Nur den anderen wegen seiner Meinung zu beleidigen oder zu belehren, das sollten wir unterlassen.
Nur noch einmal zum Stichwort "Belehrung", lieber La Roche.
Es gibt Menschen, die können mit Neuer Musik nichts anfangen und halten sie - weil ohne "Melodie" - für ein sinnleeres Geräusch. Dagegen ist auch nichts zu sagen. Wenn sie allerdings sich immer wieder in Besprechungen von Neuer Musik einmischen mit Hlörschnipseln und sagen: Da ist keine Melodie drin, also ist das keine Musik, dann erfahren sie irgendwann einmal von den dann genervten Liebhabern von Neuer Musik die Belehrung, dass "Sinn" in der Musik nicht nur eine Frage der Melodie ist und derjenige, der da nur ein sinnleeres Geräusch hat, Opfer seiner eigenen falschen Erwartungshaltung ist.
Also warum mischen sich RT-Gegner in Diskussionen über eine konkrete RT-Inszenierung überhaupt ein? Wenn man generell diese Form von Theater ablehnt, dann sollte man sich doch besser aus einer solchen Diskussion ganz raushalten, weil es schlicht keine gemeinsame Diskussionsgrundlage gibt. Wenn man dann noch zusätzlich die Regisseure darüber belehrt, was sie alles falsch machen und was sie eigentlich dürfen und nicht dürfen und das noch mit Versatzstücken aus der Ästhetik und Dramentheorie, dann darf man sich nicht über die dann - wie ich finde völlig berechtigte - Belehrung wundern, dass dies ein Dilettantismus ist, der theoretische Sachverhalte falsch und unhaltbar darstellt und historische und inhaltliche Fakten ignoriert. Wenn man nicht darüber belehrt werden will, was man denken und glauben darf, dann darf man auch Andere (die Künstler nämlich) nicht darüber belehren wollen in normativer Hinsicht, was sie gefälligst zu tun haben und was sie lassen müssen. Das ist nämlich einfach ein eklatanter Selbstwiderspruch.
Produktiv ist eine Diskussion, wenn man ein Gemeinsames sucht. Es gibt gutes und auch schlechtes RT - darüber kann man ganz sachlich am Einzelfall diskutieren, wenn man die generelle Ablehung einmal auszuklammern bereit ist.
Schöne Grüße
Holger