Hallo,
Karajan hat es als einer der Ersten deutlich erkannt und ausgesprochen:
die moderne Tonaufzeichnung ist ein eigenständiges Kunstprodukt, das mit dem Livekonzert nicht mehr in Einklang zu bringen ist.
Die immer mal wieder gehörte Forderung "es muss klingen wie im Konzert" zeigt, daß hier noch viel Unverständnis im Bezug auf die qualitativen Möglichkeiten der Stereofonie herrscht.
Karajan auf die Frage zur Hörqualität im Konzertsaal: Zeigen Sie mir einen Saal, wo es möglich ist, an allen Plätzen gleich zu hören.
Karajan weiter: Es sind nur wenige Sitzplätze, die überhaupt ein sehr sehr gutes Konzerthörerlebnis ermöglichen.
Es ist deshalb leicht verständlich, warum gerade Karajan - neben den üppigen Einnahmen - als Klangmeister der tontechnischen Nachbearbeitung viel Zeit gewidmet hat.
Zwei Beispiele: Allein durch Pegelanpassung werden Instrumente hörbar, die in der Originalaufnahme noch maskiert sind, künstliche Hallanteile verschaffen Raum und Größe, die manchem Werk erst die nötige Präsenz geben.
Aus den ersten Versuchen, musikalische Ereignisse der Nachwelt zu erhalten, ist im Laufe der Zeit eine eigene Musikwelt für das Individuum entstanden.
Kein Ersatz, keine Alternative, sondern etwas Eigenständiges neben dem Livekonzert.
So würde ich es betrachten.
Es grüßt
Karl