Nichts bringt einem ein unbekanntes Werk näher .........

  • Als oftmaliges Hören !!!
    Unbekannte Werke werden oft als sperrig und nichtssgend empfunden - deshalb legt man sie nach einmaligen Hören weg
    Und das ist - von Ausnahmen mal abgesehen - einFehler
    Mehr dazu in meinen nächsten Beiträgen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ja, wiederholtes Hören ist auf jeden Fall notwendig - und zwar grundsätzlich.
    Gut, ich kenne auch Werke, die will ich einfach nicht wiederholt hören, denn da spüre ich eine grundsätzliche Abneigung (vieles von Raff z.B.).
    Aber wenn ich da z.B. an Weinberg denke. Eigentlich wollte ich mich gar nicht mehr mit dem beschäftigen, es erschien mir sinnlos und unproduktiv, überflüssig. Seine Oper "Die Passagierin" hat mir nicht gefallen und viele sinfonische Werke auch nicht. Aber dann stieß ich eben auf eine mich sofort packende Aufnahme seines Cellokonzerts, und das habe ich mittlerweile sehr oft gehört, und es gefällt mir immer besser, und das ist wunderbar. Es muß mir ja nicht alles von Ihm gefallen, nein, auf keinen Fall. Ein Werk genügt. Deshalb ist es auch sinnlos, sich alle Werke von Ihm auf CD zuzulegen. Das kann ja nur frustrieren.
    Oder zahlreiche Opern, die ich erst durch mehrfaches erleben (live) wirklich wertgeschätzt habe: Die Frau ohne Schatten, Billy Budd, Lear, Wozzeck, Julietta, Vanessa, Werther, Pelleas et Melisande, Daphne, Eine florentinische Tragödie, Der Zwerg, Penthesilea, Kullervo, Murder in the Cathedral, Il Prigioniero, Die tote Stadt etc.
    Von vielen sinfonischen Werken gar nicht erst zu reden. Aber leider werden die Konzertprogramme immer einfältiger und redundanter. Ein Trauerspiel ist z.B. das neue Saisonprogramm des HR-Sinfonieorchesters. Was da alles an sattsam bekannten Stücken abgespult wird - furchtbar. Da langweile ich mich schon, wenn ich die Programmfolge nur lese. Also warum sollte ich da auch noch hingehen, da auch die Dirigenten und Solisten uninteressant sind? Also, die guten Zeiten sind da wirklich vorbei. Wenigstens bleibt einem die Erinnerung.

  • Zitat

    Gut, ich kenne auch Werke, die will ich einfach nicht wiederholt hören, denn da spüre ich eine grundsätzliche Abneigung (vieles von Raff z.B.).
    Aber wenn ich da z.B. an Weinberg denke. Eigentlich wollte ich mich gar nicht mehr mit dem beschäftigen, es erschien mir sinnlos und unproduktiv, überflüssig. Seine Oper "Die Passagierin" hat mir nicht gefallen und viele sinfonische Werke auch nicht. Aber dann stieß ich eben auf eine mich sofort packende Aufnahme seines Cellokonzerts, und das habe ich mittlerweile sehr oft gehört, und es gefällt mir immer besser, und das ist wunderbar. Es muß mir ja nicht alles von Ihm gefallen, nein, auf keinen Fall. Ein Werk genügt. Deshalb ist es auch sinnlos, sich alle Werke von Ihm auf CD zuzulegen. Das kann ja nur frustrieren.


    Vollzitate gelten ja als Unart, aber manchmal kommt man nicht darum herum, wenn man nämlich auf einzelne Details eingehen will


    Die Spitze gegen Raff hat wohl sein müssen ?
    Es ist interessant, daß gerade er polarisiert, wo er doch dchöne Musik schreibt. Aber gerade das dürfte einige Leute auf die Palme bringen, vor allem wenn die erste Sinfonie noch den Titel "Das Vaterland" trägt und er sehr volkstümliche Themen in seine Werke einbaut. Ich werde mich in den nächsten Wochen noch eingehender mit Raff befassen.


    Weinberg - ob man sämtliche Werke von ihm braucht oder nicht, wird wohl eine sehr persönliche Sache bleiben
    Genausogut könnte man es als überflüssig bezeichnen, sämtliche Werke von Schostakowitsch zu kennen - oder von Haydn.... :stumm:
    Prinzipiell könnte jemand kommen und sagen, es wäre überflüssig Klassische Musik zu hören, sich über das hinaus was man zum Job braucht zu bilden, oder überhaupt irgendwelchen Hobby oder Vergnügungen zu frönen, etwas zu Sammeln etc etc.
    Aber ich liebe diesen "Überfluß" - Er ist das Einzige was das Leben lebenswert macht.


    Aber kommen wir zurück zum Thema:
    Raff passt hier wunderbar her, denn, obwohl er heute zu meinen Lieblingskomponisten gehört. musste ich eonige seiner Sinfonien erst öfter hören, bis ich ihre Schönheit erkannte- Bei Spohr arbeite ich noch heute daran - bisher ist es mir noch nicht gelungen.


    Und damit sind wir nun ganz nahe am Thema: Die Werke "erster Wahl" geniessen ihren "Vorsprung" teilweise positiven Vorurteilen, die über sie seit Jahrhunderten verbreitet werden UND der daraus resultierenden Tatsache, daß sie immer wieder zu hören sind. Wir sind gewissermaßen mit ihnen infiltirert.
    Das hat auch die Politik der verschiedensten Regime erkannt - wir assoziieren mit gewissen musikalische Werken Stimmungen und Weltbilder. Beethovens 9. ist hier nur ein Beispiel unter vielen.


    Über die Bach-Kantaten mein einst jemand, es wären viel zu viele überliefert - ein Segen, daß viele verloren gegangen sind. Der Autor projiziert damit lediglich seine Meinung auf die Allgemeinheit.


    Kommen wir auf ein konkretete Beispiel zu unserem Thread, noch dazu ein aktuelles.
    Gestern wurde ein Threaf über Mendelssohn Streichquintett Nr 2 gestartet.
    Ich gestehe, ich musste erst mal nachsehen, ob ich das Werk überhaupt in meiner Sammlung hatte.
    Ja - ich hatte - und zwar 2 Mal
    Aber ich hatte keine Erinnerung daran.
    Heute - ich hatte inzwischen auch in einige youtube- clips davon in verschiedenen Interpretatioen hineingehört - Erkenne ich den Beginn sofort, schon nach ein paar Sekunden - und ich frage mich, warum ich das Werk ursprünglich links liegen lassen konnte ?
    Die Antwort ist wahrscheinlich, weil es allmählich in meinen internen "Klassikpool" hineinwächst - quasi ein "guter Freund" oder ein "Familienmitglied" wird


    Werke die ich (oft temporär) für "überflüssig" halte (es gibt nur wenige) frustrieren mich NICHT. Sie liegen brav und still in der Sammlung und warten auch eine 2. oder 3. Chance. Und wenn sie sie nicht bekommen - Auch gut - sie geniessen ihr "Dolce fa niente" und räsonieren nicht.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Spitze gegen Raff hat wohl sein müssen ?

    Nein, aber mir fiel spontan nichts Besseres ein. Es ist nunmal so, daß ich seine Musik einfach nichtssagend finde, noch nicht mal "polarisierend". Wenn ich an Raffs Musik denke, dann denke ich einfach an ein einziges großes Nichts.


    Weinberg - ob man sämtliche Werke von ihm braucht oder nicht, wird wohl eine sehr persönliche Sache bleiben


    Genausogut könnte man es als überflüssig bezeichnen, sämtliche Werke von Schostakowitsch zu kennen - oder von Haydn.... :stumm:

    Nun, das ist wohl immer "eine sehr persönliche Sache". Sämtliche Werke von Haydn - ohne mich! Sämtliche Werke von Shostakovich - schon eher!


    Aber ich liebe diesen "Überfluß" - Er ist das Einzige was das Leben lebenswert macht.

    Ja, da ist wohl was dran. Aber mich interessiert eher der "Überfluß" in der Tiefe als in der Breite. Denn die Tiefe ist unendlich, die Breite aber nicht.


    Aber das Thema ist ja hier das wiederholte Hören, nicht wahr?
    Und ich bin sogar der Ansicht, daß man ein Werk erst durch oftmaliges wiederholtes Hören überhaupt verstehen bzw. erfassen kann. Ein für mich aktuelles Beispiel ist das Klavierkonzert von Grieg. Es ist auch schöne Musik, aber eben nicht nur. Das Stück spricht unmittelbar an. Es ist gekonnt. Durch das Hören zahlreicher Aufnahmen habe ich das Gefühl, daß ich für das Stück ein Verständnis entwickelt habe. Ich weiß nun, wie es klingen sollte - und wie eben nicht.