Oper live und dann CD? oder umgekehrt?

  • Hallo,


    Der thread über die Meistersinger (abgesehen davon, daß sie die am wenigsten von mir geliebte Wagner-Oper ist, weil ich sie a) überhaupt nicht komisch finde und b) die Musik teilweise lähmend ;-) ist) veranlaßt mich zu folgender Frage:


    geht Ihr zuerst in die Oper und kauft Euch dann die CD? oder läuft das umgekehrt?


    Ich z.B. kann mir gar nicht vorstellen, eine Oper nur auf CD "lieben zu lernen". Schon gar nicht einen Wagner. Ich glaube, den muß man wenigstens einmal GESEHEN haben, bevor man sagen kann, ja, gefällt mir, oder nein, ist furchtbar. Oder?


    Aber es wird wohl auch daran liegen, daß nicht jeder ein Opernhaus ums Eck hat. Dann müssen und können DVDs einem das live Erlebnis durchaus nahebringen.


    LG
    Austria


    PS: und jetzt gehe ich in die Salome.

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zynisch formuliert könnte man es so formulieren:


    Ausschließlich CD - Heutige Inszenierungen ertrage ich nicht - und auch nicht die Bühnenbilder, die Sänger mögen gut sein, aber mit den Größen der 70er können sie nicht mit (von Ausnahmen mal abgesehen - Juan Diego Florez ist zumindest auf CD kaum zu überbieten). Wer je Inszenierungen/Ausstattungen von Zefirelli Pagano Ponelle etc gesehen hat, dem muß ein heutiger Opernbesuch Magenschmerzen bereiten :kotz:


    Dann schon lieber CD pur.


    Nach dieser kurzen aber von Herzen kommenden Haßtirade zum eigentlichen Thema:


    Ich habe es(nach einigen negativen Erfahrungen) immer so gehalten, das Abhören von Schallplatten und den Opernbesuch zeitlich auseinanderzuhalten.


    Die Klangwucht, die Dynamik und zugleich die Leichtigkeit des Klanges einer realen Opernaufführung - sie wird von einer Aufnahme kaum in Ansätzen erreicht. Ich war daheim enttäuscht, als ich nach einer eher mittelmäßigenVorstellung von Rigoletto an der Wiener Staatsoper daheim eine Schallplatte auflegte: Es klang einfach unbefriedigend.


    Umgekehrt kann es sein, daß man - eine Jahrhunderteispielung im Ohr -
    von den stimmlichen Leistungen der Sänger enttäuscht ist..
    Oft sogar zu Unrecht - man ist durch die Schallplatte/CD "geprägt....


    Aber natürlich gibt es Opern die man UNBEDINGT sehen muß. Ich kann mir einige Werke der Moderne vorstellen, deren Musik an sich mich abstoßen würde - aber im Kontext mit Handlung und optisch gebotenem absolut überzeugend sein kann.


    Wichtig ist aber auch hier, daß man die "story" überzeugend ausstattet, und nicht Leute in Jeans vor einem Grauen Hintergrund spielen lässt.


    Sowas errinnert mich immer peinlich an Schüleraufführungen....



    Liebe grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Austria,


    mal abgesehen davon, daß es mir mit den "Meistersingern" gerade umgekehrt geht (ich liebe sie heiß und innig, finde keine Note zuviel im Gegensatz zu manch anderem Werk des "Meisters"), bereite ich mich bei einer mir bislang unbekannten Oper grundsätzlich immer per CDs vor (kann leider nicht Partitur lesen) und lese mich dann noch in Werk- und Wirkungsgeschichte ein. Ich habe Wagner, nachdem ich ihn als Heranwachsender gar nicht leiden konnte, zuerst über CDs kennengelernt und bin dann erst in die Oper gegangen. Die Live-Atmosphäre ist sicher bei jeder Oper ein "Plus" gegenüber der Konserve, aber oftmals findet man in den Theatern sängerisches, dirigentisches und orchestrales Mittelmaß, so daß ich mir fast lieber das "unsichtbare Theater" vor den heimischen Lautsprechern gönne. Denn nichts ist so langweilig wie ein lustlos dahinplätschernder 6-Stunden-Wagner-Abend auf unbequemen Sperrsitzen...


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Austria


    Zitat

    Der Thread über die Meistersinger (abgesehen davon, daß sie die am wenigsten von mir geliebte Wagner-Oper ist, weil ich sie a) überhaupt nicht komisch finde und b) die Musik teilweise lähmend ;-) ist) ...


    ?( ?( ?( ?( ?(


    Mein Beileid. Dir entgeht eine der großartigsten Schöpfungen menschlichen Geistes auf musikalischem Gebiet.




    Zitat

    Geht Ihr zuerst in die Oper und kauft Euch dann die CD? oder läuft das umgekehrt?


    Also ich gehe einmal von der Voraussetzung aus, dass die Oper persönlich noch unbekannt ist und auch noch nie gesehen wurde.


    In diesem Fall würde ich empfehlen, sich mit dem Werk zuerst per CD vertraut zu machen. Oper ist ein komplexes Gebilde und ich persönlich z.B. würde es nie schaffen, beim ersten Besuch einer unbekannten Oper auch nur teilweise Schauspiel, Text und Musik aufnehmen zu können.
    Erst wenn man die Handlung gut kennt, einigermaßen mit dem Text vertraut ist und die Musik keine Unbekannte mehr ist, kann man wirklich eine Opernvorstellung mit Gewinn genießen, weil man erst dann die speziellen Qualitäten des jeweiligen Abends erfassen kann.
    Das hängt natürlich auch von der persönlichen Auffassungsgabe ab und ist zudem werkabhängig. Freischütz oder Zar und Zimmermann würde man in der Regel auch beim ersten Kennenlernen ganz gut erfassen können. Da aber heutzutage Inszenierungen die Tendenz haben, mit Gewalt immer wieder etwas Neues bieten zu müssen, ist es in der Regel auch bei leicht fasslichen Werken von Vorteil zu wissen, was eigentlich geboten werden sollte, damit man überhaupt eine Chance hat, sich irgendeinen Reim auf das unverhofft erlebte machen zu können.

    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus


    Mein Beileid. Dir entgeht eine der großartigsten Schöpfungen menschlichen Geistes auf musikalischem Gebiet.


    Nun - ich wollte es aus Höflichkeit nicht begründen. Aber ich kann mit dieser Art von Humor aus deutschen Landen nix anfangen. Ich habe die Meistersinger 3x an der Staatsoper in Wien gesehen. Mehr ist nicht drin ;-) Wagner ist eindeutig besser, wenn alle seine Protagonisten sterben, leiden, einander betrügen, einander umbringen, einander bis in den Tod (und darüber hinaus) lieben, usw. Aber das liegt sicher eher daran, daß ich komische Opern weniger und Operetten schon gar nicht mag.


    Wäre ja auch schlimm, wenn allen das Gleiche gefiele, oder?


    ;-)
    Austria


    PS: melde mich morgen wieder, muß schlafen gehen und die Salome wiederkäuen ;-)


    PS: nochmal ich: ich habe lieber feinsinnigen Humor, nicht die Holzhammermethode, damit's auch wirklich jeder versteht..... Hans Sachs selbst hätte ihn ja - aber was ist an Beckmesser lustig? an der Schlägerei? Und die Schlußszene ist ja sowieso ..., naja.

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Austria


    Zitat

    Aber ich kann mit dieser Art von Humor aus deutschen Landen nix anfangen.


    Es ist interessant, dass dies offensichtlich viele Ablehner der Meistersinger so empfinden (das einzige andere Argument bezieht sich auf ein oder zwei Zeilen im Schlussmonolog - bei einer Vier-Stunden-Oper!). Zumindest ebenso interessant ist, dass ich diese Meinung mehrheitlich von weiblicher Seite gehört habe.


    Wagner bezeichnet die Oper als "Handlung in drei Aufzügen". Wo steht geschrieben, dass das eine komische Oper sei? Sie ist heiter, menschlich, warm, gescheit - aber sie ist keine komische Oper! Wenn man mit einer derartigen Erwartung in die Vorstellung geht, muss man zwangsläufig enttäuscht werden - siehe oben!


    In dieser Oper wird gelitten, betrogen und geliebt - es wird nicht gestorben, auch nicht durch Umbringen. Aber in keiner Wagner-Oper wird eine derartige Fülle an menschlichen Empfindungen geboten, keine hat einen vergleichbar gescheiten Text (voll von Lebensweisheit), keine hat eine derart vielgestaltige Musik und schon gar nicht so schöne Musik! Wenn dir dabei irgendetwas lethargisch vorgekommen ist, beschwer dich nicht bei Wagner sondern bei den drei Kapellmeistern.


    Hör dir die Kubelik-Aufnahme an und dir werden die Ohren geöffnet werden!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Austria,


    Zitat

    Original von Austria


    geht Ihr zuerst in die Oper und kauft Euch dann die CD? oder läuft das umgekehrt?


    Es hat viele verschiedene Gründe warum ich mich für eine Oper (oder auch Symphonie, Klaviersonate etc.) interessiere: das Werk, Komponist, Umstände der Entstehung, Verknüpfung mit persönlichem Zusammenhang, Interpreten usw. Manchmal tauchen mehrere Komponenten zusammen auf ;).


    Wenn`s klappt und je nachdem wie groß das Interesse ist bereite ich mich mit einer Aufnahme zu Hause vor. Das war in den letzten Jahren in 90 % der Fälle so. Die Vorbereitung zu Hause ermöglicht mir jedenfalls eine eigene Meinung zu bilden bevor ich eine zweite Meinung höre und sehe, nämlich die der Interpreten. Inzwischen gehe ich allerdings auch schonmal gerne ohne Vorbereitung, um einfach einen schönen Abend zu erleben und sich berieseln zu lassen :stumm:. Dann ist natürlich die Meinungsbildung bei eventuell anschl. Beschäftigung mit dem Werk oft schon beeinflußt. Bei relativ unbekannten Werken von denen es i.d.R. auch wenige Aufnahmen gibt warte ich auch gerne mal eine Aufführung ab bevor ich mir eine CD kaufe um zu hören, ob ich mit der Musik überhaupt etwas anfangen kann.


    Zitat

    Ich z.B. kann mir gar nicht vorstellen, eine Oper nur auf CD "lieben zu lernen". Schon gar nicht einen Wagner. Ich glaube, den muß man wenigstens einmal GESEHEN haben, bevor man sagen kann, ja, gefällt mir, oder nein, ist furchtbar. Oder?


    Zweimal: nö ;)
    Egal ob Mozarts` "Giovanni", Adams` "Death of Klinghoffer", Wagners` "Ring" oder Bergs` "Wozzeck", um nur einige Beispiele rauszupicken, die liebte ich alle schon lange bevor ich eine Aufführung sah.


    Grüße
    Sophia

  • früher las ich ich mir vor dem opernbesuch den inhalt durch. seit es deutsche untertitel
    gibt, mach ich nicht einmal das. ich kenne teilweise nicht mal annäherungsweise die
    handlung.


    es gibt da natürlich eine ausnahme - kurz vor der uraufführung des riesen vom steinfeld
    sah ich das libretto in meiner buchhandlung. bei dieser oper habe ich also zuerst das
    gesamte libretto gelesen. da es mir sehr gefallen hatte, war die vorfreude dann ums
    grösser.


    bezüglich musik habe ich vorher vielleicht einiges an ausschnitten gehört, aber noch nie
    eine gesamtaufnahme auf CD. ich höre mir auch zuhause danach keine ganzen opern an.
    eine ganze oper ohne bild ist für mich persönlich mangelhaft. ich geniesse allerdings opern
    auf DVD. einige opern kenne ich bisher nur von DVD. sollte ich gelegenheit haben, diese
    live zu sehen, dann bin ich schon gespannt, wie der umgekehrte weg auf mich wirkt.


    ich bin mit meiner praxis zufrieden und habe nicht vor, sie zu ändern. der grossteil der
    opernbesuche war für mich ein persönlicher genuss und bereicherung.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Guten Morgen Theophilus, guten Morgen allseits,


    Wenn man mit einer derartigen Erwartung in die Vorstellung geht, muss man zwangsläufig enttäuscht werden - siehe oben!


    Nur um meine Meinung zu den Meistersingern zu relativieren: ich schrieb, daß sie die am wenigsten von mir geliebte Wagner-Oper ist - also ein bissl Liebe - zur Musik - steckt da schon noch drin. Um es kurz zu sagen: mir geht einfach das teilweise Oberlehrerhafte der Handlung auf die Nerven :D Hans Sachs als verzichtender Liebender ist eine sehr berührende Figur, da gebe ich Dir recht.


    Leider stehen die Meistersinger in der heurigen Saison in Wien nicht am Programm - ich würde ihnen aufgrund Deiner vehementen Verteidigung doch glatt noch eine Chance geben ;-)


    Auf CD mag ich sie mir nicht anhören, Oper bevorzuge ich live - womit wir wieder beim Thema wären ;-)


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • @Alfred


    Heutige Inszenierungen ertrage ich nicht - und auch nicht die Bühnenbilder


    Ich habe ja eine ziemlich lange live-Opern-Pause gemacht (kind- und karrierebedingt) und das war offensichtlich die Zeit der großen Umwälzungen bei Inszenierungen und Bühnenbildern. Und man hat ja Beängstigendes darüber gelesen ;-) Interessanterweise haben sie mich, als konservativen Menschen, dann weniger erschreckt, als ich befürchtete. Stimmt schon, manches ist gewöhnungsbedürftig. Aber dann sage ich mir: will ich Wagner immer noch so sehen, wie vor 100 Jahren? Eigentlich nein. Und nimm z.B. die Wiener Tosca, gerne würde ich sie wiedersehen, aber lieber in einem neuen "Kleid".


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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  • Servus Giselher


    Zitat

    Original von GiselherHH
    Hallo Austria,


    ..... bereite ich mich bei einer mir bislang unbekannten Oper grundsätzlich immer per CDs vor (kann leider nicht Partitur lesen) und lese mich dann noch in Werk- und Wirkungsgeschichte ein.
    GiselherHH


    Ich mache es genau umgekehrt - ich lese mir nur kurz die Handlung durch, gehe in die Oper (kann auch keine Partituren lesen), lasse alles auf mich wirken - und wenn mir das Werk gefallen hat, beginne ich daran zu "arbeiten". Ich gehe also zuerst mehr von der Bauchseite an die Sache ran.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Theophilus


    Zitat

    Original von Theophilus
    Oper ist ein komplexes Gebilde und ich persönlich z.B. würde es nie schaffen, beim ersten Besuch einer unbekannten Oper auch nur teilweise Schauspiel, Text und Musik aufnehmen zu können.

    ;)


    So geht es mir auch - aber es wäre für mich ein Anlaß die Oper 4x zu sehen: das erste Mal wegen des Gesamteindrucks, das zweite Mal wegen der Musik, das dritte Mal wegen der Sänger und das vierte Mal wegen der Inszenierung - dann hat man mehr davon :D Und wenn sie diesen Prüfungen standhält, dann kaufe ich mir eine CD (oder eine DVD).


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Sophia,


    Zitat

    Original von S.Kirch
    Egal ob Mozarts` "Giovanni", Adams` "Death of Klinghoffer", Wagners` "Ring" oder Bergs` "Wozzeck", um nur einige Beispiele rauszupicken, die liebte ich alle schon lange bevor ich eine Aufführung sah.
    Grüße
    Sophia


    Interessant - so geht es mir eigentlich nur bei Konzerten: wir hören sehr oft den Wiener Sender Radio Stephansdom - und Faun ist ein Meister im Aufstöbern von "Zuckerln", auch in den Wühlkästen ;-) bei Emi. Seiner Spürnase haben wir viele anschließende wunderbare Konzertbesuche zu verdanken.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo zusammen!


    Ich erarbeite mir Opern in einzelnen Schritten, teils von Cds, teils bei Aufführungen. Zuerst beschäftige ich mich mit der Musik, dann mit dem Text, später mit der Inszenierung. Meistens höre ich mir ein Werk mehrmals auf Cd und mehrmals in der Oper an, jedes Mal nach einem anderen Gesichtspunkt, aber an erster Stelle steht für mich trotzdem die musikalische Seite. Wenn mir die Musik nicht gefällt, finde ich auch über Text und Inszenierung keinen Zugang. Wenn mir Text und Sujet nicht gefallen, ist der Zugang für mich ebenfalls erschwert, aber über die Musik noch möglich. Inszenierungen sind für mich kein Kriterium eine Oper nicht zu mögen, wenn mir eine Inszenierung nicht gefällt, schliesse ich einfach die Augen und konzentriere mich auf Musik und Text, beim nächsten Besuch von diesem Werk in der Oper nehme ich mir dann einen "Hörsitz", ist billig, ich höre die Musik, die Sänger, die mich interessieren und werden durch die Inszenierung dabei nicht gestört.


  • Dieser Variante kann ich nichts entgegensetzen. Sie funktioniert aber nur dann, wenn man das Opernhaus um die Ecke hat (neidisch bin!). So wie ein Opernbesuch eine Sache mit Aufwand wird, ist diese Version Ressourcenverschleuderung.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus


    es soll wohl so sein ;-): höre eben auf Radio Stephansdom:


    Besetzung
    Hans Sachs Paul Schöffler
    Veit Pogner Gottlob Frick
    Kunz Vogelgesang Karl Terkal
    Konrad Nachtigall Eberhard Waechter
    Sixtus Beckmesser Erich Kunz
    Fritz Kothner Hans Braun
    Balthasar Zorn Erich Majkut
    Ulrich Esslinger Fritz Sperlbauer
    Augustin Moser William Wernigk
    Hermann Ortel Harald Pröglhöf
    Hans Schwarz Adolf Vogel
    Hans Foltz Ljubomir Pantscheff
    Walther von Stolzing Hans Beirer
    David Murray Dickie
    Eva Irmgard Seefried
    Magdalena Rossette Anday
    Ein Nachtwächter Frederick Guthrie
    Chor der Wiener Staatsoper, Orchester der Wiener Staatsoper
    Leitung: Fritz Reiner
    Diese Aufnahme entstand am 14. November 1955 in der Wiener Staatsoper.
    CD: Orfeo C 667 054 L


    LG
    Austria


    PS: OK - allein schon die Besetzung läßt mir Ehrfurchtsschauer über den Rücken laufen.

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Moin,


    fangen wir doch mit dem Wichtigsten an: Die Meistersinger sind eine meiner Lieblingsopern. :jubel: :jubel:


    Persönlich habe ich mich von mir nicht bekannten Opern immer überraschen lassen, d.h. ganz schnell in den Pahlen reingeschaut, bevor man beim Lesen eingeschlafen ist. Ich finde seinen Opernführer einfach furchtbar langweilig. Obwohl er live sehr spritzig gewesen sein soll, behauptet meine Frau, die ihn kurz vor seinem Tode in einer Einführung erlebt hat.


    Einführung: In letzter Zeit gehe ich sehr häufig in Einführungen direkt vor der Vorstellung, auch wenn ich die Oper schon kennen.


    Am kommenden Freitag werde ich das zusammen mit meiner Tocher wieder tun, da die Oper in ihrem Opernführer für Dummies nicht drin ist. Den Pahlen lehnt sie ab. Ich kenne die Oper auch noch nicht, es gibt Schuberts Fierrabras. Ich bin schon ganz gespannt. :D


    Gefällt mir eine Opern, dann beschäftige ich mich anschliessend genauer damit, kaufe eine CD oder in letzter Zeit DVDs.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Austria,


    was für eine Besetzung! Und da sag noch jemand, es hätte keine goldenen Zeiten gegeben.


    Die Besetzungsliste zeigt auch drastisch, welch ein Mißverständnis die Meistersinger letztlich geworden sind. Als Wagner sich hinsetzte, um diese Oper zu schreiben, war er in der schlimmen Position, dass seine Werke unter Erwartungen gespielt wurden, weil sie so aufwändig waren, ausgefallene Stoffe hatten und auch schwer zu besetzen waren (viele wichtige Gesangspartien). Wagner entwarf also eine Oper mit nur drei Hauptpartien ("damit auch für kleine Häuser leicht besetzbar") und einem leichten, heiteren Sujet, das die Leute anspricht.
    Als er dann die letzte Note geschrieben hatte, war die umfangreichste Partitur der Operngeschichte fertiggestellt und dazu eine der am schwersten aufführbaren Opern überhaupt.
    Das mit den drei Hauptpartien kann man gerade noch durchgehen lassen, man muss jedoch hinzufügen, dass sie zu den schwierigsten des jeweiligen Faches zählen. Aber man braucht dazu noch rund ein Dutzend erstklassiger weiterer Sänger, die man auch bei bescheidenen Ambitionen nicht aus dem Chor rekrutieren kann. Auch an Orchester und Dirigenten werden immense Anforderungen gestellt (wie leicht es "lethargisch" werden kann, wissen wir ja inzwischen ;) ).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo zusammen,


    zuerst möchte ich eine Lanze für Austrias Meistersinger-Einstellung brechen.Von allen 10 Bayreuth-würdigen Musikdramen sagen die Meistersinger auch mir am wenigsten zu.Es ist auch das einzige Werk Wagners,wovon ich keinen Tonträger besitze.Die anderen Werke liebe ich innig und besitze sie z.T.mehrfach als CD- oder LP-Alben.


    Meine Meistersinger-Ablehnung hat im wesentlichen folgende Gründe:
    1.Ich kenne keinen Stolzing,der seine Partie bis zum Preislied ohne Schwächen durchsteht,d.h.schön singt,ohne in Brüllen oder Ächzen zu verfallen.Und die Ausländer,allen voran Placido Domingo,sollten mit Rollenverbot belegt werden,wenn sie kein Wort textverständlich über den Orchestergraben bringen können.
    2.Der David ist keine schöne Singpartie.Mit Grausen denke ich an das läppische Bellen von Peter Schreier und dergleichen.
    3.Beckmesser wird oft überzeichnet und zum Deppen abgestempelt.Einzige Ausnahme,die ich akzeptiere:die Darstellung durch Hermann Prey.Die hatte Format.
    4.Hans Sachs als schusterndem Poeten möchte ich zurufen:Schuster,bleib bei deinem Leisten.Langatmige Monologe,zu denen mir nur einfällt:Wahn,Wahn,überall Wahn!Vollends dann,wenn sich ein Herr Fischer-Dieskau in völliger Verkennung seiner Möglichkeiten zu dieser Partie versteigt.Da bleibt der Musikgenuß völlig auf der Strecke.
    Dies mag Widerspruch hervorrufen,was ich als völlig normal empfinde.
    Jeder darf schließlich nach seiner eigenen Fasson selig werden.


    Zum Eingangsthema:Ich hole mir meist in der Oper den Appetit auf ein Werk,welches ich mir dann als musikalisch oft höherwertige Konserve kaufe.Aber zunächst ist eben die Atmosphäre live zu erleben der erste Motivationsschub.Wenn dann Jahre später die Inszenierung wechselt oder andere Künstler auftreten,dann schau ich gerne ein zweites Mal oder öfters dasselbe Werk an.
    Sehr reizvoll ist es auch,eine interessante Inszenierung zum Vergleich in einer anderen Stadt zu besuchen.So konnte ich schon manche bleibende Erinnerung speichern.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    ich finde es sehr interessant, wie Du Deine Antipathie gegenüber den Meistersingern begründest.


    Zu einem Punkt habe ich anzumerken:


    Zitat

    Original von Siegfried


    Meine Meistersinger-Ablehnung hat im wesentlichen folgende Gründe:
    1.Ich kenne keinen Stolzing,der seine Partie bis zum Preislied ohne Schwächen durchsteht,d.h.schön singt,ohne in Brüllen oder Ächzen zu verfallen.Und die Ausländer,allen voran Placido Domingo,sollten mit Rollenverbot belegt werden,wenn sie kein Wort textverständlich über den Orchestergraben bringen können.



    Die stimmliche Robustheit von Jess Thomas ist unglaublich, ibs. wenn man bedenkt, daß es sich hier um einen Livemitschnitt eines Abends (23.11.1963) handelt. Zudem singt er sehr textverständlich.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Hallo Norbert,


    danke für deinen Hinweis.Ich kenne die Aufnahme mit Jess Thomas als Ritter aus Franken nicht,deshalb werde ich sie mir gelegentlich anhören.Auch in meinem Alter ist man noch lernfähig.
    Antipathie ist vielleicht ein zu strenger Ausdruck,die Ouvertüre und der Wach-auf-Chor gefallen mir sogar.Aber sonst höre ich die anderen Wagner-Werke eben viel lieber.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,


    Ich kaufe immer erst Aufnahmen....auch von den Sachen die ich im Konzert höre...


    Dann höre ich das quasi Vorbereitend und dann aht es auch gute Chancen mir zu gefallen. Auch wenn mich die sachen auf CD nicht sofort ansprechen, gehe ich in der Regel in die Vorstellung...


    :hello:


    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    Ich kaufe immer erst Aufnahmen....auch von den Sachen die ich im Konzert höre...


    Dann höre ich das quasi Vorbereitend und dann aht es auch gute Chancen mir zu gefallen. Auch wenn mich die sachen auf CD nicht sofort ansprechen, gehe ich in der Regel in die Vorstellung...


    Ich mach es in der Regel ähnlich wie Raphaell - allerdings höre ich mir die Sachen meistens nicht konzentriert an, sondern oft neben der Arbeit - eine gute Vorbereitung ist es finde ich trotzdem.


    Irgendwie hab ich nämlich in der Oper das Problem, dass ich Aufmerksamkeitsprobleme habe - dann konzentriere ich mich nur auf die Teile, die mir auf Anhieb gut gefallen. Wenn ich das Werk schon kenne, gehts besser (es hat sich bei mir auch gebessert, seitdem die Libretto in den Sitzen eingeblendet werden).


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Hallo,
    ich muss gestehen, dass ich vor allem CDs höre und bisher relativ selten im Konzert und in der Oper war. Zum einen liegt das an meinem schmalen Budget, zum andern und vor allem daran, dass ich mich bei live-Musik oft nicht gut konzentrieren kann. Und selbst auf CD habe ich bis vor einiger Zeit meistens Kammer- und Klaviermusik gehört, weil ich da den Eindruck hatte, besser den "Überblick" behalten zu können. Wie froh war ich z. B., dass es Glenn Gould auf sich genommen hat, das Vorspiel zu den Meistersingern von Nürnberg auf dem Klavier einzuspielen.
    So war es für mich gewinnbringend Aida ein paar Mal auf CD gehört zu haben, bevor ich sie dann unter den Linden sah.


    :hello:
    Boris

  • Bei mir steht an erster Stelle der live-Genuss, erst danach beginne ich mich für DVD's etc. zu interessieren, wobei ich dann aber "fremde" DVD'S bevorzuge, also von Produktionen, die ich NICHT auf der Bühne gesehen habe. Warum? Weil ich mich meist über die Kameraführung, Beleuchtung etc. ärgere, mir Szenen abgehen, die dem Bildregisseur nicht wichtig erschienen sind, weshalb er ganz etwas anderes fokussiert hat, usw. Ausnahmen gibt es natürlich, z.B. den Wiener "Simon Boccanegra" musste ich natürlich haben, ebenso wie unsere legendäre Ponnelle-Manon.
    Natürlich kaufe ich mir auch CD's, DVDs von Opern, die mich interessieren und die ich kaum je auf der Bühne sehen werde, aber das sind reine Bauchentscheidungen, irgendein System liegt dem nicht zugrunde. Als Vorbereitung verwende ich diese Medien kaum, ich lasse mich gern überraschen, sehr wohl aber zur "Nachbereitung", denn wenn mich eine Aufführung so richtig in ihren Bann schlägt, komme ich nicht so schnell davon los.
    lg Severina :hello: