Zandonai: Francesca da Rimini

  • Anlässlich eines Besuchs dieser Oper in einigen Wochen (eine Neuproduktion an der Scala) beschäftige ich mich gerade etwas intensiver mit diesem Werk. Viel ist dazu im Forum nicht zu finden, auch einen diesem Werk gewidmeten Thread habe ich vergeblich gesucht. Gefunden habe ich nur einen sehr kurzen Thread zum Komponisten und den Eintrag im Opernführer.


    "Zandonai setzte den von Puccini und Mascagni eingeschlagenen Weg fort, ohne der ital. Oper neue Impulse zu geben" schrieb Harald Kral seinerzeit. Damit hat er wahrscheinlich Recht, und diese Oper gehört dann wohl eher in den Bereich "Klassik und Romantik" als "Moderne". Doch auch wenn dieses Werk keine neuen Wege einschlägt, so gefällt es mir doch musikalisch sehr gut. Ich habe mir - wie üblich - die beiden verfügbaren DVDs angeschaut und angehört:



    Die Aufzeichnung aus Macerata hat durchaus ihre Meriten, aber ich ziehe die aus der MET eindeutig vor. Plácido Domingo als Paolo und Renata Scotto als Francesca vermochten mich mehr zu überzeugen als Fabio Armiliato und Daniela Dessi in der Produktion des Sferisterio-Festivals, und auch aufnahmetechnisch ist die Aufzeichnung aus der MET besser. Die Inszenierungen sind beide sehr traditionell, wobei die aus New York einige Male allzu dick aufträgt und unfreiwillig komisch wirkt. Schade, dass es keine neueren Mitschnitte auf DVD oder Blu-ray gibt.


    Mich würde interessieren, wie die geschätzen Taminos diese Oper bewerten und welche Sängerinnen und Sänger die Rollen nach Auffassung der Stimmenexperten am besten ausgefüllt haben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • "Zandonai setzte den von Puccini und Mascagni eingeschlagenen Weg fort, ohne der ital. Oper neue Impulse zu geben" schrieb Harald Kral seinerzeit.


    Ich würde ehr sagen, dass Zandonai Puccini etwas entgegensetzen wollte. Bei diesem Versuch ist er auch in der "Francesca da Rimini" gelegentlich in dessen Fußstapfen gelandet. Es ist wie in Deutschland bei Wagner, die Nachfolger hatten es sehr schwer. So auch Zandonai in Italien, der in der "Francesca" auch diverse Hinweise auf Wagner nicht scheunt (Rheingold-Schluss). Ich finde seine Opern, die ich kenne, packend und stark gezeichnet. Da geht schon die Post ab. Es gibt hinreißende Aufnahmen der "Francesa". Da Du, lieber Bertarido, Stereo bevorzugt, bist Du mit der Scotto und Domingo gut beraten, die noch ein bisschen mehr nach Puccini klingen als die historischen Dokumente. Auch Levine am Pult macht einen guten Job. Überraschend interessant soll auch diese Einspielung sein, die ich aber nicht kenne:



    Viel stimmungsvoller und idiomatischer finde ich die alten Produktionen mit der Caniglia, der Gencer oder der Pobbe. Die sind noch mehr Zandonai. Die neuen Einspielungen sind nach meinem Gefühl etwas glatter.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat von Rheingold1876

    Die sind noch mehr Zandonai.

    Die neuen Einspielungen sind nach meinem Gefühl etwas glatter.

    Das würdest du lieber Rüdiger nach anhören dieser Aufnahme die du ja nicht kennst.....




    ....nicht mehr sagen, das ist mehr als vorzüglich gesungen und braucht sich keineswegs, nein überhaupt nicht vor den großen Interpreten zu verstecken. Auch vom Orchester hört man Musik die dermaßen stimmungsvoll ist und die Qualitäten von Zandonai in besonderer Weise hervorhebt, das ist für mich Gottseidank kein Puccini mehr sonder eigenständige Musik die schon über den Verismo hinausgeht! :hail:

    Zitat

    Wohl glaubt man immer wieder Wagner, manches Mal auch Puccini aus seiner Musik herauszuhören, aber letztlich ist es doch das eigenständige Werk eines Vertreters der „Neuen Musik“ Italiens, der seine eigenen neuen, sinnlichen Klangfarben durchgesetzt hat.

    So fühle ich mich durch meine Ohren bestätigt!


    Ich kann diese Aufnahme mit reinsten Gewissen nur empfehlen! :thumbup:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Das würdest du lieber Rüdiger nach anhören dieser Aufnahme die du ja nicht kennst.....

    Ich kann diese Aufnahme mit reinsten Gewissen nur empfehlen! :thumbup:


    LG Fiesco

    Dann werde ich Deinem Rat folgen, lieber Fiesco, und mir die Aufnahme anhören.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Bertarido,

    ich habe eben auf jpc ein neues DVD – Angebot für diese Oper entdeckt, für momentan 4,99 (lieferbar ab 06.02.2019). Ich werde es nutzen, da diese Oper für mich eine neue Entdeckung ist und ich bei diesem Preis kein Risiko eingehe.


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  • Ich kann diese Aufnahme mit reinsten Gewissen nur empfehlen! :thumbup:

    Liebe Fiesco, Du kannst Dich auch fürderhin Deines "reinsten Gewissens" erfreuen. Ich habe mir die "Francesca" aus Freiburg angehört und bin sehr angetan - am meisten vom Orchester. Es ist schon toll, diese Musik so farbenreich, glanzvoll und schmissig zu vernehmen. Und letztlich doch - bei aller eigenständigen Meisterschaft - viel Wagner darin zu entdecken. Das soll aber nicht heißen, dass ich Zandonai für einen Wagner-Gänger halte. Es funkelt an manchen Stellen wie im Finale des "Rheingold". Die alten Aufnahmen, die ich insgesamt für stimmungsvoller halte, kranken doch oft an ihrem dumpfen und grauen Klangbild. Mit den Sängern bin ich auch sehr einverstanden. Vor allen Vasileva und Mühle machen einen tollen Job. Danke für Deine Empfehlung. Man kann sich darauf verlassen.:jubel:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Bertarido,

    ich habe eben auf jpc ein neues DVD – Angebot für diese Operentdeckt,

    Liebe Ramona, das ist die Aufnahme aus Macerata, die ich in meinem Eröffnungsbeitrag genannt habe. Sie ist auch in der preiswerten Zweitausendeins-Edition erschienen und sicher kein schlechter Einstieg, wenngleich ich die Aufzeichnung aus der MET klar vorziehe.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wenn man sich den hypnotischen Reizen der Musik wirklich aussetzen will, sollte man unbedingt die Aufnahme unter Guarnieri hören!


    Das lange Liebesduett im 2. Akt ist schlicht der Wahnsinn!


    Bildergebnis für Zandonai Maria Caniglia und Giacinto Prandelli Guarnieri


    Teile davon gibt es in leider nicht so guter technischer Qualität auf Youtube.

    Zum Beispiel:


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo lieber Caruso, bitte nicht woandershin verlinken, hier der Link zu jpc....



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • .....hier der Link zu jpc....



    LG Fiesco

    Hier noch einiges ......


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    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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