Richard Wagner "Tannhäuser" - Premiere am Görlitzer Musiktheater

  • Am vergangenen Sonnabend war in meinem heimatlichen Musiktheater die Premiere von Wagner´s "Tannhäuser".
    Natürlich und vorsichtshalber war ich nicht drin - man muß sich ja heutzutage erst mal informieren, was einen da erwartet
    und ob man tatsächlich das geboten bekommt, was angekündigt wird.
    Von mir deshalb ohne Kommentar.
    CHRISSY


    Hier zwei Schlagzeilen aus unserer regionalen "Sächsischen Zeitung":
    Vor der Premiere gab es diese Vorschau /Vorinformation und danach eine Rezension:
    Ein Bett reicht als Venusberg
    Sonnabend hat Wagners „Tannhäuser“ Premiere im Görlitzer Theater. Der Franzose de Carpentries hat das Geschehen in die Gegenwart geholt.
    Das Görlitzer Theater wagt das Großprojekt „Tannhäuser“. Leider fehlten Regie-Ideen.


    Die ausführlichen Berichte /Rezensionen sind nachzulesen im Netz.
    Eingeben:
    "Sächsische Zeitung" Tannhäuser
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    SZ - Online Ein Bett reicht als Venusberg

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Am vergangenen Sonnabend war in meinem heimatlichen Musiktheater die Premiere von Wagner´s "Tannhäuser".
    Natürlich und vorsichtshalber war ich nicht drin - man muß sich ja heutzutage erst mal informieren, was einen da erwartet
    und ob man tatsächlich das geboten bekommt, was angekündigt wird. Von mir deshalb ohne Kommentar.
    (Mögen sich evtl. Interessierte anhand nachstehender Berichte, selbst ein Bild machen und einen Eindruck verschaffen).


    Lieber Chrissy,
    was die Rezensenten schreiben, klingt doch eigentlich ganz interessant. Einen Tannhäuser im heimatlichen Musiktheater sollte man sich nicht entgehen lassen!
    Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Lieber Chrissy,


    danke für Deine interessanten Zeitungsausschnitte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß auch kleine Theater wie Gera, Plauen, Meiningen, Cottbus, Eisenach u.a. in der Lage sind, Wagner auf die Bühne zu bringen. Ganz zu schweigen von den mittleren Häusern wie Erfurt, Weimar, Chemnitz, Halle, Dessau....


    Ich verstehe den Grundgedanken, ob "große Oper am kleinen Haus geht" oder nicht auch nicht. In den 50-er und 60-er Jahren hat selbst mein Heimattheater in Gera die komplette Wagnerei auf die Bühne gebracht, vom Rienzi über die Meistersinger, den Ring bis zum Parsifal (Parzival). Seit Ende der 90-er kommt in Gera kein Wagner mehr, da waren Tannhäuser und Lohengrin die letzten (von einem konzertanten Tristan abgesehen. Den Holländer habe ich in Gera von 1957 bis 1991 in 3 verschiedenen Inszenierungen gesehen). Seitdem ist Wagner passe`.


    Warum geht das jetzt nicht mehr? Die Bühnentechnik ist einfacher zu bedienen und hat völlig neue Möglichkeiten durch Lasertechnik, Drehbühnen u.a. Aufwendige Kulissen wie früher lassen sich problemlos und ohne Zerstörung des Gesamteindruckes vereinfachen. Liegt es an den fehlenden Sängern für kleine Theater? Das glaube ich nicht, kleinere Theater können sich mit kleineren Stimmen begnügen, die in Dresden oder Hamburg nicht genügend Durchschlagskraft hätten. Sind die Orchester zu klein oder nicht leistungsfähig genug? Auch das glaube ich nicht. Unser Orchestergraben faßt ca. 70 Personen, und in diesem Graben hat man früher auch die Meistersinger losgelassen. Schlechter sind unsere Musiker auch nicht geworden, im Gegenteil, die Konkurrenz fordert Höchstleistungen auch in B-Orchestern. Das beispiel hat ja auch Görlitz gegeben - es geht!


    Liegt es am Publikum? Große Frage. Der finanzielle Aufwand für Wagner ist groß (aber das war er auch in den 50-ern), das Risiko, sich zu übernehemen ist hoch. Aber ich kenne kaum eine Wagneroper an kaum einem Theater, die nicht Publikum aus ganz Deutschland anlocken würde. Selbst in Gera ist das so. Wagner "hat noch nicht fertig!"


    Ich kenne die Gründe nicht. Vielleicht ist es die Angst vor der Kritik? Vor schlechter überregionaler Publicity, wenn man wieder Wagner spielt und nicht Konwitschny oder einen anderen Neudeuter? Görlitz hat das Wagnis gewagt und gewagnert. Hat es was gebracht? In der Kritik fehlt jeder Hinweis auf die Publikumsreaktion.


    Noch in den 60-er und 70-ern gab es die 5 journalistischen "W" (das weiß ich aus einem Grundkurs für Journalismus in der DDR. Ich habe als Oberschüler einige wenige Kritiken zu Farblichtbildervorträgen in der Regionalpresse geschrieben). Wer, was, wann, wo, wie, und zum wie gehörte immer die Reaktion des Publikums. Jetzt gibt es die 7 "W", hinzugekommen sind warum und wozu. Diese "Neuen W" nehmen heute mehr Platz ein als früher alle "alten 5" zusammen., und die alten 5 sind Randerscheinung geworden. Hat man davor Angst?


    Mich würde die Meinung der kritikerfahrenen Taminos interessieren. Haben die veränderten Kriterien Einfluß auf Publikum und Theatermacher?? Ich kann mir vorstellen, daß die letztgenannte Frage Platz für einen gesonderten Thread böte!

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Liegt eigentlich die Genehmigung der Textautoren für die Kompletteinstellung der Artikel (oder zumindest weiter Teile deutlich über dem Ausmaß, das man als Zitate bezeichnen könnte) in Beitrag 1 dieser Rubrik vor oder muss TAMINO bzw. der Einsteller der Texte jetzt mit empfindlichen finanziellen Forderungen der Urheber dieser Texte rechnen? ?(

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Liegt eigentlich die Genehmigung der Textautoren für die Kompletteinstellung der Artikel (oder zumindest weiter Teile deutlich über dem Ausmaß, das man als Zitate bezeichnen könnte) in Beitrag 1 dieser Rubrik vor oder muss TAMINO bzw. der Einsteller der Texte jetzt mit empfindlichen finanziellen Forderungen der Urheber dieser Texte rechnen? ?(

    Lieber Stimmenliebhaber,
    es wäre interessant zu erfahren, wer der Autor dieser Texte ist.


    herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Crissy,


    dass die Regisseure heute keine Ideen mehr haben, wie sie ein Werk entsprechend dem Libretto ohne Verdrehungen umsetzen können. ist wohl vielen hier im Forum bekannt.
    Ich habe nach dem Artikel gesucht, aber ihn leider nicht im Internet gefunden, so dass man ihn hier (was ja erlaubt ist) verknüpfen könnte. Jedenfalls ist zu begrüßen, dass heute nicht mehr jeder Kritiker dem Zeitgeist huldigt.
    Was die Größe des Görlitzer Theaters betrifft, glaube ich kaum, dass es wesentlich kleiner ist als unser örtlicher Theatersaal. Und "Tannhäuser" habe ich schon auf kleinerer Bühne gesehen (mit Venusberg, Wartburghalle und auch Waldgegend vor der Wartburg). Das lässt sich ohne Weiteres und mit den Möglichkeiten der modernen Bühnentechnik bewerkstelligen. Da ist die Größe des Theaters wohl keine Ausrede.
    Genauso habe ich schon auf kleinen Bühnen "Lohengrin" und "Die Meistersinger" gesehen. Das geht alles, ohne dass man die Werke verdrehen muss.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    es wäre interessant zu erfahren, wer der Autor dieser Texte ist.


    herzlichst
    Operus

    Lieber "Operus",


    das stand ja alles in Beitrag 1, bevor dieser noch einmal redigiert wurde und die besagten ausführlichen Texte entfernt wurden. Mein Beitrag, auf den sich deiner bezieht, ist also hinfällig geworden. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Ich verstehe den Grundgedanken, ob "große Oper am kleinen Haus geht" oder nicht auch nicht. In den 50-er und 60-er Jahren hat selbst mein Heimattheater in Gera die komplette Wagnerei auf die Bühne gebracht, vom Rienzi über die Meistersinger, den Ring bis zum Parsifal (Parzival). Seit Ende der 90-er kommt in Gera kein Wagner mehr, da waren Tannhäuser und Lohengrin die letzten (von einem konzertanten Tristan abgesehen. Den Holländer habe ich in Gera von 1957 bis 1991 in 3 verschiedenen Inszenierungen gesehen). Seitdem ist Wagner passe`.

    Kurzer Einschub meinerseits: die Herausforderung sind wohl die Orchestergräben, zumal Wagners Orchester kiener Kammerensembles sind. Freilich, nicht jeder Musiker wird permanent benötigt, was aber auch zu einer ziemlichen Rennerei führt. Vor Jahren habe ich den "Lohengrin" in Aachen gesehen. Und hatte tatsächlich den Eindruck, dass das Haus damit überfordert sei -verständlich bei einem Bau aus dem Jahre 1825. Die Musiker ranten emsig im Orchestergraben, bei lauten Stellen hatte man das Gefühl, dass sich das Dach abhebt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich habe nach dem Artikel gesucht, aber ihn leider nicht im Internet gefunden, so dass man ihn hier (was ja erlaubt ist) verknüpfen könnte.


    Ein Bett reicht als Venusberg (SZ-Online, zuletzt aufgerufen am 20.03.2018)
    Kompromisslos in den Untergang (SZ-Online, zuletzt aufgerufen am 20.03.2018)


    Als "Aufreger" bzgl. unserer beliebten Regietheater-"Diskussion" scheint mir der Görlitzer Tannhäuser allerdings nur bedingt geeignet. Musikalisch schien es im Rahmen der Möglichkeiten ja ziemlich gut gewesen zu sein. Der Regie-Idee (Venus/Elisabeth von einer Sängerin dargestellt und gesungen, Handlung in die Zeit Wagners verlegen) scheint mir der Kritiker auch nicht gänzlich abhold; jedoch, es mangelt womöglich an der konsequenten und schlüssigen Umsetzung. Also vielleicht doch erst lesen (oder gar hingehen und anhören bzw. -schauen), bevor man wieder mit den üblichen Allgemeinplätzen


    dass die Regisseure heute keine Ideen mehr haben, wie sie ein Werk entsprechend dem Libretto ohne Verdrehungen umsetzen können. ist wohl vielen hier im Forum bekannt. [...] Jedenfalls ist zu begrüßen, dass heute nicht mehr jeder Kritiker dem Zeitgeist huldigt. [...] Das geht alles, ohne dass man die Werke verdrehen muss.


    um sich wirft ... :no:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Michael,


    ich habe beide Artikel sehr wohl vollständig gelesen, bevor ich geschrieben habe. Allerdings fand ich sie im Internet nicht, um sie verknüpfen zu können. Ich wollte damit den Einwänden von Stimmenliebhaber begegnen. Danke, dass du sie gefunden und verknüpft hast, damit auch andere sie lesen können.
    An meiner Meinung ändert sich daher nichts.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • ich habe beide Artikel sehr wohl vollständig gelesen, bevor ich geschrieben habe. Allerdings fand ich sie im Internet nicht, um sie verknüpfen zu können. Ich wollte damit den Einwänden von Stimmenliebhaber begegnen.


    Die Einwände von "Stimmenliebhaber" bezogen sich auf das Einstellen langer Passagen der Artikel hier in das Forum und eventuell daraus resultierende urheberrechtliche Konsequenzen. Inwiefern widerlegt die Tatsache, dass du nicht in der Lage bist, einen Artikel im Internet zu finden, die - sachlich unbestreitbaren - Aussagen von "Stimmenliebhaber"?


    Zitat von Gerhard Wischniewski

    An meiner Meinung ändert sich daher nichts.


    Ach was.

  • ich habe beide Artikel sehr wohl vollständig gelesen, bevor ich geschrieben habe. [...] An meiner Meinung ändert sich daher nichts.


    Lieber Gerhard, dann habe ich Dich tatsächlich falsch verstanden, das tut mir leid. - Trotzdem kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man aufgrund der doch in den Artikeln insgesamt recht spärlichen Informationen und selbst, wenn man die verfügbaren Bilder dazu nimmt (siehe hier) zu einem so apodiktischen Urteil kommt, wie Du es hier tust. Was beispielsweise die zeitliche Verlegung der Handlung in Wagners eigene Zeit anbelangt, so gibt es hier m.E. sehr gelungene Beispiele, wie etwa die aktuellen Bayreuther Meistersinger, die hier im Forum ja ausführlichst besprochen wurden. Auch fällt mir ein recht gelungener Tristan ein, den ich vor wenigen Jahren am Stadttheater Lübeck gesehen habe (siehe zumindest hier die Meinung der "RT-Kritikermafia" oder sollte ich "Systempresse" sagen? - Nennt es, wie Du willst!). Im übrigen ist natürlich auch das Stadttheater Lübeck, wenngleich vermutlich etwas größer(?), als das in Görlitz, ein hervorragendes Beispiel dafür, wie aufwendige Produktionen mit bescheideneren Mitteln gelingen können und die Nische des selteneren Repertoires gut zu besetzen ist; zuletzt habe ich Anfang März dort z.B. Schrekers Der ferne Klang gesehen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • In meinem obigen Beitrag 1, habe ich seinerzeit den Bericht, die Kritik eines Rezensenten über die "Tannhäuser - Premiere" an meinem heimatlichen Musiktheater reingestellt.
    Nicht mehr und nicht weniger. Obwohl ich mich jeglicher Meinung enthalten habe, wurde ich jetzt in einem anderen Thread von "Amfortas 09" dafür nachträglich angegriffen.
    Genau wie von Caruso über die von mir reingestellte Rezension von der "Entführung aus dem Serail".
    Das war von beiden nichts als billige Polemik und negative Stimmungsmache ohne jeglichen Grund.


    Und solche unnötige Brunnenvergifterei trägt bestimmt nicht zu einer angestrebten friedlichen und entspannten Atmosphäre im Forum bei!
    Dies aber nur als ärgerliches Vorwort - zur eigentlichen Sache:
    Nun ist ein Rezensent wahrscheinlich ein erfahrener Experte, aber doch nicht frei von subjektiven Eindrücken und persönlichen (Vor -) Urteilen.
    Die von ihm beurteilte "Tannhäuser - Premiere" war ja deutlich negativ ausgefallen. Es gibt aber auch völlig andere positive Meinungen.
    In meiner regionalen Sächsischen Zeitung war am 31. Mai folgende Leserzuschrift /Meinung abgedruckt, die völlig konträr zu obiger Rezension ist
    und die ich (ebenfalls neutral, ohne pers. Wertung), gerne reinstelle:



    Überragender Tannhäuser am Görlitzer Theater
    Eine überaus sehens - und hörenswerte Aufführung der Wagner - Oper Tannhäuser war am 27. Mai im Görlitzer Theater zu erleben.
    Sowohl das Orchester als auch die Sänger einschließlich Chor haben voll überzeugt und machten den Abend zu einem unvergeßlichen Erlebnis.
    Überrascht und erstaunt waren wir von der Stimmgewalt des Tannhäusers. Einen Heldentenor dieses Formats hat das Görlitzer Theater vielleicht noch nicht erlebt.
    Aber auch die überaus differenzierte gesangliche Darbietung des Wolfram beeindruckte ebenso wie die der Elisabeth.
    Danke dem Theater.
    Monika und Matthias B.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...