernquerschnitte": Trovatore (Stella, Bergonzi, Bastiannini), Hänsel und Gretel (Streich, Schech), Don Carlos (Frick, Ritzmann, Kuhse, Iordachescu), Luise Miller (Herrmann, Cebotari, Hopf), Lustige Weiber (Frick, Wunderlich) Macht des Schicksals (Frick, Gedda, Bumbry), Lohengrin (Ritzmann !!, Adam, Kuhse), Fidelio (Adam, Jones, King), Traviata (Anheisser, Rothenberger, de Ridder), Troubadour (Muszely, Schock, Metternich), Butterfly (Lorengar, Prey, Wunderlich), Rosenkavalier (Streich, Seefried, Schech, Dieskau), Varmen (Faßbaender, Rothenberger, Spiess), Euryanthe (Norman, Gedda, Krause).
    Und noch einen ganzen Haufen andere. Auch Italiener. Angestöpselt an meinen Bose werden sie oft noch gehört
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Jan Schmidt-Garre, Autor und Produzent der Dokumentation "Belcanto - Die Tenöre der Schelllackzeit" gilt aus ausgewiesener Kenner des Themas. Geboren am 18. Juni 1962 in München, studierte er von 1982 bis 1986 Philosophie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München (M. A. mit einer semiotischen Arbeit zu Wagners "Der Ring des Nibelungen") und von 1984 bis 1988 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, Spielfilmabteilung. Während der Schulzeit und des Studiums arbeitete er als Regieassistent und Volontär bei den Regisseuren Rudolf Noelte, David Esrig, Joachim Herz, Jean-Pierre Ponnelle und Harry Kupfer (u. a. bei den Salzburger Festspielen, den Bayreuther Festspielen, an der Metropolitan Opera, New York, und an der Dresdner Staatsoper). Sein musikalisches Rüstzeug in den Fächern Dirigieren und Musiktheorie holte er bei Sergiu Celibidache. Im Jahr 1988 gründete Schmidt-Garre die Produktionsfirma Pars Media, die mit Dokumentar- und Spielfilmen zu Themen der Musik und Kunst internationales Renommée erlangte und mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, unter anderen mit einer Nominierung zum Deutschen Filmpreis, sowie Hauptpreisen auf den Filmfestivals von Chicago, Paris, Monte Carlo, Ohio, München und Prag. Die Filme wurden in über dreißig Ländern ausgestrahlt, sie wurden im Kino gezeigt und auf Laser Disc, VHS und DVD veröffentlicht. Schmidt-Garre trat auch als Regisseur von Opern hervorgetreten. Er ist Schmidt-Garre ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und übernimmt regelmäßig Lehraufträge für Regie und Ästhetik (u. a. an der HFF in München und an der Athanor Akademie für Theater, Film, TV in Passau). (Quelle: Wikipedia)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich finde, dass dieser Schritt von Rheingold richtig ist, weil es eben doch eine größere Anzahl von Liebhabern dieser Aufnahmen gibt, die sich natürlich in meinem thread nicht wohl gefühlt haben. Daher war mein thread für mich ja sowieso ans Ende gekommen. Meine Meinung habe ich nicht geändert. Schreiben werde ich nicht, aber stören werde ich natürlich auch nicht.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Worüber aber jetzt hier ein Austausch stattfinden soll, erschließt sich mir noch nicht.
    Das ist schade, denn ich würde mich gern beteiligen!


    Die Editionen, die Du vorstellst, besitze ich nicht.
    Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich alle der dort zusammengestellten Tondokumente auf LP oder CD besitze.
    Gibt es Gründe, die gleichwohl für eine Anschaffung der NAXOS-Edition ins Feld geführt werden könnten?


    Lieber Caruso, an einen Austausch, wie er Dir vorschwebt, hatte ich zunächst gar nicht gedacht. Mein Anliegen war die zusammenfassende Information über eine - wie ich finde - einzigartige Dokumentation, der ich sogar wissenschaftliches Format zusprechen würde. Wenn ich Lust und Zeit habe, gehe ich später noch weiter in die Details. Ein Forum wie dieses sollte natürlich vornehmlich dem Austausch dienen, weshalb es ja ein Forum ist. Es gibt aber immer wieder Themen wie die Datenbanken über die Aufführungen in der Berliner Staatsoper und der Semperoper Dresden von Stimmenliebhaber, die Orchester- und Dirigentendokumentationen von Joseph II. oder die Sänger-Diskographien von Carlo, die zunächst einmal Datenbestände zuordnen und vermitteln wollen. Daran habe ich seit jeher großes Interesse. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Dich für 390 Minuten - wenn auch verteilt - vor einem Fernseher niederlässt, um Dir anzuhören, was andere über Sänger zu sagen haben. Du weißt es ja selbst. Deshalb ist Edition offenbar nichts für Dich.


    Gewiss finden sich in meinen Beständen ebenfalls jene zig Arien und Szenen, die auch in dieser Dokumentation zur Sprache kommen. Dort werden sie von teils begnadeten Diskutanten auf ihren Interpretationsgehalt hin abgeklopft. Es gibt stilistische Einordnungen und historische Hintergründe. Und die Sänger werden teils auch in bewegte Bilder gesetzt. Alles Dinge, die mich an der Gesangskunst seit jeher interessieren.


    Um auf Wolfgangs Einwurf zurückzukommen. Die Dokumentation will keine Gesamtschau auf die Gesangskunst der Schelllackzeit sein. Sie möchte dem Phänomen nachspüren, warum ausgerechnet von Tenöre eine so starke Faszination ausging, die bis heute nachwirkt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent