Carl Martin Oehmann - Berühmter Tenor der Deutschen Oper Berlin

  • Ein Griff in meine große Preiser-Sammlung beförderte mir den schwedischen Tenor Carl Martin Oehmann (1887-1967) zutage. Ein Tenor, der 12 Jahre in Berlin verpflichtet war. Großartig seine Wagner-Partien (sein Lohengrin ist einzigartig), aber auch sein Andrea Chenier gefällt mir ausgezeichnet. Wiederum gibt es von solch einem berühmten Tenor keinen eigenen Thread:


    W.S.

  • In der Tat hat Carl Martin Oehman einige sehr schöne Aufnahmen hinterlassen, die eine warm timbrierte lyrisch-heldische Stimme von unverwechselbarem Klang zeigen. Mitte der 60er Jahre erschien eine LP auf Telefunken unter dem Titel "Oper in Berlin in den 30er Jahren. Unvergessene Tenöre" mit Aufnahmen von Oehman, Paul Kötter und Louis Graveure. Der Titel bezog sich auf das Wirken dieser drei Sänger an der Städtischen Oper Berlin. Während die Aufnahmen von Oehman (Ausschnitte aus Othello-Aida-Andrea Chénier-Bajazzo) und Kötter (Ausschnitte aus Walküre-Meistersinger-Othello) auf CD überspielt wurden, habe ich bisher keine CD mit den Aufnahmen von Graveure gefunden. Er singt auf der LP Ausschnitte/Arien aus Bajazzo, La Boheme, Carmen, Margarethe und Lohengrin. Die LP habe ich leider verloren, den bemerkenswerten Aufnahmen von Graveure trauere ich noch nach.


    VG

  • Hallo, Otello50!


    Du hast auf dem Threat von Carl Martin Oehman über eine Telefunken-Schallplatte "Oper in Berlin in den 30er Jahren - Unvergessene Tenöre" (Bestellnummer HT 46, erschienen 1965) mit den Tenören Paul Kötter, Carl Martin Oehman und Louis Graveure geschrieben und bedauert, dass die Aufnahmen von Graveure bisher nicht auf CD überspielt wurden. Diese Platte habe ich noch! Enthalten sind folgende Aufnahmen:


    Paul Kötter: "Die Walküre" 'Siegmund heiß' ich' und 'Winterstürme wichen dem Wonnemond' (beide vom 12. 9. 30) "Die Meistersinger von Nürnberg" 'Am stillen Herd' und 'Morgenlich leuchtend' (beide vom 10. 2. 30) "Otello" Duett 'Bei des Himmels ehernem Dache' mit Paul Schöffler (vermtl. Februar 1930)

    Carl Martin Oehman: "Otello" 'Jeder Knabe kann dies Schwert mir entreißen' und "Aida" 'Holde Aida' (beide vom 21. 10. 29) "André Chenier" 'Den Blick hab' ich einst erhoben' und 'Gleich einem Frühlingsabend' (beide vermtl. November 1929) "Der Bajazzo" 'Hüll dich in Tand nur' (10. 9. 29)

    Louis Graveure: "Der Bajazzo" 'Scherzet immer' (20. 10. 32) "La Bohème" 'Wie eiskalt ist dies Händchen' und "Carmen" 'Hier an dem Hezen treu geborgen' (beide vom 13. 12. 29) "Faust" 'Gegrüßt sei mir, du heil'ge Stätte" (19. 11. 29) "Lohengrin" 'Atmest du nicht mit mir die süßen Düfte' (13. 12. 29)


    Alle Aufnahmen werden von Selmar Meyrowitz dirigiert. Die Titel von Paul Kötter und Louis Graveure begleiten die Berliner Philharmoniker; das Orchester der Staatsoper Berlin ist in den Aufnahmen mit Carl Martin Oehman zu hören. Lediglich bei Graveures 'Scherzet immer' wirkt das Orchester der Städtischen Oper Berlin mit.


    Die Stimme von Louis Graveure war mir schon als Kind bekannt, weil meine Eltern den Telefunken-Querschnitt aus "Aida" (1 Schelllackplatte!) mit Paula Yoder, Lydia Kindermann und Hans Reinmar hatten. Irgendwo habe ich auch zwei Spielfilme mit ihm auf Video: "Ein Walzer für dich" (Camilla Horn, Adele Sandrock und Heinz Rühmann) und "Es gibt nur eine Liebe" (Jenny Jugo und Rühmann); Louis Graveure war mit der Filmdiva Camilla Horn (Gretchen in Murnaus "Faust"-Film) verheiratet. Der 70jährige Paul Kötter war 1968 in Frankfurt so nett, die Hülle der obengenannten Schallplatte zu signieren.


    Viele Grüße!


    Carlo


    P. S. Da es hier hauptsächlich um Louis Graveure geht, habe ich diesen Beitrag auch auf dessen Thread gepostet.

  • Lieber Otello,


    Die LP habe ich leider verloren, den bemerkenswerten Aufnahmen von Graveure trauere ich noch nach.

    hier ein kleines Trostpflaster:



    Überhaupt findet sich einiges von Graveure bei youtube. Aber da wir hier im Oehmann-Thread sind, den Wolfgang verdienstvollerweise eröffnet hat, auch ein Beispiel für Carl Martin Oehmann:



    Auch hier bietet youtube noch mehr Material, das dem interessierten Musikfreund einen Einblick bietet.


    liebe Grüße

  • Beitrag verschoben in den Louis-Graveure-Thread.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Wolfgang,


    die Eröffnung eines Threads für Carl Martin Oehmann finde ich sehr verdienstvoll.

    Der Titel ist allerdings nicht ganz korrekt. Carl Martin Oehmann hat nicht an der "Deutschen Oper Berlin" gesungen sondern am "Deutschen Opernhaus". Das stand zwar auch in Charlottenburg an dem Ort in der Bismarckstraße, aber den Namen "Deutsche Oper Berlin" trägt es erst seit der Wiedereröffnung 1961.

    Die Berliner haben übrigens in der Zeit, in der Oehmann dort auftrat, zumeist nicht "Deutsches Opernhaus" gesagt sondern einfach "Charlottenburger Oper". Darin drückt sich viel von dem Selbstbewusstsein der Bürger aus. Es war eben nicht eine Hofoper oder Staatsoper sondern eine von Bürgern gegründete Einrichtung!


    Hier eine alte Postkarte.



    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso41,



    ich will kein Erbsenzähler sein, aber korrekt ist doch das Folgende:



    1912 wurde das Opernhaus an der Bismarckstraße (in Charlottenburg) als "Deutsches Opernhaus" eröffnet. Nach der Eingemeindung Charlottenburgs 1920 erhielt es den Namen "Städtische Oper Berlin", um dann von 1934 bis 1944 wieder "Deutsches Opernhaus" zu heißen. Somit hat Carl Martin Oehman, der von 1925 bis 1937 in Berlin engagiert war, sowohl an der "Städtischen Oper" (9 Jahre) wie auch am "Deutschen Opernhaus" (3 Jahre) gesungen - aber natürlich war es dasselbe Haus.



    Nichts für ungut,



    Carlo

  • Im Rahmen der Threadwiderherstellung und eintrag ins Thread Directory habe ich das verloren gegangene Coverbild im Titelbeitrag wieder hergestellt. (welches allerdinge nicht mahr als Link funktionier, denn bei beiden Werbepartnern ist die CD aus dem Progtamm genommen. Eigeneartigerweise meldet sie Preiser als LIEFERBAR und AUF LAGER. Ob es sich hierbei um einen Fehler handelt oder der Tatsache entspricht muß jeder Imteressent - so es überhaupt welche gibt, mit Preiser direkt klären.


    mfg aus Wien

    Akfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Einige biographische Daten sollen noch beigegeben werden. Carl Martin Oehmann (auch mit der Schreibweise weise Öhman anzutreffen) wurde am 4. September 1887 in Floda församling im Södermanland geboten, gestorben ist er am 9. Dezember 1967 in Stockholm. Er war auch als Schauspieler tätig und ist mitunter nur in diesem Beruf anzutreffen. Der Sohn eines Pastors legte 1905 sein Abitur ab. Er studierte in Stockholm an der Königlich Schwedischen Musikakademie und in Mailand am Konservatorium "Giuseppe Verdi". Sein Debüt gab er 1917 am Göteborger Grand Theatre in "Fra Diavolo". In seiner Heimat galt er als einer der gefragtesten Sänger. 1924 und 1925 trat er an der Metropolitan Opera in New York auf. Gastspiele führten ihn auch in das bereits erwähnte Berlin sowie nach Paris, Prag, Wien, Barcelona, Budapest, Hamburg und in die legendäre Waldbühne Zoppot. Als Gesangslehrer bildet er Jussi Björling, Martti Talvela, Nicolai Gedda und Erik Sædén aus. Was die Tenöre Björling und Gedda anbelangt, so hört man ihnen nach einem Eindruck schon diesen Lehrer an.


    Weitere Informationen und schöne Fotos gibt es auch auf dieser Seite.


    Der Titel ist allerdings nicht ganz korrekt. Carl Martin Oehmann hat nicht an der "Deutschen Oper Berlin" gesungen sondern am "Deutschen Opernhaus". Das stand zwar auch in Charlottenburg an dem Ort in der Bismarckstraße, aber den Namen "Deutsche Oper Berlin" trägt es erst seit der Wiedereröffnung 1961.

    So ist es. Die Überschrift finde ich insofern etwas einseitg, weil sie den Tenor so stark in Berlin verortet. Vielleicht denkt ja Wolfgang mal darüber nach.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Als Gesangslehrer bildet er Jussi Björling, Martti Talvela, Nicolai Gedda und Erik Sædén aus.

    Lieber Rüdiger,


    ich habe den Eindruck, daß er heutzutage als Gesangslehrer öfter genannt wird denn als Sänger. Zumindest im Zusammenhang mit Talvela und Gedda wird sein Name fast immer genannt.


    Nicolai Gedda berichtet in seinen Memoiren "Mein Leben - meine Kunst" über seine Studienjahre bei Carl-Marin Oehmann. Er beschreibt ihn "unerhört streng und fordernd, doch wurde seine Strenge durch einen gottbegnadeten Humor gemildert." Irritiert war Gedda von "seinem ungeheuren Appetit auf junge Frauen". Während eines Spaziergangs durch Stockholm, Gedda sprach voller Eifer über Musik, fand er Oehmann plötzlich nicht mehr neben sich. Als er sich nach ihm umsah, sah er ihn "wie eine Statue dastehen und intensiv auf ein junges Mädchen starren." Daß Oehmann ihn deswegen einfach stehenließ, konnte der junge Gedda nicht nachvollziehen, zumal Oehmann ja zu dieser Zeit wahrlich kein junger Springinsfeld mehr war. Außerdem besaß Oehmann, wie Gedda anmerkt, "in seiner Wohnung eine fantastische Erotiksammlung, die er ganz oben auf einem Brett in der Garderobe" verwahrte und für niemand zugänglich war. Solche Heimlichkeit wäre heute nicht mehr nötig, aber wahrscheinlich hätte Oehmann erhebliche Schwierigkeiten mit der "Metoo"-Bewegung bekommen. So was gab es also schon lange vor Domingo^^!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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