Es begann nicht ganz so großartig; der an den großen internationalen Häusern singende italienische Tenor Riccardo Massi (Cavaradossi) begann mit belegter, in der Schallkraft dadurch beeinträchtigter Stimme, zusätzlich bekam er sein Vibrato nicht in den Griff. Nach seiner Auftrittsarie („Wie sich die Bilder gleichen“) herrschte eine Totenstille, die nur von Wenigen mit zaghaftem Klatschen durchbrochen wurde. Man meinte, Massis Pulsschlag bis in die Zuschauerloge hinein hören zu können. Es war offenbar nur Nervenflattern, denn zusammen mit Angela Gheorghiu kam seine angenehm klingende und auch ausreichend schallkräftige Stimme zurück. Seine „Vittoria“-Rufe im zweiten Akt sowie seine Arie im dritten Akt (und es blitzten die Sterne) gelangen ihm eindrucksvoll. Franco Vassallo war ein stimmkräftiger und bös auftrumpfender Scarpia, der sich auch im Zweikampf mit Tosca nichts nahm, eine herausragende Leistung.
Eine solch stimmlich und darstellerisch herausragende Tosca wie die von Angela Gheorghiu habe ich lange nicht gesehen und gehört, da muss ich schon bis zu Eva Marton in die 1980er Jahren zurückgehen. Gheorghius glutvolle, schallstarke Stimme floss frei, ohne störendes Vibrato, blieb in allen Lagen rund und schön, selbst in den dramatischen Ausbrüchen zeigte sich keine Schärfe. Ganz großartig gelang ihr das „Vissi d‘arte“, auch in den Pianopassagen. Hinzu kommt eine darstellerische Kompetenz, wie sie naturgegeben nur eine richtige Primadonna hat; davon gibt es nicht mehr viele, Gheorghiu ist eine davon. Das Orchester spielte unter der Leitung Pier Giorgio Morandi überzeugend, vor allem der Schluss des 1. Aktes „Va Tosca“ klang mit dem ebenfalls hervorragend disponierten Chor grandios. Am Ende gab es übergroßen Jubel für alle drei Protagonisten, wie schön, dass man in Hamburg wieder solche Opernabende erleben kann. Man sollte diese Aufführungsserie nicht verpassen. Angela Gehorgiu singt Tosca noch zweimal (wenn sie denn nicht aussteigt, was bei ihr durchaus nicht selten ist), und zwar am 24. sowie am 29. März, ihr folgen für zwei Vorstellungen (4. und 7. April) Tatiana Serjan (zusammen mit Jorge de Leon) und am 17. April Anja Harteros (mit Jonas Kaufmann). Der Scarpia wird in allen Vorstellungen von Franco Vassallo gesungen.
Das Bühnenbild ist ganz attraktiv, heute würde man sagen, fast schon altmodisch, bietet aber für die Zuseher einige Probleme. Wer in den linken Logen sitzt, bekommt Cavaradossi während seiner Auftrittsarie nicht zu Gesicht, wer rechts sitzt, erblickt nicht die imposante Marienkrönung, die kurz vor Ende des ersten Aktes im rechten Hintergrund aufgezogen wird. Letzteres ist verzichtbar, das Publikum auf den teureren Parkettplätzen soll ja auch für die hohen Preise einen gewissen Mehrwert haben. Den Sänger während wichtiger Passagen nicht zu sehen, ist aber schon einschränkend. Ein Rat also, wenn es die Ranglogen sein müssen, dann die rechtsseitigen wählen.