Der Böse in der Oper- Ein teuflisches Thema

  • Ja Ihr habt ganz richtig gelesen: DER Böse, nicht das Böse oder der Bösewicht (Bösewichte hatten hatten wir schon mal).


    Heute aber geben wir uns nicht mit irgendwelchen kleinen uoder weniger Kleinen Bösewichten ab - sondern mit dem Chef persönlich. der ja oft genug in Opern. vorkommt.


    Wer hat Ihn Eurere Meinung nach am überzeugendsten gestaltet?


    Das kann textlich oder aberf auch musikalisch versanden werden.


    Viele Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat


    Heute aber geben wir uns nicht mit irgendwelchen kleinen uoder weniger Kleinen Bösewichten ab - sondern mit dem Chef persönlich. der ja oft genug in Opern. vorkommt.



    Salut,


    so? Also ich kenne jetzt spontan überhaupt nur Samiel. Und das auch nur, weil ich nur noch knapp drei Stunden Zeit habe, bevor "heute" vorbei ist.


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Heute aber geben wir uns nicht mit irgendwelchen kleinen uoder weniger Kleinen Bösewichten ab - sondern mit dem Chef persönlich. der ja oft genug in Opern. vorkommt.


    Mir fallen fürs Erste auch nur alle möglichen Stellvertreter ein, die er vorschickt...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    Nun dann möchte ich Euch gerne auf die Sprünge helfen:


    Nehmen wir mal "Hoffmanns Erzählungen" her.


    Die 4 Bösewichter stellen ja Hoffmanns Schcksal das. Immer wenn Hoffmann sich dem Ziel nahe gelaubt, tritt einer dieser Böslinge auf und macht quasi im Handumdrehen Hoffmans Glück zunichte.


    Man kann hier einfach vier , Bösewichter sehen, die bei Hoffmann stets dasselbe bewirken - aber IMO ist das mehr.
    Es wird schon in den diversen Opernführeren immer wieder drauf hingewiesen, daß diese vier Charaktäre EIN und DIESELBE Person sind.


    Schauen wir uns an, was diese Personen vollbringen:


    "Brillen, die jeden toten Gegenstand im Nu beleben"
    Augen, die wie lebendig wirken herzustellen,
    Die Erzeugung des sprechenden Bildes von Antonias Mutter,
    Besitzer eines Spiegels (Diamant) der das Spiegelbild (hier sinnbildlich für Seele) seiner Opfer gefangen hält. (Im Original der Schlehmihl geschichte ist es der Schatten - auch ein Symbol der Seele)


    Wer sonst, als der Teufel selbst könnte all dies vollbringen ?


    Nun könnte man drüber spekulieren, ob diese drei Figuren (Lindorff ist ja schwer zu klassifizieren) der Teufel sind - oder nicht.
    Offenbach, sagt JA zu dieser Frage.
    Im Giulietta- Akt heißt der Bösewicht, de mittels einer Kurtisane auf Seelenfang geht (wie passend) DAPPERTUTTO, was soviel wie "überall" bedeutet und zugleich ein Synonym für den Teufel ist.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    zunächst zu Hoffmann:


    das Problem in "Hoffmanns Erzählungen" ist ja, daß es zum einen Hoffmanns Erzählungen sind, also eine (verzerrte) Sicht der Dinge aus der Perspektive Hoffmanns (und die ist getrübt durch die Liebe zu Stella und seine Trunksucht (seine Muse (Nicklausse) steigt ja im Prolog nicht umsonst aus einem Weinfaß). Zum anderen sind das, was Hoffmann den Studenten erzählt, "Geschichten". Geschichten über seine unglückliche Liebe, nicht realistisch, sondern allegorisch gemeint. So wie die drei Frauengestalten nichts weiter sind als Stella in unterschiedlichen "Entwicklungsstufen" (Sängerin, Geliebte, Kurtisane, siehe Epilog), so ist Lindorf immer der "ewige Konkurrent im Hintergrund" in seinen unterschiedlichen Inkarnationen, der immer "dazwischenfunkt" (nicht umsonst sollen die Frauen- und "Bösewicht"-Rollen ja von jeweils einer Sängerin/einem Sänger dargestellt werden). Sicher ist Lindorf kein angenehmer Zeitgenosse und pflegt äußerlich ein wenig seinen "aspect satanique", doch der "Teufel" ist er bestenfalls in der Vorstellung Hoffmanns, der einen Schuldigen für sein eigenes Versagen in Liebesdingen braucht. Denn Hoffmann hat Stella erst in seinen Träumen so über die Maßen idealisiert, daß sie als gefeierte Diva im wahren Leben seinen Ansprüchen nicht genügen kann und ihn zwangsläufig enttäuscht (und von diesen Enttäuschungen handeln seine Geschichten). So stößt er sie denn am Ende von sich und läßt sie mit ihrem Galan Lindorf ziehen, nicht ohne sie vorher noch einmal in der letzten Strophe seines "Kleinzack"-Couplets zu beleidigen. Die Muse (also der Alkohol) rät ihm, sie als seine Geliebte zu erwählen und seinen Schmerz in Kunst zu verwanden. Wie er sich entscheidet, bleibt allerdings offen...


    Nun noch kurz zu den Teufeln in der Oper:


    Zunächst gibt es die mehr oder minder eleganten "Teufelchen" der französischen Oper, eher ölige Verführer und bissige Kommentatoren. Den "Fürsten der Finsternis" lassen sie, wenn überhaupt, erst ganz am Schluß heraushängen (wie etwa in "Damnation de Faust" von Berlioz). Samiel im "Freischütz" hat dagegen nichts Verführerisches, er ist hier eher der dämonische Kassierer, der am Ende eben doch nicht hilft und gnadenlos seine Rechnung präsentiert. Eine gute Mischung aus Verführer und Dämon ist Boito in seinem eher unbekannten "Mefistofele" gelungen, der Teufel besitzt hier sogar eine gewisse Größe, wenn er mit Gott im Prolog um die Seele von Faust wettet. Als gelungenste Inkarnation des Satans empfinde ich aber Busonis Mephistopheles in "Doktor Faust": ein geschickter zynischer Manipulator und Illusionist, der Faust geradezu in den Teufelspakt zwingt, am Ende aber nicht mehr als dessen sterbliche Hülle bekommt.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Sehr gelungen als zynisch überlegener Verführer: Nick Shadow in The rake's progress. Der klassische "Märchenteufel" findet sich in S. Wagners Bärenhäuter.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo und guten Abend,


    sie trägt's schon im Namen- ob nun Káca, Kathinka, Käthe oder Kate - bei Dvorak und vorgenannter Kratzbürste wimmelt es ja von Teufeln, es spielt ja immerhin ein ganzer Akt bei Ihm in der guten Stube.


    Und, ich darf hier gleich einen HIIILLLFFEEEruf loslassen. Besitzt jemand von Euch das Libretto und kann es mir leihen? Nur tschechisch wäre bissel mühsam, irgendwas in der Richtung deutsche-französische-englische Übersetzung sollte dabei sein. Oder kennt jemand eine Bezugsquelle? Habe sowohl Bibliotheken als auch Antiquariate durchforstet und bestenfalls den Klavierauszug gefunden, aber 30 Euro waren mir doch zu teuer.


    Ich würde mich auch mit zwei Beiträgen im Opernforum revanchieren :rolleyes: : mit besagtem Kätchen und Dvoraks Dimitrij.


    Es grüßt Euch Reinhard - der's ja mit den Opern nicht so sehr hat, aber mit Dvorak besonders. :D

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)