Mädchen in Uniform - Einer meiner Lieblingsfilme

  • In diesem Thread möchte ich einen meiner Lieblingsfilme vorstellen: „Mädchen in Uniform“; davon gibt es allerdings mehrere Versionen, die sich für mich mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen ein wenig ergänzen.
    Eigentlich bin ich kein großer Freund von Dramen, aber dieser Film ist eine Ausnahme für mich, weil ich die Geschichte packend erzählt finde, ich mit den Figuren mitfühlen kann und mir die Grundidee gut gefällt. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese Besprechung Spoiler enthält, auch solche, die das Ende der jeweiligen Versionen betreffen – sollte jemand Interesse an dem Buch oder den Filmen haben, oder sich noch unklar sein darüber, dann bitte NICHT mehr weiterlesen, sondern zuerst schauen!



    Die meisten werden, wenn sie „Mädchen in Uniform“ hören, vermutlich an die Verfilmung mit Romy Schneider und Lili Palmer aus dem Jahr 1958 denken. Weit weniger bekannt ist die erste Verfilmung aus dem Jahr 1931 mit Hertha Thiele und Dorothea Wieck, und noch weniger bekannt dürfte der Roman von Christa Winsloe sein.


    Bevor ich wieder auf die Handlung eingehe, noch ein paar kurze Worte zu dem Werk selbst.


    Die Entstehungsgeschichte dieses Stoffs ist ziemlich kompliziert, und ich blicke selbst nicht 100% durch. Soweit ich das sehen kann, schrieb Christa Winsloe ein Theaterstück, das „Damals und Heute“ hieß. Dieses wurde bearbeitet und neu herausgebracht, diesmal unter dem Titel „Ritter Nérestan“. Dann wurde dieser Stoff verfilmt, allerdings nun mit dem Titel „Mädchen in Uniform“, wofür Winsloe das Drehbuch beisteuerte. Nachdem der Film fertig war, schrieb sie den „Roman zum Film“, in dem sie allerdings das ursprüngliche Ende des Theaterstücks, das im Film geändert wurde, wieder hinzufügte.
    Die Filme basieren also NICHT auf einem Roman, sondern auf einem Theaterstück.


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    Für meine Inhaltsangabe, bei der ich die Handlung wieder grob wiedergebe, nehme ich diesmal den Roman als Vorgabe.
    Die Jahreszahl der Geschichte wird nicht erwähnt, aber es müsste um 1900-1910 spielen, da sie zu Kaisers Zeiten in Deutschland spielt. Hier kommt Manuela als Tochter einer Offiziersfamilie zur Welt. Vater, Mutter, zwei ältere Brüder begleiten ihre Kindheit. Schon als Kind merkt sie, dass sie lieber mit den Buben Indianer spielen würde, und nicht als Squaw im Zelt bleiben muss, gleichzeitig hängt sie sehr an ihrer Mutter. Bald stirbt einer der Brüder, und die Familie muss aus beruflichen Gründen wegziehen. Hier merkt Manuela nun, dass sie nervös wird in der Gegenwart einer anderen Schülerin, denkt sich aber noch nicht viel dabei. Bald erhält der Vater seinen Abschied, die Familie muss nun mit finanziellen Sorgen wieder umziehen, und bald stirbt auch die geliebte Mutter. Manuela, die mittlerweile 12 oder 13 Jahre alt ist, lernt die Mutter eines Freundes kennen, und aus einer Mischung aus Verliebtheit und fast schon regressiven Gefühlen kauft sie eine Blume, um sie ihr zu schenken.


    Doch dazu kommt es nicht mehr: die „wohlmeinende“ Haushälterin überredet den Vater, das Kind in ein Mädchenpensionat zu geben. Und so beginnt der zweite Teil. Manuela kommt in das Stift, in dem ein rauher, harter Umgangston herrscht, alles genau überwacht und geregelt ist, strenge Regeln und eiserne Disziplin an der Tagesordnung stehen – hier sollen die Mädchen zu Soldatenmüttern erzogen werden, Soldaten, die den Heldentod für den Kaiser zu sterben bereit sind.
    Manuela tut sich besonders schwer mit dieser neuen Umgebung, aber es gibt einen Lichtblick: eine junge Lehrerin ist freundlich und verständnisvoll und spricht Manuela gut zu. Manuela ist bald verliebt in sie, und die Lehrerin erwidert diese Gefühle – was das Mädchen allerdings nicht weiß, da die Lehrerin nach außen niemanden bevorzugen darf, geschweige denn irgendwelche Gefühle zeigen.
    Eines Tages, es ist nun schon eine längere Zeit vergangen, soll ein Theaterstück gespielt werden, Manuela spielt die Hauptrolle, den Ritter Nérestan (daher auch der Titel des Theaterstücks). Nach der erfolgreichen Vorstellung trinkt sie aus Versehen Alkohol und leicht beschwipst gesteht sie vor allen Mädchen UND den Angestellten des Stifts offen ihre Liebe zu der Lehrerin. Manuela kommt zur Strafe in ein Isolierzimmer. Es kommt zu einer letzten Aussprache mit der Lehrerin, die beiden sollen sich nicht mehr sehen dürfen. Die Lehrerin, die mit ihren eigenen Gefühlen kämpft, muss nach außen hin hart bleiben. Nachdem Manuela gegangen ist, möchte sie ihr noch nachlaufen, lässt es dann aber sein. Manuela, die sich nun auch von der Lehrerin verlassen glaubt, steigt die Stiegen bis ins Dachgeschoss hinauf und stürzt sich aus dem Fenster.
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    Auf den Stoff aufmerksam geworden bin ich – vermutlich wie die meisten - durch die Romy Schneider-Version. Ich mochte den Film ganz gerne, nahm ihn mir auch später einmal auf und Jahre später erfuhr ich, dass es auch die 1931er Verfilmung gab. Also habe ich sie mir besorgt, und nachdem ich diese Version sah, habe ich mir auch das Buch gekauft, bei Amazon.
    Nun möchte ich auch noch sagen, was mir an diesem Stoff gefällt, bevor ich die einzelnen Versionen gesondert vorstelle.


    Wie gesagt, mag ich keine Dramen, mir geben sie einfach nichts. Außerdem, und das ist mir ganz wichtig zu erwähnen, finde ich die meisten Filme und besonders Serien zum Thema „lesbische Liebe“ ziemlich grottig und/oder vorhersehbar. Entweder es ist der typisch amerikanische Kitsch, wo kaputtgeschminkte Lesben zu Gitarrenschrammelmusik choreografierten lieblosen Sex haben, damit die Zuschauer was zu gaffen haben, oder es sind eben Filme, die immer sehr tragisch und oft auch brutal enden. Serien wie „The L Word“ schaue ich mir gar nicht an.


    Der einzige Film, in dem es um lesbische Liebe geht, den ich wirklich gut und glaubwürdig fand, war „Desert Hearts“ aus den 80er Jahren. Kein brutales, tragisches Ende, und nicht alle 10 Minuten eine Sexszene, oder nackte Haut. Auch die Miniserie „Tipping the Velvet“, eine großartige BBC-Produktion, die im viktorianischen England spielt, ist sehr empfehlenswert, wenn man nach anspruchsvollen Verfilmungen sucht.
    Aber Mädchen in Uniform gefällt mir dennoch sehr gut, weil abgesehen von den schwierigen Umständen der Zeit und des Ortes, in dem sich die beiden Charaktere Manuela und Lehrerin befinden, ist da zusätzlich der große Altersunterschied, und außerdem ist nie wirklich klar, ob Manuela nun eher eine Freundin oder eine Art Mutterersatz sucht, oder beides auf einmal.
    Ich würde den Film auch gar nicht wirklich als "lesbischen Film" bezeichnen. Sicher geht es darin um solche Gefühle, aber nicht nur.


    Es ist spannend zu lesen bzw. zu sehen, wie diese Lehrerin auf Manuela reagiert, auf ihre Blicke, auf das was sie sagt und tut, in dieser schwierigen Situation. Und es ist schön zu sehen, dass es inmitten dieser Strenge, die dort im Haus herrscht, doch auch Gefühle gibt; man freut sich für Manuela mit, wenn sie sich freut, und fühlt mit, wenn sie traurig ist.



    Nun möchte ich die unterschiedlichen Versionen vorstellen.


    Damals und Heute // Ritter Nérestan (Theaterstück)


    Leider finde ich dazu keine Versionen zum Kaufen. Es hieß, vielleicht gibt es diese Stücke in irgendeinem Antiquariat für entsprechend viel Geld, oder in irgendwelchen Archiven. So oder so: gelesen habe ich diese beiden Versionen nicht. Mich würde sehr interessieren, was darin enthalten ist, und inwiefern sie voneinander abweichen.


    Mädchen in Uniform (Roman)



    Ich besitze das Buch in einer gebrauchten Version aus den 50er Jahren, vom Bertelsmann-Verlag. Andere Buchversionen habe ich nicht gelesen, aber in einer Rezension stand, dass eine der Neuauflagen ziemlich mies sein soll, weil da Satzzeichen fehlen, oder so. Darüber kann ich nichts sagen, aber die Version die ich habe ist fehler- und einwandfrei.
    Was kann ich zum Buch sagen?


    Die Handlung gliedert sich in zwei Teile: der erste Teil zeigt, wie Manuela aufwächst, der zweite Teil spielt dann im Mädchenpensionat. Der Schreibstil ist für mich persönlich eigentlich ganz in Ordnung, er ist nicht unnötig kompliziert oder vertrackt, nur manchmal kommen Wörter vor, bei denen ich erst nachsehen musste, z.B. wenn irgendwelche Kleidungsstücke oder militärische Ausdrücke verwendet wurden. Gleichzeitig ist der erste Teil, speziell der Anfang des ersten Teiles, ein bisschen mühsam zu lesen, weil nicht viel passiert und eben manche Dinge zu detailliert beschrieben werden. Etwa, wenn Mutter und Vater auf einen Militärball gehen und beschrieben wird, was die Leute dort anhaben etc.
    Sobald es aber um Manuela geht, wird es spannend, und ab da, wo sie die Mutter eines Freundes kennenlernt, konnte ich es fast nicht mehr aus der Hand legen, weil ich gehofft habe, dass das zumindest eine Zeit lang gut weitergeht – ich wusste ja vorher schon, dass sie in das Pensionat kommt. Das Positive am Buch ist, dass man hier die Gedanken der Figuren lesen kann, im wahrsten Sinne des Wortes. Man erfährt mehr über sie, über ihre Vergangenheit etc., und auch wenn der erste Teil ein wenig zäh ist, ist es doch völlig anders, wenn man weiß, wie Manuela aufgewachsen ist und was sie erlebt hat bevor sie in das Stift kommt.


    Ich würde den Roman aber keineswegs als große Literatur bezeichnen, es gibt im Verlauf der Handlung mehrere offene Fragen, die nicht beantwortet werden, und speziell am Ende ist das Verhalten der Lehrerin nicht mehr wirklich nachvollziehbar – ich las das und fragte mich „Wieso tut sie dieses und jenes?“.
    Beim Bücher-rezensieren bin ich grottig, aber zusammenfassend würde ich sagen, dass das Werk auf jeden Fall wert ist gelesen zu werden, weil die Geschichte, die Grundidee einfach stark ist und man mit der Hauptfigur einfach mitfühlt. Besonders wenn man einen der Filme gesehen hat würde ich es auf jeden Fall als eine Art Ergänzung lesen, um ein paar Dinge besser nachvollziehen zu können, um mehr über die Figuren zu erfahren.



    Mädchen in Uniform (1931)




    Der Film hat eine schwierige Geschichte. Er wurde gedreht, später geschnitten, in der Nazizeit wurde er ganz verboten, und 1949 von der FSK endlich freigegeben – allerdings noch stärker geschnitten. Es fehlen rund 15 Minuten, und man weiß nicht, wo diese fehlenden Szenen sind, oder was man darauf sieht. Ich kann nur hoffen, dass diese Szenen in irgendwelchen Archiven vor sich hin stauben, irgendwann mal gefunden werden und dann, liebevoll restauriert, in einer neuen Ausgabe veröffentlicht werden – aber das bleibt wohl reines Wunschdenken.


    So bleibt mir nichts über, als einen leider stark geschnittenen Film zu rezensieren.


    Der Film beginnt (wie auch das Remake von 1958) direkt mit dem Einzug Manuelas ins Mädchenpensionat. So erfährt man im Prinzip nichts über die Vergangenheit des Mädchens, außer, dass die Mutter vor kurzem gestorben ist (im Buch vergeht noch eine längere Zeit vom Tod der Mutter bis zum Pensionat). Ansonsten hält er sich sehr genau an das Buch, bis auf das Ende: Manuela möchte sich vom Stiegenhaus stürzen, wird jedoch aufgehalten, und die Lehrerin macht der Frau Oberin (sozusagen der Chef des ganzen Stifts) Vorwürfe, worauf diese wortlos und leicht betroffen aus dem Bild geht. Ich finde dieses Ende ehrlich gesagt schlecht, weil es ein offenes Ende ist. Wie wird es weitergehen? Was ist mit der Lehrerin und Manuela? Das passt einfach nicht zusammen – im Buch ist Manuela tot und damit ist die Geschichte auch wirklich zu Ende. Aber so ein offenes Ende nach so einer konfliktreichen Geschichte … ich finde das nicht so toll.
    Das sind die Kritikpunkte, aber ansonsten kann ich nur Gutes über den Film sagen.


    Die Besetzung der Hauptrollen ist nicht leicht, da Manuela 13 ist und die Lehrerin 27. Die sehr hübsche und jung aussehende Hertha Thiele spielt Manuela, und Dorothea Wieck die Lehrerin. Ich hätte die Lehrerin auf Anfang 30 geschätzt – und war völlig überrascht, als ich las, dass beide Schauspielerinnen 23 Jahre alt sind! Thiele sieht aber nicht nur hübsch aus, sondern hat auch sehr ausdrucksstarke Augen, sowie eine tolle Mimik, die immer verraten, wie sie sich gerade fühlt. Sie übertreibt es dabei nie, wirkt nie kindisch oder hysterisch, auch in den Szenen wo sie verzweifelt reagieren muss. Wieck als Lehrerin wiederum wirkt gebührend steif und gefühlskalt – aber zeigt gleichzeitig auch, dass dies nur eine notwendige Fassade ist, die ab und zu aufbricht – auch hier sieht man das am besten an ihren Augen und auch an ihrer Gestik. Am spannendsten sind dabei natürlich die Szenen zwischen Manuela und ihr – hier braucht es kein Hollywood-Klaviergeklimper, oder irgendeine Popballade, die auf der Gitarre runtergeschrammelt wird, um diese Stimmung zu unterstützen – Blicke, Mimik und Gestik reichen vollkommen.


    Wie schon anfangs erwähnt, ist der Film stark geschnitten worden, und ich kann hier nur die geschnittene Fassung rezensieren – aber auch diese ist sehr schön anzusehen, spannend und interessant, schon wegen des Schauspiels von Thiele und Wieck.
    Ich finde nur das DVD Cover ziemlich unvorteilhaft.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Mädchen in Uniform (1958)




    Auch dieser Film beginnt direkt mit dem Einzug in das Stift, und im Prinzip folgt die Handlung ziemlich exakt der der 1931er Version; auch hier darf Manuela nach einem missglückten Selbstmordversuch weiterleben, und sogar die Schlussszene (die Oberin geht mit dem Rücken zur Kamera einen Gang entlang) wurde 1:1 übernommen.


    In diesem Fall wird Manuela von Romy Schneider gespielt, und die Lehrerin von Lili Palmer. In einer Nebenrolle als eines der Mädchen ist die junge Christine Kaufmann zu sehen, die später einmal Tony Curtis heiraten und viel später in einem Teleshopping-Kanal Kosmetik verkaufen wird.


    Positiv finde ich, dass die beiden Hauptdarstellerinnen tatsächlich einen größeren Altersunterschied haben. Ich rechne mal zum Vergleich die verschiedenen Daten aus:


    Buch:
    Manuela = 13
    Lehrerin = 27 = 14 Jahre Unterschied


    Film 1931:
    Manuela: 23
    Lehrerin: 23 = 0 Jahre Unterschied


    Film 1958:
    Manuela: 19
    Lehrerin: 44 = 25 Jahre Unterschied


    So haben beide Filmversionen ihre Vor- und Nachteile. Die Lehrerin des alten Films ist grade mal 4 Jahre von ihrer Figur entfernt, während Manuela im Remake grade mal 6 Jahre von ihrer Figur entfernt ist.
    Im alten Film gibt es aber keinen Altersunterschied, während er im Remake gleich 11 Jahre größer ist. Aber ich denke, darüber kann man getrost hinwegsehen – ich selber habe die Figur der Lehrerin im Buch auch nie wirklich als 27 jährige, sondern eher als Mitt-Dreißigerin gesehen. Wenn es also um den reinen Altersunterschied zwischen den Darstellerinnen geht, dann hat das Remake die Nase vorne.


    Aber genug mit der Rechnerei, weil der Altersunterschied ist auch das Einzige, was mich hier mehr überzeugt. Denn leider ist der Film für mich viel zu sehr 50er Jahre Kitsch. Natürlich nicht im Stil der Sissi-Filme, aber dennoch hat man hier versucht, dort, wo es geht, irgendwelche lustigen Sachen einzubauen, überhaupt bekommt man nicht wirklich viel davon mit, dass es dort außerordentlich streng zugeht. Und auch die Beziehung zwischen Schneider und Palmer funktioniert nicht: bei der Schneider hat man das Gefühl, dass sie nicht wirklich verliebt sei, sondern eher, dass es sich um eine vorübergehende, unbedeutende jugendliche Schwärmerei handelt, während man bei der Palmer schwer glauben kann, dass ihre Gefühle für Manuela über Mitleid und leicht mütterliche Gefühle nicht hinausgehen. Bei den Szenen, in denen die beiden alleine sind merkt man das besonders – der Augenkontakt, die Blicke sind völlig andere als in der 31er Version, keine Spur von irgendeiner Verliebtheit bei der Lehrerin, hier knistert überhaupt nichts. Auch wirkt Palmers Lehrerin für meine Begriffe viel zu locker, zu kumpelhaft, und wenn sie mal streng agieren muss, wirkt das sehr bemüht und unsicher. Keine Spur von einer Fassade. Und das Ende beweist das noch zusätzlich: nachdem Manuela nach ihrem Selbstmordversuch im Bett liegt, verabschiedet sich die Lehrerin und meint, das sei das Beste für Manuela, sie müsse ihren Weg selbst finden, oder sowas. Das war keine Liebe, nur Mitleid.


    Was den Film für mich aber so sehenswert macht, sind nicht die beiden Hauptfiguren. Es ist die Darstellung der Frau Oberin von Therese Giehse!
    Sie hat in diesem Film nicht sehr viele Szenen und taucht hin und wieder einmal auf, aber WENN sie mal auftaucht, dann beherrscht sie die Szene absolut! Wie sie redet, wie sie dreinschaut, wie sie auf ihrem Stock durch die Gänge wandert – absolut autoritär! Wie diese grimmige alte Frau Befehle erteilt, wie sie schreit, wie sie mit ihrem rollenden R Warnungen ausstößt, das wirkt einfach nur überzeugend. Ich kann fast ihren gesamten Text aus dem Film auswendig, weil ihre Szenen für mich die Highlights des Films sind.
    „Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Brrriefe ohne vorherige Durrrchsicht aus unserm Haus abgeschickt wurden! Sie enthielten unberrrechtigte Klage über unser Stift!“ – mit dieser Frau ist nicht zu Spaßen.


    Es gibt in beiden Filmen sowie im Buch eine einzige Kussszene, die auch gerne auf Buchcover oder, wie hier, auf DVD Cover gezeigt wird.
    In der 31er Version findet dieser Kuss fast genauso wie im Buch statt, dabei natürlich auch recht schnell – wir befinden uns im Jahr 1931.
    Dennoch gefällt mir dieser Kuss wesentlich besser als der aus dem Remake: hier hat man ihn während einer Theaterprobe eingebaut, da allerdings hektisch hin und hergeschnitten, und durch die dadurch entstehenden Anschlussfehler merkt man, dass die Szene öfter gedreht wurde.


    Es gibt noch einen Film, der „Loving Annabelle“ heißt, und der auf „Mädchen in Uniform“ basiert, allerdings ist das wieder typisches US-Kino, peinliche Musik, choreografierte Sexszenen damit man was zum Gucken hat … deswegen zeige ich den nicht in meiner Liste, weil es eben nur auf dieser Geschichte basiert.


    Mein Tipp wäre, sich zuerst den 1931er Film anzusehen, und danach das Buch zu lesen – und später einmal den 58er Film, um Therese Giehse gesehen zu haben.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Von der Schneider-Version gibt es ein fürchterliches spanisches Filmplakat, bei dem ich, als ich es das erste Mal sah, sofort lachen musste:




    Romy Schneider ist größer als Lilli Palmer, sieht viel älter aus als im Film, vor allem aber trägt sie etwas ziemlich freizügiges, was sie im Film kein einziges Mal anhat! Dazu noch der Träger, der von der Schulter rutscht! Ein reißerisches Motiv, das den ernsten Stoff weder ernst nimmt noch etwas mit dem Film zu tun hat.




    LG,
    Hosenrolle1