Um es gleich vorwegzunehmen: Ohne "Vergleichendes Hören" wird man als "Rezensent" eines Klassikforums, aber auch einer Klassikzeitschrift kaum Berichte schreiben können - sie sind für uns also in vielen Fällen unentbehrlich - ein nowendiges Übel, ein Mittel zum Zweck. Allerdings habe ich die Beobachtung gemacht, dass vergleichendes Hören oft zur Folge hat, dass einem in letzter Konsequenz gar keine der verglichenen Aufnahmen gefällt. Die Idee zu diesem Thread kam mir soeben, als ich mir im Rahmen der Katalogisierung der neu zugekauften Aufnahmen einige Streichquartette mit dem Kodaly Quartett auflegte. "Eigentlich wunderschön" - so dachte ich - Aber hatte ich nicht vor einigen Wochen ein ganz anderes Urteil von mir in Erinnerung ? Genau !! - aber damals hörte ich das Werk, es handelt sich konkret um Haydns Streichquartett op. 64 Nr. 4 im Vergleich mit diversen anderen Formationen und jeweils unterschiedlicher Tontechnik. Mal dunkler, mal heller, mal silbrig-durchsichtig, mal kompakter, trockener oder halliger etc. etc.
Jedesmal bedeutet das ein Umgewöhnen des Gehirns und nach einger Zeit hat man so etwas ähnliches wie einen "verdorbenen Magen" - wenn man die Speisenfolge eines Menüs nicht sorgfältig aufeinander abgestimmt hat.
Daher bin ich dazu übergegangen in vielen Fällen (immer gehts nicht) mich der jeweiligen Aufnahme (Interpretation) hinzugeben , bzw "auszuliefern" Man kann auch Urteile abgeben ohne Vergleiche zu ziehen - UND man kann auch Musik hören ohne zu urteilen - fast wie in "guten alten Zeiten"
Hat jemand ähnlicher Erfahrungen oder könnt ihr das überhaupt nicht bestätigen ?
mfg aus Wien
Alfred