Im Schatten der Italiener ? - Die französische Oper

  • Liebe Opernfreunde,


    Wenn Heute von "Oper " die Rede ist, dann ist in der Regel von der italienischen Oper die Rede. Was in deutscher Sprache auf die Opernbühne kommt, kann man - von Wagner mal abgesehen - an den Fingern beider Hände abzählen. Darüber gibt es bereits einen Thread, der aber vorzugsweise das Therma "Deutsche Spieloper" behandelt - wenn auch nicht ausschließlich.
    An sich werden die Werke ja einzeln behandelt, aber ein allgemeinener Überblick, ein Trailer gewissermaßen (wie es so schön auf Neudeutsch heißt) ist sicher hilfreich, kann also nicht schaden.


    Schaun wir also zu französichen Oper. Auch sie teilt sich in "Spieloper" und "Große Oper".


    Die französische Barockoper klammere ich hier aus, weil sie erstens schon ausgiebig in den Threasd unseres "Lullisten" zu Worte kam, und zweiterns, weil sie - wie alle Barockoperen - ein Sonderfall ist.
    Hier geht es also Vorzugsweise ums 19. Jahhundert.


    Damals gab es eine Reihe von französischen Komponisten, deren Werke
    regelmäßig auf den Spielplänen führender Opernhäuser standen.


    Adam, Auber, Bizet, Boieldieu, Delibes,Debussy, Halévy, Meyerber, Gounod, Massenet - und sicher hab ich noch ein paar bedeutenden Namen vergessen, sie alle waren einst in aller Munde, und - vor allem - auf allen Spielplänen der Welt.


    Heute kennt man die meisten der angeführten Komponisten nur mehr dem Namen nach - wenn überhaupt, von manchem EIN Schlüsselwerk.


    Die Frage ist, warum beispielsweise Verdi, heutzutage DERART tonangebend (im wahrsten Sinne des Wortes) ist während seine Konkurrenten, einst als ebenbürtig eingestuft, heit sehr im Schatten seiner Opern stehen.


    Ist es die Musik ? Sind es die Libretti - oder die Sprache ?


    Wie kann das Interesse an diesen Werken wieder erweckt werden ?


    Hier soll nur ein grober Überblick geschaffen werden - eine Vorab- Analyse, denn es ist geplant hier im Forum dem Themenkreis "Französische Oper" mehr Raum einzuräumen und ihm mehr Bedeutung zuzuerkennen.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    der Niedergang der französischen Oper nicht nur in Deutschland (auch in Frankreich selbst) hat, glaube ich, mehrere Gründe.


    Da wäre zunächst die fortschreitende Globalisierung der Opernwelt. Im Zuge der Umwandlung vom Ensembletheater zum Stagionebetrieb lösten sich auch die typischen nationalen Eigenheiten zugunsten internationaler Standards auf. Man wollte eben die besten Sänger aus aller Welt haben und so jetteten dann zunehmend ein paar Handvoll internationaler Stars über die großen Opernbühnen und dominierten auch die Plattenaufnahmen. Zu ihnen gesellten sich ubiquitäre "Stardirigenten", denen spezielle nationale Eigenheiten oftmals fremd waren und blieben. Vergleicht man etwa die Aufnahmen der "Contes d´Hoffmann" und "Carmen", die von Pretre und Cluytens Ende der Vierziger/Anfang der Fünfziger mit kompletter französischer Besetzung gemacht wurden, mit "internationalen" Aufnahmen der 60er und 70er, so hört man, was verloren gegangen ist: die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit des Gesanges, die Klarheit der Diktion, die Feinheiten vokaler Schattierung, kurzum: das "Französische" in der französischen Oper. Einzig Nicolai Gedda war da in stilistischer Hinsicht ein Lichtblick. Und da kaum noch im französischen Stil gesungen wurde, gab es eben nur wenige Lehrer, die ihr Wissen um die Tradition an kommende Sängergenerationen weitergeben konnten.


    Die internationale Standardisierung hatte auch noch eine zweite Konsequenz: das Repertoire wurde auf die Stücke hin abgeklopft, die gut genug waren, als "Transportmittel" der nun engagierten internationalen Stars zu dienen. Denn da diese ja überall gefragt waren, konnten (und wollten) sie meist nur eine begrenzte Zahl von Rollen einstudieren. So fielen dann eben die kleinen, charmanten, aber wenig spektakulären Stücke durch den Rost (Adam, Auber, Boieldieu), eine Entwicklung, die in Deutschland etwa Lortzing weitgehend von den Bühnen hat verschwinden lassen. Übrig blieben einige wenige international vermarktbare Stücke - Bizets "Carmen", Berlioz´ "Damnation des Faust", Debussys "Pelléas et Melisande" oder Offenbachs "Contes d´Hoffmann". Bei zwei besonders populären Opern des 19. Jahrhunderts wurden in letzter Zeit auf der Bühne und auf CD Wiederbelebungsversuche gemacht: bei Gounods "Faust" und Meyerbeers "Hugenotten". Während die CDs einigermaßen glückten (Plassons "Faust" und Diederichs "Hugenotten", beide bezeichnenderweise mit demselben (nichtfranzösischen, aber stilgenauen) Tenor: Richard Leech), konnte wohl nur Gounods "Faust" zumindest zeitweise der Vergessenheit entrissen werden. Meyerbeers Anforderungen an die Szene (große, kostspielige Tableaus, viele Szenenwechsel, viele Sänger und Chor) und an die Sänger (technisch gesehen äußerst vertrackt und schwer zu singende Partien) sowie Wagners vernichtendes Urteil von der "Wirkung ohne Ursache" dürften eine Renaissance dieses deutsch-französischen Komponisten unwahrscheinlich werden lassen.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo!!


    Leider sind bis auf Carmen, Hoffmanns Erzählungen und vielleicht Guillaume Tell in der Versenkung verschwunden!!Das ist schade, aber nicht nur in der französischen Oper so, auch in der deutschen Operngeschichte sind so viele schöne Werke verschwunden, auch in der italienischen, obwohl da eher die Zeit bis 1850 verschwunden ist, bzw. nur mehr sporadisch gespielt wird, bis auf einige Aufnahmen!!


    wenn ich das Geld hätte, tät ich ja ein Opernunternehmen gründen, dass sich solchen Schätzen widmet:
    Adam, Auber, Halevy hätten es sich verdient gespielt zu werden!!!


    LG Joschi


    PS: Spenden gern gesehen :D :stumm: :untertauch:

  • Bei Meyerbeer ist das Hauptproblem, glaube ich, die Anforderung an den Tenor: Permanent in hoher Lage, lyrisch im Klang, braucht aber dennoch die Fähigkeit zur dramatischen Attacke.
    Rein musikalisch ist Meyerbeer IMO dem Spätwerk Verdis unterlegen - aber nicht den ungefähr zu Meyerbeers Lebzeiten komponierenden Italienern. Im Gegenteil: Der Deutsch-Franzose hat ihnen eine exqusite Orchesterbehandlung voraus und ein Raffinement in der Harmonik, das ziemlich einzigartig ist.


    Ich glaube, man sollte aber nicht nur Meyerbeer ins Spiel bringen, sondern (vor allem!) Hector Berlioz. "Benvenuto Cellini", "La Damnation de Faust" (geplant als Oper für den Konzertsaal) und "Les Troyens" mögen schwer überschaubare Monstren sein - aber genau diese wuchernde Vielfalt macht sie für mich zu Meisterwerken der Opernbühne. Es ist eine andere, keine prinzipiell schlechtere Dramaturgie. Und die Musik ist, sieht man von einer gewissen Schwäche in der Melodieformulierung ab, einfach visionär.

    ...

  • Wenn französische Oper des 19. Jhd, dann lohnt sich auch ein Blick auf das Schaffen des Emanuel Chabrier, der den meisten - leider Gottes - nur noch mit seiner spritzigen Orchester - Rhapsodie Espana in Erinnerung geblieben ist.


    Dass Chabrier jedoch zu weit mehr fähig war, davon zeugen Teile seines Klavierwerks (Bourrée fantasque), die noch auf Ravel nachwirken und - so liest man - seine Opern (die ich bisher leider noch nicht kenne).


    Mit Gwendoline errang Chabrier 1896 einen Riesenerfolg, eine Oper die im 8. Jh. in Britannien spielt.


    Le Roi malgré lui (1887) gilt wohl als Chabriers bedeutenste Oper. Sie wurde noch von Strawinsky bewundert und Ravel soll über sie ausgesagt haben, er hätte es lieber fertiggebracht einmal einen Le Roi malgré lui zu komponieren, als den kompletten Ring des Nibelungen. - Inwiefern man dieser Aussage Glauben schenken darf, weiß ich nicht.


    Vielleicht kennt jemand diese Opern und kann kurz seine Eindrücke/Erfahrungen schildern?


    :hello:
    Wulf.

  • Hallo Forianer,


    bitte vergesst nicht Gounods "Faust", eine Oper die an allen großen Opernbühnen der Welt gespielt wird. Auch die Opern Jules Massenet sind noch sehr verbreitet.


    Wenn ihr dann die bereits genannten Opern hinzunimmt plus die französischen Barockopern von Lully, Charpentier und Rameau, dann sieht es gar nicht so schlecht aus.


    Bezeichnend ist auch, dass die französische Oper keine so Vielschreiber zur Verfügung hatte wie die Italiener.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Bezeichnend ist auch, dass die französische Oper keine so Vielschreiber zur Verfügung hatte wie die Italiener.


    Hm, Donizetti hat 70 geschafft, Boieldieu immerhin 40. Ist zwar weniger aber immer noch genug, denke ich.

  • hallo, ich bin ein großer liebhaber der franz. musik und daher auch der frz. oper, die ich sogar noch ein wenig mehr schätze als die italienische.


    traumhafte werke, um nur einige beispiele zu nennen, sind z.b.:



    berlioz, les troyens; benvenuto cellini; beatrice et benedicte


    bizet: carmen, les pecheurs de perles, djamileh


    chabier: briseis; gwendoline


    g. charpentier: louise


    chausson: le roi arthus


    cras: polypheme


    debussy: pelleas et melisande; rodrigue et chimene


    faure: penelope


    gounod: faust; romeo et juliette


    lalo: le roi d'ys


    magnard: guercouer


    massenet: esclarmonde; manon: werther; le roi de lahore; cendrillon; le cid; herodiade; cherubin etc.


    meyerbeer: le prophete, l'africaine, les huguenots


    ropartz: le pays


    roussel: padmavati


    saint-saens: samson et dalila


    thomas: hamlet; mignon



    alle absolut zu empfehlen´und sicherlich noch viele andere, die ich auf die schnelle vergesen habe... !!! :jubel::jubel::jubel:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Maitre Klingsor hat eine wunderschöne Liste vorgelegt von französischen Opern, der ich nur ein paar hinzufügen will - als da wären:
    - "Le chateau des Carpathes" von Philippe Hersant
    - "Le 60ème Parallele" von Gilbert Manoury
    - "Le Premier Cercle" von Gilbert Amy
    - "Christophe Colombe" von Darius Milhaud
    - "Le pauvre matelot" von Milhaud
    - "Les Malheurs d'Orphée" von Milhaud
    - "Les dialogues des Carmélites" von Francis Poulenc
    - "Les mamelles de Tirésias" von Poulenc
    - "Angélique" von Jacques Ibert
    - "Francois d'Assise" von Olivier Messiaen


    Alle diese Opern kann ich empfehlen - den Amy allerdings nur für jene unter uns, die mit einer avancierten Sprache keine Probleme haben; Amy kommt von Boulez - und das hört man.


    Es stimmt allerdings, daß es französische Opern bei uns etwas schwerer haben. Offenbar tun wir uns mit den direkteren Ausprägungen der Leidenschaft in deutschen und italienischen Opern leichter als mit der zurückhaltenderen französischen Form.

    ...

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  • vielleicht könnte man auch noch den


    oedipe von enescu


    hierzuzählen, wenn man den rumänen zumindest als wahlfranzosen versteht ...zumindest ist die oper ja auf französisch ;)


    auch der merlin von bloch fällt mir noch ein ...


    spröde, aber interssant: rabauds: maruof, savetier du caire


    die aubers, boildieus, gretrys etc. überlasse ich anderen, aber da gibts auch ganz entzückende sachen :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    einer fehlt noch:


    Ich schreib's der Hitze zu, wie konnte mir der nur entgehen...?


    A propos Dusapin: "To be sung" ist ebenfalls wunderbar, seine erste Oper "Roméo et Juliette" gleichermaßen, während "Perelà, Uomo di fumo" genau das Meisterwerk einer neuromantischen Richtung ist, das Hans Werner Henze nicht zuwege brachte. :untertauch:

    ...

  • Zitat

    Bezeichnend ist auch, dass die französische Oper keine so Vielschreiber zur Verfügung hatte wie die Italiener.


    Auber und Adam haben meines Wissens beide über 40 Opern geschrieben!!!
    Die genaue Zahl muss ich erst raussuchen, hab die Liste irgendwo liegen!!


    LG Joschi

  • Ich habe mich in den letzten Jahren immer mal wieder mit der französischen Oper befasst, zunächst geleitet von alten und teilweise sehr umfangreichen Opernführern (Wagner, Scholz, auch Pieper). Mir fiel auf das gerade die französische Oper viele von der Handlung her interessante Stücke bietet.


    Als ich anfing, dies auf CD nachzuprüfen, war ich oft aber doch eher enttäuscht, da ich eine Menge hohles Pathos fand. Aktuell bin ich wieder einmal in einer "französische-Oper-Phase", dadurch getriggert, dass ich einen alten Platenspieler reaktiviert habe und unglaublich günstig viele Opern ersteigen konnte. Auch jetzt ist mjein Eindruck eher zwiegespalten, etwas fad. Sicher, es gibt eine Reihe Meisterwerke, die sind aber meist auch sehr bekannt. Entdeckungen konnte ich (im Gegensatz zur russischen Oper) hier für mich jedoch nur wenige machen. Aber ich bleibe dran.



    Es handelt sich um folgende Werke:


    Massenet: Manon, Werther, Esclarmonde, Thais, Sapho, Le Cid


    Thomas: Mignon, Hamlet


    Charpentier: Louise


    Auber: La muette de Portici


    Boieldieu: La dame blanche; Le petit chaperon rouge habe ich vor einiger Zeit auf der Bühne gesehen


    Meyerbeer: Le prophete, Les hueguenots, L'Africaine


    Gounod: Faust, Roméo et Juliette


    Bizet: Carmen, Les pecheurs des perles


    Berlioz: Les troyens, La damnation de Faust


    Dukas: Ariane et barbe-bleu


    Fauré: Penelope


    Chausson: Le roi Artus


    Weitere werden folgen



    Gruß, Dieter

  • hallo, v-t, da habe ich doch tatsächlich den dukas in meiner liste vergessen .... eine ganz tolle oper!!!

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • An alle, die französische Opern lieben!


    In der neuen Spielzeit hat im Theater Lübeck Gelegenheit, Massenets selten gespielte Oper GRISÉLIDIS zu sehen!


    Gruß aus Lübeck, Dieter

  • Lübeck hat schon in den vergangenen Spielzeiten unbekannte franz. Opern aufgeführt:


    Gretry: Zemire et Azor
    Boieldieu: Le petit chaperon rouge (= Rotkäppchen, hat aber nichts mit den Grimms zu tun)
    Massenet: Cendrillon

    Amneris

  • Letzte Spielzeit wurde am Ulmer Theater "Samson et Dalila" gegeben - eine überaus beeindruckende Produktion einer Oper, die ob ihrer Handlung und der wichtigen Rolle des Chores starke oratorienartige Züge trägt.

  • Nach längerer Pause möchte auch ich michwieder an diesem Thread beteiligen:


    Und meine Liste soll die Lücken (oder zumindest einige) der vorhergegangenen füllen.


    Wen, der mich näher kennt, wunderts, daß ich die Opern von Auber über alles liebe: Gefällige Melodik, interessante Libretti wirksame Ensembleszenen. In mancher Hinsicht ein französicher Rossini


    Werke die ich auf CD besitze sind:


    Fra Diavolo (das original ist in französich, aber auch in deutsch und italienisch sehr verbreitet......)


    La muette di Portici - ein Werk das noch in meiner Jugend relativ bekannt war....


    Des weiteren sind (oder waren ?) auf CD erhältlich:


    Manon Lescaut


    (habe ich noch gebraucht im Web gesehen - vielleicht auch über EMI France zu bekommen ?)


    und Gustave III ou le Bal Masque


    Franzosischer Belcanto in Reinkultur (schwärm )


    mit freundlichen Grüssen


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Gustave III ou le Bal Masque


    Hallo!


    Das interessiert mich näher. Wann, wenn Du es herausfinden kannst, wurde diese Oper komponiert? Und in welchem librettistischen Zusammenhang steht sie mit Verdis Edition?


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Cher Ulli,


    Du findest im Thread über den von mir sehr geschätzten Librettisten Eugène Scribe die Antwort auf Deine Frage.


    In Kurzform:
    Das Libretto wurde von Monsieur Scribe unter dem Titel "Gustave III. ou Le bal masqué" im Jahr 1833 für Auber verfasst; 1843 in ital. Bearb. durch Salvatore Cammarano für Saverio Mercadante als Il reggente; 1859 wiederum in italienischer Bearbeitung durch Antonio Somma als Un ballo in maschera für Verdi. In Italien scheute die Zensur ja bekanntermaßen den Königsmord auf offener Bühne, daher kommt in den schließlich genehmigten italienischen Versionen der gute arme Gustav auch nicht mehr vor... :no:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo,


    für alle Liebhaber französischer Opern und des (wohl verloren gegangenen) französischen Gesangsstils ist diese Box eigentlich ein Pflichtprogramm:


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    Beim Erscheinen vor zwei Jahren wurden noch stolze (aber gemessen an der Qualität des Gebotenen durchaus gerechtfertigte) 80 Euro für die 8 CDs verlangt (teilweise immer noch!). Mittlerweile erhält man sie bei unseren Partnern jpc und amazon.de für 30 Euro. Vereinzelt (z.B. auf amazon.fr) wird diese historisch äußerst interessante Edition neu für unter 10 Euro (plus Versand) angeboten. Da muss man schon von Verscherbeln sprechen... Hier eine Auflistung der Sänger und Themen:


    CD 1 "Der klassische Ton" - Arien von
    Lully, Rameau, Gluck, Cherubini, Berlioz,
    Mehul, Magnard, Faure u. a.
    CD 2 "Meyerbeer und die Grand Opera" Arien von Meyerbeer, Halevy, Thomas, Reyer,
    Saint-Saens
    CD 3 "Die Opera-comique bis Carmen" Arien von Offenbach, Dukas, Debussy, Herold,
    Auber, Adam u. a.
    CD 4 "Gounod" - Arien & Lieder
    CD 5 "Massenet" - Arien & Lieder
    CD 6 "Die Opera-comique nach Carmen" Arien von Offenbach, Dukas, Debussy, Lalo,
    Hahn, Ravel, Chabrier, Messager, Delibes u. a.
    CD 7 "In Übersetzung" - Arien in französischer
    Sprache von Mozart, Wagner, Tschaikowsky,
    Verdi, Mussorgsky, Puccini u. a.
    CD 8 "Die leichte Muse" - Werke von Offenbach, Lecocq, Hahn, Chabrier u. a.


    ADD, Mono



    Louis Musy Baritone
    Arthur Endrèze Baritone
    Robert Couzinou Baritone
    Roger Bourdin Baritone
    Andre Bauge Baritone
    Armand Narcon Baritone
    Leon Ponzio Baritone
    Charles Panzera Baritone
    Gerard Souzay Baritone
    Lucien Fugère Baritone
    Jean-Emile Vanni-Marcoux Baritone
    Etien Billot Baritone
    Leon Melchissedec Baritone
    Jules Baldous Baritone
    Camille Maurane Baritone
    Andre Balbon Baritone
    Marcel Journet Bass
    Pol Plancon Bass
    Andre Pernet Bass
    Alice Raveau Contralto
    Georgette Frozier Mezzosoprano
    Sigrid Onegin Mezzosoprano
    Arletty Orchestra
    Dranem Orchestra
    Yvette Guilbert Piano
    Paul Coline Piano
    Reynaldo Hahn Piano
    Yvonne Georges Piano
    Mary Marquet Soprano
    Charlotte Tirard Soprano
    Solange Delmans Soprano
    Germaine Martinelli Soprano
    Geraldine Farrar Soprano
    Gabrielle Ritter-Ciampi Soprano
    Eide Norena Soprano
    Felia Litvinne Soprano
    Frances Alda Soprano
    Emma Eames Soprano
    Germaine Feraldy Soprano
    Fanny Heldy Soprano
    Yvonne Brothier Soprano
    Marthe Nespoulous Soprano
    Yvonne Gall Soprano
    Suzanne-Marie Bertin Soprano
    Renee Doria Soprano
    Geori Boue Soprano
    Frida Leider Soprano
    Solange Renaux Soprano
    Olive Fremstadt Soprano
    Marie Delna Soprano
    Mary Garden Soprano
    Marie de Reszke Soprano
    Rose Caron Soprano
    Helène Regelly Soprano
    Marcelle Denya Soprano
    Blanche Deschamps-Jehin Soprano
    Ninon Vallin Soprano
    Suzanne Balguerie Soprano
    Maggie Teyte Soprano
    Madeleine Sibille Soprano
    Livine Mertens Soprano
    Cecile Merguillier Soprano
    Emma Luart Soprano
    Simon Simone Soprano
    Conchita Supervia Soprano
    Maria Kouznetzoff Soprano
    Germaine Lubin Soprano
    Edmee Favart Soprano
    Claudine Boons Soprano
    Marthe Coiffier Soprano
    Fanely Revoil Soprano
    Amelita Galli-Curci Soprano
    Emma Calve Soprano
    Germaine Cernay Soprano
    Edith Mason Soprano
    Janine Micheau Soprano
    Madeleine Renaud Soprano
    Jane Morlet Soprano
    Leo Demoulin Soprano
    Suzanne Cesbron-Viseur Soprano
    Charles Dalmorès Tenor
    Paul Franz Tenor
    Miguel Villabella Tenor
    Giuseppe Lugo Tenor
    Guy Fouche Tenor
    David Devriès Tenor
    Gaston Micheletti Tenor
    Marcel Claudel Tenor
    Rene Maison Tenor
    Edmond Clement Tenor
    Charles Friant Tenor
    Fernand Ansseau Tenor
    Cesar Vezzani Tenor
    Hugues Cuenod Tenor
    Rene Herent Tenor
    Joseph Rogatchewsky Tenor
    Jose de Trevi Tenor
    Emile Scaremberg Tenor
    Louis Cazette Tenor
    Felix Oudart Tenor
    Leon David Tenor
    Ernest Van Dyck Tenor
    Leonce Escalaïs Tenor
    Georges Thill Tenor
    Jose Luccioni Tenor
    Bertin. Pierre Vocals
    Frehel
    Orchestre du Theatre National de l'Opera-Comique
    P. Devred Conductor
    Reynaldo Hahn Conductor
    Andre Cluytens Conductor
    Charpini
    Brancato
    Bourvil
    Lucien Baroux



    :hello:


    GiselherHH


    P.S. Für historisch interessierte Wagnerfreunde:



    4 CDs, 15 Euro bei jpc


    Eine Sammlung vieler wichtiger Einzelaufnahmen großer Wagner-Sängerinnen und -Sänger.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Lieber Joschi,


    genau dies versucht seit Jahren Pierre Jourdan im Theatre imperial de Compiegne - mit gutem Erfolg.


    Leider wurde jetzt in der aktuellen Ausgabe des Lettre du Musicien veröffentlicht, dass eine grosse Subvention gestrichen wurde und deshalb die Aufführung von "Jean de Paris" von Boeildieu nicht mehr szenisch stattfinden kann.


    Bemerkenswert ist aber, dass alle Beteiligten sich mobilisiert haben - und nun zumindest eine konzertante Aufführung stattfinden kann.


    Ich war mehrmals in Compiegne und beeindruckt von der Liebe zur Oper, mit der dort für wenige Aufführungen vergessene Werke wieder zum Leben erweckt werden.


    Es grüsst LaCastafiore

  • Zitat

    Brandaktuell hat Hersant noch die Oper "Der schwarze Mönch" vorgelegt (nicht auf CD).


    Ich war bei der Urauffuehrung in Leipzig dabei. Die Kritiken hinterher waren, glaube ich, nicht so berauschend. Mir persoenlich hat es aber sehr gut gefallen. Die gesangliche Leistung von Pursio, Schoenberg und Co war top. Die Oper selbst hat lediglich etwa 1 Stunde gedauert, war aber letztlich ok von der Laenge her. Musikalisch ist es mit Berg verglichen worden (in der Werbung!); die Tendenz ist sicher richtig...


    Ich hatte einen guten Abend. Dass die Oper ganz schoen unter die Haut ging, liegt allerdings va. an dem an Tschechow angelehnten Libretto (das aus dem Franzoesischen uebersetzt geboten wurde). Grossartig, wie Tschechow eben ist... Musikalisch waren Duennebachs Partien sehr schauerlich-schoen.


    Was mich (doch) gestoert hat, war dieses Nietzscheanische, das in dem Libretto wabert. Das ist wohl in der Tschechow-Vorlage gegruendet, trotzdem... :)

    Viele Gruesse.
    Holger.

  • Ich weiß wirklich nicht, warum die französischen Opern vergleichsweise zu einem Mauerblümchendasein verurteilt sind. Mir gefällt sie viel besser als die italienische, die ist (m. E.) so laut und lärmig und hat fast immer miserable Libretti. Ganz anders die französische: sie hat eine gewisse Anmut und Eleganz, die Orchesterstimmen sind tendenziell raffinierter, der Gesang, wenn stilecht, ist natürliche und die Handlung geistreicher.
    Und es gibt doch in französischen Opern mindestens genausoviele Ohrwürmer und schöne Arien wie in italienischen! Eher mehr! Sie sind allerdings weniger virtuositäts- als viel mehr interpretationsabhängig. (Übrigens kommen auch bei meinen Altersgenossen französische Opern weit besser an als italienische - jemand, der klassischen Gesang eigenen Aussagen zufolge nicht leiden kann, hat sich nach dem Anhören von "J'ai deux amants" aus Messagers "L'Amour masqué" zur Aussage hinreißen lassen, er ginge ins Opernhaus, spielten sie diese Oper in Graz! :yes: ...also wahrscheinlich nie... :()

  • "J'ai deux amants, c'est beaucoup mieux
    car je fais croire à chacun d'eux, que l'autre est le Monsieur serieux!
    Mon dieu, que les hommes sont bêtes......".


    Das ist absolut herrlich und zum Totlachen, wenn Felicity Lott das bringt, aber meines Wissens ist das keine Oper sondern eher eine Art Variète -Operette ?( ?( ?(
    Castafiore weiss da sciher noch besser Bescheid, wir singen das notfalls auch im Duett! Dann sind es eben quatre amants :D :untertauch:


    Ich bin, seit ich hier lebe, auch Fan französischer Opern geworden und habe so unbekannte Perlen wie Gounods "Mireille" entdeckt und "Lakmé" von Delibes und insbesondere die" Perlenfischer" von Bizet, worin es wie in Lakmé einfach zum Abheben schöne Melodien gibt, die in Deutschand so gut wie unbekannt sind und das vollkommen unverdienterweise!!!!! Man kennt bestenfalls noc hdei Glöckchenarie und das Duett Nadir/Zurga oder das Blumenduett-basta!


    Ach lieber Joschi: bitte zur Sannambula noch die Perlenfischer für den Opernführer,(in zwei Wochen mach ich mich dran!!!!) habe auch da den Klavierauszug.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    "J'ai deux amants, c'est beaucoup mieux
    car je fais croire à chacun d'eux, que l'autre est le Monsieur serieux!
    Mon dieu, que les hommes sont bêtes......".


    Das ist absolut herrlich und zum Totlachen, wenn Felicity Lott das bringt, aber meines Wissens ist das keine Oper sondern eher eine Art Variète -Operette ?( ?( ?(


    :D Ja eh, es ist so quasi eine Offenbach-Nachfolge. Aber auch wenn es keine echte Oper ist (was ist schon eine "echte Oper"? :P), es ist trotzdem durch und durch französisch. Ich hab das "J'ai deux amants" mit Patricia Petibon, sie singt es auch köstlich!

  • Mit L'amour masqué veröffentlichte der Komponist André Messager eine Art "Comédie musicale". Den Text schrieb kein Geringerer als Sacha Guitry, der auch bei der Uraufführung am 15. Februar 1923 im Theatre Edouard VII mit Yvonne Printemps und Pierre Darmant mitwirkte.


    Messager ist ein Schüler von Fauré und schrieb dies Werk, als er bereits in den 70ern war.


    Herzlich grüsst LaCastafiore


  • Beim Durchstöbern der Suchfunktion nach einem Thread über Emmanuel Chabrier, den es zu meinem größten Ertaunen wirklich noch nicht zu geben scheint (nur Edwin erwähnt ihn wenigstens immr wieder einmal), stieß ich immerhin auf diesen schon zu lange verschütteten Thread, der m. E. dringend einer Wiederaufnahme und Fortschreibung bedarf. Einstweilen gebe ich erst einmal eine Amtwort auf Wulfs Frage und, um es kurz zu machen, Ravel Recht. Natürlich ist sein Vergleich des ROI mit dem RING ähnlich zu verstehen wie Brahms' Wunsch, er hätte den Kaiserwalzer selbst geschrieben, aber: ES IST AUCH VIEL DRAN.


    Wie ich gerade in diesem Thread Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik 2007) geschrieben habe, ist mir völlig unverständlich, warum diese Oper nicht wenigstens so populär ist wie Gounods FAUST oder jede Massenet-Oper. Sie klingt, als hätten Meyerbeer und der mittlere Verdi gemeinsam eine Komödie geschrieben und davor sehr viel Berlioz gehört. Nicht umsonst bewunderte Chabrier vor allem Meyerbeer und Berlioz, aber seine so gar nicht juristisch-trockene Bonhommie macht ihn zu einem sehr eigenständigen Komponisten, den man eigentlich nur an sich selbst messen kann - es sei denn, man könnte sich einen sehr französischen Rossini vorstellen oder einen Bizet mit viel lämngerer Lebenszeit. Es fällt mir sehr schwer, mich nur für bestimmte Lieblingsstücke Chabriers zu entscheiden, denn man sollte auch seine Lieder und Klavierwerke keinesfalls gering schätzen.


    Chabrier galt wegen seiner kühnen Ideen und Assoziationen zeitlebens als "Lieblingskomponist der Komponisten" und ist das auch bis heute geblieben, aber unter seinen zahlreichen großartigen Werken brachte es nur die eher untypische Rhapsodie ESPANA zu anhaltender Popularität. Man kann wohl wirklich auch zu gut sein. Dabei mangelte es Chabrier wahrlich nicht an einschmeichelnden und hinreißenden melodischen Einfällen.


    Man höre allein das überirdisch schöne "O petite étoile" aus der auch sonst herrlichen Operette L'ÉTOILE, den ungemein einschmeichelnden Einakter L'ÉDUCATION MANQUÉE über die Hochzeitsnacht zweier Unerfahrener, die Opern BRISEIS und GWENDOLYNE, die allenfalls vom Stoff her wagnert, und LE ROI MALGRÉ LUI, sein Meisterwerk, das unverständlicherweise nicht einmal so bekannt ist wie Verdis (höchst unverdienter) Megaflop UN GIORNO DI REGNO über ein ähnliches Thema...


    Ach was, Chabrier braucht wirklich einen eigenen Thread.


    Bis demnächst dort.


    :hello: Rideamus

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