Ein spannender neuer Fidelio (Beethoven) an der Hamburgischen Staatsoper, 01.02.2018

  • Die professionellen Kritiken dieser Neuinszenierung des Staatsopernintendanten Georges Delnon waren ja zum Teil vernichtend. In meinen Augen völlig zu Unrecht. Sicher sind Anschauungen darüber, was Beethoven uns mit seinem musikalischen Meisterwerk noch sagen kann, unterschiedlich. Wie in keinem anderen Werk geht es hier, so empfinde ich das zumindest, um das Prinzip Hoffnung, welches uns bis zuletzt vor dem Verzweifeln und Aufgeben bewahrt, hier zuvörderst Leonore, aber auch Florestan und die Gefangenen betreffend, auch Marzelline und Jaquino geben sich der Hoffnung hin.


    Wie schön interpretierten Delnon und sein Bühnenbildner Kaspar Zwimpfer (großer geschlossener Saal mit allseitiger hoher Durchfensterung als Einheitsbühnenbild, erinnert irgendwie an den Tränenpalast am ehemaligen Grenzbahnhof Friedrichstraße in Berlin) sowie fettFilm (Video, echt wirkender hoher Laubwald hinter den Fenstern) das Quartett im ersten Aufzug. Mit diesem berührenden, von Marzelline eingeleiteten Gesangsstück durchbricht hier erstmals etwas tief Emotionales, ureigen Romantisches die bürgerliche Idylle von Roccos Stube. FettFilm fahren dabei das sich als Video herausstellende Waldbild nach vorn und an beiden Bühnbildseiten vorbei, so dass der Eindruck entsteht, als ob sich dieser große Raum mit den vier Protagonisten (Marzelline, Leonore, Jaquino, Rocco) am Küchentisch in die Tiefe des Waldes hinein entwickelt. Das ist nicht Kitsch, sondern künstlerisch-romantische Umsetzung im Sinne der großen Maler des beginnenden 19. Jahhunderts. Das zeigt sich auch beim Gefangenenchor, der an die Fenster dieses „Tränenpalastes“ tritt und das jetzt rotsonnig durchglühte Waldbild in sich aufsaugt.


    So konsequent wurde das Prinzip Hoffnung in den bisher von mir auf der Bühne gesehenen, szenisch zumeist eher ermüdenden Aufführungen (Stube, Gefängnishof und Kerker) nicht umgesetzt. Viele andere Anspielungen leuchteten ein, etwa die Gefangenen, die wie Karteileichen mit ihren Akten unbeweglich in einem Regal sitzend oder liegend in den Raum hereingezogen werden. Auch war das Singen vor dem geschlossenen Vorhang (Leonores große Arie und das Wiedersehen Leonore/Florestan) plausibel, denn hierbei ging es um höchst intime Momente, in denen sich Leonore, ihren eingekerkerten Mann unter sich wissend, selbst Mut zuspricht und dabei in Ekstase gerät (wie wären sonst die schwierigen Koloraturen zu verstehen, die Beethoven ihr hier auf die Stimmbänder geschrieben hat). Die befreiten Gefangenen sind am Schluss ganz in Weiß gekleidet, im Sinne einer Apotheose, dazu ergrünt dann auch wieder der zuvor winterlich entlaubte Wald, ein schönes und hoffnungsvolles Schlussbild.


    Kent Nagano verzichtete auf die Fidelio-Ouvertüre sondern begann mit der Leonoren-Ouvertüre. Ganz passend fand ich das nicht, denn erstere passt besser zu dem fast lustspielartigen bürgerlich-behäbigen Beginn der Oper, die III. Leonorenouvertüre dagegen viel besser als hochemotionales Zwischenspiel nach der Befreiung Florestans. Naganos musikalische Interpretation fand nicht bei allen Zuschauern Anerkennung, er musste sich am Ende ein oder zwei Missfallensbekundungen anhören. Vielleicht lag das an der eher zurückhaltenden, mehr das Lyrische als das emotional Aufputschende der Beethovenschen Musik betonenden Herangehensweise an diese Oper (also das genaue Gegenteil wie bei Karl Böhm oder Horst Stein, die ich hierfür als Maßstab in Erinnerung habe). Wir hatten allerdings auch keinen guten Platz (linke Seitenplätze 11. Reihe Parkett, unter dem Logenüberhang). Hier stauten sich die Schallwellen und führten zu einem eher diffusen Höreindruck. Auch ließ Nagano das Orchester manchmal so leise spielen, dass der Klang dünn und fahl geriet. Vielleicht ist das auch die akustische Erfahrung aus der Elbphilharmonie, die insbesondere beim Pianissimo klangliche Brillianz geradezu zelebrieren lässt (und zudem wegen der geringeren Nachhallzeit kein verwaschenes Klangbild erzeugt).


    Gesanglich blieb die Aufführung zwiespältig. Mit Simone Schneider (Leonore) und Christopher Ventris (Florestan) waren für die Hauptpartien zwei Spitzenkräfte des Gesangsmarktes engagiert, die Bestes erwarten ließen. Ventris war letztes Jahr in Bayreuth als Siegmund besetzt gewesen und soll noch in diesem Jahr Lohengrin, Siegmund und Parsifal in Wien singen; Simone Schneider ist u.a. in Wien und Mailand als Sieglinde vorgesehen. Frau Schneider überzeugte denn nicht nur darstellerisch, sondern auch gesanglich mit einem fast mezzohaft nasal klingenden, vibratoarmen Sopran von stahlblauer Farbe in der Mittellage und keinerlei Problemen in der Höhe. Ihre Schallkraft war enorm, was ihrem Partner zu schaffen machte. Herr Ventris war kaum zuverstehen, er verschliff ständig den Gesangstext und stand bei seiner schwierigen Auftrittsarie im zweiten Aufzug gesanglich irgendwie neben sich (um es nicht krasser zu sagen). Seiner eher hellen, an sich nicht unschön klingenden Stimme fehlte es nicht nur an Schallkraft, sondern auch an dem notwendigen Strahlen im Zwiegesang mit Simone Schneider. Am Ende musste er etliche Buh-Rufe einstecken. Thomas Ebenstein (Jaquino) kam dagegen mit seiner breiten, wenig lyrischen Klang verströmenden Stimme ungeschoren davon (dabei gibt es im Hamburger Ensemble junge Tenöre, die das wesentlich besser singen könnten). Kartal Karagedik war als jugendlich dynamischer Don Fernando schön herausgeputzt, ging stimmlich aber mehr oder weniger unter, im Gegensatz zu Werner Van Mechelen als Don Pizarro, der gut neben dem auch darstellerisch dominanten Falk Struckmann als Rocco bestehen konnte. Allerdings vermisste ich bei dessen Goldarie etwas den balsamischen Bassglanz, wie ihn richtige Bässe wie Kurt Moll oder Matti Salminen hatten. Melissa Petit war als Marzelline schließlich eine der gesanglichen und auch der darstellerischen Pluspunkte der Aufführung.
    Insgesamt fand ich diese Aufführung trotz gewisser gesanglicher Einschränkungen (die wegen der hohen gesanglichen Anforderungen wohl nie ganz ausbleiben werden) durchaus empfehlenswert und würde sie mir auch noch ein oder mehrmals ansehen bzw. anhören wollen.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Lieber Ralf,


    gestern Abend war ich hier im "Himmelreich" am Aasee bei einem "Vortrag" des hiesigen Wagner-Vereins zum Chereau-Ring. Da kam zur Sprache (einer der Teilnehmer bekam das per App aufs Handy) dass die FAZ einen totalen Verriss dieser Hamburger Aufführung geschrieben hat, wie es in dieser Schärfe wohl noch nie vorgekommen sei. Auch an Kent Nagano wurde kein gutes Haar gelassen. Laut dieser Rezension ist bei der Aufführung alles schief gegangen, was nur schief gehen kann. :D :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Ralf,
    ich hab mir die Premiere im Radio aufgenommen und die Moderatoren meinte , daß sich das Publikum mit dem Applaus während des Stückes sehr zurückgehalten hätte und der Schlußapplaus sei auch noch zurückhaltender als bei sonstigen Aufführungen in der Staatsoper .

  • FAZ zum "Fidelio" in Hamburg


    Holger bezog sich wohl auf diesen Beitrag, der in der Tat sehr hart ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Insgesamt fand ich diese Aufführung trotz gewisser gesanglicher Einschränkungen (die wegen der hohen gesanglichen Anforderungen wohl nie ganz ausbleiben werden) durchaus empfehlenswert und würde sie mir auch noch ein oder mehrmals ansehen bzw. anhören wollen.


    Vielen Dank für diesen empathischen und kritischen Bericht, den ich mit Vergnügen gelesen habe!

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Man kann endlich hoffen, daß die Kritiker das machen, was sie eigentlich sollen, nämlich kritisch sehen, was kritisch gesehen werden muß!


    Hoffentlich bricht endlich, endlich eine Epoche an, wo Kritiker wieder das schreiben dürfen, was sie gesehen haben und nicht das, was sie sehen sollten. Und hoffentlich ändern Regisseure und Intendanten ihre Sichtweise auf unser Kulturgut und seine Vergewaltigung!


    Allerdings glaube ich das nicht. Castorf wurde in Bayreuth auch zerrissen, ihn hats nicht gestört, er hat nur mit Zoten geantwortet. Es ist wohl so geworden, daß man ins Theater geht, um sich auf die Schenkel zu klopfen, wenn Mimi stirbt oder Rigoletto von anderen verflucht wird. Die Opernästhetik hat sich geändert und ein Teil des Publikums hat sich angepaßt und erwartet Blödsinn, der andere Teil verweigert sich dem Theater. Ich bleibe lieber zu Hause.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Da sieht man mal wieder, dass nur die eigene Anschauung manchen Verriss relativieren kann. Bezüglich der auch von Herrn Jan Brachmann in der FAZ differenzierter betrachteten sängerischen Leistung stimme ich ja weitgehend zu. Dass er allerdings so über Nagano und das Philharmonische Staatsorchester herzieht, klingt schon fast nach persönlicher Kränkung und Rache (die bei Beethovens Fidelio übrigens keine Rolle spielt). Ich war in der zweiten Aufführung, nicht in der von dem FAZ-Kritiker besuchten Premiere, und kann die ätzende Beurteilung, den gestrigen Abend betreffend, überhaupt nicht nachvollziehen. Merkwürderweise gibt es seit der Eröffnung der Elbphilharmonie aus deutschen Landen in meinen Augen häufiger völlig überzogene Kritik an den Leistungen der Hamburger Orchester. Nicht, dass andere Orchester schlechter sind, aber schon aus statistischen Gründen kann es wohl kaum sein, dass die Hamburger Philharmoniker oder das NDR-Sinfonieorchester ganz unten, quasi im musikalischen Orkus angesiedelt sind. Da scheint der Neid auf das neue Hamburger Konzerthaus bei der Beurteilung wohl schon eine erhebliche Rolle zu spielen. Im Übrigen sang der Chor gestern ganz ausgezeichnet, wie auch von anderen Zuschauern zu hören war.


    Über eine Inszenierung oder das Bühnenbild „objektiv“ urteilen zu können, dürfte noch schwieriger sein, es sei denn, man hielte sich sklavisch an die vom Komponisten vor langer Zeit abgesegnete Version (außerdem, wo anders als bei Wagner hat der Komponist die Fähigkeit zur sprachlichen und szenischen Umsetzung gehabt und auch solchen Wert darauf gelegt?). War das aber der Sinn des Komponisten für alle zukünftigen Zeiten? Ich glaube nicht. Die Inszenierung etc. hat sich meiner Meinung nach aber auf jeden Fall dem musikalisch-musikdramatischen Inhalt unterzuordnen.


    Und Delnon kommt dem nach und eröffnete zusätzlich interessante Perspektiven. Wenn er z.B. Marzelline szenisch größeren Spielraum lässt (ein verliebtes junges Mädchen, welches abserviert und möglicherweise von Pizarro vergewaltigt wird, was der Phantasie des Zusehers überlassen wird), so erweitert das den Blick auf das Stück. Ob, wie in der Kritik der Zeit geschrieben, Marzelline lesbisch zu sein scheint (das wurde mehr an der äußeren Erscheinung von Fidelio aufgehängt), kann auch dem Zuseher überlassen bleiben. Das mag man denken oder nicht; wichtig ist nur, dass Delnon nichts platt vorschreibt, sondern dem Zuseher mehrere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet. Das gilt auch für die Rolle des Pizarro, die zum Teil als zu wenig aggressiv gewertet wurde. In einer Diktatur muss nicht alles aggressiv sein, die Mechanismen sind möglicherweise andere, wie z. B. in dem Film „Das Leben der Anderen“ von Florina Henckel von Donnersmarck dargestellt. Auch dort bricht die Gewalt recht subtil in die bürgerliche Zurückgezogenheit ein.


    Noch etwas zum Applaus: Durch die szenische Vielfalt auf der Bühne standen die rein sängerischen Leistungen etwas im Hintergrund. Natürlich gab es Ziwschenbeifall, zum Beispiel nach dem Quartett oder nach Leonores großer Arie. Der Schlussbeifall war gestern dafür herzlicher und länger als wohl bei der Premiere, er galt vor allem Simone Schneider und Falk Struckmann. das Haus war nahezu ausverkauft, jedenfalls sah ich kaum freie Plätze, und wurde von vielen Jugendlichen (Schulveranstaltung?) besucht.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Man kann endlich hoffen, daß die Kritiker das machen, was sie eigentlich sollen, nämlich kritisch sehen, was kritisch gesehen werden muß!

    Auf was endlich hoffen ?
    Castorfs Ringsinszenierung erhielt doch sehr kritisches Feedback der Gazetten.
    Und sollen die etwa nur das schreiben, was La Roche für richtig hält ?

    Hoffentlich bricht endlich, endlich eine Epoche an, wo Kritiker wieder das schreiben dürfen, was sie gesehen haben und nicht das, was sie sehen sollten.

    Wer hindert denn Kritiker nach ihrem Gutdünken zu schreiben. Werden sie etwa ständig von einer unsichtbaren terroristischen Mafia aus Opernzerstören physisch bedroht ?

    Und hoffentlich ändern Regisseure und Intendanten ihre Sichtweise auf unser Kulturgut und seine Vergewaltigung!

    Leider gibt es dafür wenig Gründe zur Hoffnung.
    Selbst in Bella Italia scheuen sich schamlose Verunstalter weiterhin nicht ihre heiligsten Kulturgüter zu schänden:
    http://www.youtube.com/watch?v=7MA9mZNG7w0

    Allerdings glaube ich das nicht. Castorf wurde in Bayreuth auch zerrissen, ihn hats nicht gestört, er hat nur mit Zoten geantwortet.

    Eigentlich hätte die Staatanwaltschaft da sofort einschreiten müssen. Und man fragt man sich doch glatt, wann der endlich mit Berufsverbot belegt wird.

    Es ist wohl so geworden, daß man ins Theater geht, um sich auf die Schenkel zu klopfen, wenn Mimi stirbt oder Rigoletto von anderen verflucht wird.

    Schenkelklopfen ist bisher nicht aufgefallen, sondern nach Auschecken von Mimi oder Gilda wurden anschließend während Premierenfeiern bloß vertrocknete Kanapees gemümmelt, dazu mittelmäßiger Sekt oder warmes Bier.

    ein Teil des Publikums hat sich angepaßt und erwartet Blödsinn,

    Hab verstanden. Der Teil des Publikums macht sich doof => muss schleunigst aufgeklärt werden. .


    Vielen Dank an Ralf Reck fürs Feedback !
    Der Kontrast deines Postings zum überwiegendem Feedback der Presse ist spannend sich reinzuziehn...

  • Eigentlich hätte die Staatanwaltschaft da sofort einschreiten müssen. Und man fragt man sich doch glatt, wann der endlich mit Berufsverbot belegt wird.

    Durch solche Äußerungen weiß man endlich, was die militanten RT-Gegner wirklich wollen: Die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung einer Diktatur in Sachen Kunst! Schade für sie nur, dass wir nicht in einem totalitären Staat leben und sie zu den Lenkern irgendeiner allmächtigen "Einheitspartei" gehören. :no: :no: :no:

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  • Sehr geehrter Amfortas


    zunächst ein Hinweis von mir. In keiner Silbe meines Beitrages 6 habe ich persönlich abfällige oder sarkastische Bemerkungen über Deine Beiträge hier im Forum geschrieben. Warum Du in dieser Weise gegen Andersdenkende (wohlgemerkt es geht um Oper, nicht um Politik!!) vorgehst, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich kann es nur Stänkern nennen.

    Und sollen die etwa nur das schreiben, was La Roche für richtig hält ?

    Diesen Satz von Dir habe ich bisher 5-6 mal gelesen, entweder wörtlich oder in diesem Sinne, mal auf Chrissy, mal auf Gerhard, mal auf mich bezogen? Ist Dein Wortschatz so gering, daß Du ihn immer wiederholen mußt? Fällt Dir nichts anderes ein? Ich habe meine Hochachtung vor einem Kritiker zum Ausdruck gebracht, der nicht dem Mainstream fogt, sondern im Gegensatz zu vielen anderen Jasagern auf allen Ebenen mal eine Inszenierung eher kritisch sieht. Das trauen sich hoffentlich andere bald auch. Nicht weil La Roche (der ja immerhin Theaterdirektor ist ) das so für richtig hält, sondern weil offensichtlich er das so will! Und schon verdrehst Du die Worte wieder, sinnentstellend, aus dem Zusammenhang gerissen, ohne diesen verstanden zu haben.


    Ich suche mir meine Diskussionspartner aus, auf sachlicher Ebene. Du gehörst nicht dazu. Mir mißfällt schon Deine extrem auf Jugendlichkeit gebürstete Ausdrucksweise. Und Du wirst schon verstanden haben, was ich mit dem "Schenkelklopfen" gemeint habe. In Zukunft werde ich Deine Beiträge nicht mehr beachten, und ich wäre Dir dankbar, wenn Du das mit meinen Beiträgen ebenso halten könntest.


    Ich möchte im Übrigen Ralf Reck herzlich für seinen Bericht danken. Seine persönlichen Ansichten decken sich gar nicht mit meiner Auffassung vom Freiheitsgedanken im Fidelio, aber es ist seine Meinung, die ich selbstverständlich akzeptiere. Und offensichtlich hat der Rezensent das auch anders gesehen als Ralf.


    Da kam zur Sprache (einer der Teilnehmer bekam das per App aufs Handy) dass die FAZ einen totalen Verriss dieser Hamburger Aufführung geschrieben hat, wie es in dieser Schärfe wohl noch nie vorgekommen sei. Auch an Kent Nagano wurde kein gutes Haar gelassen. Laut dieser Rezension ist bei der Aufführung alles schief gegangen, was nur schief gehen kann.

    Das war der Anlaß meines Beitrages, das und nichts anderes. Aber was veranlaßt den geehrten Dr. Kaletha zu dieser Äußerung:


    Durch solche Äußerungen weiß man endlich, was die militanten RT-Gegner wirklich wollen: Die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung einer Diktatur in Sachen Kunst! Schade für sie nur, dass wir nicht in einem totalitären Staat leben und sie zu den Lenkern irgendeiner allmächtigen "Einheitspartei" gehören.

    Was sind eigentlich militante RT-Gegner? Ist Dir schon mal einer mit ner MP begegnet? Ich empfehle Dir ein Interview mit Prof. Dr. Klaus Schröder, heute zu lesen auf der Titelseite von t-online nachrichten. Da könntest Du einmal lesen, wie das Leben 28 Jahre nach dem Mauerfall in Ost und West, d.h. in einer Diktatur und in einer "Demokratie" sich bis heute auswirkt. Aber das paßt nicht hierher und sicher auch nicht in Deine Vorstellung.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • irgend was verwechselt?

    Das kommt davon, wenn man zu schnell liest und den Rollentausch und Kostümwechsel verpasst hat! :D Bei mir läuft gerade die Suitner-Aufnahme von "Hänsel und Gretel", bevor ich gleich zum Konzert des Studentenorchesters hier gehe und u.a. Mahlers 1. höre. Insofern habe ich so gar keine Lust, in diesem Bühnenstück "RT oder Non-RT" mitzuspielen mit Pappnasen, Papierhelmen und Plastikschwertern. :D

    Was sind eigentlich militante RT-Gegner? Ist Dir schon mal einer mit ner MP begegnet?

    Hast Du schon mal militante Abtreibungsgegner, Feministen oder Vegetarier mit einem MP gesehen? Es gibt auch andere Waffen aus anderen Rüstkammern... :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich habe meine Hochachtung vor einem Kritiker zum Ausdruck gebracht, der nicht dem Mainstream fogt, sondern im Gegensatz zu vielen anderen Jasagern auf allen Ebenen mal eine Inszenierung eher kritisch sieht.

    Nee.
    Du wirfst allgemein Mucken-Kritikern vor, dass sie ihren Job bisher kaum richtig machen, in dem du nämlich schreibst: Man kann endlich hoffen, daß die Kritiker das machen, was sie eigentlich sollen, nämlich kritisch sehen, was kritisch gesehen werden muß!
    Zahlreiche Inszenierungen bekommen aber oft negatives Feedback. Deine Unterstellung, Kritiker würden bisher nicht kritisch sehen, geht also damit fehl. Außerdem unterstellst du Kritikern sie würden prinzipiell nicht schreiben dürfen, was sie gesehen haben, sondern nur das, was sie sehen sollten.
    Damit modelst du generell Kritiker zum Popanz um, mit dem Ziel sie verbal und pauschal anzugreifen. Das ist ja okay. Aber es ist keine Hochachtung vor Kritikern, sondern nur vor denen , die im Sinne von La Roche schreiben und kritisieren.


    Ferner pauschalisierst du gleichfalls, dass Regisseure und Intendanten Kulturgut vergewaltigen. Das halte ich auch für ziemlich tendenziösen Käse, aber ist auch okay, dass du so was schreibst. Nur wundere dich nicht, wenn auch darauf in einem Tonfall reagiert wird, der dir dann missfällt.

    Ist Dein Wortschatz so gering, daß Du ihn immer wiederholen mußt? Fällt Dir nichts anderes ein?

    Müssen muss ich nicht. Meine mentalen Fähigkeit sind leider höchst begrenzt. Ich will aber mich in Zukunft bemühen, den Anforderungen gerechter zu werden. Bitte nicht ärgerlich werden, wenn es nicht sofort klappt.

    Mir mißfällt schon Deine extrem auf Jugendlichkeit gebürstete Ausdrucksweise.

    Da bist du vermutlich nicht der einzige.

    Ich suche mir meine Diskussionspartner aus, auf sachlicher Ebene. Du gehörst nicht dazu.

    Auch da bist du vermutlich nicht der einzige.

    Und Du wirst schon verstanden haben, was ich mit dem "Schenkelklopfen" gemeint habe.

    hab ich nicht bzw. nicht ganz.

    In Zukunft werde ich Deine Beiträge nicht mehr beachten,

    wies beliebt.

    und ich wäre Dir dankbar, wenn Du das mit meinen Beiträgen ebenso halten könntest.

    hängt von deinen Beiträgen ab.

  • Die FAZ-Rezension gefällt mir. Köstlich: "ein musikalischer Schildkrötenaufstand im Kinderzimmerterrarium", "geistige Wirrnis" und "Totalblamage".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die FAZ-Rezension gefällt mir. Köstlich: "ein musikalischer Schildkrötenaufstand im Kinderzimmerterrarium", "geistige Wirrnis" und "Totalblamage".

    Ist das nicht - verdächtig - ein bisschen arg dick aufgetragen? Das fühlt sich für mich so an wie manche attraktive Weibchen an ihrem Instrument, die mit gewagtem Outfit auffallen wollen. Man kann das als Männlein auch mit Verbalerotik machen wie dieser Journalist. :D (Bei mir wird die Seite von Add-Blocker gesperrt und ich lasse die Sperre, sonst wird mein PC nämlich so langsam, dass ich ihn gar nicht wieder einzuschalten brauche. Das Konzert hier ist leider ausverkauft, zu dem ich eben gehen wollte. Die Aula der Uni ist halt zu klein selbst für zwei Studentenkonzerte. Beim anderen letzte Woche vom anderen Studi-Orchester war ich ja - und das war toll.) :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Merkwürderweise gibt es seit der Eröffnung der Elbphilharmonie aus deutschen Landen in meinen Augen häufiger völlig überzogene Kritik an den Leistungen der Hamburger Orchester. Nicht, dass andere Orchester schlechter sind, aber schon aus statistischen Gründen kann es wohl kaum sein, dass die Hamburger Philharmoniker oder das NDR-Sinfonieorchester ganz unten, quasi im musikalischen Orkus angesiedelt sind. Da scheint der Neid auf das neue Hamburger Konzerthaus bei der Beurteilung wohl schon eine erhebliche Rolle zu spielen.

    Lieber Ralf,


    ganz bin ich nicht Deiner Meinung. Hamburg hat eines der schönsten Konzerthäuser der ganzen Welt, und natürlich ist man mancherorts neidisch.


    Ich sehe mir sehr oft Konzerte im TV an, oder auf youtube. Es gibt ja die Sinfonierorchester der einzelnen Rundfunkanstalten, und wenn ich ein Konzert im TV sehen will, orientiere ich mich im EPG. Und da kommt sehr, sehr wenig aus der Elphilharmonie. Präsent sind die Bayern, der WDR und Hessen, auch der SWR übrträgt ab und an Konzerte. Der NDR und die Elbphilharmonie sind da in ihrer TV-Präsenz weit weg, ebenso der MDR. Was nützt mir eine Direktübertragung in einem Livestream, wenn darüber keine Programmzeitschrift berichtet. Oder auf youtube, da haben manche Orchester wie die Bayern eine höhere Trefferquote. Das HR-Sinfonieorchester hat sogar einen eigenen Kanal.


    Gerne würde ich Konzerte aus der Elbphilharmonie sehen und mich davon überzeugen, daß das NDR-Orchester nicht schlechter ist als zu Wand`s Zeiten. Aber wann und wo, das ist schwer zu finden. Beispiel youtube - gestern abend habe ich vor dem Fußball etwas geblättert und habe gesehen, daß das HR-Orchester einen Liveauftritt hatte. Das vermisse ich aus Hamburg.


    Herzlichst La Roche


    Und nimm es mir bitte nicht krumm, daß ich Deine Meinung zum Fidelio nicht teile. Allerdings ist meine Ablehnung subjektiv und stützt sich auf das, was die Presse geschrieben hat und was ich erwarten würde, wenn ich mir einen Fidelio "reinziehen" würde.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Gerne würde ich Konzerte aus der Elbphilharmonie sehen und mich davon überzeugen, daß das NDR-Orchester nicht schlechter ist als zu Wand`s Zeiten.


    Teuerster La Roche!


    NDR-Kultur überträgt ständig Konzerte und Aufnahmen es NDR-Elbphilharmonieorchesters. Die Zeiten kannst Du der Homepage des NDR oder der HÖR ZU entnehmen. Gestern abend gab es ein großartiges Konzert unter Andrew Manze. Mit der Leistung muss sich das Orchester bestimmt nicht hinter anderen Orchestern deutscher Rundfunkanstalten verstecken.


    Auch der Fidelio wurde aus der Staatsoper übertragen! Live!


    Beste Grüße
    Carus41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber caruso41,


    durchaus richtig, was Du schreibst, aber ich bevorzuge nunmal TV-Übertragungen, die gerade in Hamburg angesichts des optisch wunderbaren neuen Hauses mehr angeboten werden könnten. Das hatte ich eigentlich mit der Eröffnung der Elbphilharmonie auch erwartet.


    Radio ist nicht so meins, ich nutze es nur zum Dudeln beim Frühstück. Oder um eine CD zielbewußt zu hören.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Fidelio/Leonore - Simone Schneider
    Florestan - Eric Cutler
    Rocco - Falk Struckmann
    Marzelline - Mélissa Petit
    Jaquino - Thomas Eberstein
    Don Pizarro - Werner Van Mechelen
    Don Fernando - Kartal Karagedik


    Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von GMD Kent Nagano,
    Chor der Staatsoper Hamburg unter der Leitung von Eberhard Friedrich,
    Inszenierung Intendant Georges Delnon,
    Bühnenbild Kaspar Zwimpfer,
    Kostüme Lydia Kirchleitner


    (5.Vorstellung seit der Premiere am 28.Januar 2018)


    Nein, auch ich mag, ähnlich Ralf Beck in seinem Eingangsbeitrag, nicht recht verstehen, warum diese zweite Premiere der Spielzeit 2017/18 in der Presse teilweise zu einer Katastrophe, zu einem Desaster heruntergeschrieben wurde. Sicher, man wird den neunen hamburger Fidelio kaum als großen Wurf bezeichnen können - aber von welcher Fidelio-Inszenierung überhaupt kann man dies schon behaupten? Jedenfalls stelle ich nach dem gestrigen Abend fest und teile damit im Wesentlichen Ralfs Meinung, dass die erste Arbeit des Intendanten Georges Delnon an der Hamburger Staatsoper trotz einiger Defizite und einem m.E. grundsätzlichen Konstruktionsmangel durchaus interessante Interpretationsansätze vorlegt. - Doch zuvor zur musikalischen Seite:


    Nachdem in der Vorstellung am vergangenen Sonntag Narea Son die Rolle der Marzelline übernommen hatte und am darauffolgenden Dienstag dann Annette Seiltgen Simone von der Bühnenseite für Simone Schneider sang, war gestern die Premierenbesetzung bis auf Christopher Ventris wieder komplett. Wie weiter oben bereits erwähnt, wurde die Rolle des Florestan nach A- und B-Premiere durch den amerikanischen Tenor Eric Cutler übernommen, der gleich zu Beginn seines Auftritts im zweiten Akt mit "Gott, welche Dunkel hier!" einen Wunderton zu produzieren vermochte. Leider trug diese Form nicht über den ganzen Abend, so meinte ich beispielsweise am Ende seiner Auftrittsarie "Und spür' ich nicht linde ..." einiges Klappern, sowie ungenügende Diktion zu vernehmen. Auch schien er mir insbesondere im großen Duett Leonore/Florestan mehr und mehr in eine Art Sprechgesang zu verfallen. Deutlich jedenfalls das abfallen gegenüber seiner hervorragend disponierten Partnerin Simone Schneider, die, genau wie Ralf schrieb, mit dunkler grundierter Mittellage und strahlenden Höhen überzeugte.
    Ebenfalls auf der Haben-Seite anzuführen waren Falk Struckmann, dessen Stimme mir weniger knorrig vorkam, als ich es bisher von ihm gehört habe, und der ausnehmend fein geführte Sopran Mélissa Petits. Werner Van Mechelen Pizarro hingegen wirkte auf mich eher zu leise und bei weitem nicht böse genug für diese Rolle. Der Jaquino gesungen von Thomas Eberstein klang vernehmlich und klar, wenngleich vielleicht etwas zu großspurig angelegt. Ebenfalls gut wieder einmal der Chor der Hamburger Staatsoper, obgleich es auch hier am Schluß m.E. kleinere Koordinationsprobleme zwischen Bühne und Orchester gab. So komme ich immer wieder darauf, dass in kaum einer Oper das Timing so entscheidend ist, wie im Fidelio.
    Ansonsten war, was dort aus dem Graben tönte, durchaus hörenswert: Besonders die zurückgenommenen Stellen, wie etwa das Kanon-Quartett im ersten oder das Grabe-Duett im zweiten Akt wurden hier sehr fein, fast schon eine Spur zu artifiziell ausmusiziert. Überhaupt legte GMD Nagano von Beginn an, d.h. schon in der Ouvertüre - gespielt wurde op.72b, also "Leonore III" - (zu) großen Wert auf überaus deutliches musizieren ohne dabei jedoch ins buchstabieren zu kommen.


    Zwischenspiel. Persönlich halte ich den Tausch der Fidelio-Overtüre gegen eine der Leonoren für keine gar so gute Idee; schon gar nicht, wenn es sich, wie beim Scala-Fidelio unter Barenboim vor einigen Jahren um "Leonore II" handelt (ich wüßte im übrigen nicht, dass ein Dirigent irgendwann einmal auf die erste Leonoren-Ouvertüre op.138 verfallen wäre). Ich meine, "Leonore III" oder gar "Leonore II" ergibt nicht nur dramaturgisch im Kontrast zum Singspielcharakter der ersten Szenen keinen rechten Sinn, sondern es entsteht auch ein zu großes Ungleichgewicht zwischen den beiden Akten. Durchaus plausibel hingegen kann der auf Gustav Mahler zurückgehende Einschub der dritten Leonoren-Ouvertüre im zweiten Akt sein; allerdings nicht als bloße Umbaupause, für welche sie wohl auch nicht notwendig gewesen wäre, sondern quasi als dramaturgisch zu begründende Rekapitualtion des bisherigen Geschehens.


    Aus dieser auf den ersten Blick eigentlich starken Orchesterleistung heraus leitet sich nun aber auch meine grundsätzliche Kritik an der Gesamtkonzeption ab:


    Die bereits nach kürzester Zeit vielgescholtene Inszenierung Delnons ist, wie ich finde, durchaus gut gearbeitet und bietet eine kluge Basis, wenn sie behauptet, die einigermaßen heile Welt, hier eine 50er-Jahre-Welt, begründet sich im Wesentlichen auf Formen der Unterdrückung. Etwa die Gefangenen, die als Karteileichen zwar nicht im Keller, sondern im Aktenschrank stecken oder die in ihren Wünschen unterdrückte Marzelline, die gerne Ausgehen, Tanzen, Rauchen, Lieben, Leben und eben frei sein möchte, aber dann doch in der Orchestereinleitung im zweiten Akt wie im Märchen sich dem bösen Wolf (Pizarro) stellen muß. Überhaupt halte ich es für ein großes Verdienst der Inszenierung, der Tochter des Kerkermeisters eine wirkliche Rolle oder vielmehr einen authentischen Charakter zuzubilligen ebenso, wie sie Rocco Verantwortung übernehmen läßt, wenn er selber Leonorens Pistole ergreift und damit Pizarro "in Schach hält".
    All dies sind durchaus Angebote, die eine Fallhöhe der Interpretation aufbauen. Allein, es fehlt offenbar der Mut, sich dem dann auch zu stellen und dass Risiko anzunehmen, den Blick von der erreichten Höhe über die Klippe zu wagen, sich vielleicht sogar herunter zu stürzen. Da reichen Andeutungen, wie ein Gefangener, der à la Abu-Ghuraib aus dem Regal hängt oder ein anderer, der nackt mit einer Kapuze über dem Kopf dastehen muss, einfach nicht aus. Und genauso dann die Musik, die irgendwann im Laufe des Abends eben zu perfekt dargeboten wird und der nicht mehr zugetraut wird, etwas zu riskieren.


    Insgesamt also der Abend, die Inszenierung und die musikalischen Leistungen ganz sicher nicht die (behauptete) Katastrophe, das (herbeigeschriebene) Desaster - aber eben auch ohne den Mut und damit ohne die Chance, genau das oder ein echter Wurf zu werden.


    Und wer nun mag, kann sich hier ein erstes, eigenes Bild machen (was in diesem Forum bekanntlich nicht ungefährlich ist, da es bei einigen ja bei diesem Bild bleibt :untertauch: ):



    und sogar mir der Vorgänger-Inszenierung (Insz. Hans Neuenfels), die nicht unbedingt besser, aber sicher mutiger war, vergleichen:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Lieber MSchenk, vielen Dank für den schönen und informativen Bericht von einer der Folgeaufführungen. Ich kann Dir bezüglich der Leonorenouvertüre III nur zustimmen. Sie passt nicht an den Anfang mit dem Singspielcharakter, sondern als überhöhendes, retardierendes Moment viel besser in den zweiten Aufzug als Anschluss an Florestans Befreiung. Den Pizarro von Van Mechelen fand ich nicht schlecht, allerdings vertrat eine Bekannte bei der von mir gesehenen Vorstellung eine ähnliche Auffassung wie Du. Dere Gemarterte hat mich zwar nicht gestört, erpasste aber nicht so ganz in das Bild der subtilen Unterdrückung, wie es das Bühnenbild mit DDR-Analogie vermittelt. Der gleißend helle Raum, in dem Florestan seine Arie "Gott, welch Dunkel hier" singt, aber schon, denn ständige Helligkeit, die ja auch einer Folter gleichkommen kann, macht halbblind. Außerdem ist es auch in konventionellen Aufführungen meist nicht so dunkel, dass man Florestan nicht mehr sehen kann. Herzliche Grüße, Ralf Reck

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv