Cesar Franck Streichquartett D-Dur

  • Das einzige Streichquartett von Cesar Franck führt ein Schattendasein am Rande des Repertoires. Es ist lange nicht so beliebt wie seine Violinsonate und sein Klavierquintett und das obwohl es zu Lebzeiten des Komponisten einer der wenigen Uraufführungserfolge darstellte. Auf der anderen Seite es ist das einzige spätromantische französische Streichquartett des 19. Jahrhunderts, das überhaupt halbwegs im Repertoire verankert ist, den Beiträgen von Chausson und Saint-Saens begegnet man noch seltener und das Faure Quartett entstand erst 1924. Völlig anders sieht es natürlich beim drei Jahre nach dem Franck Quartett entstandenen Debussy Quartett aus, das vermutlich jedes professionelle Quartett im Repertoire hat.


    Das viersätzige Werke entstand 1889/1890 und dauert üblicherweise etwas über 40 min. Auf Francks Klavier sollen zu der Zeit vor allem Streichquartettpartituren von Beethoven und Schubert gelegen haben, davon hört man m.E. aber wenig. Am ehesten noch erinnert das Scherzo entfernt an Mendelssohn. Deutlicher schon sind die Bezüge zu Brahms Quartettschaffen. Aber das Werk ist unverkenn- und unüberhörbar Cesar Franck. Es verwendet wieder eine zyklische Form, das Finale beginnt sogar wie in Beethovens 9. mit einer Reminiszenz an alle vorherigen Sätze, das Finalthema ist dem Thema des Kopfsatzes sehr verwandt.
    Ich muss zugeben, dass es bei mir lange gedauert hat, bis ich das Werk begann zu schätzen. An Aufnahmen hatte ich bisher ältere Einspielungen vom Bartholdy und vom Fitzwilliam Quartett auf LP und neuere vom Petersen und vom Fine Arts Quartett auf CD.
    Hinzugekommen ist jetzt eine brandneue mit dem Quatuor Zaide, einem reinen Damenquartett, das hier ihre dritte CD vorlegt. Und wie schon bei ihren letzten CD mit Haydns op. 50 haben sie ihre ganz eigene Interpretation entwickelt. Sie spielen es viel filigraner und mit deutlich mehr dynamischen Schattierungen als die Konkurrenz, so dass es viel weniger "germanisch" klingt und dadurch eher als Vorläufer zu den Gattungsbeiträgen von Debussy und Ravel erscheint. Das finde ich schon deshalb interessant, weil es ja auch für mich die erste Aufnahme eines französischen Quartetts darstellt. Vermutlich muss man bis zu den Zeiten des Quatuor Loewenguth oder Parrenin zurückgehen, um alternative Einspielungen aus französischer Hand zu finden.
    Das Spiel der vier jungen Damen spricht mich sehr an und die CD werde ich sicher noch öfter hören. Mutig allerdings als Zugabe nur das Chanson perpetuelle von Chausson beizugeben. Eine CD mit nur knapp 50 min Spielzeit zum Vollpreis??? Optisch und haptisch allerdings eine sehr ansprechende Sache.