Premiere von Meyerbeer le Prophete am Aalto Theater Essen - der Abend der Marianne Cornetti

  • Gestern Nachmittag war es soweit , die von mir mit Spannung erwartete Premiere vo Le Prophete am Aalto Theater in Essen, wo diese Oper zum ersten Mal aufgeführt worden ist. Zuvor 2 Warnungen : Diese Inszenierung ist nichts für Verfechter von werkgerechten Inszenierungen und diese Oper dauert mit 2 Pausen 5 Stunden. Das Haus war nicht ganz ausverkauft und nach den Pausen sind auch immer mehr Zuschauer gegangen. Die Inszenierung von Vincent Boussard besteht, aus einer Drehbühne die irgendwann nur nervig ist und aus engen dreieckigen Räumen. Des weiteren gibt es viele Videoeinspielungen , wie zum Beispiel Regen oder im dritten Akt wenn die Wiedertäufer Jean als ihren Propheten anerkennen, wird eine aufgehende Sonne gezeigt. Am Ende gibt es auch einen Feuerzauber, wenn Berthe sich selbst umbringt . Das Zimmer von Jean im ersten Akt besteht aus einem Bett und einem Poster eines holländischen Fußball National Spielers mit der Nummer 14, außerdem spielt er mit einer elektrischen Gitarre. Wenn die Mutter , die inzwischen eine Bettlerin ist, ihren Sohn wiedertrifft, hatt sie immer noch die gleiche Kleidung an , wie im ersten Akt. Personenregie findet leider auch nicht statt, so fällt es mir zumindestens schwer, sich in die Personen hineinzuversetzen. Großartig wurde die Aufführung von Guliano Carrella geleitet. Er dirigierte sehr sängerfreundlich . Die Musik von Le Prohepte finde ich ist ein Misch Masch aus vielen Richtungen. Bei der Ballett Musik hört man die Musik aus der Strauß Dynastie heraus, das Duett zwischen Fides und Berthe erinnert an la Gioconda . Und natürlich erinnert vieles an Belcanto. Schier unmenschliches leisteten die Sänger gestern Abend. Allen voran Marianne Cornetti. Ihr Mezzo scheint keine Grenzen zu kennen und sie i, obwohl von der Regie alleine gelassen, eine begnadete Sänger Darstellerin und war auch die einzige Person, in die ich mich gedanklich hineinversetzen konnte. John Osborn , war als jugendlicher Draufgänger kostümiert , sang seine Partie ebenfalls tadelos und er klingt dabei überhaupt nicht angestrengt. Dagegen fiel die Berthe gesungen von Lynette Tapia etwas ab. Ihre Stimme war leider zu dünn und klang auch in den Mittellagen etwas heiser. Die mittleren Partien waren ebenfalls sehr gut besetzt. Großartig auch der Chor und Kinder Chor des Aalto Theaters. Am Ende gab es über 15 Minuten Schlußapplaus mit stehend Ovationen für Marianne Cornetti, John Osborne und den Dirigenten. Das Regieteam wurde mit Buhrufen empfangen, die dann aber von Bravos übertönt worden sind.

  • Bei der Ballett Musik hört man die Musik aus der Strauß Dynastie heraus, das Duett zwischen Fides und Berthe erinnert an la Gioconda .

    Viel Schmarrn (Johann Strauß Sohn hatte bis zum Uraufführungsjahr des "Propheten" 1849 nicht nicht viel Bleibendes komponiert und Gioconda wurde 27 Jahre später als der "Prophet" uraufgeführt - wenn sich also jemand vom anderen hat inspierieren lassen, dann die anderen von Meyerbeer!), wenig zu den Sängern (kein Wort zum Titelinterpreten!!!), der Werktitel fast(!) immer richtig geschrieben (wenn man mal von Akzenten u.ä, absieht), der Komponistenname im Rubriktitel nicht. Ich muss gestehen, ich habe hier schon bessere Rezensionen gelesen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ach du Scheiße. Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen. Stattdessen habe ich mir Karten gekauft und gehe auch noch mit unserem Pastor in diese Verfremdungsorgie. Na Prost Mahlzeit. Übrigens habe ich gehört, dass die Buhrufe vielmehr waren als der Applaus für das Regieteam. Und wenn ich mir die Fotos anschaue, dann auch sehr gerechtfertigt.

  • Lieber Rodolfo, danke für Deinen Bericht. Lass Dich nicht von dem üblichen Miesmacher ärgern, der sich selber nicht die Arbeit macht, Besprechungen zu schreiben. :no:


    Auch ich habe inzwischen eine Karte und bin gespannt, ob sich meine Eindrücke mit Deinen decken. :hello:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    zu John Osborn kann ich nur soviel schrieben, daß er einen kraftvollen Tenor hat und keinerlei Probleme mit der Partie hatte. Marianne Cornetti hatt einen dunklen Mezzo und schafft die zwei Oktaven, die diese Roller erfordert, mühelos. Was die musikalischen Eindrücke angeht, so war das mein empfinden beim ersten Hören.
    Was den Applaus angeht, wo wurde es erst ganz still, als das Regieteam auf die Bühne geholt wurde, dann gab es Buhrufe, die dann aber von Applaus übertönt worden sind.

  • Ich zitiere von Facebook:" In der ersten Pause verließen ca.10% des Publikums das Theater, in der zweiten Pause nochmals ca. 20%. Ein Regietheater - Prophet zwischen Bierkästen (Schleichwerbung??) und Erbrochenem ist halt nicht jedermanns Sache. Musikalisch allerdings eine hochkarätige Leistung'.


    Schade, dass ich hier nicht meine gesammelten Entwürfe zum Propheten posten darf. Sie sind leider noch urheberrechtlich geschützt. Gerade die aus Köln von 1910 sind wunderschön.

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    zu John Osborn kann ich nur soviel schrieben, daß er einen kraftvollen Tenor hat und keinerlei Probleme mit der Partie hatte.

    Lieber Rodolfo39,


    bestan Dank für die nachgelieferte Aussage zu Herrn Osborn. Keinerlei Probleme in dieser Rolle, das ist schon bemerkenswert und keineswegs selbstverständlich (siehe Braunschweig 2014!)


    Vielleicht kann du ja deinen Startbeitrag noch einmal bearbeiten und dabei das fehlende "e" vor dem "y" im Komponistennamen ergänzen? Noch läuft die Bearbeitungszeit.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich zitiere von Facebook


    Auf die Idee muss man erstmal kommen ... :untertauch:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Jetzt hatte ich also auch das Vergnügen,Meyerbeer endlich einmal live hören zu dürfen. Musikalisch bin ich nicht enttäuscht worden. Das Dirigat war großartig und die Sänger weitestgehend auch. Das pompöse, teilweise überdramatische der Partitur kam wunderbar herüber. Aber auch die innigen Momente. Besonders da wo Johann seine Mutter verleumdet.
    Die Inszenierung war eine einzige optische Krücke. Wie kann man solche Kostüme entwerfen und schneidern????? Billig, das ist noch zu schön formuliert. Und dann dieses Bühnenbild. Eine Drehbühne, die wie ein Karussell permanent rotiert. Eine Personenregie, die keine ist. Die schöne Ballettmusik wurde von zwei Hupfdohlen begleitet. Also wirklich eine einzige Katastrophe. Der Saal leerte sich zusehens. Ich hätte nicht geglaubt, dass die schreckliche Margarete oder der gähnend langweilige Freischütz in Münster noch zu toppen seien doch dieser Prophet hat es geschafft. Die saure Gurke schlechthin für die langweiligste, geschmackloseste und uninspirierteste Inszenierung, die ich in dieser Saison live sah, geht bislang eindeutig an der Prophet. So langsam habe ich wirklich keinerlei Interesse mehr an Opern besuchen. Dafür sind mir Zeit und Geld zu schade.

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  • Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder. Wir saßen im Rang und da war nachher fast alles leer. Auch im Parkett konnte ich sehen, dass ganze Reihen sich geleert hatten. Es ist mir völlig unbegreiflich, wie man so gegen die Musik inszenieren kann. Meyerbeer braucht eben auch Schauwerte. Es gab eine Stelle, die fand ich mal wieder absolut bezeichnen für das Regietheater. Das ist mittlerweile so durchschaubar. Wenn im Textbuch steht schwarz, dann macht der Regisseur alles in weiß. Ich hätte wetten können, als fides aufgefordert wurde, sich vor ihrem Sohn hin zu knien, das der Regisseur das missachtet. Und genauso war es ja dann leider auch. Ganz ehrlich, ich war im zweiten Akt so genervt, dass ich überlegte rauszugehen. Ich bin eben ein Mensch, der von Bildern lebt und ich musste gestern so häufig die Augen schließen, das ist nicht nur noch genervt hat. Dieser überdimensionale Hase beim Ballett. Und dann dieses peinliche Finale. Das schlimmste waren für mich aber die Kostüme. Das Bühnenbild hatte ja manchmal sogar noch ein paar Momente, die mich neugierig machten. Aber diese Fetzen, die die Sänger gezwungen waren, zu tragen. Nein, also wirklich, ich hoffe, dass mein Hirn das alles ganz schnell löscht Punkt

  • Ich hätte wetten können, als fides aufgefordert wurde, sich vor ihrem Sohn hin zu knien, das der Regisseur das missachtet. Und genauso war es ja dann leider auch.


    Das hatte ich auf die Korpulenz der Sängerin geschoben, bei der ich befürchtet hätte, dass sie von den Knien allein gar nicht wieder hochkommt. :untertauch:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Diesmal scheinen ja mal alle einer Meinung zu sein was die nicht vorhandende Inszenierung betrifft. Eine konzertante Aufführung wäre besser gewesen.
    Und die Drehbühne wurde nur noch nervig.