• Roberto Benzi, geboren am 12. Dezember 1937 in Marseille, ist ein französisch-italienischer Dirigent, der vor allem in jungen Jahren für Furore sorgte und auch als Kinderschauspieler wirkte.


    Schon mit vier Jahren erhielt Benzi Klavierstunden und wurde von seinen italienischen Eltern als Wunderkind bereits mit sieben Jahren an das Pariser Konservatorium geschickt.


    Er studierte bereits ab dem zehnten Lebensjahr bei André Cluytens Dirigieren und bei Fernand Lamy Musiktheorie. Sein Debüt erfolgte am 2. Juli 1948 im Alter von nicht einmal elf Jahren in Paris. Anschließend gastierte er in zahlreichen europäischen Ländern. 1959 debütierte er an der Pariser Oper mit Bizets "Carmen".


    Seine Rollen in den Spielfilmen "Prélude à la gloire" (1950) und "L'Appel du destin" (1953), wo er sich selbst spielt, brachten ihm zusätzliche Popularität ein.


    Ab seinem 22. Lebensjahr spielte er für Philips einige Schallplattenaufnahmen ein, die bisher leider noch nicht auf CD erschienen sind.


    Zwischen 1973 und 1987 amtierte er als Chefdirigent des Orchestre Bordeaux Aquitaine, anschließend von 1989 bis 1998 in derselben Funktion beim Gelders Orkest (international bekannter als Arnhem Philharmonic Orchestra). Zudem war er Gastdirigent bei zahlreichen bedeutenden Orchestern in Frankreich, Großbritannien, Belgien, der Schweiz, Italien und den USA.


    Roberto Renzi ist u. a. Ritter der Ehrenlegion und war seit den 60er Jahren mit der französischen Sängerin Jane Rhodes (1929-2011) verheiratet.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph, danke, dass Du Roberto Benzi ins Spiel bringst. Den hatte ich ganz aus den Augen verloren.


    Seine Rollen in den Spielfilmen "Prélude à la gloire" (1950) und "L'Appel du destin" (1953), wo er sich selbst spielt, brachten ihm zusätzliche Popularität ein.


    Wenn ich in den Tiefen meines Gedächtnisses krame, dann wird mir auch dieser Aspekt wieder deutlich. "L'Appel du destin" lief in Deutschland unter dem Titel "Konzert in Venedig". Als Kind hat mich der Film natürlich aufgerüttelt, weil ich gerade anfing, mich für Musik zu interessieren. Und ich sehe plötzlich manche Szenen mit dem jungen Roberto Benzin, der im Film Roberto Lombardi hieß, vor mir. Seinen alkoholkranken Vater Lorenzo spielte Jean Marais. Ob ich die rührselige Story allerdings heut noch aushalten würde, weiß ich nicht. ?( Im französischen Original ist der Film von 1953 auf DVD zu haben.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold,


    es scheint tatsächlich so zu sein, dass Roberto Benzi in den letzten Jahrzehnten allmählich in Vergessenheit geriet. Dabei waren seine Anfänge ja so vielversprechend. Ähnlich wie Lorin Maazel wurde er eine Art "Wunderkind-Dirigent". Ab Anfang der 60er Jahre hat er für Philips etliche Werke mit dem Orchestre Lamoureux, dem Orchestre du Théâtre national de l'Opéra und dem London Symphony Orchestra eingespielt:


    "Les Préludes" und die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 von Liszt (1960), Ouvertüren von Beethoven und Rossini (1960), Respighis "La boutique fantasque" (1960), Highlights aus Bizets "Carmen" (1960), Lieder von Berlioz, Gluck, Massenet und Rossini mit seiner späteren Ehefrau Jane Rhodes (1960), "Der Karneval der Tiere" von Saint-Saens (1961), Prokofjews "Peter und der Wolf" (1961), die "Kindersymphonie" von Leopold Mozart (?) (1962), einige Haydn-Symphonien (1962), Chopins 1. Klavierkonzert und Liszts "Totentanz" mit Nikita Magaloff (1962), die Ballettmusik aus Gounods "Faust" und Délibes "Sylvia" (1963), Werke von Falla (1964) sowie Bizets Symphonie C-Dur (1965).


    Ende der 60er folgten dann noch mit dem Orchestre national de l'Opéra de Monte Carlo Borodins 2. Symphonie und Musik aus Rimski-Korsakows "Zar Saltan" (1968) sowie Saint-Saens' und Lalos Cellokonzerte sowie Faurés Élégie c-Moll mit Maurice Gendron (1969). Erst in den späten 70er Jahren machte Philips dann noch einige Einspielungen mit José Carreras, wo Benzi als Begleiter agierte.


    Wie man sieht, fällt Benzis Hauptwirkungszeit in die 60er Jahre, wo er offenbar exklusiv für Philips arbeitete. Es wäre hoch an der Zeit, dass all diese Einspielungen mal endlich auf CD, vielleicht in Form einer großen Box, herauskämen.


    Die ganz große Karriere blieb Benzi (anders als Maazel) versagt. Vermutlich liegt das auch daran, dass er niemals Chefdirigent eines der wirklich bedeutenden Orchester von Weltrang wurde und seit den 70er Jahren eher in der Provinz wirkte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich erinnere mich an zumindestens einen Film mit ihm, wo er mitwirkte, ich glaube, er nannte sich nur "Roberto" und ohne Nachnamen. Gestern habe ich längere Zeit gesucht, aber den Film (Konzert in Venedig) nicht gefunden. Unbedingt brauche ich ihn nicht, aber die Erinnerung ist durch diesen Thread geweckt worden. Ich hatte das Wunderkind völlig vergessen.
    Danke, lieber Joeph II für diese schöne Erinnerung.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.