"Schluß in Berlin!" heißt es in der Bundesliga-Konferenz im Radio. Anhänger der lokalen Mannschaft haben dann meist nichts zu lachen.
Als wir am Freitagabend nach dem Schlußapplaus die Berliner Staatsoper verließen, knurrte mein Vater: "Man sollte den Regisseuren das Messer wegnehmen!" Da hatte Ariadne sich gerade erdolcht, nachdem sie zwanzig Minuten lang Bacchus' Werbung ins Leere laufen ließ.
Ein Schluß à la mode in Berlin: In Dmitri Tscherniakovs Parsifal am selben Haus stirbt Kundry durch die Hand Gurnemanz', der ihr ein Messer in den Rücken stößt, in Christian Spucks Holländer-Inszenierung an der Deutschen Oper meuchelt Erik Senta auf selbe Weise. Das Messer als geeignetes Werkzeug, den dramatischen Knoten durchzuhauen, hat Konjunktur.
Während der Mord an Kundry in Tscherniakovs Parsifal immerhin zwangsläufig ist und Spucks Variante von Sentas Ende eher Schulterzucken hervorruft, ist Ariadnes Ende in der Inszenierung von Hans Neuenfels ärgerlich. Er muß der Oper Gewalt antun und Bacchus desavouieren, um so enden zu können. Es bedarf eines Gottes, um die todtraurige Ariadne zu retten, aber der Gott erscheint. Fein hat Hofmannsthal so Ariadne mit Zerbinetta verwoben. Nichts davon bleibt in der Berliner Inszenierung, der Zuhörer wird um ein Vergnügen gebracht.
Die letzten Verse muß Bacchus halb im Orchestergraben versenkt singen, damit das fatale Schicksal der Neuenfels-Ariadne sich auf der Bühne vollenden kann. Roberto Saccà ist ein hinreißender Bacchus und wird in dieser Inszenierung unter Wert geschlagen.
Wieder zu Hause, noch am selben Abend, habe ich mir den Schluß der Züricher Inszenierung angesehen:
Und eher sterben die ewigen Sterne,
Eh denn du stürbest aus meinem Arm!