Senza Sangue (Eötvös) und Herzog Blaubarts Burg (Bartok) Hamburgische Staatsoper, 25.02.2018

  • Am 23.11.2016 sah ich diese Opernkombination zum ersten Mal. Meinen damaligen Eindruck fasste ich dahingehend zusammen, man sollte dieses Stück von einem besseren Platz mit Sicht auf die Obertitel noch einmal sehen. Das war heute der Fall und der Handlung war wesentlich leichter zu folgen. Angela Denoke und Sergei Leiferkus sangen wieder den Mann und die Frau in Senza Sangue (eine Frau findet den Mörder ihres Vaters, der sie damals als junges Mädchen leben ließ), diesmal, wenn ich mich recht erinnere, besser als 2016, vor allem Leiferkus, der damals eher abgesungen klang. Als Judith war heute an Stelle von Claudia Mahnke Elena Zhidkova besetzt. Da sie, so empfand ich es bisher, über eine schönere Stimme als Frau Mahnke verfügt, hatte ich die Hoffnung auf einen großartigen zweiten Teil. Leider stimmte die Chemie zwischen Balint Szabo (Herzog Blaubart) und Frau Zhidkova überhaupt nicht. In dieser Inszenierung (Dmitri Tcherniakov) spielt sich alles im Kopf der beiden Protagonisten ab. Judith und Blaubart tragen eine Ehefehde in einem Hotelzimmer aus. Während Mahnke sich auch körperlich voll der Zimmerschlacht hingegeben hatte und dem kräftigen Szabo Widerpart bot, wirkte Zhidkova wie ein verschüchtertes, ängstliches Mädchen, welches am liebsten gleich das Zimmer verlassen hätte. Dass Judith aus Liebe handelt, und deshalb ihrem Mann alle Geheimnisse im wahrsten Sinne des Wortes auch körperlich abringt, kam heute nicht zum Ausdruck. Anders als Claudia Mahnke damals mit vollem Körpereinsatz rüttelte (die allerdings sehr viel schmächtigere) Elena Zhidkova allenfalls diskret an Szabo und hielt soweit wie möglich Abstand von ihrem Partner. So konnte auch Szabo physisch nicht so recht überzeugen, außerdem ging er im Orchesterrausch (Leitung Peter Eötvös) von der Stimmkraft her nicht nur gelegentlich völlig unter. Ein interessanter Abend war es aber allemal.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Lieber Ralf,


    schön, hier Deine Eindrücke zum erneuten Besuch dieser Aufführung lesen zu dürfen. Wir hatten ja beide schon an anderer Stelle ausführlich berichtet. Da Du dich nicht scheust, auch modernes Repertoire "zu beackern" meine Frage, ob Du eigentlich auch Hosokawas Stilles Meer in der Uraufführungs-Serie oder der Wiederaufnahme gesehen?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Michael, leider nicht, habe ich bisher weder noch gesehen. Ein richtiger Freund von modernen Opern bin ich eigentlich nicht. Das haben wir früher unter Liebermann mitgemacht. Davon ist aber nicht viel übrig geblieben. König Lear gefiel mir noch vor einigen Jahren und Bartoks Musik hatte mir eigentlich immer schon gefallen. Besonders interessant wäre es, Herzog Blaubarts Burg unter den akustischen Möglichkeiten in der Elbphilharmonie zu hören, herzlichst, Ralf Reck.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv