Noch schlimmer steht es um sein Werk ausserhalb der Oper, so umfasst sein restliches Schaffen grade mal 33 Opuszahlen, Lieder mit inbegriffen.
D' Albert war zu Lebzeiten ausserordentlich berühmt, aber nicht als Opernkomponist (was sein Wunschziel war) sondern als Pianist.
Heute habe ich mir die Sinfonie op 4, aus dem Jahre 1884 angehört.
Sie ist werder sperrig noch innovativ, nicht düster, nicht dramatisch, orientiert sich teilweise an Brahms (der aber eine Generation vor ihm ist)
und verarbeitet zahlreiche Einflüsse von Werken vor seiner Zeit. Das nahende 20. Jahrhundert scheint hier noch Lichtjahre entfernt-
Ich hatte zu Beginn den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit und Unentschlossenheit, und wenn dieser Eindruck vermutlich auch nicht völlig falsch ist, so wird er dem Werk nicht gerecht, denn, wenngleich ich "das geschlossene Ganze" irgendwie vermisse, so gibt es immer wieder Stellen von beeindruckender Schönheit, Die von den Deutschen so geliebten "Brüche" habe ich weder festgestellt, noch habe ich sie vermisst. Dennoch fehlt dieser Musik der persönliche Stempel des Komponisten, der Wiedererkennungswert. Das Werk wurde durchaus unterschiedlich beurteilt, so bereitete es Eduard Hanslick "nur mäßiges Vergnügen" (was bei ihm ja schon beinahe ein positives Verdikt ist) Ich fand die Sinfonie als klangschön und angenehm zu hören, ohne, daß ich irgendwelche geniale oder genialistische Ansätz erkennen konnte.
Damit fehlt ihr vermutlich etwas, das von unserem Zeitgeist als unverzichtbare Voraussetzung gesehen wird um in unserer Gegenwart wirklich Aufmerksamkeit zu erregen und bestehen zu können. Kommende Generationen werden das vielleicht anders bewerten...
mfg aus Wien
Alfred