Graf: Gezim Myshketa
Gräfin: Mandy Fredrich
Susanna: Lauryna Bendziunaite
Figaro: David Steffens
Cherubino: Josy Santos
Marcellina: Maria Theresa Ullrich
Bartolo: Roland Bracht
Basilio: Heinz Göhrig
Curzio: Roman Poboinyi
Barbarina: Esther Dierkes
Antonio: Mark Munkittrick
Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Ben Gernon
Regie, Bühne und Kostüme: Nigel Lowery, Licht: Pat Collins, Chor: Christoph Heil, Dramaturgie: Juliane Votteler
Seit langer Zeit war ich erstmals wieder in einer Mozartoper, im Figaro. Eine fast ausverkaufte Repertoirevorstellung in einer jetzt auch schon 16 Jahre alten Inszenierung. Im Großen und Ganzen war es musikalisch ein erfreulicher Abend, alle Sänger waren in guter Form, selbst die als indisponiert angekündigte Lauryna Bendziunaite, die mit einer in der Lautstärke vielleicht etwas zurückgenommenen Stimme doch gut über den Abend kam. Das Timbre von Mandy Fredrich und Maria Theresa Ullrich war mir für Mozart ein Tick zu scharf, Frau Fredrich hatte auch kleinere Probleme mit den Höhen. Aber nichts gravierend Störendes. Star des Abends war ohne Zweifel die junge Brasilianerin Josy Santos, die nicht nur optisch sondern auch stimmlich den Cherubino in idealer Weise verkörperte, auf diese Sängerin sollte man achten. Die Männer alle rollendeckend, ohne jetzt besonders hervorzustechen.
Die Inszenierung war eine dieser aktualisierten Mischinszenierungen: das Stück begann in einer typischen heutigen Altbauwohnung mit Blick auf einen hässlichen Hinterhof, die Figaro gerade mit Gebrauchtmöbeln einrichtet (Nirostaspüle, Kühlschrank). Zwei Türen weiter wohnt das Fürstenpaar mit Blick auf eine Parklandschaft. Auch die Bekleidung war im Falle der Bediensteten aktuell (Bartolo als Polizist, Marcellina als Putzfrau), im Falle des Fürstenpaars eher der Mozartzeit entlehnt. Mal von solchen Unstimmigkeiten abgesehen, wurden aber die Handlung nicht verändert und auch keine unsinnigen Mätzchen inszeniert. Die Sängerdarsteller interagierten gut miteinander und je weiter der Abend fortschritt, umso mehr wurde man in das listige Beziehungs- und Täuschungsgeflecht mit hineingezogen. Der junge britische Dirigent Ben Gernon (ehemals Assistent von Gustavo Dudamal, demnächst Principal Guest Conductor der BBC Philharmonic) dirigierte eher flott, gab den lyrischen Passagen und Ensembles aber auch den nötigen Raum.