Alan Gilbert wird neuer Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters

  • Er wird einen Fünfjahresvertrag erhalten, wie der NDR berichtet.


    Ein (für mich) erstaunliches Detail: Es ist vereinbart, dass er für zwölf Wochen im Jahr in HH präsent sein wird.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Eine wirklich gute Wahl!


    Alan Gilbert ist dem Orchester bestens ja vertraut.
    Seit 2004 arbeitete er in Hamburg für elf Jahre lang als Erster Gastdirigent. Christoph von Dohnanyi hatte ihn mit Beginn seiner Amtsperiode als Chefdirigent mitgebracht. Es waren immer Konzerte, die sorgfältig vorbereitet waren, und oft gab es auch wirkliche Sternstunden.


    Das Orchester kommt mit ihm gut zurecht, über die Jahre ist eine enge Beziehung entstanden und man mag ihn!
    Selbst nach Dohnanyis Abgang 2011 hat Gilbert noch weitere vier Jahr mit dem Orchester gearbeit.
    Sein erstes Konzert in der Elbphilharmonie mit Mahler habe ich leider nicht gehört. Allgemein aber wurde positiv darüber berichtet!


    Zuletzt war er acht Jahre lang Chefdirigent des New York Philhamonic als Nachfolger von Lorin Maazel. Den Vertrag dort hat er nicht verlängert! Warum? Viele seiner Initiativen zur Erweiterung des Repertoires stießen wohl nicht auf viel Gegenliebe beim Orchester und den Sponsoren! Und auch seine Bemühungen um neue Zielgruppen waren nicht allgemein mitgetragen - obwohl sie erfolgreich waren und von der Presse gerühmt wurden.


    Man darf gespannt sein! Ob er nun der Mann für Mozart und Beethoven, Schumann und Mendelssohn ist, bezweifle ich! Aber ganz sicher wird es viele interessante Werke von Dvorak, Tschaikowski, Rachmaninoff, Janacek und Bartok, Stavinski, Nielsen und Lindbergh, Honegger, Messiaen, Gershwin, Ives, Ligeti und Adams geben - in vorzüglichen Interpretationen! Und sicher manche Überraschung!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Sehr, sehr schade, dass Thomas Hengelbrock in Hamburg aufhört. Meines Erachtens ein großer Verlust.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Also, ich finde die Wahl Alan Gilberts zum Chef ziemlich gut. Er ist ein erfahrener und fähiger Mann. Und er steht für ein interessantes Repertoire.


    Mit seinem New York Philharmonic hat er auf "dacapo" einen sehr guten Carl Nielsen - Sinfonien- und Konzertzyklus eingespielt:



    Und mit dem Royal Stockholm Philharmonic, bei dem er von 2000-8 Chefdirigent war, hat er eine Liveeinspielung von Mahlers Neunter auf BIS hinterlassen, die es in sich hat:



    Gilbert scheint mir grundsätzlich einen schlanken Klang zu bevorzugen, geschärft, transparent.


    Hengelbrock kam mir immer eher wie eine Verlegenheitslösung vor.

  • Ein (für mich) erstaunliches Detail: Es ist vereinbart, dass er für zwölf Wochen im Jahr in HH präsent sein wird.


    Lieber Norbert, ist das nun viel oder wenig? Ich bin immer bei anderen Dirigenten erstaunt, wie knapp die Zeit bemessen ist, die sie für "ihr" Orchester zur Verfügung stehen.


    Mein Eindruck war, dass er in NY gar nicht glücklich gewesen ist. Ob er wirklich der ist, als der es jetzt beschrieben wird, kann ich nicht beurteilen. Ich bleibe eher skekptisch angesichts der allgemeinen Begeisterung. Für unser mediales Zeitalter halten sich seine offiziellen Aufnahmen in einem eher überschaubaren Rahmen. Da ich Gilbert nie live gehört habe, kann ich mir also kein Urteil bilden.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Lieber Norbert, ist das nun viel oder wenig? Ich bin immer bei anderen Dirigenten estaunt, wie knapp die Zeit bemessen ist, die sie für "ihr" Orchester zur Verfügung stehen.


    Das ist eine gute Frage, lieber Rheingold.


    Auf dem ersten Blick erscheinen die zwölf Wochen wenig, aber ich denke, die Zeit ist "normal". Mariss Jansons hatte als Chefdirigent des Concertgebouw Orchesters und des SO des Bayer. Rdfs. ähnlich lange Präsenzzeiten in Amsterdam bzw. München.


    Man darf nicht vergessen, dass die Chefdirigenten auch bei anderen Orchestern gern gesehene Gäste sind.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ein (für mich) erstaunliches Detail: Es ist vereinbart, dass er für zwölf Wochen im Jahr in HH präsent sein wird.


    Warum erstaunlich? In jedem Dirigentenvertrag ist die jährliche Anwesenheitsdauer vorgeschrieben und zehn bis zwölf Wochen sind Standard für Chefdirigenten.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Erstaunlich deswegen, weil man idR nichts über die Präsenzzeit erfährt. Wie ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb, denkt man (oder dachte ich zumindest), dass ein Chefdirigent eigentlich länger "vor Ort" sein müsste.
    Aber Chefdirigenten sind gefragte Persönlichkeiten, da ist eine wesentlich längere Präsenzzeit wohl nicht machbar, vielleicht auch nicht erwünscht, weil Dirigenten und Orchester andere Impulse benötigen, um sich weiterzuentwickeln.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Aber Chefdirigenten sind gefragte Persönlichkeiten,


    Vor allem wollen sie mehrere Jobs gleichzeitig ausüben, was man sonst nur aus dem Niedriglohnsektor kennt. ;) Ich würde bei diesen Gagen niemanden einstellen, der gleichzeitig noch bei der Konkurrenz schafft.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Es ist doch mittlerweile Usus, daß Chefdirigenten mehrere Posten gleichzeitig bekleiden und deshalb nur eine begrenzte Zeit bei einem ihrer Orchester zur Verfügung stehen. Ich finde diese Praxis nicht gut, aber so ist das eben mit der "Globalisierung", nicht wahr?
    Ich nenne nur mal Namen wie Paavo Järvi (Tokio, Bremen, bald Zürich) und Andris Nelsons (Boston und Leipzig). Auch der aktuelle Chef des HR-Sinfonieorchesters, Andres Orozco-Estrada, ist neben dem HR gleichzeitig Chef beim Houston Symphony Orchestra und Erster Gastdirigent beim London Philharmonic Orchestra und bestreitet zahlreiche Gastdirigate.
    Alan Gilbert wirkt da auf mich noch vergleichsweise zurückhaltend.

  • Zuletzt war er acht Jahre lang Chefdirigent des New York Philhamonic


    .... und da denke ich mit Begeisterung an die Übertragung der 2. Mahler anläßlich des Gedenkens an den 9.11. unter seiner Leitung . Eine derartige bewegende Auferstehung hatte ich lange nicht gehört. Gänsehautfaktor. Ich hatte es aufgenommen auf den Festplattenrecorder. Als der kaputt ging, war die Aufnahme auch flöten.


    Herzlichen Glückwunsch den Hamburgern. ich glaube, er wird der Elbphilharmonie mehr bringen können als Hengelbrock. Dessen Eröffnungskonzert hatte mich schon wegen der Programmauswahl überhaupt nicht aus den Socken geworfen. Aber das ist Vorurteil, eine kompetentere Begründung und Bewertung können nur die Stammbesucher der Elbphilharmonie abgeben, die ich nach wie vor um ihr wunderschönes Bauwerk beneide.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Erstaunlich deswegen, weil man idR nichts über die Präsenzzeit erfährt. Wie ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb, denkt man (oder dachte ich zumindest), dass ein Chefdirigent eigentlich länger "vor Ort" sein müsste.


    Rein gefühlsmäßig würde ich behaupten, bei Berichten über eine Neuverpflichtung eines Chefdirigenten bei einem renommierten Orchester öfter über die vereinbarte Anwesenheitspflicht unterrichtet worden zu sein als über die festgelegte Gage... ;)


    Außerdem wurden die vereinbarten Anwesenheitszeiten von Chefdirigenten schon mehrmals im Forum angesprochen - die typischen 10 bis 12 Wochen könnten also bereits geläufig gewesen sein...



    PS: Die genannten Zeiträume gelten für Chefdirigenten von Symphonieorchestern. Opernchefs sind in der Regel merklich länger im Jahr vor Ort.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tatsächlich, dass scheint wirklich etwas dünnhäutig. - Insbesondere, da der Vorgang, d.h. die Bekanntgabe des Nachfolgers jetzt ja auch schon eine Weile zurückliegt und der gesamte Vorgang (Hengelbrock möchte nicht verlängern, man einigt sich schnell auf einen Nachfolger etc.) in meinen Augen erfreulich unspektakulär verlief ... Schade eigentlich! Habe Hengelbrock und "seine" Balthasar-Neumänner und -frauen erst am vergangenen Mittwoch hier in Hamburg mit einer phänomenal guten Marienvesper erlebt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.