Regietheaterkrieg - Warum er so erbittert geführt wird

  • Regietheather - Ein Dauerbrenner in Bezug auf die Themen in diesem Forum
    kaum gestartet - sind einem die Einschaltquten sicher
    Ob das allerdings auch gegen die Fußballweltmeisterschaft wirksam ist - da habe ich so meine Zweifel


    Der heute gestartete Thread betrachtet das Thema übrigens von einer ganz anderen Seite.
    Es soll nicht argumentiert werden ob das RT ein Verbrechen gegen die Kultur ist oder nicht, ach nicht warum konventionelle Insenierungen angeblich heute niemand mehr sehen will, sondern warum dieses Thema immer wieder die Gemüter erhitzt und warum es nie zu einem Ende kommen wird.


    Alles was hier vom eigentlichen thema abweicht wird von der Moderation oder von mir gelöscht.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat von Alfred Schmidt: Es soll nicht argumentiert werden ob das RT ein Verbrechen gegen die Kultur ist oder nicht, ach nicht warum konventionelle Inszenierungen angeblich heute niemand mehr sehen will, sondern warum dieses Thema immer wieder die Gemüter ehitzt und warum es nie zu einem Ende kommen wird.

    Lieber Alfred,


    ich bin mir nicht ganz sicher, ob das, was ich jetzt schreibe, zu deinen oben genannten Vorgaben passt. Aber für mich ist die Sache ganz einfach, um es mit einen praktischen Beispiel - ohne große wissenschaftliche Erörterungen - zu erläutern:
    Wenn ich in einem Lokal nach der Speisekarte ein Schnitzel mit Pommes frites bestelle und man serviert mir stattdessen Nudeln mit einer undefinierbaren Soße und behauptet gar noch, dass das ein Schnitzel sei (der Koch müsste es ja wohl besser wissen), werde ich dies zurückweisen, das Lokal verlassen und ein anderes aufsuchen. Mögen andere sich überzeugen lassen, dass so etwas tatsächlich ein Schnitzel ist.
    Wenn ich das mit den Opernhäusern vergleiche: Wo findet man denn noch das Opernhaus, in dem man das unverfälscht serviert bekommt, was auf dem Plakat angekündigt wird. Und da das sehr viele Opernfreunde, nicht nur die älteren wie wir, sondern auch eben so viele junge Leute (siehe auch hier im Forum) als Betrug am Kunden empfinden, wird das Thema wohl weiterhin die Gemüter bewegen.
    In unserer Stadt, die sich als "Kulturstadt" bezeichnet, hat man anscheinend begriffen, dass das Gros des Publikums ins Kino abgewandert ist, und bietet z.B. in der neuen Spielzeit keine einzige Oper mehr an.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • Wenn ich das mit den Opernhäusern vergleiche:
    Wo findet man denn noch das Opernhaus, in dem man das unverfälscht serviert bekommt, was auf dem Plakat angekündigt wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    z. B. im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg, lieber Gerhard. Seit November 2012 fahre ich mit großer Freude und Zufriedenheit dorthin,
    habe in all´diesen Jahren mind. 15 verschiedene Werke gesehen, wovon nur eines nach meinem Geschmack betr. Inszenierung mißraten war - das war der "Don Pasquale".
    Die Premiere war vor drei Jahren und er war dann auch bald wieder vom Spielplan verschwunden - warum, weiß ich nicht. Der Grund wäre Spekulation.


    Im März, wie auch unlängst, war als Zuschauer auch ein ehemaliger Minister der sächs. Staatsregierung. Wir kennen uns von früher und in den Pausen sahen
    und begrüßten wir uns, wechselten ein paar Worte und voller Freude und Begeisterung über die Aufführungen meinte er -
    hier wird noch richtig gutes Theater gemacht, hier hat das Wort "konservativ" noch Wert und Bedeutung.

    Tja, warum ist das so, warum erhitzen sich die Gemüter untereinander bis hin zu verbalen, mitunter sogar beleidigenden Attacken?
    Es ist einfach mangelnde Toleranz, kein Verständnis für die Interessen und den Geschmack des anderen, und keine Akzeptanz,
    wenn all´dies nicht mit den eigenen Ansichten übereinstimmen.
    Ein negatives Beispiel: Kaum schreibt Gerhard Wischniewski einen Beitrag, kann man darauf warten, daß mind. zwei, die sich wohl für einen Messias
    oder die wahren Erleuchteten halten, über ihn mit lächerlichen Attacken herfallen und dabei auch jeglichen Respekt und gebührende Achtung gegenüber


    einem wesentlich Älteren vermissen lassen!
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • sondern warum dieses Thema immer wieder die Gemüter ehitzt

    weil dafür glücklicherweise - und auch glücklicherweise nicht als einziger ! - z.B. Gerhard Wischniewskis Posting sorgt, dass RT weiterhin kontrovers debattiert wird :thumbup:.


    Dabei wird erwartungsgemäß folgende Plattitüde repetiert:

    Aber für mich ist die Sache ganz einfach, um es mit einen praktischen Beispiel - ohne große wissenschaftliche Erörterungen - zu erläutern:
    Wenn ich in einem Lokal nach der Speisekarte ein Schnitzel mit Pommes frites bestelle und man serviert mir stattdessen Nudeln mit einer undefinierbaren Soße und behauptet gar noch, dass das ein Schnitzel sei (der Koch müsste es ja wohl besser wissen), werde ich dies zurückweisen, das Lokal verlassen und ein anderes aufsuchen. Mögen andere sich überzeugen lassen, dass so etwas tatsächlich ein Schnitzel ist.


    Der plakative Vergleich eines Kunstwerkes mit Gegenständen der Realität (Pommes mit Schnitzel) schrammt an dem entscheidenden Merkmal von Kunst knallhart vorbei.


    Kunstwerke - nicht bloß in Gestalt von Oper - sind nun mal keine Gegenstände wie in der Realität. Denn sie gehen nicht im Zweck der Realität auf. Wollen es auch überhaupt nicht. Ganz im Gegentum.


    Ihre Besonderheit gewinnen sie vor allem durch Abgrenzung und Distanz zum alltäglichen Getriebe. Deshalb kommt es höchst amusisch rüber, wenn Erwartungen, die an Gegenständen des realen Alltags gehegt werden, so unmittelbar und in derart plumper Art und Weise auf Gegenstände der Kunst übertragen werden.

    Wenn ich das mit den Opernhäusern vergleiche: Wo findet man denn noch das Opernhaus, in dem man das unverfälscht serviert bekommt, was auf dem Plakat angekündigt wird.

    Auch diese - in Frage eingekleidete - Behauptung geht gänzlich fehl. Ein einziges Plakat spiegelt keinesfalls die Vielfältigkeit einer Opernregie wieder von z.B. Otto Schenk, Walter Felsenstein, Wieland Wagner, Calixto Bieito oder Peter Konwitschny.

    und warum es nie zu einem Ende kommen wird.

    Hm. Das verwundert allerdings. Drückt sich darin etwa ein Moment von Resignation aus ? Das sei ferne !


    Sonst wurde man doch nicht müde den endgültigen Untergang des RTs einzuläuten. Das Tamino-Forum gewinnt doch auch an Bedeutung durch seinen unermüdlichen Kampf wider dem Verunstaltungstheater und seiner beflissenen Exekutoren.


    Solange Postings von z.B. Alfred, LaRoche, Chrissy, Gerhard Wischniewski zum Widerspruch reizen, ist dankenswerter Weise dafür gesorgt, dass Debatten zum RT weiterhin geführt werden :thumbup:

  • Ich meine mich zu erinnern, dass irgendwo in den Tiefen des Forums die ein oder andere recht treffende soziologische/psychologische Analyse dieses immerwährenden Disputs gegeben hat. Interessanterweise verfasst von Mitgliedern, die mit der eigentlichen Diskussion eher wenig zu tun hatten bzw. haben, aber gerade deshalb quasi aus der Außensicht hierzu sehr, sehr kluge Beiträge geliefert haben. - Leider finden sich diese Beiträge nur sehr schwer wieder, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere an Genaueres und kann entsprechende Beiträge hier zitieren oder verlinken.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Der heute gestartete Thread betrachtet das Thema übrigens von einer ganz anderen Seite.
    Es soll nicht arbumentiert werden ob das RT ein Verbrchen gegen die Kultur ist oder nicht, ach nicht warum konventionelle Insenierungen angeblich heute niemand mehr sehen will, sondern warum dieses Thema immer wieder die Gemüter ehitzt und warum es nie zu einem Ende kommen wird.


    Lieber Alfred,
    meine Theorie dazu ist, dass das Thema "Regietheater" (zumindest unterschwellig) immer zugleich auch ein hochpolitisch-weltanschauliches ist.


    Die konservativen Opernbesucher werden im Zweifelsfalle immer traditionelle Inszenierungen bevorzugen, linksliberale Intellektuelle werden "moderne" Auslegungen aufgeschlossen sein UND von Fall zu Fall AUCH konventionelle Darbietungen goutieren.
    Die RT-Debatte ist also in meinen Augen auch so etwas wie ein "kultupolitischer Stellvertreterkrieg".


    Ein grob holzschnittartiger Vergleich aus der deutschen Politik:


    Alexander Dobrindt ( CSU) und Dr. Anton Hofreiter (Bündnis 90/ DIE GRÜNEN) werden in diesem Leben ganz bestimmt keine Freunde mehr werden, weil ihre Weltanschauungen einfach komplett verschieden sind.


    Genauso wenig oder selten werden RT-Befürworter und RT-Gegner in dieser Frage jemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
    Die einen wollen die "alten Werte verteidigen" , die anderen wollen "mit der Zeit gehen", was das genau in beiden Fällen auch immer heißen mag....


    So schlicht geht meine Theorie. :S


    Sonntägliche Grüße von MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<


  • Ein negatives Beispiel: Kaum schreibt Gerhard Wischniewski einen Beitrag, kann man darauf warten, daß mind. zwei, die sich wohl für einen Messias
    oder die wahren Erleuchteten halten, über ihn mit lächerlichen Attacken herfallen und dabei auch jeglichen Respekt und gebührende Achtung gegenüber
    einem wesentlich Älteren vermissen lassen!
    CHRISSY


    Während ich noch meinen Beitrag hier schrieb, zeigt sich an nachfolgendem Posting 4 von dem geschätzten Amfortas 09 die Richtigkeit meiner Feststellung.


    Ich meine mich zu erinnern, dass irgendwo in den Tiefen des Forums die ein oder andere recht treffende soziologische/psychologische Analyse dieses immerwährenden Disputs gegeben hat. Interessanterweise verfasst von Mitgliedern, die mit der eigentlichen Diskussion eher wenig zu tun hatten bzw. haben, aber gerade deshalb quasi aus der Außensicht hierzu sehr, sehr kluge Beiträge geliefert haben. - Leider finden sich diese Beiträge nur sehr schwer wieder, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere an Genaueres und kann entsprechende Beiträge hier zitieren oder verlinken.

    Das trifft sich gut - ich habe in den Tiefen des Forums vor ein paar Tagen mal wieder nachgelesen und das z. B. von 2011 gefunden:
    Zitat Amfortas 09:
    Oh weh, da muss ja ein ganz entsetzlicher Leidensdruck auf euch aus der „Fraktion des Wahren und Schönen“ lasten. Aber ich bin gekommen, um euch Worte des Trostes zu spenden:
    Der einzige „Störenfried“ in eurer illustren Runde von Uropas Oper e.V. – ist - nach meinen Dafürhalten - doch bloß der ungezogene Amfortas08.


    Darauf Zitat CHRISSY:
    Wenn Du uns schon als oder wie der " Messias" kommen willst, erlaube ich mir, Deine angerissene Aussage zu ergänzen.
    Richtig theatralisch wirkungsvoll müßtest Du uns zurufen:
    " Wahrlich, ich sage Euch, ich bin gekommen, um Euch Worte des Trostes zu spenden und das Licht der Erkenntnis möge über Euch leuchten "...
    Entschuldigung, aber hier konnte ich mich einer gewissen Heiterkeit nicht erwehren. Mal im Ernst und ganz höflich: " Was hast Du Dir denn heute eingepfiffen?... "


    Solange Postings von z.B. Alfred, LaRoche, Chrissy, Gerhard Wischniewski zum Widerspruch reizen, ist dankenswerter Weise dafür gesorgt,
    dass Debatten zum RT weiterhin geführt werden :thumbup:

    Nu komm´mal runter, verehrter Amfortas 09! Wo hast Du denn mal versucht ernsthaft mit mir zu debattieren?!


    Außer Deinen Plattitüden wie "Stammtischparolen" und ähnliche hilflose Bemerkungen, ist Dir doch auf meine Beiträge nicht viel mehr eingefallen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • ich habe in den Tiefen des Forums vor ein paar Tagen mal wieder nachgelese

    Um so erstaunlicher, dass du so viel Mühe und Aufwand investierst wegen Poistings, die sich bloß in Plattitüden und Stammtischparolen erschöpfen.

    Außer Deinen Plattitüden wie "Stammtischparolen" und ähnliche hilflose Bemerkungen, ist Dir doch auf meine Beiträge nicht viel mehr eingefallen.

    Ja deine Vorbehalte bezeichnen allzu genau die schlichte Art meines Postings.
    Fatalerweise bleibt es mir – kraft meiner beschränkten mentalen Fähigkeiten - versagt, dein Niveau wenigstens bloß ansatzweise zu erreichen, wie es sich in höchst differenzierten und komplexen Äußerungen wie folgt zeitigt: „allerdings nichts für diejenigen, die einen modernen, neuzeitlichen Klamauk bevorzugen, bzw. erwarten“

  • Der plakative Vergleich eines Kunstwerkes mit Gegenständen der Realität (Pommes mit Schnitzel) schrammt an dem entscheidenden Merkmal von Kunst knallhart vorbei.


    Das ist IMO nicht richtig - Kunst wird heute vermarktet wie Pommes frittes oder Waschmittel - oft genug in Mogelpachung.
    Da dies aber am Kernthema des Threads vorbei geht, bitte ich diesen Aspekt nicht weiter hier zu erörtern in einigen Stunden bis Tagen werde ich auch einem neuen "Schlachtfeld" dieses Thema behandeln und mich der Diskussion stellen.......


    und warum es nie zu einem Ende kommen wird.


    Darauf folgt die Antwort von Amfortas08


    Hm. Das verwundert allerdings. Drückt sich darin etwa ein Moment von Resignation aus ? Das sei ferne !


    Sonst wurde man doch nicht müde den endgültigen Untergang des RTs einzuläuten. Das Tamino-Forum gewinnt doch auch an Bedeutung durch seinen unermüdlichen Kampf wider dem Verunstaltungstheater und seiner beflissenen Exekutoren.


    zu a)
    Nein das ist kein Zeichen der Resignation


    Wir müssen trennen zwischen dem Ende des Regietheaters und dem Ende der Diskussionen darüber.
    Das sind zweierlei Paar Schuhe


    zu b) In der Tat gewinnt das Tamino Klassikforum dadurch an Bedeutung. Gerade weil das so ist wird es so gern bestritten - und eigenartigerweise immer aus durchsichtigen Motivan.


    Genauso wenig oder selten werden RT-Befürworter und RT-Gegner in dieser Frage jemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
    Die einen wollen die "alten Werte verteidigen" , die anderen wollen "mit der Zeit gehen", was das genau in beiden Fällen auch immer heißen mag....


    Die RT-Debatte ist also in meinen Augen auch so etwas wie ein "kultupolitischer Stellvertreterkrieg".


    So sehe ich das auch.
    Aber um den Status quo besser verstehen zu können ist es von Nutzen mich mit den Anfängen zu befassen und die Reaktionen darauf.....


    und ebenso wird es klarer, warum diese Ära sich dem Ende zuneigt UND warum noch immer so erbittert gekämpft wird....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist IMO nicht richtig - Kunst wird heute vermarktet wie Pommes frittes oder Waschmittel - oft genug in Mogelpachung.

    Es wäre ein Leichtes dem zu widersprechen. Aber deiner Bitte um Verzicht weiterer Erörterung sei entsprochen.

    Wir müssen trennen zwischen dem Ende des Regietheaters und dem Ende der Diskussionen darüber. Das sind zweierlei Paar Schuhe

    Der Diskussions-Krieg ums RT ist aber an die Existenz des RTs gekoppelt.

    und ebenso wird es klarer, warum diese Ära sich dem Ende zuneigt UND warum noch immer so erbittert gekämpft wird....

    Okay. Vorstellbar, dass heftige Schlachten ums Verunstaltungstheater selbst nach dem vollständigen Untergang desselben weitergeführt werden, wie etwa vergleichsweise in der Wolfsschlucht vom Freischütz
    Durch Berg und Thal, durch Schlund und Schacht,
    Durch Thau und Wolken, Sturm und Nacht!
    Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft,
    Durch Feuer, Erde, See und Luft!
    Joho! Joho! Wau! Wau!

    warum es nie zu einem Ende kommen wird

    RT-Debatte würde möglicherweise in dieser neuen Ära mit ausschließlich werktreuer Regie im Sinne des Guten, Wahren und Schönen dann in die Gestalt von - nicht ganz unbekannten - Phantomdiskussionen treten.
    Unerbittliche und repetitive Verbal-Kämpfe um fiktive Inszenierungen.

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  • Lieber Gerhard,


    auch beim Schnitzel gibt es Untersschiede z.B: Jäger , Zigeuner oder Wienerschnitzel. :). Wie sagte gestern Abend in der Pause bei der Nabucco Premiere in Gelsenkirchen im MIR in der Pause mein Sitztnachbar, ein 78 Jahre alter Herr zu mir : Wozu braucht man eine pompöse und aufwendige historische bzw werkgerechte inszenierung, wenn die Sänger und der Chor so hervorragend sind .Trotz seines Alters fährt er mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Opernhäusern und fährt auch jedes Jahr nach Bayreuth.

  • RT-Debatte würde möglicherweise in dieser neuen Ära mit ausschließlich werktreuer Regie im Sinne des Guten, Wahren und Schönen dann in die Gestalt von - nicht ganz unbekannten - Phantomdiskussionen treten.
    Unerbittliche und repetitive Verbal-Kämpfe um fiktive Inszenierungen.


    Und hier schliesst sich der Kreis
    Amfortas macht sich über den Gegenr lustig.
    Damit begeht er genau den selben Fehler, den einst das konservativ-bürgerliche Publikum -oder sollten wir besser sagen, die gehobene Gesellschaft - begangen hat:
    Sie har den Gegner nicht ernst genommen, das Regietheater und gesellschaftliche Entwicklungen einfach belächelt, negiert oder nicht einmal wahrgenommen.
    Und man ließ sie gewähren statt ihnen die Lebensader abzuschneiden und ihnen den Zugang zu Schlüsselpositionen zu verwehren oder zumindest zu erschweren.
    Am Anfang der Abwehr stans also eine Fehleinschätzung


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat von rodolfo: auch beim Schnitzel gibt es Untersschiede z.B: Jäger , Zigeuner oder Wienerschnitzel.

    Lieber Rodolfo,


    das weiß ich sehr wohl, deshalb habe ich bewusst als Gegenstück Nudeln gewählt. Natürlich würde ich ein Jägerschnitzel auch wohl kaum für ein Zigeunerschnitzel ansehen wollen. Aber Vieles, was heutzutage auf den Bühnen unter dem Namen des Originalwerks als Mogelpackung verkauft wird, ist solch ein Gericht mit undefinierbarer Soße, und dagegen wehre ich mich - und sehr viele andere mit mir - weiterhin entschieden.

    Zitat

    Zitat von Crissy: z. B. im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg, lieber Gerhard.

    auch das weiß ich und entnehme es immer deinen begeisterten Schilderungen. Aber welcher Freund der echten Opernwerke hat schon die Gelegenheit, ist dazu in der Lage und hat auch das Geld, das - wenn auch die Preise für eine gute Inszenierung weitaus günstiger sind als die horrenden Preise für den Schrott, der uns hierzulande meist angeboten wird -, für den Aufwand notwendig ist, der drumherum nötig ist, dorhin zu kommen? Wer hat als noch Beschäftigter auch die Zeit, jedesmal nach Liberec zu reisen? Also muss der Kampf um wenigstens eine ausgeglichene Anzahl von werkgerechten Inszenierungen weitergehen, solange hier fast nur noch entstellte Werke angeboten werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Um so erstaunlicher, dass du so viel Mühe und Aufwand investierst wegen Poistings, die sich bloß in Plattitüden und Stammtischparolen erschöpfen.

    Ach was, nix erstaunlich - das bedarf keiner Mühe und keinem Aufwand. Da muß man nicht lange suchen, da wird man doch schnell fündig.
    Und was den "Messias" betrifft, da ist ein gutes Gedächtnis hilfreich.


    Außer Deinen Plattitüden wie "Stammtischparolen" und ähnliche hilflose Bemerkungen, ist Dir doch auf meine Beiträge nicht viel mehr eingefallen.


    Ja deine Vorbehalte bezeichnen allzu genau die schlichte Art meines Postings.
    Fatalerweise bleibt es mir – kraft meiner beschränkten mentalen Fähigkeiten - versagt,

    Verehrter Amfortas 09
    Genau das ist es, was Dich auszeichnet und Dich mir (und bestimmt vielen anderen) so überaus sympathisch macht -
    Deine schlichte Art und Deine Bescheidenheit. Gleich kommen mir die Tränen...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • auch das weiß ich und entnehme es immer deinen begeisterten Schilderungen. Aber welcher Freund der echten Opernwerke hat schon die Gelegenheit, ist dazu in der Lage und hat auch das Geld, das - wenn auch die Preise für eine gute Inszenierung weitaus günstiger sind als die horrenden Preise für den Schrott, der uns hierzulande meist angeboten wird -, für den Aufwand notwendig ist, der drumherum nötig ist, dorhin zu kommen? Wer hat als noch Beschäftigter auch die Zeit, jedesmal nach Liberec zu reisen? Also muss der Kampf um wenigstens eine ausgeglichene Anzahl von werkgerechten Inszenierungen weitergehen, solange hier fast nur noch entstellte Werke angeboten werden.


    Wie ich bereits vor einiger Zeit in diesem Beitrag aufgezeigt hatte, hätte es allein in der laufenden Spielzeit die Möglichkeit für dich gegeben, an der Deutschen Oper am Rhein in unmittelbarer Nähe zu deinem Wohnort (ca. 35 km) sechs verschiedene Inszenierungen in dir genehmer Optik zu sehen. Du hast jedoch keine einzige davon besucht. Ich kann daraus nur schließen, dass für dich als Liebhaber der echten Werke der Wunsch nach einem Opernbesuch nicht so besonders ausgeprägt ist. Jedenfalls nicht so ausgeprägt wie der Wunsch, dich in diesem Forum permanent auf Grundlage unwahrer Behauptungen ("Es werden hierzulande fast nur noch entstellte Werke angeboten.") zu profilieren.

  • Hallo!


    Ich habe die Auseinandersetzungen über Konservatives Operntheater und Modernes Theater zeitweilig nur oberflächlich (angewidert) teils eingehender (interessiert) verfolgt. Eine Erkenntnis, die mir dabei kam, ist die unterschiedliche Toleranz (=Bereitschaft zur Duldung) der beiden Fraktionen. Während die Gegner des modernen Theaters dieses am liebsten mit Stumpf und Stil ausgerottet sehen würden, ist die Ablehnung des konservativen Theaters durch die "gegnerische" Fraktion bei weitem nicht so apodiktisch. Ich kann mich nicht erinnern, jemals gelesen zu haben, dass Forderungen laut wurden, von konservativen Aufführungen abzusehen. Diese aus meiner Sicht aufgeklärte Haltung will die gesamte Bandbreite kultureller Freiheit zulassen, auch wenn dabei teilweise Grenzen des guten Geschmacks (wie immer man diese auch definiert) deutlich überschritten werden.


    Als ich vor Jahren den Bieito-Parsifal in Stuttgart erlebt habe, war ich zugegeben ziemlich verärgert über die für meinen Geschmack deutlich überzogene Inszenierung. Ich wäre allerdings nie auf den Gedanken gekommen, diese Inszenierung als illegitim zu bezeichnen. In mir ist dadurch der Wunsch entstanden, zum Vergleich eine herkömmlichere Inszenierung anzuschauen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Eine Erkenntnis, die mir dabei kam, ist die unterschiedliche Toleranz (=Bereitschaft zur Duldung) der beiden Fraktionen. Während die Gegner des modernen Theaters dieses am liebsten mit Stumpf und Stil ausgerottet sehen würden, ist die Ablehnung des konservativen Theaters durch die "gegnerische" Fraktion bei weitem nicht so apodiktisch.


    Und genau das zu erklären habe ich diesen Thread gestartet...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube nicht, dass die Gegner des Regisseurstheaters dieses - wie Woka meint - "in Grund und Boden stampfen" wollen. Sie wehren sich lediglich dagegen, dass (fast) nur noch diese Verunstaltungen der Werke in den meisten Opernhäusern und im Fernsehen gezeigt werden. Sie gönnen denen, die diese Inszenierungen brauchen, durchaus ihren Anteil, das habe auch ich immer wieder betont, der von einigen als der Hauptübeltäter angesehen und - was mich natürlich lange sehr amüsiert hat, mir aber dann doch zu blöde wurde, mich weiterhin damit zu beschäftigen - immer wieder persönlich angegriffen wird.
    Von Toleranz der Meinungen auf der Seite der Befürworter des Regisseurstheaters habe ich bisher auch nur wenig bemerkt. Natürlich können sie große Worte reden, denn es werden ja fast nur noch deren Erwartungen erfüllt, während die große Mehrheit derjenigen, die die echten Meisterwerke erwarten, bei uns weitgehend leer ausgeht.


    Wenn das Verhältnis zwischen konventionellen Inszenierungen und Regisseurstheater ausgewogen wäre, würde diese Diskussion wohl eher verstummen. Da aber weitestgehend bei uns nur noch die zeitlich, örtlich und von Inhalt her total entstellten Werke der Meister gezeigt und unter der Mogelpackung der echten Werke vertrieben werden, wird die Diskussion auch solange wohl nicht einschlafen, bis wieder ein vernünftiges Verhältnis geschaffen wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich glaube nicht, dass die Gegner des Regisseurstheaters dieses - wie Woka meint - "in Grund und Boden stampfen" wollen.


    Ich glaube schon


    Denn solange dort noch "ein Atemzug" ist wird niemals Ruhe sein.


    Wie hat alles angefangen ?


    Der Adel und später die Patrizier haben Opernhäuser erbauen lassen, wo die jeweils schönsten Aufführungen stattfanden, diese Tradition hat - von Ausnahmen abgesehen - bis ins späte 20 Jahrhundert überlebt.
    Dann schlich sich das Regietheater - oder wie immer man es nennen mag - in die Szene ein.
    Vorerst noch unbemerkt. Als es wahrgenommen wurde reagierte das Establishment mit Empörung und Skamdalen
    Dies ging von der (falschen) Voraussetzung aus, daß man die Regisseure "beschämen" könnte, sie "brandmarken" und zm Schweigen bringen.
    Das war aber ein eklatante Fehleinschätzung. Skandale ziehen immer ein schaulustiges Publikum an - zumeist minderer Qualität - aber plötzlich war Oper und die Skandalaufführungen in aller Munde. Und man machte "politisches Theater" - dort wo es nicht hingehört.
    Und wieder gab es eine Fehleinschätzung von Seiten der Oberschicht: Man schaute indigniert, und anstatt dank der vorhandenen gesellschaftlichen Beziehungen und finanziellen Macht die zich abzeichnende Entwicklung abzuwürgen - hat man zugeschaut - oder besser weggeschaut wie die Gegenseite ein Netzwerk aus Regisseuren, Intendanten und Presseleuten aufgebaut hat, welches deren Macht zementierte.
    In Wien hat das nicht so gut funktioniert, denn hier herrschte über lange Zeit hin ein gut funktionierendes konservatves Netzwerk welches das Ärgste verhinderte.
    (Ich hatte in der letzten Zeit den Eindruck, daß es noch immer existiert und funktioniert ??)


    Fortsetzung folgt.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe die Auseinandersetzungen über Konservatives Operntheater und Modernes Theater zeitweilig nur oberflächlich (angewidert) teils eingehender (interessiert) verfolgt. Eine Erkenntnis, die mir dabei kam, ist die unterschiedliche Toleranz (=Bereitschaft zur Duldung) der beiden Fraktionen. Während die Gegner des modernen Theaters dieses am liebsten mit Stumpf und Stil ausgerottet sehen würden, ist die Ablehnung des konservativen Theaters durch die "gegnerische" Fraktion bei weitem nicht so apodiktisch. Ich kann mich nicht erinnern, jemals gelesen zu haben, dass Forderungen laut wurden, von konservativen Aufführungen abzusehen. Diese aus meiner Sicht aufgeklärte Haltung will die gesamte Bandbreite kultureller Freiheit zulassen, auch wenn dabei teilweise Grenzen des guten Geschmacks (wie immer man diese auch definiert) deutlich überschritten werden.

    Vor dem Hintergrund dieser Feststellung - welche ich ähnlich treffen würde; allerdings, als jemand, der vermutlich von anderen der "RT-Fraktion" zugeordnet wird, ist mein Eindruck natürlich stark subjektiv gefärbt - stellt sich schon die Frage, welche der beiden Seiten in der "Diskussionen" eine erbittert geführten Krieg sieht oder sehen möchte?


    Ich glaube schon. Denn solange dort noch "ein Atemzug" ist wird niemals Ruhe sein.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • ... stellt sich schon die Frage, welche der beiden Seiten in der "Diskussionen" eine erbittert geführten Krieg sieht oder sehen möchte?


    Den einzigen Kriegsschauplatz dieser Art, den ich kenne, ist das Tamino-Klassikforum. Nun sollen die Holzschwerter also wieder herausgeholt werden. Doch siehe da, sie sind ziemlich ramponiert. Hier gibt es eine Anleitung, neue zu bauen. Viel Spaß dabei. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Den einzigen Kriegsschauplatz dieser Art, den ich kenne, ist das Tamino-Klassikforum. Nun sollen die Holzschwerter also wieder herausgeholt werden. Doch siehe da, sie sind ziemlich ramponiert. Hier gibt es eine Anleitung, neue zu bauen. Viel Spaß dabei. :)

    Da drängt sich doch sofort die Assoziation einer "nicht-adäquaten" Siegfried-Inszenierung auf :hello:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat

    ...warum dieses Thema immer wieder die Gemüter erhitzt und warum es nie zu einem Ende kommen wird.


    Über Geschmack läßt sich nun mal trefflich diskutieren und auch streiten. Kostet ja nichts.


    Entschieden wird die Existenzberechtigung solcher Werke daher nicht durch Diskussion, sondern ob die Leute Karten kaufen und hingehen.

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Den einzigen Kriegsschauplatz dieser Art, den ich kenne, ist das Tamino-Klassikforum.

    Lieber Rheingold,


    da bist du aber sehr wenig informiert. Gib einmal im Internet den Begriff "against modern opera productions" ein, und du wirst sehr viele finden, die sich gegen die Verschandelung der Meisterwerke wehren. Gib den Begriff "Regietheater" oder "Regisseurstheater" ein, und du findest noch viel mehr. Auch wenn du nur in die Petition gegen "Rettet den Münchener Rosenkavalier" reinschaust, wirst du viele, noch weit krassere Meinungen als sie hier geäußert werden, lesen.

    Zitat

    Zitat von Karl: Entschieden wird die Existenzberechtigung solcher Werke daher nicht durch Diskussion, sondern ob die Leute Karten kaufen und hingehen.

    Lieber Karl,


    da magst du wohl recht haben, und es hat auch schon eine gewaltige Masse "mit den Füßen abgestimmt" und die Opernhäuser verlassen. Leider scheint es aber immer noch nicht zu reichen, um die Intendanten wach werden zu lassen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,
    die Nabucco Premiere inGelsenkirchen war auch keine werkgerechte Inszenierung und trotzdem gab es einen Beifallssturm für das Regieteam.Was nützt eine historische oder werkgerechte Inszenierung, wenn es nur Rampensingen und die typischen Operngesten gibt. Bis auf den Liebedtrank im MIR waren die Aufführungen die ich besucht habe mmer sehr gut besucht.

  • Lieber Rheingold,


    da bist du aber sehr wenig informiert. Gib einmal im Internet den Begriff "against modern opera productions" ein, und du wirst sehr viele finden, die sich gegen die Verschandelung der Meisterwerke wehren. Gib den Begriff "Regietheater" oder "Regisseurstheater" ein, und du findest noch viel mehr. Auch wenn du nur in die Petition gegen "Rettet den Münchener Rosenkavalier" reinschaust, wirst du viele, noch weit krassere Meinungen als sie hier geäußert werden, lesen.


    Lieber Gerhard, danke für die Aufklärung. Da mich das Thema nicht mehr interessiert, werden ich kaum davon Gebrauch machen können.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mitdiskutieren will ich nicht. Ich stelle mich nur auf die Seite von Gerhard, Chrissy und anderen.
    Und warum? Meine Erwartungshaltung an eine Oper ist gebunden an ca. 35 Jahre Opernerfahrung in der DDR und an Inhaltsangaben der Opernführer. Ich stelle mir daher vor:
    - eine Oper mit den handelnden Personen zu sehen, wie sie im Opernführer genannt werden;
    - eine Oper mit der musikalischen Reihenfolge zu erleben, wie sie der Komponist geschrieben hat (Gegenbeispiel Freischütz in Erfurt);
    - eine Oper in der Zeit und in den Kostümen und den Kulissen zu erleben, wie sie im Opernführer und im Libretto angegeben sind;
    - eine Oper in meinem Einzugskreis sehen zu können und nicht 500 km incl. Übernachtung fahren zu müssen, um eine Inszenierung zu erleben;
    - eine Oper mit möglichst guten Sängern zu erleben. Die Opernorchester sind auch an kleinen Häusern hervorragend.
    Wenn es eine Abweichung von meinen Vorstellungen besonders beim Bühnenbild und den Kostümen gibt, dann bevorzuge ich konzertante Aufführungen. Der Besuch einer Theateraufführung ist schließlich freiwillig. Ansonsten ist mir mein Geld zu schade und ich gehe lieber mit meiner Frau ins Wirtshaus. Auch da esse ich was mir schmeckt. Prost!! Das wars von mir zu diesem Thema. Daran wird auch keiner etwas ändern, nicht mehr in diesem Leben.


    Ich freue mich über Meinungen wie die von Bernd Weikl, Marie-Luise Gilles und Rene Kollo und lese mit Verwunderung, daß es Menschen gibt, denen es egal ist, was auf der Bühne passiert. Für mich sind das Menschen ohne Standpunkt, angepaßte Theaterbesucher, die zu jeder Inszenierung sagen "War schön". Leider kenne ich einige davon sogar persönlich.


    Wer das Regietheater verteidigt, der hat einen Standpunkt, den ich versuche zu akzeptieren. Auch wenns schwerfällt.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • meine Theorie dazu ist, dass das Thema "Regietheater" (zumindest unterschwellig) immer zugleich auch ein hochpolitisch-weltanschauliches ist.


    Die konservativen Opernbesucher werden im Zweifelsfalle immer traditionelle Inszenierungen bevorzugen, linksliberale Intellektuelle werden "moderne" Auslegungen aufgeschlossen sein UND von Fall zu Fall AUCH konventionelle Darbietungen goutieren.

    Aber warum waren dann in der DDR die Inszenierungen konservativ?

  • Ich verschiebe plasnmäßig meine Antworten auf inzwischen abgegebene Statemets auf später und setze mein Erzählung der "Geschichte des Regiethaters im Umfeld der gesellschaftlichen Entwicklung fort. Dabei kann ich weitgehend neutral bleiben, denn es ist lediglich ein Tatsachenbericht, der nachprüfbar ist.


    Irgendwann - wann genau vermag ich nicht zu sagen, denn der Verlauf war ein schleichender (und in Wien ist er immer noch nicht völlig abgeschlossen) hatten de Vertreter des Regietheaters das Sagen. Die Inszenierungen waren politisch gefärbt vorzugsweise wurde gegen Faschismus gewettert und gegen ein bürgerlich elitäres Weltbild.
    Nun hatte auch der konservative Teil des Publikums begriffen, daß Feuer am Dach war und begann (mit untauglichen Mitteln) Widerstand zu leisten.
    Vergeblich. Denn inzwischen hatte eine gewisse Schicht der Gesellschaft Schlüsselpositionen belegt.
    Ihr verdanken wir das Regietheater, "Multi-Kulti" die Durchsetzung von "Fast Food", das Tagen von Jeans (mit Sakko ) im Banken. und Bürobereich, den Bau hässlicher Hochhäuser, die die Skylines unserer Städte zerstörten, hässliche , vom Staat und Kommune (aus Steuergeldern) finanzierte Skulpturen in öffentlichen Parks, Graffitis auf historischen Bauten etc etc.
    Begriffe wie "Ehre, Anstand, Disziplin, Zucht und Ordnung, Nationalstolz, Tradition, Gehorsam, Religion" waren inzwischen fast unbemerkt über Bord gegangen.


    Dieser Gesellschaft war zu Beginn ihres Aufstiegs sehr wohl bewusst auf welch tönernen Füßen ihre "Macht" stand, waren ihre "Produkte" dach so, daß sie jenen der Vergangenheit nicht das Wasser reichen konnten - um es mal mide zu formulieren


    Um über eine längere Zeit bestehen zu können musste man ein stabiles Netzwerk errichten, das einem Kontrolle über die "öffentliche Meinung" garantierte.
    Und - eigentlich überraschend - solch ein Netzwerk kam in der Tat zustande.


    Fortsetzung folgt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Genau das ist es, was Dich auszeichnet und Dich mir (und bestimmt vielen anderen) so überaus sympathisch macht -
    Deine schlichte Art und Deine Bescheidenheit. Gleich kommen mir die Tränen...

    Beruhigend zu erfahren, dass Amfortas von euch so geliebt wird.
    „Aber laßt uns länger nicht
    Einander nur erweichen. Hier braucht's Tat!..“
    nämlich zu ergründen, warum so blutige Schlachten geführt werden, ob des RTs.

    Amfortas macht sich über den Gegenr lustig.
    Damit begeht er genau den selben Fehler, den einst das konservativ-bürgerliche Publikum -oder sollten wir besser sagen, die gehobene Gesellschaft - begangen hat:
    Sie har den Gegner nicht ernst genommen, das Regietheater und gesellschaftliche Entwicklungen einfach belächelt, negiert oder nicht einmal wahrgenommen.
    Und man ließ sie gewähren statt ihnen die Lebensader abzuschneiden und ihnen den Zugang zu Schlüsselpositionen zu verwehren oder zumindest zu erschweren.

    Merkwürdig, dass dein Vergleich tendiert, Amfortas gleichsam in den Rang mit einem großen Teil des Publikums, sowie der gehobenen Gesellschaft zu katapultieren und gleichfalls tendiert, ihm gewissermaßen Omnipotenz zuzurechnen, irgendwelche Schlüsselpositionen zu besetzen.
    Aber in beiden Fällen bildet es Überschätzung eines bloß durchschnittlichen und fehlbaren Users.

    Da drängt sich doch sofort die Assoziation einer "nicht-adäquaten" Siegfried-Inszenierung auf :hello:


    Manchen ist aber auch gar nicht recht machen, :( :( denn ich weiß überhaupt nicht, was du hast ?( .
    Nee, nee, das ist doch adäquate Siegfried- RT Inszenierung mit oder ohne Notung aus Holz! Work in Progress. Und schön, dass einige Komparsen in diesem Thread sich wacker einbringen.Was Siegfried betrifft, Marie Louse Gilles, unermüdliche Kämpferin fürs Wahre, Gute und Schöne, teilt leider nicht den Geschichtsoptimismus manche User in Tamino, ob des RT-Untergangs. Sonst wäre im Mai-Blog nicht ihr verzweifelter Aufruf zu lesen:


    Wo ist der Siegfried, der den widerwärtigen Drachen namens ’Regisseurstheater’ tötet?

    Gib einmal im Internet den Begriff "against modern opera productions" ein, und du wirst sehr viele finden, die sich gegen die Verschandelung der Meisterwerke wehren. Gib den Begriff "Regietheater" oder "Regisseurstheater" ein, und du findest noch viel mehr. Auch wenn du nur in die Petition gegen "Rettet den Münchener Rosenkavalier" reinschaust, wirst du viele, noch weit krassere Meinungen als sie hier geäußert werden, lesen.

    Falls dort den Empörungen gegen die Verschandelungen des Guten, Waren und Schönen kaum oder gar nicht widersprochen wird, kann aber nicht vom RT-Krieg gesprochen werden.

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