Im Vergleich mit der wunderbaren Musik Verdis beim zuletzt gesehenen Macbeth und der psychologischen Tiefe des Verdigesangs fällt Puccinis Tosca doch recht ab, in den Bereich der oberflächlichen Schauergeschichte. Geadelt wird Puccini, andere sehen das ja anders, vor allem durch den schmelzigen Gesang, besonders der Tenöre. Die heutige Tosca Tatiana Serjan sang überzeugend und gab der Rolle auch genügend Profil. Von Ambrogio Maestri (Scarpia) hätte ich mir mehr erwartet, er sang gut, aber eigentlich ohne die für die Rolle notwendige Brutalität in der Stimme. Vor allem sein Auftritt im ersten Akt verpuffte auch von der Schallstärke her, über die er ja durchaus verfügt und seinen Bariton im zweiten Akt auch kraftvoll zu Gehör brachte. Am wichtigsten ist wohl in diesem Stück für mich der Tenorpart, denn eine schlechte Tosca wagt sich wohl keine Operndirektion einzusetzen. Wo sind aber die Tenöre, die wirklich als Cavaradossi überzeugen können (zuletzt vor 5 Jahren war das für mich Jonas Kaufmann in der Bayerischen Staatsoper, damals auch mit Tatiana Serjan und einem minder guten Scarpia). Massimo Giordano sang als Cavaradossi eher verhalten, im Liebesduett im ersten Akt ging er neben der über enorme Schallkraft verfügenden Tatiana Serjan völlig unter. Auch gelang die erste Arie nicht wirklich, zumindest missfiel mir die Intonation des Tenors. Damit war der Abend schon etwas eingetrübt und wurde im Laufe der folgenden Akte auch nicht wirklich nach oben gerissen. Es war insgesamt aber auch keine schlechte Aufführung, vielleicht singt sich Giordano im Verlaufe der Serie (heute war die erste Vorstellung, die Leitung hatte Renato Palumbo) ja noch frei. Auf die anderen Rollen einzugehen, lohnt sich nicht wirklich, im Grunde sind es nur Stichwortgeber.
Schön ist auch das Bühnenbild (Anthony Ward) dieser aus dem Jahre 2000 stammenden Produktion. Vor allem der erste Akt beeindruckt. Das Stück spielt in einer offenbar zur Bühne umgestalteten Kirche. An der linken Wand malt Cavaradossi seine Heilige in realistischer Manier, dahinter ziehen zwei mächtige Säulen nach oben, zwischen denen Scarpia seinen Auftritt hat. Im Hintergrund befindet sich ein Vorhang, der am Ende des Aktes geöffnet wird und den Blick auf eine pompös geschmückte Maria und dahinter stehende Priester freigibt. Die Bühne selbst ist mit Stühlen bestückt, auf denen der Chor (im Sinne von Zuschauern) zum Sitzen kommt. Letztlich ist auch immer wieder beeindruckend, wenn Tosca von der Plattform der Engelsburg springt. Der Beifall im voll besetzten Haus war bravourös, aber nicht sehr lang.