Erl in Tirol im Kufsteiner Land ist ein Dorf mit gerade mal 1.200 Einwohnern. In diesem kleinen Ort ist ein wahres Paradies für Oper und Konzert entstanden und es finden dort jährlich die äußerst erfolgreichen Tiroler Festspiele statt. Die ganze Gemeinde lebt mit für diese Festspiele. Für die Aufführungen wurden ideale Bedingungen geschaffen:
Ein Passionsspielhaus mit über 2.000 Plätzen, hier wird große Oper gespielt. Ein neues Festspielhaus mt ca. 700 Plätzen, für kleinere Opernaufführungen und Konzerte, ein hochmodernes Parkhaus, eine Künstlerherberge und eine Operngaststätte zur Feier von Premieren. Die Festspiele verfügen über ein eigenes über die Jahre zusammengewachsenes, motiviertes, exzellent vorbereitetes Orchester von internationalem Rang. Die 2007 gegründete Chorakademie ist ein ebenbürtiger Partner des Festspielorchesters. Die Orchesterakademie sorgt ganzjährig für eine nachhaltige und hochqualifizierte Nachwuchspflege. Hohe Ansprüche an Qualität und handwerkliche Kunst verbinden sich in der Kostümmanufaktur der Tiroler Festspiele. In der Accademia di Montegral in einem Kloster in der Toscana werden junge Künstler am Berufsanfang -hauptsächlich Sänger - weitergebildet, um sie für den Einstieg und die Bewährung im hart umkämpften Sängermarkt fit zu machen.
Das Wunder von Erl ist hauptsächlich zwei Persönlichkeiten zu verdanken. Dem international bekannten Dirigenten und Regisseur Gustav Kuhn, der nach einer langen erfolgreichen Laufbahn als Dirigent und Generalmusikdirektor 1998 seine Festspiele in Erl gegründet hat und diese bis heute mit nahezu sensationellen Erfolgen leitet. Der weitere Glücksfall für die Tiroler Festspiele ist, dass mit dem Präsidenten, Dr. Hans Peter Haselsteiner, eine Unternehmerpersönlichkeit gefunden wurde, die erkannt hat, wie wichtig Kulturförderung für den Erhalt von Werten, die Heranführung der Jugend an klassische Musik, die Lebensqualität in einer Region, ja die kulturelle Ausstrahlung eines ganzen Landes ist. Der großzügige Mäzen Hans Peter Haselsteiner finanziert das ganze Projekt Erl weitgehend allein und schuf dadurch dieses Opernparadies .Weiterer Ausbau ist bereits geplant. Hoffentlich findet dieses Vorbild zahlreiche Nachahmer.
Meine Frau und ich waren das erste Mal in Erl, deshalb hat uns der Geist, der dort herrscht, vielleicht besonders gepackt. Ausser dem weisen, weißhaarigen Gustav Kuhn war kein einziger grauer Schopf im engagiert spielenden Orchester zu sehen. Im Gespräch mit dem gerade mal 30 jährigen Konzertmeister und anderen Musikern war nur eines zu spüren: Begeisterung über die künstlerische Arbeit in diesem idyllischen Ort. Die Veranstaltungen sollen fast immer ausverkauft sein. Für den Erler "Ring", der bereits Kultcharakter genießt und in diesem Jahr vom 26. - 29. Juli wieder aufgeführt wird, soll es bereits seit Wochen keine Karten mehr geben.
Da ich für eine Wagner-Gala, die am 22. Juni im Festspielhaus stattfand, einen Rezensionsauftrag für den "Neuen Merker Wien" hatte, stelle ich die Besprechung als Beitrag Nr. 3 ein. Möge in diesen Ausführungen etwas von der Atmosphäre einer Wagner-Gala für den Leser spürbar werden. Glückliches Erl - wir werden sicherlich in dieses Opernparadies wieder gerne zurückkehren.
Herzlichst
Operus