Miliza Korjus - Nicht nur Lucia

  • Nach längerer Zeit höre ich wieder diese wundervolle Stimme von Miliza Korjus. Ich bewundere bei ihr die Leichtigkeit ihrer Koloraturen, nicht nur als "Lucia", "Olympia" oder "Lakmé", sondern auch brilliant mit Liedern wie "Il bacio", "Funiculi funicula" oder "Die Nachtigall". Sehr erstaunt stelle ich fest, dass diese außergewöhnliche Sängerin noch keinen eigenen Thread hat.
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    W.S.

  • Hallo 9079wolfgang, ich kann die Links nicht öffnen, da steht dann .....
    ......"Das Plug-in wird nicht unterstützt."


    Kannst du bitte einen normalen YouTube Link beifügen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hallo Wolfgang, die Karriere der Korjus hatte ja ihre Besonderheiten. Ich habe nur schemenhaft davon gehört. Gehst Du noch näher darauf ein? Zunächst nur eine Frage: Welche der genannten Partien hat sie auch auf der Bühne gesungen?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Kannst du bitte einen normalen YouTube Link beifügen!


    Hallo, Fiesco!


    Ich bin nur technischer Laie. Warum es bei Dir nicht klappt, entzieht sich meiner Kenntnis. Scheinbar funktioniert es bei anderen Taminos.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo,
    Miliza Korjus sagte mir bisher nichts. Aber letzte Woche hörte ich eine alte Rigoletto-Aufnahme, in der sie die Gilda-Arie singt. Eine sehr jugendliche (sie war Anfang 20). aber stimmlich absolut perfekte Interpretation der Rolle.
    Schöne Grüße
    wega

  • Zitat

    Rheingold1876: Hallo Wolfgang, die Karriere der Korjus hatte ja ihre Besonderheiten. Ich habe nur schemenhaft davon gehört. Gehst Du noch näher darauf ein? Zunächst nur eine Frage: Welche der genannten Partien hat sie auch auf der Bühne gesungen?


    Hallo, Rüdiger!


    Ich bin derzeit sehr beschäftigt, daher antworte ich erst jetzt. Ich weiß über Miliza Korjus auch nicht viel. Sie gab als Geburtsort Warschau an, doch da gab es von Experten große Zweifel. Da die Begleithefte in französisch geschrieben sind, kann ich mit meinen paar Brocken französisch nicht viel übersetzen. Sie sang auf Einladung von Max von Schillings an der Berliner Staatsoper die Lakmé, Rosina, Violetta, Santuzza und Königin der Nacht. Nach 1936 ging sie nach Amerika, wo sie sich überwiegend dem Film widmete. Mehr weiß ich z. Zt. auch nicht.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Wolfgang, danke sehr für die Antwort. Inzwischen habe ich auch etwas herumgesucht und bin auch auf zumindest einen Film gestoßen. Eine interessante und spannende Karriere.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Miliza Korjus mit Opernarien und Koloraturwalzern


    Arien aus Die Zauberflöte, Die Entführung aus dem Serail, Lucia di Lammermoor, Lakmé, Dinorah, Les contes d'Hoffmann, Mireille, I vespri sicilani sowie Bravour-Sücke von A. Adam (Ach, Mama, ich sag es dir), C.M. v. Weber (Aufforderung zum Tanz), C.G. Taubert (Der Vogel im Walde), G. Rossini (La Danza, Funiculi funicula), L. Arditi (Il Bacio), A. Alabieff (Die Nachtigall), J. Strauß (Frühlingsstimmenwalzer)


    AD: 1934 bis 1936 in sehr respektabler Mono-Qualität
    Besonders hörens- und staunenswert finde ich die Bravourstücke, da sie dort ihre Kunstfertigkeiten zu höchster Blüte bringen kann.



    Schon Zeit und Ort ihrer Geburt werfen erste Fragen auf: Lt. Wikipedia wird Miliza Korjus als fünftes von sechs Kindern am 18.08.1909 in Warschau geboren. Das Booklet zur nebenstehden CD gibt als Geburtsdatum den 08.08.1912 an; Kutsch-Riemens nennt den 18.08.1907 in Warschau (?). In Seegers Opernlexikon steht wiederum: "18.08.1912 (a.Q. 1909) in Warschau", mit der Einschränkung, dies entspräche ihren eigenen Angaben, viel wahrscheinlicher sei jedoch die Geburt in einer schwedischen Siedlung in Wisconsin/USA... Diese Wisconsin-Version findet sich auch als wahrscheinliche bei Kutsch-Riemens...


    Ihr Vater war estnisch-russischer Militärattaché, ihre Mutter eine russisch-polnische Gräfin. Ihre Eltern ließen sich bereits früh scheiden. Korjus wie auch ihre vier Schwestern übersiedeln danach mit der Mutter nach Kiew. Dort erhält sie am Konservatorium erste musische Bildung. In ihrer Jugend war Korjus Mitglied des Dumka-Chors in Kiew und mit diesem durch die Sowjetunion auf Tournee unterwegs. Einen Aufenthalt im damaligen Leningrad im Jahre 1927 habe sie genutzt, um nach Tallinn zu ihrem Vater und Bruder zu reisen und um auch dort Konzerte zu geben. Es folgten Auftritte im Baltikum und in Deutschland. 1929 heiratete sie den Arzt Kuno Fölsch, mit dem sie nach Deutschland zog.


    Max von Schillings (damals Intendant der Städtischen Oper) gilt gemeinhin als der "Entdecker" der Korjus. An seinem Hause sang sie 1933 die ersten Partien und erregte als "Stimmwunder" Aufsehen. Furtwängler holte sie an die Lindenoper, wo sie u.a. Gilda, Konstanze, Königin der Nacht, aber auch als Santuzza auftrat und bald den Ehrennamen "Berliner Nachtigall" erhielt. Gastspiele in München, Wien, Paris, Brüssel und Stockholm folgten (Olympia, Lucia di Lammermoor, Lakmé, Rosina, Violetta, Susanna, Zerbinetta). Gefördert wurde sie außerdem von Michael Raucheisen; er verschaffte ihr Kontakte zur Electrola: über Nacht wurden sie mit ihren Platten zum Star mit Koloraturwalzern und pyrotechnischen Schaustücken. Auftritte auf der Opernbühne nahmen jedoch bald nur den kleineren Teil ihrer Zeit in Anspruch. Viel besser konnte sie ihre Fertigkeiten in Konzerten, Rundfunkaufnahmen oder auf Schallplatten zeigen, wo sie geeignete Konzertliteratur mit extremen Spitzentönen "aufwerten" oder besser "aufpeppen" konnte und so das Publikum in Staunen versetzte. 1935 lieh sie in dem Film "Der Student von Prag" Dorothea Wieck ihre Gesangsstimme.
    Als berühmteste Sängerin Europas gehandelt, wurde bald Produzent und MGM-Boss Irving Thalberg auf Korjus aufmerksam, der ihr einen 10-Jahres-Filmvertrag zusicherte. Die Vertragsverhandlungen führte Rudolf Bing. Korjus traf im März 1936 in Hollywood ein, kurze Zeit später, im September 1936, starb Thalberg, so dass der erste geplante Film erst 1938 produziert wurde. Mit dem Johann-Strauß-Film "The Great Waltz"/"Der große Walzer" gelang ihr der Durchbruch im Filmgeschäft; für die Rolle der Carla Donner wurde sie 1939 mit dem Oscar in der Kategorie Beste Nebendarstellerin nominiert.


    Der nächste von MGM geplante Film hieß "Guns and Fiddles", eine Geschichte über den als ungarischer Robin Hood bekannt gewordenen Sandor Rozsa. Emmerich Kalman sollte dafür Musik von Franz Liszt hollywood-gerecht aufbereiten. Nur zwei Wochen vor Beginn der Dreharbeiten erlitt Korjus am 28. Mai 1940 einen Autounfall, bei dem sich die Schauspielerin so massive Verletzungen zuzog, dass die Ärzte lange Zeit überlegten, ihr linkes Bein zu amputieren. Nach unzähligen Operationen und einer mehrmonatigen Rehabilitation konnte Korjus das Krankenhaus auf beiden Beinen wieder verlassen. Sie drehte danach nie wieder in Hollywood.


    Im Sommer 1941 plante Korjus ihre nächste Tournee nach Südamerika. Kurz nach deren Beginn in Mexiko traten die USA in den Zweiten Weltkrieg ein. Korjus, die persönlich genug von Krieg hatte, blieb in Mexiko und drehte dort 1942 ihren zweiten Spielfilm "Caballería del imperio". 1944 kehrte sie in die USA zurück und gab ihr Debüt in der Carnegie Hall. Mit Konzerten und Schallplattenaufnahmen gelang es ihr in den folgenden Jahren, teilweise an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Ihre extreme Höhe hatte sie jedoch nicht mehr zur Verfügung. 1950 trat sie mit dem Ensemble der Metropolitan Opera in der Hollywood Bowl auf.


    1952 zog sie sich aus dem Konzertleben zurück und lebte bis zu ihrem Tode in Kalifornien. Nachdem ihre Ehe mit Kuno Fölsch gescheitert war, heiratete sie 1952 ebenfalls einen Arzt, Dr. Walter E. Shector. Korjus blieb in der kalifornischen Society bekannt; zu ihren Freundinnen zählten Joan Sutherland und Beverly Sills. Miliza Korjus verstarb am 26. August 1980, im Alter von 71 Jahren, an Herzversagen.


    M. Korjus verfügte über einen brillant geführten Koloratursopran mit extremer Höhe (der weit über das f''' der Königin der Nacht hinausging; darin ihrer Kollegin Erna Sack ähnlich), aber auch über lyrische Qualität, Legato-Kultur und Rubato-Kunst. Sie gründete mit Venus Records ihr eigenes Schallplattenlabel, um ihre Aufnahmen zu vermarkten. Kurioserweise gibt es auch eine Aufnahme von ihr mit Isoldes Liebestod aus dem Jahre 1946 (erschienen bei Voce).


    (nach dem Booklet der CD, Wikipedia und Kutsch-Riemens)


    Außerdem gibt es eine eigene Fan-Website mit einer englischen Biographie und zahlreichen Fotos.

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Offenbar scheint ein Großteil von Korjus großer Opernkarriere nur ein cleveres Marketing gewesen zu sein.


    Stieß vor einigen Tagen im Internet auf eine Dissertation aus dem Jahr 2013, die man auch komplett herunterladen kann, die vieles richtigstellt:


    https://d-nb.info/1058165402/34