Diese Opern gilt es zu kennen, zu entdecken - der ganz persönliche Opernkanon

Liebe Knusperhexe,

da mache ich mal den Anfang. In meinen Canon müßten sicher 40-50 Opern, deshalb nehme ich nur meine absoluten Lieblinge auf, darunter auch einige, die in Deiner Aufzählung fehlen. Es geht los:

Bellini Die Puritaner
Norma

Boito Mefistofele

Giordano Andre Chenier

Gounod Romeo et Juliette
Margarethe

Leoncavallo Bajazzo

Mascagni Cavalleria rusticana

Offenbach Hoffmanns Erzählungen

Puccini Tosca
Butterfly
Boheme

Strauss Die Frau ohne Schatten
Salome
Elektra
Ariadne auf Naxos

Verdi Luise Miller
Don Carlos
Rigoletto
Aida
Othello

Wagner Lohengrin
Rheingold
Walküre
Siegfried
Götterdämmerung
Tristan und Isolde

Und jetzt vermisse ich schon Hänsel und Gretel, die tote Stadt, Attila, Lucia di Lammermoor, Traviata, Turandot, Capriccio, den Holländer, den Rosenkavalier, ....................

Herzlichst La Roche

Die unten folgende Liste wurde ursprünglich für den "objektiven" Opernkanon erstellt, dem Bertarido eine sinnvolle Kriterienliste voranstellte, die noch einmal eines Zitates wert ist:

Zitat

1. Ziel
Ziel ist die Erstellung einer Liste von Opern, die als Kernbestand des Opernschaffens von den Anfängen dieser Kunstform um 1600 bis zur Gegenwart gelten können. Es sollen die herausragenden Werke der Operngeschichte aufgeführt werden, die man kennenlernen sollte, wenn man sich einen vertieften und umfassenden Überblick über die Oper verschaffen will.

Der Kanon soll nicht mehr als 150 Werke enthalten. Jeweils 25 Plätze sind für die Barockoper von den Anfängen bis ungefähr 1750 und für die Opern der Moderne ab ungefähr 1930 reserviert, um eine angemessene Berücksichtigung dieser Epochen zu gewährleisten.

2. Auswahlkriterien
Kriterien für die Aufnahme einer Oper in den Kanon sind:

Qualität des Werks (Ist die Oper ein „Meisterwerk“?)
Innovative Eigenschaft (Schlägt die Oper musikalisch oder musikdramatisch neue Wege ein?)
Wirkungsgeschichtliche Bedeutung (War die Oper einflussreich für die weitere Entwicklung dieser Kunstform oder der Musik im Allgemeinen?)
Berücksichtigung der verschiedenen Ausprägungen, Schulen und nationalen Traditionen der Oper

Nicht relevant sind persönliche Vorlieben der Beteiligten.

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Leider vermochte ich letztlich die gewünschten Kriterien nicht mit dem Limit für barocke und moderne Opern abzugleichen. Im Falle eines derartigen Kanons bin ich ganz bei Rankes "jede Epoche ist unmittelbar zu Gott", will sagen: jedem Abschnitt der (Opern-) Geschichte gebührt ein annähernd ähnlicher Anteil, zumal das Ziel lautet, "sich einen vertieften und umfassenden Überblick über die Oper [zu] verschaffen". Ohne ihre Genese ist gerade die Oper, dieses höchst seltsame und eigentümliche "Genre", eigentlich nicht zu begreifen.

Eine andere Quote erscheint mir allerdings sinnvoll - MSchenk hatte hier ähnliche Überlegungen:

Zitat

" eine der wesentlichsten Fragen, die ich mir bei der Zusammenstellung meiner Vorschlags-Liste gestellt habe, war die nach dem Sinn und Zweck eines solchen Kanons. Nach und nach bin ich dabei zu dem Schluß gekommen, dass es sich auch um einen Kanon handeln sollte, den man (einigermaßen chronologisch, gerne auch Abschnittsweise) durchhören können sollte um dabei nicht nur die wichtigsten Werke einer Epoche bzw. Gattung kennenzulernen, sondern auch um auf musikalische und musikhistorische Zusammenhänge und Besonderheiten aufmerksam gemacht zu werden - der eigene Forschertrieb sollte bei entsprechendem Interesse dann sein übriges tun. Insofern, aber das nur als Randbemerkung, halte ich es nicht für zwingend notwendig, neben dem Don Giovanni sowohl Le nozze di Figaro, als auch Così fan tutte in den Kanon aufzunehmen; mir würde Le nozze di Figaro reichen, auf Così fan tutte wird der interessierte Hörer dann schon selber kommen."

Auf eine der Mozart-da-Ponte-Opern wollte ich keinesfalls verzichten, aber zugunsten des "vertiefenden und umfassenden Überblicks" erschien ein Maximum von fünf Werken pro Komponist sinnvoll.

(Wegen des erfolgten Rückzugs ist das Layout nicht final)

Abbatini: Bene

Adès: Tempest

Auber: Diavolo

Bartók: Herceg

Beethoven: Fidelio

Bellini: Norma

Berio: Re

Berlioz: Cellini

Berg: Wozzeck

Biber: Chi

Birtwistle: Punch

Bizet: Pêcheurs

Boito: Mefistofele

Bonocini: Camilla

Britten: Grimes

Britten: Turn

Caccini: Euridici

Caldara: Chisciotte

Campra: Idomenée

Cavalieri: Rappresentazione

Cavalli: Calisto

Cavalli: Didone

Cavalli: Eliogabalo

Cerha: Präsident

Cesti: Pomo

Cesti: Semirames

Cimarosa: Matrimonio

Cherubini: Lodoïska

Dallapiccola : Prigioniero

Debussy: Pelléas

Delibes: Lakmé

Destouches: Omphale

Donizetti: Lucia

Donizetti: Pasquale

Dvorák: Rusalka

Dukas: Ariane

Enescu: Œdipe

Falla: Vida

Ferneyhough: Shadowtime

Fux: Constanza

Gagliano: Dafne

Gasparini: Bajazet

Giacobbi: Aurora

Гли́нка: Жизнь

Gluck: Orfeo

Gluck: Tauride

Gounod: Faust

Grétry: Zemire

Händel: Alcina

Händel: Deidamia

Händel: Orlando

Händel: Rinaldo

Händel: Tamerlano

Halévy: Juive

Haas: Bluthaus

Hasse: Partenope

Hidalgo: Celos

Holst: Savitri

Humperdinck: Hänsel

Janácek: Domu

Janácek: Jenufa

Janácek: Príhody

Keiser: Octavia

Krenek: Sardakai

Kraus: Proserpin

Kurtág: Partie

Lachenmann: Mädchen

Landi: Alessio

Landi: Orfeo

Leclair: Scylla

Ligeti: Macabre

Literes: Accis

Locke: Psyche

Lully: Atys

Lully: Amadis

Lully: Bourgeois

Mascagni: Cavalleria

Massenet: Thaïs

Mazzocchi: Adone

Messiaen: François

Meyerbeer: Huguenots

Milhaud: Eschyle

Monteverdi: Orfeo

Monteverdi: Poppea

Monteverdi: Ulisse

Mozart: Così

Mozart: Giovanni

Mozart: Idomeneo

Mozart: Nozze

Mozart: Zauberflöte

Мусоргский: Борис

Мусоргский: Хованщина

Nono: Intolleranza

Pergolesi: Frate

Peri: Euridice

Pfitzner : Palestrina

Poulenc: Voix

Puccini: Bohème

Puccini: Trittico

Puccini: Turandot

Purcell: Dido

Purcell: Arthur

Provenzale: Stellidaura

Rameau: Dardanus

Rameau: Hébé

Rameau: Paladins

Ravel: Enfant

Rihm: Mexico

Ри́мский: Китеж

Rossi: Erminia

Rossini: Tell

Rossini: Algeri

Roussel: Padmâvatî

Saariaho: Amour

Sacrati : Pazza

Salieri: Danaides

Scarlatti: Telemaco

Scarlatti: Tigrane

Schönberg: Erwartung

Шостако́вич: Нос

Schreker: Gezeichneten

Щедри́н: души

Smetana: Prodaná

Spontini: Vestale

Steffani: Alarico

Stradella: Tutore

Strauss: Ariadne/Bürger

Strauss: Schatten

Strauss: Elektra

Stravinsky: Progress

Sullivan: Ivanhoe

Szymanowski: Roger

Telemann: Quichotte

Traetta: Ifigenia

Чайко́вский: Онегин

Verdi: Ballo

Verdi: Falstaff

Verdi: Rigoletto

Verdi: Otello

Vinci: Catone

Vivaldi: Griselda

Wagner: Lohengrin

Wagner: Meistersinger

Wagner: Parsifal

Wagner: Ring

Wagner: Tristan

Weber: Freischütz

Weill: Mahagonny

Zemlinsky: Kleider

Zender: Quichotte

Ziani: Assalone

Zimmermann: Soldaten

Zitat von Knusperhexe

Herzlichen Dank für die vielen Anregungen. Ich habe auf Anhieb drei Werke gefunden in deinem Kanon, die ich mir noch erarbeiten möchte. Wäre es dir möglich bei all den von dir genannten Werken den vollständigen Titel zu nennen? Und auch noch nachträglich die Werke, die du in kyrillischer Schrift nennst, für uns zu übersetzen?

...

Glinka Ein Leben für den Zaren
Mussorgski Chowanschtschina
Rimski-Korsakow Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija
Schostakowitsch Die Nase
Schtschedrin Die toten Seelen
Tschaikowski Eugen Onegin

Der der Titel dieser Oper offenbar noch nie in diesem Forum erwähnt wurde, habe ich nach dem Null-Treffer-Ergebnis für "Cid" mal "Cornelius" in die Suchfunktion eingegeben und bin hier gelandet, weshalb ich das jetzt mal hier einstelle.

Ich habe zwar erst die Orchestereinleitung gehört, aber danach zu urteilen, scheint das Hören sehr zu lohnen:

Man kann hier zudem den jungen Endrik Wottrich lange vor seiner zweifelhaften Muskelmann-Heldentenor-Zeit hören.

Zitat von Stimmenliebhaber

Man kann hier zudem den jungen Endrik Wottrich lange vor seiner zweifelhaften Muskelmann-Heldentenor-Zeit hören.

Ich habe ihn als wunderbaren Siegmund in Chemnitz erlebt. Da war nichts zweifelhaft, er war fabelhaft.

Bei mir hat er aufgrund seiner Absage, den verstümmelten Parzifal von Schlingensief in Bayreuth zu singen sowieso Pluspunkte. Und wie man ihn hinterher behandelt hat (er hat sich auch in einem Interview im Opernglas dazu geäußert), das spricht Bände über unsere Demokratie. Die es im Kunstbereich sowieso nicht gibt.

Aber das gehört nicht in dieses Thema.

La Roche

Ich hatte vor einiger Zeit ein Projekt gestartet, bei dem jeder alle seine Lieblingsopern nennen konnte (bei mir waren es wie bei vielen hier über sechzig). Jede Woche musste eine davon "geopfert" werden, bis die eine überragende übrig blieb (bei mir war es das "Schlaue Füchslein"). Ich werde das hier nicht wiederholen, auch meine nicht noch einmal nennen.
Ich möchte nur auf eine Sache hinweisen. Ich bin total erfreut und überrascht, wie viele Janacek-Verehrer hier mitmachen. Nur eins kann ich nicht verstehen: wenn einer nur 3 nennt und etwa das "Füchslein" oder das "Totenhaus" ausklammert. Diesen Taminos möchte ich empfehlen, sich auch noch "Osud" und "Die Ausflüge des Herrn Broucek" zuzulegen. Bis auf den Erstling "Sarka" haben alle Janacek-Opern, bei unterschiedlicher Ausrichtung, eine überragende Musik. Besonders bedeutsam ist, dass das Orchester immer eine große Rolle spielen. Das ist nicht bei allen Opern so.

Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, lieber Dr. Pingel, warum bei Dir zwischen Barock oder so ähnlich und Janacek eine derartige Kluft von 200 Jahren klafft. Um Aufklärung wäre ich echt dankbar!

Diese Kluft gibt es nicht. Ich kenne die Opernwelt dazwischen gut, also Händel, Rameau, Lully, Mozart, Gluck, Verdi, Puccini, Wagner (wenn auch mehr oberflächlich), Strauss, Bartok, Kodaly, Pfitzner, Hindemith. Nur: ich kenne diese Opern nicht so gut wie viele hier, und darum schreibe ich nicht darüber, denn dazu gibt es hier viel kompetentere Leute als mich!