Paul Angerer, geboren am 16. Mai 1927 in Wien, gestorben am 26. Juli 2017 ebendort, war ein österreichischer Dirigent, Bratschist sowie Komponist und daneben auch Radiomoderator.
Bereits ab seinem sechsten Lebensjahr erhielt er Violin- und Klavierunterricht. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums folgte das Konservatorium.
Kurz vor Kriegsende im Jänner 1945 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und im März zum Jägerbataillon in Sternberg überstellt, geriet Angerer in kurz darauf in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Sein erstes musiktheoretisches Werk entstand in dieser Zeit. Im August 1945 wurde er schließlich entlassen und schlug sich nach Wien durch.
Anschließend studierte er an der Wiener Musikhochschule Klavier, Orgel, Violine und Viola. Dem Gewinn einer Medaille beim Genfer Musikwettbewerb 1948 folgte eine Anstellung beim Orchestre de la Suisse Romande unter Ernest Ansermet. Zwischen 1953 und 1957 war er Solobratschist der Wiener Symphoniker. Anschließend amtierte er als Chefdirigent des Kammerorchesters der Wiener Konzerthausgesellschaft sowie des Wiener Burgtheaters (1956–1963).
In dieser Zeit gewann er als Komponist an Profil und erhielt den Ersten Preis für Orgelkomposition beim Internationalen Musikwettbewerb in Haarlem, Niederlande. Sein Kompositionsstil orientierte sich an Paul Hindemith.
Zwischen 1964 und 1966 war Angerer Erster Kapellmeister in Bonn, zwischen 1966 und 1972 Opernchef in Ulm. 1968–1972 amtierte er als Operndirektor des Salzburger Landestheaters und 1971–1982 als Chefdirigent des Südwestdeutschen Kammerorchesters.
1982 erfolgte die Gründung des Concilium musicum in Wien, dem er über 30 Jahre lang vorstand und bis zuletzt als künstlerischer Berater diente. Dessen Leitung hat mittlerweile sein Sohn Christoph Angerer (geb. 1966) übernommen.
Daneben war Paul Angerer zwischen 1982 und 1992 Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie seit 1988 Präsident und anschließend seit 2010 Ehrenpräsident der Haydn-Gesellschaft Wien.
Paul Angerer erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Österreichischen Staatspreis, den Theodor-Körner-Preis, den Preis des Landes Niederösterreich für Mozartforschung, den Johann-Nestroy-Ring der Stadt Wien und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde er Ehrenbürger des Wiener Bezirks Landstraße. Bereits 1977 wurde ihm der Berufstitel eines Professors verliehen.
Er trat zudem als Buchautor auf und war 20 Jahre lang Moderator beim Radiosender Ö1 und moderierte weitere 16 Jahre lang die Sendung "Capriccio" auf Radio Klassik Stephansdom.
Paul Angerer verstarb am 26. Juli 2017 im 91. Lebensjahr. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.