Neue Webseite zu Haydns Opern

  • Die Seite Haydn107 kennt ihr sicherlich: http://www.haydn107.com/index2.html


    Haydn schrieb nämlich 107 Sinfonien. Er hat aber auch 13 Opern hinterlassen. Daher:


    http://www.haydn13.com/


    Einerseits möchte ich diese Seite empfehlen. Sie ist mit Abstand das Beste, was es zu dem Thema gibt.


    Andererseits würde mich interessieren, was ihr von der Seite haltet: Optik, Bedienungskomfort, Inhalt (zu viel, zu wenig), etc.



    Thomas


    PS: Ich bin an der Entstehung der Seite nicht beteiligt, sondern stehe nur in lockerem Kontakt zum Autor (Michael Fendre). Er war auch schon für die Seite Haydn107 verantwortlich.

  • Da meine ääh eher ablehnende Haltung zu fremden Klassikseiten bekannt ist, wird man sich vermutlich mit Statements eher zurückhalten.
    Daher werde ich den Anfang machen. Diese Seite steht mit unserer NICHT in Konkurrenz, sondern verfolgt einen anderen Ansatz.


    Sie ist vorzüglich gemacht, sowohl Inhaltlich, optisch, grafisch, als auch von der Bedienbarkeit her.
    Ich würde sie als einen hellen Stern am düsteren Internethimmel betrachten -
    Von der Grafik her ist solch eine Seite nur zu realisieren, wenn sie nicht allzu groß
    und weitgehend statisch ist
    Man bedenke die Kosten für ein Internetforum unserer Größe.


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich wäre da nie auf eine Konkurrenzsituation gekommen. Von einem Diskussionsforum kann man zwar (auch) Fachdiskussionen erwarten, aber echte wissenschaftliche Arbeit eher nicht. Umgekehrt haben Diskussionsforen (manchmal auch "Gästebuch" genannt) auf wissenschaftlichen Web-Seiten nie gut funktioniert.


    Im Prinzip ist die genannte Haydn-Opern-Seite als Basis nicht nur für einen Opernbesuch, sondern auch für Diskussionen zur Aufführungspraxis, sogar zum "Regietheater" geeignet. Gerade wenn es darum geht, was "Werktreue" bzw. der "Wille des Komponisten" sei, hat es ja keinen Sinn, sich irgendwelche Aufführungen aus den 1970er Jahren anzusehen. Da muss man schon in die Zeit der Uraufführung gehen. Genau das ist eine der Stärken dieser Seite. Umgekehrt sind meine "Inhaltsangaben" schon wieder etwas subjektiv angehaucht, weshalb sie eher in ein Diskussionsforum gehören.


    Aktueller Anlass: Orlando paladino. Gibt's im Februar in Hagen als "Ritter Roland" und ab April in Bielefeld in der italienischen Fassung. Beide Inszenierungen werden natürlich ähnlich subjektiv sein wie meine Inhaltsangabe. Die Webseite von Michael Fendre liefert das "Original".



    Thomas

  • Zitat

    Gerade wenn es darum geht, was "Werktreue" bzw. der "Wille des Komponisten" sei, hat es ja keinen Sinn, sich irgendwelche Aufführungen aus den 1970er Jahren anzusehen. Da muss man schon in die Zeit der Uraufführung gehen.


    Hier bin ich sicher nicht Deiner Meinung (wir sollten diese Diskussion in einem anderen Thread fortführen)


    Denn gerade bei Opern ist es ja eher der LIBRETTIST, dessen Werke von der Inszenierung abhängt. weniger der Komponist, wenngleich es Komponisten gab, die am Libretto mithgeschrieben haben, es selbst verfasst haben oder zumindest grob darauf Einfluß genommen haben.


    ABER: Zumeist war der Wunsch, bzw die Wünsche des Librettisten aus technischen Gründen nicht wirklich durchführbar
    Wir habe es also mit dem Paradoxon zu tun, daß der Librettistenwunsch (und meinetwegen der des Komponisten) zu Zeiten der Uraufführung an der technischen Umsetzung scheiterten (wobei es Librettisten gegeben haben muß die das akzeptierten, andere littendarunter)
    und heute ignoriert werden.
    Und da kommen die 60er bis 80er Kahre des 20. Jahrhunderts ins Spiel
    Der farbige Tonfilm einerseits - mit riesigem Aufwand produziert - stellte eine große Herausforderung für Theater im allgemeinen dar, die technischen Möglichkeiten andrerseits ermöglichten viel vom Librettisten gewünschten Illusionen, die früher ein nicht oder bestenfalls dilettantisch realisierbar waren. Man hatte die gresllsten Scheinwerfer, welch das Tageslicht immitierten, künstlichen Nebel und Rauch, Laserprokektionen. 3dimensionale Mulissen aus Kunststoff von geradezu gespenstischer Naturtreue. Und die Herren Zefirelli Hampe, Schenk und andere nützten die Möglichkeiten geradezu exzessiv aus. Man wähnte sich im Schlaraffenland....
    Und
    speziell DESHALB sind diese "goldenen Jahre" des Theathers und der Oper geradzu idal um zum Vergleich herangezogen zu werden...


    mfg aus Wien


    Alfred




    Der Wille des Komponisten - Dogma oder Empfehlung ? - Auch kein idealer Thread. Dort gehts um Instrumentalmusik

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man wähnte sich im Schlaraffenland....


    Nein, in einem schlechten Film :baeh01:


    Zum Thema: Ich finde die Website auch sehr gelungen. Eine lohnende Ergänzung, gerade bei Haydns Opern, wäre eine Diskographie,

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Hier bin ich sicher nicht Deiner Meinung (wir sollten diese Diskussion in einem anderen Thread fortführen)


    Denn gerade bei Opern ist es ja eher der LIBRETTIST, dessen Werke von der Inszenierung abhängt. weniger der Komponist, wenngleich es Komponisten gab, die am Libretto mithgeschrieben haben, es selbst verfasst haben oder zumindest grob darauf Einfluß genommen haben.


    ABER: Zumeist war der Wunsch, bzw die Wünsche des Librettisten aus technischen Gründen nicht wirklich durchführbar
    ...


    Ich versuche mal beim Thema "Haydn" zu bleiben, kann diesen Punkt also hier fortführen:


    Zu Haydns Zeit waren die Werke der Librettisten eher als Vorschläge oder gar "Bewerbungen" zu sehen. Oder wie auch immer. Das Libretto stand im Raum. Gesucht: Ein Komponist, der dieses vertont.


    Es war also nicht die Aufgabe der Komponisten, irgendwelche Libretti zu realisieren. Der Komponist (hier: Haydn) wurde vielmehr dafür bezahlt, "gutes" Musiktheater zu veranstalten. Mit welcher Musik und mit welchen Libretti war letztendlich egal. Und speziell für Haydn war es auch eine Zeitfrage. Er hatte damals auf Esterháza unendlich viel zu tun. Er musste zwei Opernhäuser bespielen (Marionettenoper und richtige Oper), ein Orchester leiten (und organisieren), Sinfonien schreiben, dazu Kammermusik, sowohl hochwertige als auch einfache. Er inszenierte mehr als 100 Opern. Am liebsten hätte er alle selbst geschrieben, aber das wäre zeitlich nicht machbar gewesen. Also tauschte er nur hin und wieder mal eine Arie aus. Eigene Opern waren es ca. 10, die er auf Esterháza schrieb. Dabei nahm er ein bereits existentes, tw. schon vorher vertontes Libretto und passte es auf die Verhältnisse von Esterháza an. Wobei Haydns Version in allen Fällen die heute einzig noch gespielte Variante ist. Bezogen auf das Libretto, nicht auf den Stoff (vom Orlando und vom Orfeo gibt es weitere Varianten, die heute noch gespielt werden).


    Also zumindest bei Haydn kann man sagen, dass die "Wünsche des Librettisten" keine Relevanz haben. Der Librettist ist hier nur der Zuarbeiter. Entscheidend ist das, was das Team (mit Haydn als Teamleiter) auf die Bühne gebracht hat.


    Was man daraus im 21. Jahrhundert macht, ist eine andere Frage. Wie gesagt, ich rede jetzt nur von Haydn. Ich habe bisher ca. 30 Haydn-Opern gesehen. In den allermeisten Fällen war das für den jeweiligen Regisseur absolutes Neuland. Der Regisseur war also hauptsächlich damit beschäftigt, sich erst mal mit dem Werk an sich zu befassen. Er hatte keine Motivation, irgendwelche Erwartungen des Publikmus zu enttäuschen. Es gab ja keine. Er hat sich also dem Werk genähert, teilweise objektiv, teilweise subjektiv. Aber eigentlich immer mit einer gewissen Sympathie für das Werk. Haydn-Opern bieten insofern also wenig Konfliktpotenzial in der Regietheater-Diskussion. Eine gewisse Kreativität des Regisseurs ist zwar meistens erkennbar. Aber das wirkt nie provokant. Und ich kenne reichlich provokante Operninszenierungen...



    Thomas