Hallo liebe Taminos,
Endlich finde ich wieder einmal die Zeit in das schöne Forum zu schauen und auch selbst wieder einmal einen Beitrag zu verfassen.
Nach einem wilden Semester, voller Proseminararbeiten, Praktika und zu verfassenden Bachelorarbeiten, möchte ich meine zum Teil freie Zeit im Juli nutzen, um euch meine Eindrücke von den Seefestspielen in Mörbisch mitzuteilen. Dieses Jahr stand die Operette "Gräfin Mariza auf dem Programm.
Ich habe mich schon das ganze Semester, weil ich wusste, das ich mit meiner Tante zur Premiere gehen würde, darauf gefreut und ich wurde nicht enttäuscht.
Die wunderbare Kulisse mit dem See im Hintergrund und dem Sternenhimmel über uns, eine russische Bekannte kam dann auch noch mit, fanden wir uns auf unseren Sitzplätzen ein.
Ins Auge gestochen, ist natürlich sofort das Bühnenbild, mit der größten Geige der Welt, die sich während des Stücks entfaltete und den Blick auf die Innenräume des Schlosses von Gräfin Mariza freigab. Das Bühnenbild, die Kostüme, es war wunderbar, einfach so, wie man es sich eigentlich vorstellt. Ungarische Trachten auf der Bühne und ein Schloss, dass auch ausgesehen hat wie ein Schloss. Das ist ja leider eine Seltenheit, in der Staatsoper und anderen Opernhäusern wird man, so meine bescheidene Sichtweise, ja zunehmend mit den kaum anzusehenden Regieideen "kreativer" Köpfe belästigt und von Schönheit ist dann auf der Bühne nichts mehr zu sehen (Parsifal in der Pathologie oder sonstiger Unsinn), ich mags halt gerne klassisch, so wies im Libretto steht und das vom Komponisten auch vorgesehen war.
Doch wie gesagt, ganz anders ist das in Mörbisch. Das Schloss darf einfach ein Schloss sein, die Gräfin einfach eine Gräfin, der Fürst einfach ein Fürst und auch die Kostümbildner haben nicht plötzlich gemeint, das Stück in irgend eine andere Zeit transferieren zu müssen, nein, ungarische Trachten, der (vermeintliche) Verwalter trug einen Anzug wie man ihn sich eben bei einem Verwalter vorstellt und das Schloss war einfach ein Schloss. Ach, ich träume noch immer von dem Bühnenbild und den tollen Kostümen, dazu noch die Wasserspiele und das Feuerwerk.
Gesanglich und musikalisch ist die Operette von Emmerich Kálmán schon von Grund auf ein, na sagen wir Knüller, ein Ohrwurm jagt in dieser Operette den nächsten.
Vida Mikneviciute gab eine tolle Mariza, beeindruckend auch, dass sie wie viele der Schauspieler gut den ungarischen Akzent machen konnte, was einfach noch mehr in das Gesamtbild passte.
Horst Lamnek als Fürst Populescu war außerordentlich unterhaltsam, sein rumänisch/ungarischer Akzent sehr überzeugend, ebenso Baron Zsupàn der von Christoph Filler sehr unterhaltsam gespielt wurde.
Graf Tassilo, von Roman Payer bei der Premiere gesungen, gab den stattlichen (vermeintlichen) Verwalter und überzeugte mit seinem Gesang, vor allem seine Körpersprache war sehr gut, man hatte den Eindruck eines selbstischeren Mannes, der es eben auf sich nimmt als Verwalter zu dienen um seiner Schwester die Hochzeit zu finanzieren, von Anfang an, einfach eine beeindruckende Darbietung.
Die meisten Lacher bekam gegen Ende natürlich Penizek, der Diener von Fürstin Bozena Cuddenstein, es war wirklich zum schießen
Der einzige Punkt, der vielleicht etwas zu kritisieren ist, war, das die Soundanlage am Anfang sehr gehallt und die Musik etwas hölzern geklungen hat, was dann aber mit voranschreiten der Operette abnahm.
Alles in allem, kann ich nur jedem empfehlen, nach Mörbisch zu fahren und sich das Ganze selbst anzusehen, euch erwartet ein Abend mit toller Kulinarik, an einem schönen See mit einer wahnsinnig schönen Operette, hinreißend und ja, ich denke das ist das perfekte Wort, liebevoll inszeniert!
Lg. Stefan