Iris Adami Corradetti - die erste Rosalina in "Sly"


  • Iris Adami Corradetti war eine italienische Sängerin im Stimmfach Sopran. Sie wurde am 19. März 1904 in Mailand geboren und starb hochbetagt am 26. Juni 1998. Sie entstammt einer musikalischen Familie. Sowohl ihr Vater Ferruccio Corradetti als auch ihre Mutter Bice Adami waren Sänger. Mit ihrem Doppelnamen hielt die Tochter die Erinnerungen an die Eltern hoch. Ihre jüngere Halbschwester Fiora Contino, Jahrgang 1925, versuchte sich zunächst auch als Sängerin, studierte später aber Klavier und wurde in den USA eine erfolgreiche Dirigentin. Sie starb 2017. Ines Adami Corradetti debütierte 1926 am Teatro Dal Verme in Mailand in der Oper "Anima Allegra" von Franco Vittadini. Am 29. Dezember 1927 sang sie die Rosalina in der Uraufführung von Ermanno Wolf-Ferraris "Sly". In der Titelrolle war Aureliano Pertile zu hören. Damit erfüllte sich auch ein langgehegter Wunsch dieses Komponisten, endlich am ersten Opernhaus Italiens zu reüssieren. Die Aufführung war sehr erfolgreich. Damit festigte sich auch der Ruf der Sängerin, die auch in ihrer weiteren Laufbahn zeitgenössischen Werken große Aufmerksamkeit widmete, zugleich aber in Opern von Mozart, Puccini und Verdi gefragt war. Insgesamt beherrsche sie ein Repertoire von achtzig Opern. Zu ihren Glanzleistungen gehörte die Francesca, in "Francesca da Rimini" von Riccardo Zandonai .


    Ihr akustische Hinterlassenschaft ist übersichtlich. Eine schöne Zusammenfassung bietet diese CD:


    Inzwischen ist sie auch mit mehreren Arien und Szenen auf YouToube zu hören - ein Beispiel ist die Butterfly mit groißer Leuchtkraft:


    https://www.youtube.com/watch?v=qJO525M4ir8

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold!


    Das hätte ich nicht gedacht, dass noch jemand Iris Adami Corradetti kennt. Wie bist Du auf sie gekommen? Ihre LPs sind ja nicht gerade in jedem Regal. Wer allerdings ein Faible für veristisches Singen hat, wird einige Freude an hier haben.


    Der weiße italienische Sopran ist zwar in der Tiefe nicht sehr klangvoll und auch in der Mittellage noch ohne Rundung, Süße und Farben. Aber in der oberen Oktave lodert die Stimme mit eine unerhörten Intensität. Das weiß die Sängerin effektvoll auszuspielen. Sie singt mit einer leidenschaftlichen Identifikation, immer um einen „wahren“ Ausdruck bemüht. Rhythmisch ist ihr Singen recht frei, und dass sie stets die vorgeschriebenen Noten sänge, kann man auch nicht unbedingt sagen. Aber immer spürt sie die Seele einer musikalischen Phrase auf. Deshalb überzeugt sie sie so unmittelbar vor allem in veristischen Partien. Gerade im „Sly“ hätte ich sie wirklich gerne gehört.


    Übrigens: wenn ich nicht irre, war Iris Adami Corradetti Lehrerin von Katja Ricciarelli.


    Ganz fröhliche Ostergrüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso, mit hatte vor vielen Jahren mal ein Sammler eine Schellackplatte mit Iris Adami Coradetti vorgepielt, weil er wusste, dass ich dieses "Faible für veristisches Singen" habe. So lernte ich sie kennen. Später bin ich dann in dem Film "Opera fanatic" von Stefan Zucker auf sie getroffen.



    Diese hochindividuelle Dokumentation halte ich nach wie vor für einen der bewegendsten Opernfilme. Ob Katja Ricciarelli eine ihrer Schülerin war, weiß ich auf Anhieb nicht. In einem Thread von Alfred über Lucia Valentini Terrani las ich, dass diese Sängerin zu den Schülerinnen der Coradetti gehörte.


    P.S. Indessen habe ich die Moderation darum gebeten, den Vornamen der Sängerin in Iris zu ändern. Meinen Fehler habe ich erst jetzt entdeckt.

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    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold,


    ein leidenschaftlicher Melomane, der nicht Mitglied in unserem Forum ist, weil er die Diskussionen über Inszenierungen "ekelhaft findet", schaut von Zeit zu Zeit mal in das Kapitel DIE BERÜHMTE STIMME - SÄNGERPORTRAIT rein. Heute hat er mir eine E-Mail mit der Information geschickt, dass Katja Ricciarelli tatsächlich bei Iris Adami Coradetti studiert hat.


    Den von Dir erwähnten Film kenne ich nicht. Mal sehen, ob ich ihn irgendwo auftreiben kann.


    Liebe Grüße

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso, danke für die Information. Besagten Film nun kann ich Dir wirklich sehr ans Herz legen. Ich habe ihn mir x-mal angeschaut. Am meisten hat mich aber nicht der Besuch bei Ines Adami Coradetti berührt, sondern die Begegnug mit der inzwischen verstorben Carla Gavazzi auf einer Café-Terrasse in Bergamo, wo sie bis zum Schluss lebte. Fortan war ich dieser Frau und dieser Stimme verfallen. :) Auf einem Tisch in meiner Wohnung steht sogar ein von ihr unterzeichnetes Foto. Ich gehe täglich mehrfach daran vorbei und muss immer an sich denken. :angel: Stefan Zucker ist gelegentlich etwas grenzwertig mit seinen bohrenden Fragen. Die Diven wissen aber auch gegenzuhalten. Besonders Marcella Pobbe.

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  • Hallo Ihr beiden,


    auch mir ist der Name Iris Adami Corradetti durchaus bekannt. Ich kam auf sie durch die Bücher von Kesting, der ja gelegentlich aus dem Buch "The last primadonnas" von Lanfranco Rasponi zitiert. Als ich dieses Buch vor Jahren zufällig in einem englischen Antiquariat entdeckte, habe ich sofort zugegriffen, und ich schmökere von Zeit zu Zeit ganz gerne darin. Ich habe dann auch versucht, Aufnahmen von den Damen zu finden - YT und Spotify gab es noch nicht. Auf einer dieser CDs ist Iris Adami Corradetti mit einem kurzen Ausschnitt aus Francesca da Rimini zu hören.


    Sie war tatsächlich die Lehrerin von Katja Ricciarelli, und bei YT gibt es ein Video, auf dem sie Ricciarelli und einen Tenor auf dem Klavier begleitet:


    Beim weiteren Suchen habe ich dann noch zwei Aufnahmen "LaTraviata" entdeckt auf der ihre beiden Eltern zu hören sind. Von Ferruccio Corradetti gibt es ja reichlich Aufnahmen, die von Bice Adami sind eher selten und aufnahmetechnisch recht gewöhnungsbedürftig.




    Den Film "Opera fanatic" habe ich auch. Er ist wirklich sehr interessant, allerdings geht mir die Fistelstimme von Stefan Zucker mit der Zeit gehörig auf die Nerven. Aber ich fand es eben auch interessant, einige von den Sängerinnen live zu sehen, von denen man tatsächlich kaum noch die Namen kennt.


    Liebe Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)