Zwangvolle Plage! Müh' ohne Zweck!
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Bin ganz gespannt!
LG Fiesco
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Ich auch.
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Das Hörprojekt interessiert mich naturgemäß auch (und belebt den Wagner-Bereich im Forum wieder).
Welche Aufnahmen wirst Du Dir denn vornehmen, lieber Hans?
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Siegfried ist die einzige Ringoper, von der ich keine Einzelaufnahme besitze. Alle stammen also von den jeweiligen Ringen.
- Studio, Dir.: Bernard Haitink, Siegfried: Siegfried Jerusalem
- Studio, Dir.: Herbert v. Karajan, Siegfried: Jess Thomas
- Studio, Dir.: Marek Janowski, Siegfried: René Kollo
- Studio, Dir.: Georg Solti, Siegfried: Wolfgang Windgassen
- Studio, Dir.: James Levine, Siegfried: Reiner Goldberg
- Bayreuth, Dir.: Karl Böhm, Siegfried: Wolfgang Windgassen
- München, Dir.: Wolfgang Sawallisch, Siegfried: René Kollo
- Frankfurt, Dir.: Sebastian Weigle, Siegfried: Lance Ryan
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Gestern und heute Vormittag habe ich Herbert v. Karajans Einspielung gehört. Sie gehört zu den Aufnahmen der Oper, die ich oft wähle.
- Siegfried: Jess Thomas
- Mime: Gerhard Stolze
- Wanderer: Thomas Stewart
- Alberich: Zoltán Kelemen
- Fafner: Karl Ridderbusch
- Waldvöglein: Catherine Gayer
- Erda: Oralia Domínguez
- Brünnhilde: Helga Dernesch
Ursprünglich hatte ich Gerhard Stolzes Mime wegen diesen Siegfried gekauft. Sehr überzeugend singt Stolze einen gehetzten Giftmörder. Gelegentlich grell und überscharf, aber mit hervorragender Verständlichkeit. In den Dialogen mit Siegfried scheint dieser Mime fast die Oberhand zu behalten. Jener ist fast ein braver Bursche, seine Brutalität eher Notwehr gegen den übermächtig scheinenden Ziehvater. Ich höre in den lyrischen Passagen Jess Thomas sehr gern, bei den Schmiedeliedern hätte ich mir aber mehr Durchschlagskraft gewünscht. Thomas ist ein eher eindimensionaler Siegfried. Der in dieser Figur unauflöslichen Verquickung von Weichheit und Brutalität, Naivität und Klugheit, Dumpfheit und Neugier wird er nicht ganz gerecht.
Thomas Stewarts Wanderer nimmt Abschied von der Herrschaft und sucht jeden, der bewußt oder unbewußt um den Ring ringt, oder wie Erda Auskunft über das Schicksal der Welt geben kann, zu einem letzten Gespräch auf. Der Verzicht schmerzt hörbar, doch Stewarts Wanderer ist sich über die Unaufhaltsamkeit des Prozesses von Anfang an völlig im Klaren. Ich bewundere in jeder Partie Stewarts Reflexion und Konzentration.
Alberich und Wotan vor der Neidhöhle - der Beginn des zweiten Aktes ist immer ein besonderes Vergnügen. Die letzte Begegnung der beiden Kontrahenten, von denen einer noch ganz ungebrochen das Glück zwingen will, während der andere bereits abläßt, ist eine der packendsten Theaterszenen überhaupt. Die Ironie des scheinbaren Siegers, die Wut des Nibelungen, der sich Wotan erneut unterlegen wähnt, das kurzzeitige taktische Bündnis der beiden, als es gilt, Fafner zu wecken - die Stimmungen und Wendungen dieser Situation vermögen beide Protagonisten herrlich zu entfalten. Karajan stellt immer großartige und überraschende Sängerensembles zusammen. Kelemen und Stewart gehören zu den unvergeßlichen Kombinationen.
Helga Derneschs Timbre mag ich gern, und so gefällt mir auch ihre Brünnhilde. Die tragische Dimension der mädchenhaften Göttin, die auf dem Felsen zur Frau werden muß, ist in ihrer Interpretation deutlich hörbar.
Für mein laienhaftes Ohr ist Karajans Dirigat sehr dramatisch und schärft jeden Kontrast. Die eigenartige Heiterkeit dieser Oper hat nicht im Zentrum seiner Aufmerksamkeit gestanden. -
Lange Fahrten mit S- u. U-Bahn beim gestrigen Sturm ermöglichten mir, unterwegs den Bayreuther Siegfried von 1967 zu hören.
- Siegfried: Wolfgang Windgassen
- Mime: Erwin Wohlfahrt
- Wanderer: Theo Adam
- Alberich: Gustav Neidlinger
- Fafner: Kurt Böhme
- Waldvöglein: Erika Köth
- Erda: Vera Soukupova
- Brünnhilde: Birgit Nilsson
Ein sehr zügiger Siegfried, der in oben abgebildeter Box auf drei CDs paßt. Die Böhm-Aufnahmen aus Bayreuth mag ich sehr, seine Meistersinger sind von fast eulenspiegelhaftem Witz geprägt. Auch diese Einspielung fängt die Live-Atmosphäre genau ein. Der erste Akt ist durchsouffliert, man hört sogar, wie die Seiten des Textbuchs umgeblättert werden. Vom Bühnengeschehen zeugt ein reiches Spektrum an Nebengeräuschen.
Ich bewundere, wie Wolfgang Windgassen die Partie meistert. Nur gelegentlich artikuliert er undeutlich, wie leider auch bei Studioaufnahmen von ihm zu hören. Aber sein "Erwache! Erwache! Heiliges Weib!" auf dem Brünnhildenstein ist von einer herrlichen Klarheit, wie wenn der Frühnebel, der die Szene verhüllt, aufrisse. Erwin Wohlfahrt gibt den Mime mit vollem Einsatz, sowohl stimmlich als auch darstellerisch, wovon diese Aufnahme zumindest akustisch Zeugnis ablegt. Mir gefällt diese Expressivität. Sie kontrastiert mit den erzwungenen Beschränkungen, die dem Zwerg auferlegt sind, der eben nur zum Gift greifen kann, um an Ring und Hort zu gelangen. Gustav Neidlingers Alberich ist ein wuchtiger Gegenspieler von Theo Adam, der mir der liebste Wotan/Wanderer überhaupt ist. Gerade in den kantablen Passagen ist er wahrhaft göttlich. Vor der Neidhöhle tragen die beiden ihren Konflikt wirklich auf Augenhöhe aus. Neidlinger weniger dämonisch, denn wütend präsent, der Wanderer noch ein letztes Mal im Bewußtsein all seiner Macht.
Es mag nur mir so gehen: Bei aller Bewunderung für Fr. Nilssons Stimme empfinde ich sie als eisig. Sie ist entweder Göttin oder Furie, der Moment, in dem sie ein Menschenweib ist, entsteht im letzten Aufzug nicht. -
Erneut Wolfgang Windgassen und erneut Gerhard Stolze, die dann hier aufeinandertreffen. Zwischen den Einspielungen, die ich höre, möchte ich nicht vergleichen, weil sich die Frage, ob eine "besser" als eine andere ist, sich nicht wirklich stellt. Wenn man eine Oper ausloten will, braucht man immer mehrere Aufnahmen. Davon kann eine dann durchaus zur Lieblingseinspielung werden.
- Siegfried: Wolfgang Windgassen
- Mime: Gerhard Stolze
- Wanderer: Hans Hotter
- Alberich: Gustav Neidlinger
- Fafner: Kurt Böhme
- Waldvöglein: Joan Sutherland
- Erda: Marga Höffgen
- Brünnhilde: Birgit Nilsson
Es scheppert ordentlich in der Schmiede. Der naturalistische Ansatz der Einspielung ergibt allerhand unorthodoxe Geräusche im ersten Akt. Mimes schwache Schwerter werden wirklich zerbrochen oder wütend weggeworfen. Bei Liveaufnahmen hat das seine Berechtigung, im Studio mag man auf derlei Einlagen verzichten.
Mit Hans Hotters Wanderer kann ich mich nicht anfreunden. Er klingt überanstrengt und oft undeutlich. Das fiel mir besonders in der Wissenswette auf. Giftig und großartig ist Gerhard Stolzes Mime und überaus überzeugend Gustav Neidlingers Alberich. Beide Nibelungen liefern sich im zweiten Akt ein packendes Duell, es ist das einzige Mal, daß Mime mit offenem Visier kämpft und seine Ansprüche deutlich anmeldet. Faszinierend, wie Wagner hier den besonderen Charakter innerfamiliärer Auseinandersetzungen einfängt. "..., der Art ja versiehst du dich besser." hatte der Wanderer vor der Neidhöhle noch gespottet.
Auf dem Brünnhildenstein ist Birgit Nilsson unnahbar dominant, dort bleibt sie die Unsterbliche. Da sich die Waage so stark zu Brünnhild neigt, bekommt das komplexe Liebesduett einen besonderen Charakter: Was geschieht, liegt ganz in der Hand des Weibes - sie bleibt die Herrin des Verfahrens.
Soltis vielgelobtes Dirigat fesselt mich nicht richtig. Mir schien es manchmal die Sänger nicht durch die Duettszenen zu tragen - als ob für Momente der Spannungsbogen, auf dem sie sich bewegten, wegsackte. -
Den Haitink-Ring hatte ich mir zuvorderst gekauft, weil ich James Morris als Wotan und Siegfried Jerusalem als Siegfried hören wollte.
- Siegfried: Siegfried Jerusalem
- Mime: Peter Haage
- Wanderer: James Morris
- Alberich: Theo Adam
- Fafner: Kurt Rydl
- Waldvöglein: Kiri Te Kanawa
- Erda: Jadwiga Rappé
- Brünnhilde: Eva Marton
Mich irritiert immer wieder, Theo Adam als Alberich zu hören. Er macht das sicher gut, aber ich erwarte ihn als Wotan oder Hans Sachs. Gerade vor der Neidhöhle denke ich immer: "Wanderer, du bist zu früh! Laß erst den Zwerg seine Zeilen singen!" Allein, es ist wirklich so, Haitink hat Adam als Alberich angelobt.
Morris und Rappé gelingt das letzte Gespräch zwischen Erda und dem Wanderer sehr eindringlich. Beim Hören wird mir wieder deutlich, wie anmaßend es von Wotan ist, Brünnhild, die gemeinsame Tochter, ganz auf sich selbst als Quelle zurückzuführen. Und daß er, als er sie in den Schlaf versenkt, mehr als seinen Teil in ihr verliert. Sondern auch all das, was sie von ihrer Mutter hat. Folgerichtig finden Wanderer und Wala keinen Faden mehr, der sie verbindet. Erda verweist Wotan für seine Erkundigungen an die Tochter. Dieser Weg steht ihm nicht mehr offen: "Frommten mir Fragen an sie?" resigniert er.
Eva Marton zählt zu den bekannten Brünnhilden. Mir sagt sie wenig zu. Stimme und Vibrato sind in dieser Aufnahme groß. Sie ist kaum mädchenhaft. Wo kam der Zauber her, der die Helden zwang, sich der Jungfrau scheu zu neigen?
Peter Haage gibt den Mime weniger exaltiert, als seine berühmten Vorgänger. Das ist nicht ohne Reiz. Im Schatten der großen Aufnahmen mit Stolze, Wohlfahrt und Schreier mußte der Tenor eine eigene Gestalt für den Giftzwerg finden.
Siegfried Jerusalem verleiht seinem Namensvetter fast ein wenig zu viel angenehmes Wesen, Sanftheit und Wärme. Auch in dieser Aufnahme unterliegt der Held Brünnhilde eher, als daß er sie gewinnt.
Haitinks Dirigat läßt den Stimmen Raum zur Entfaltung. Kein Sänger muß sich gegen das Orchester durchsetzen. Obwohl der Siegfried nicht besonders kurz ist, hatte ich den Eindruck, daß er zügig dirigiert worden sei. -
Man kann auf Youtube den gesamten Münchner Ring von 1989 in meist akzeptabler Qualität sehen. Ich bedaure, daß er nicht regulär auf DVD erhältlich ist. Zu gerne hätte ich ein Exemplar in meinem Regal.
- Siegfried: René Kollo
- Mime: Helmut Pampuch
- Wanderer: Robert Hale
- Alberich: Ekkehard Wlaschiha
- Fafner: Kurt Moll
- Waldvöglein: Julie Kaufmann
- Erda: Hanna Schwarz
- Brünnhilde: Hildegard Behrens
Selten trifft man Wagner-Hörer, die Hildegard Behrens indifferent gegenüberstehen. Ihre Stimme ist gewöhnungsbedürftig. Man muß sich einhören. Wer das tut, dem wird diese Brünnhilde nicht gleichgültig sein. Von ihrer ersten Gesangszeile an - "Heil dir, Sonne! Heil dir, Licht!" - bin ich gefesselt und möchte immer weiterhören. Mit dem gleichaltrigen René Kollo gelingt eine großartige Abschlußszene auf dem Brünnhildenstein, weil beide die richtige Balance ihrer nicht mehr jungen Stimmen finden.
Die letzten Verse: "Erb' und Eigen, ein und all: leuchtende Liebe, lachender Tod!", werden mit so tänzerischem Schwung dirigiert und gesungen, daß auch beim Hörer Schrecken und Lust, Tränen und Freude sich mischen.
Wlaschihas Alberich ist zäh, ledern, ausdauernd. Ein interessantes Porträt des rechtmäßigen Eigentümers des Ringes. Ausnehmend gut gefällt mir Helmut Pampuchs trockener Mime. Das lehrmeisterhafte des grau bekittelten Schmieds ist besonders im ersten Akt gut getroffen. Natürlich stehen mir beim Hören der CDs immer die Bilder der Aufführung vor Augen.
Kollos Stimme war damals die eines schweren Heldentenors. Glaubwürdig und wuchtig gibt er Siegfried, ein Energiebündel, dessen Brutalität sich ganz spontan ergibt.
Robert Hales Wanderer ist solide. Mir bleibt er aber nicht als besonders charakteristisch in Erinnerung.
Dieser Siegfried ist eine besonders gelungene Live-Aufnahme, die ich gerne wähle. -
Dieser Siegfried ist eine besonders gelungene Live-Aufnahme, die ich gerne wähle.
Ich auch. Freilich mehr wegen Hale, Wlaschiha, Kollo und Pampuch, als wegen Behrens.
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Erneut höre ich Hildegard Behrens, Ekkehard Wlaschiha und Kurt Moll.
- Siegfried: Reiner Goldberg
- Mime: Heinz Zednik
- Wanderer: James Morris
- Alberich: Ekkehard Wlaschiha
- Fafner: Kurt Moll
- Waldvöglein: Kathleen Battle
- Erda: Birgitta Svendén
- Brünnhilde: Hildegard Behrens
Kathleen Battle ist ein herrliches Waldvöglein! Leicht, etwas gehaucht, ohne jede Schärfe und von großer Lieblichkeit - es ist eine Freude, ihr zu lauschen. Mit Reiner Goldberg und Heinz Zednik hat James Levine zwei bewegliche Stimmen für Siegfried und Mime gewonnen, deren komödiantisches Vermögen besonders im ersten Akt vergnüglich ist. Beide artikulieren mit so großer Präzision, daß man nicht eine einzige Silbe verpaßt.
Wlaschihas Alberich ist wieder charakteristisch, vielleicht bei Sawallisch etwas giftiger, was der Bühnenatmosphäre geschuldet sein mag.
"Ewig war ich, ewig bin ich,...": Das ist so zart und sicher, so schwebend und mit einer so grandiosen Höhe gesungen, daß ich mich nicht satthören konnte. Hildegard Behrens' Brünnhilde ist in dieser Einspielung wirklich unvergeßlich, und sie harmoniert hervorragend mit dem jugendlichen Reiner Goldberg.
James Morris singt gediegen. Ich höre ihn gern. Mit Levines Dirigat freunde ich mich leicht an. Die Sänger entfalten sich, und dramatische Akzente werden deutlich, aber ohne Bombast, gesetzt. -
Vor knapp zwei Jahren habe ich Lance Ryan in der Münchner Götterdämmerung gesehen (insz. A. Kriegenburg). Davon war ich ziemlich angetan, und deshalb habe ich den Frankfurter Ring erworben.
- Siegfried: Lance Ryan
- Mime: Peter Marsh
- Wanderer: Terje Stensvold
- Alberich: Jochen Schmeckenbecher
- Fafner: Magnús Baldvinsson
- Waldvöglein: Kateryna Kasper
- Erda: Meredith Arwady
- Brünnhilde: Susan Bullock
Lance Ryans Präsenz auf der Bühne ist beeindruckend. Das läßt manche Eigenarten seines Gesangs in den Hintergrund treten, denen man sich beim reinen Hören nicht entziehen kann. Er näselt ein wenig und kräht zuweilen auch, aber unter Sebastian Weigle hat er seine Sache sehr ordentlich gemacht und einen guten Siegfried nicht nur gespielt, sondern auch gesungen. Im ersten Akt mischen sich die hohe, knabenhafte Stimmen Peter Marshs und Ryans gelegentlich zur Ununterscheidbarkeit. Das ist nicht unwitzig und exponiert die familiäre Komponente des Dauerstreits der beiden Akteure.
Susan Bullocks Brünnhilde ist mit durchdringender Stimme gesungen, mir sagen die messerscharfen Brünnhilden nicht sehr zu.
Eines der Glanzlichter dieser Aufnahme ist Jochen Schmeckenbechers Alberich, der vor Wut und Rachsucht kocht und vor der Neidhöhle deutlich beeindruckender als sein Widerpart, Terje Stensvolds Wanderer, erscheint.
Das Blech und besonders die tiefen Tuben prägen den Klang des Orchesters bei dieser Einspielung. Das ist ein interessanter Ansatz und wirft ein eigenes Licht auf das Märchen für Erwachsene.
Mir gefällt der Frankfurter Siegfried. -
Man kann auf Youtube den gesamten Münchner Ring von 1989 in meist akzeptabler Qualität sehen. Ich bedaure, daß er nicht regulär auf DVD erhältlich ist. Zu gerne hätte ich ein Exemplar in meinem Regal.
Es gibt den Münchner Ring auf DVD, die Box steht bei mir im Regal. Allerdings ist er in nur in Japan in limitierter Auflage erschienen und zur Zeit nur noch zu einem hohen Preis zu haben.Bei amazon.jp gibt es noch Exemplare: https://www.amazon.co.jp/s/ref…field-keywords=B0000D8RTW
Erfahrungsgemäß versenden allerdings nicht alle Anbieter nach Europa.
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Es gibt den Münchner Ring auf DVD, die Box steht bei mir im Regal. Allerdings ist er in nur in Japan in limitierter Auflage erschienen und zur Zeit nur noch zu einem hohen Preis zu haben.
Vielen Dank für diesen Hinweis!
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Ich mußte den Siegfried-Marathon unterbrechen, um mir die Übertragung der Zauberflöte aus der Met anzusehen. Den schönsten meiner Siegfriede habe ich mir für den Schluß aufgehoben.
- Siegfried: René Kollo
- Mime: Peter Schreier
- Wanderer: Theo Adam
- Alberich: Siegmund Nimsgern
- Fafner: Matti Salminen
- Waldvöglein: Norma Sharp
- Erda: Ortrun Wenkel
- Brünnhilde: Jeannine Altmeyer
Dritter Akt, dritte Szene: "Selige Öde auf sonniger Höh'!" - Siegfried hat den Feuerring durchquert. Unter Marek Janowski singt René Kollo das tristanesk. Die Staatskapelle schwebt. Jeannine Altmeyer und René Kollo sind ein hehres Paar. Altmeyers Stimme kann mädchenhaft klingen, hat aber eine sanfte Schärfe und Kraft in der Höhe. Sie artikuliert gelegentlich etwas sloppy, aber das macht die herrliche Stimme wett, die mich in ihren Bann zieht.
Kollo prägt diese Aufnahme. Seine Stimme hat alles, was man für die Partie des Jung-Siegfried braucht. Die Durchschlagskraft für die Schmiedelieder, Weichheit mit einem Schuß Larmoyanz für das retardierende "Das der mein Vater nicht ist..." im zweiten Akt und drängende Zärtlichkeit des Begehrenden, um Brynhild zu gewinnen. Gerade der zweite Akt hält einige Höhepunkte von Kollos Kunst bereit. Sein "Neides Zoll zahlt Notung: dazu durft' ich ihn schmieden." ist nicht das Resümee des Totschlägers, sondern die eigene Schuld kurz reflektierendes Innehalten - ein Schritt zum Erwachsenen, wenn dem jungen Mann die Dimensionen seines Handelns deutlich werden. Und im selben Monolog singt K. das "Hoch steht schon die Sonne: aus lichtem Blau blickt ihr Aug' auf den Scheitel steil mir herab." mit so tristanhafter Innigkeit, daß ich ein Fragment aus den Meistersingern importieren möchte, um diese Stimme zu beschreiben: "Keiner wie er!"
Das Ensemble der Sänger ist sensationell. Norma Sharp ist ein leichter Waldvogel. Ein Jahr später singt sie dann eine schöne Gutrune. Peter Schreier singt einen klugen und konzentrierten Mime - auch er mit herrlichem Ausdruck.
Siegmund Nimsgern mag ich an allen seinen Wagner-Partien, und ich kenne keinen besseren Telramund als ihn. Sein Alberich ist bedrohlich und stark, und in die Auseinandersetzung mit dem Wanderer mischt sich die richtige Portion Wut. Die Szene vor der Neidhöhle, die Theo Adam, Matti Salminen und Nimsgern gestalten, die schönste aller meiner Aufnahmen. Salminens Gefährlichkeit, die im Tritonus eingesperrt ist, Nimsgerns Dräuen und die göttliche Ironie mit deutlich zynischer Note, die Theo Adam so unverwechselbar beherrscht, prägen sie.
Keine meiner Siegfried-Einspielungen verstaubt im Regal. Diese aber ist mir die liebste und am häufigsten gehörte. -
Nachdem ich mit einer kleinen Unterbrechung acht Siegfried-Einspielungen gehört habe, ziehe ich eine kurze Zwischenbilanz.
Es hat Spaß gemacht. Es ist nie langweilig geworden. Die Dialogoper mit der schönsten Liebeszene fesselte mich bei jedem Hören erneut.
Um ein Ranking ging es mir nicht - weder bei den Aufnahmen, noch bei den Sängern. A.a.o. habe ich schon berichtet, was René Kollos Wagner-Gesang für micht bedeutet. Dieses Verhältnis ist nach dem Siegfried-Marathon nicht verändert.Acht Aufnahmen im Regal sind zu wenig. Sowohl ältere als auch aktuelle Einspielungen müssen diese acht ergänzen.
Tamino Rheingold1876 empfahl im Rosette-Anday-Thread die Aufnahme unter Rudolf Moralt. Sie wird hoffentlich am Wochenende bei mir eintreffen.
Um den zweiten Janowski-Siegfried bin ich schon lange herumgeschlichen. Heute war er in der Post. -
Hallo Hans,
danke für Deinen tollen Thread, der die Lust weckt, diese Oper, die auch zu meinen absoluten Favoriten zählt, mal wieder komplett zu hören - vielleicht sogar herausgelöst aus dem Gesamtkontext der Tetralogie. Wann wurde der "Siegfried" je einzeln aufgeführt? Bei der "Walküre" häufig der Fall.
Ich würde Dir als ergänzende Aufnahme folgende ans Herz legen:
Bayreuther Festspiele 1955 unter dem unvergessenen Joseph Keilberth in Stereo. Die Mitwirkenden standen auf dem Zenit, man muss dazu eigentlich wenig Worte verlieren. Großartig, unerreicht, wird so wohl auch nie mehr überboten werden. Einziger Wermutstropfen: Die Aufnahme ist noch immer unverschämt teuer.
Wenn es auch Mono sein darf, würde ich stark zu Bayreuth 1956, 1957 oder 1958 raten. Sehr ähnliche Besetzung, am Pult steht aber Hans Knappertsbusch, die andere unvergessliche Größe im Wagnerdirigat. Ich fand bei einem Vergleichshören seinerzeit den Zyklus von 1958 am besten; der von 1956 erschien halt offiziell bei Orfeo. 1957 war klanglich nach meiner Erinnerung am schlechtesten.
Deutlich günstiger als Keilberth, aber eben nicht in Stereo.
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Den Bewerkungen von Joseph schließe ich mich sehr gern an. Er riet Dir gut, lieber Hans. Ob "Siegfried" je einzeln aufgeführt wurde, vermag ich auch nicht zu sagen. In einem Sketch von Loriot, der an der Opernkassen spielt, schon. Ich bringe ihn aber jetzt nicht ganz zusammen, müsste ihn mir wieder anschauen. Bei mir rangiert "Siegfried" ganz vorn, noch vor der "Walküre". Und wenn Du schon beim Einkaufen bist, vergiß nicht eine der Furtwängler-Dokumente. Aus klanglichen Gründen ziehe ich die Aufnahme vor, die 1953 bei der RAI in Rom enstand. Sie ist jetzt bei Warner neu aufgelegt worden. Das spricht für dieses Dokumente. In "Siegfried" wirst Du auf Julius Patzak als Mime treffen. Der hat eine hoch individuelle Stimme, die sich mir erst im zweiten Anlauf erschlossen hat. Er singt die Rolle mit hoher Musikalität und verstrickt sich nicht in Übertreibungen. Vielleicht war er der beste Mime überhaupt.
Die vollständige Besetzung:
1. Das Rheingold - 26. Oktober 1953
Wotan - Ferdinand Frantz
Donner - Alfred Poell
Froh - Lorenz Fehenberger
Loge - Wolfgang Windgassen
Fricka - Ira Malaniuk
Freia - Elisabeth Grümmer
Erda - Ruth Siewert
Alberich - Gustav Neidlinger
Mime - Julius Patzak
Fasolt - Josef Greindl
Fafner - Gottlob Frick
Woglinde - Sena Jurinac
Wellgunde - Magda Gabory
Floßhilde - Hilde Rössl-Majdan2. Die Walküre - 29. Oktober & 3./6. November 1953
Siegmund - Wolfgang Windgassen
Hunding - Gottlob Frick
Sieglinde - Hilde Konetzni
Wotan - Ferdinand Frantz
Brünnhilde - Martha Mödl
Fricka - Elsa Cavelti
Walküren:
Helmwige - Judith Hellwig
Ortlinde - Magda Gabory
Gerhilde - Gerda Schreyer
Waltraute - Dagmar Schmedes
Siegrune - Olga Bennings
Roßweiße - Ira Malaniuk
Grimgerde - Elsa Cavelti
Schwertleite - Hilde Rössl-Majdan3. Siegfried - 10.,13.& 17. November 1953
Siegfried - Ludwig Suthaus
Wanderer - Ferdinand Frantz
Mime - Julius Patzak
Alberich - Alois Pernerstorfer
Fafner - Josef Greindl
Waldvogel - Rita Streich
Brünnhilde - Martha Mödl
Erda - Margarete Klose4. Götterdämmerung - 20.,24.& 27. November 1953
Siegfried - Ludwig Suthaus
Gunther - Alfred Poell
Hagen - Josef Greindl
Brünnhilde - Martha Mödl
Gutrune - Sena Jurinac
Waltraute/Die erste Norn - Margarete Klose
Die zweite Norn - Hilde Rössl-Majdan
Die dritte Norn - Sena Jurinac
Alberich - Alois Pernerstorfer
Woglinde - Sena Jurinac
Wellgunde - Magda Gabory
Floßhilde - Hilde Rössl-Majdan -
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Ich besitze auch mehrere "Ringe", auch den Furtwaengler Ring von 1953 aus Rom. Die Besetzung ist fast optimal, genau wie die auch klanglich hervorragende Einspielung unter Janowski. Aber ich komme immer wieder auf den Ring unter Solti zurück. Er bleibt weiterhin mein Favorit. Er ist für mich einfach unwiderstehlich.
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den Furtwaengler Ring von 1953 aus Rom. Die Besetzung ist fast optimal
Der erste Akt mit Suthaus, Patzak und Frantz geht eigentlich nicht besser (höchstens Melchior-Tessmer/Reiss-Schorr, aber das ist nicht komplett und im Studio aufgenommen, während Rom 1953 live ist), Pernerstofer ist auch sehr lohnend als Alberich und Mödl war damals auch in ihrem Zenit, auch wenn sie mir in den beiden anderen Teilen lieber ist.
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Allen Beteiligten herzlichen für die umfangreiche Arbeit. Das sind Tamino Beiträge, die Nutezn bringen.
Herzlichst
Operus -
Lieber Hans Heukenkamp!
....Dieser Oper zu lauschen, ist weder Plage noch Mühe.
Ich habe den Thread verfolgt, obwohl ich sagen muss, dass ich den "Siegfried" als den Teil des Ringes empfinde, den anzuhören, über ziemlich weite Strecken recht mühevoll ist! Das hängt auch daran, dass die Tenorpartie für diese Oper so zentral ist. Ich habe nun wirklich so ziemlich alle Siegfriede gehört, die an den großen Bühnen der Welt die Partie in den letzten Jahrzehnten gesungen haben. Suthaus, Treptow, Beirer, Hopf, Windgassen, Kollo, Jerusalem, Cox, Remedios, Hering, Schmidt, Franz..... Wirklich überzeugt hat mich keiner!Lediglich auf alten Schellackplatten kann man Siegfriede hören, die die Partie so singen, dass das Werk getragen wird. Leider gibt es von den meisten Tenören der Zeit allenfalls Ausschnitte. Wenn ich allerdings Ivan Vasiliyevitch Ershov mit den Schmelz- und Schmiedeliedern höre, dann bekomme ich schon eine Ahnung, wie ideal er in der Partie gewesen sein muss. Ja, und dann gibt es glücklicherweise Mitschnitte mit Lauritz Melchior (Zusammen mit Kirsten Flagstad und Friedrich Schorr). Aber trotzdem: weite Strecken des Werkes fesseln mich einfach nicht.
Die Dialogoper mit der schönsten Liebeszene fesselte mich bei jedem Hören erneut.
Ja, das abschließende Liebesduett entschädigt dann natürlich reichlich für über drei Stunden "zwangvolle Plage! Müh' ohne Zweck".
Nur leider wird es auch meist so gesungen, dass sich die Freude nicht recht einstellen will. In den Gesamtaufnahmen und auf CD erschienen Mitschnitten zumindest überzeugt mich eigentlich kein Brünnhilde-Siegfried-Paar. Auch nicht das von Levine!"Ewig war ich, ewig bin ich,...": Das ist so zart und sicher, so schwebend und mit einer so grandiosen Höhe gesungen, dass ich mich nicht satthören konnte. Hildegard Behrens' Brünnhilde ist in dieser Einspielung wirklich unvergesslich, und sie harmoniert hervorragend mit dem jugendlichen Reiner Goldberg.
Deshalb möchte ich auf eine Aufnahme hinweisen, in der meiner Meinung nach dieses hinreißende Duett in seiner ganzen Schönheit und Tiefe ausgelotet wird. Es handelt sich um den Mitschnitt der Aufführung aus Bayreuth von 1971!Da höre ich auch nicht so gern die ganze Oper, weil Cox im 1. und 2. Akt durchaus seine Schwächen hat und Theo Adam recht knorrig klingt und seine vorzügliche Gestaltung oft durch ein wild waberndes Vibrato gestört wird.
Aber dann: das Schlussduett ist einfach eine Stern-Halbe-Stunde. Ich habe darüber gerade aus Anlass des 80sten Geburtstag von Catarina Ligendza geschrieben:ZitatMir ist in dem ja zum Glück auf CD veröffentlichten Siegfried-Duett mit Jean Cox fast der Atem gestockt, als ich Catarina Ligendzas "Aus Nebel und Grau'n windet sich wütend ein Angstgewirr...." und später dann das "...sieh meine Angst..." hörte.
Da dringt sie wirklich in Tiefen, die kaum eine Brünnhilde zu öffnen weiß. Und vor diesem Hintergrund gewinnt dann ihr Jubel etwas Befreites und hell Leuchtendes, wie es Wagner wohl gewünscht hat. Auch Ligendza hatte ja mit den hohen C's keinerlei Mühe, aber sie waren bei ihr nicht strahlend ausgestellte Spitzentöne, die überwältigen, sondern wonnig-beseeligter Ausdruck ihres Liebesglücks, der berauscht!Das Duett kann man übrigens auch auf einer CD hören (in entschieden besserer technischer Qualität als in den genannten Gesamtaufnahme), die als Portrait von Jean Cox von der Zeitschrift "OPERNWELT" 2002 veröffentlicht wurde!
Beste Grüße
Caruso41
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Das Duett kann man übrigens auch auf einer CD hören (in entschieden besserer technischer Qualität als in den genannten Gesamtaufnahme), die als Portrait von Jean Cox von der Zeitschrift "OPERNWELT" 2002 veröffentlicht wurde!
Beste Grüße
Caruso41Die Opernwelt CD gibt es noch im Handel, wer Interesse hat ....
...hierLG Fiesco
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Theo Adam recht knorrig klingt und seine vorzügliche Gestaltung oft durch ein wild waberndes Vibrato gestört wird.
Alles ist relativ: Gegenüber Hans Hotter (noch wenige Jahre zuvor) klingt er wie ein junger Gott!
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Leider ist die von Fiesco gezeigte CD nicht mehr verfügbar. Aber folgende Aufnahme zeigt, daß Jean Cox nicht nur Wagner singen konnte:
/DNXnynKZ6PI -
Alles ist relativ: Gegenüber Hans Hotter (noch wenige Jahre zuvor) klingt er wie ein junger Gott!
Lieber Stimmenlienhaber, da hast Du wahrlich recht!
Aber etwas zwei Jahrzehnte früher - also in den späten 40er und frühen 50er Jahren - war Hotter irgendwie der Gott der Götter!Immerhin habe ich noch in den sechzigern Jahren einen Hotter gehört, der da nicht weit entfernt war.
Adams trockene Stimme und sein ungepflegtes Vibato mochte ich nie. Als Darsteller war er aber ein Großer - wenn auch auf ganz andere Art als Hotter! Das heißt: auf derBühne mochte ich Adam. Seinen Aufnahmen kann ich nicht viel abgewinnen. Besonders in dem 71erRing ist er kein Vergnügen. Und um den ging es ja!Beste Grüße
Caruso41
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Leider ist die von Fiesco gezeigte CD nicht mehr verfügbar.
Hallo 9079wolfgang, gestern war da noch eine CD zu haben, ansonsten hätte ich das natürlich gesagt, tut mir jetzt leid !
Deine YouTube Link kann ich nicht öffnen!?LG Fiesco
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Ich bedanke mich bei allen Taminos, die sich in diesem Thread geäußert haben. Die Hinweise werde ich peu à peu aufnehmen und mich älteren Aufnahmen nähern, auch wenn ich mich vor den historischen Ringen ein bißchen "fürchte".
Mir ist aus den Anmerkungen deutlich geworden, daß es sehr darauf ankommt, wie man Wagner-sozialisiert wurde. Die Erstbegegnung prägt Vorlieben und Geschmäcker doch sehr stark.