Von unserem Tamino - Mitglied Operus wurde ich gebeten, etwas ausführlicher über dieses Haus zu berichten. Dieser Bitte will ich gern nachkommen, denn es ist mir aus eigenem positiven Erleben vieler hervorragender Aufführungen ein Anliegen und Bedürfnis, dieses Haus Interessenten, auch über die Grenzen unseres Forums hinaus, bekanntzumachen.
Kurz zur Geschichte:
Das F.X.Šalda-Theater (tschechisch: Divadlo Františka Xavera Šaldy bzw. Divadlo F. X.Šaldy) ist ein Theater in Liberec in Tschechien.Bis zum Ende des 2. WK war dies böhmisch /deutsches Gebiet und die Stadt hieß Reichenberg. Am Theater werden Schauspiele, Opern und Ballett aufgeführt.
Im September 1881 wurde der Grundstein des neuen Theaters gelegt und bereits im September 1883 wurde das Stadttheater feierlich eröffnet.
Das Gebäude wurde im Neurenaissancestil gebaut. Es liegt in günstiger Lage im Stadtzentrum und passt mit seiner Gestaltung zu den umliegenden Gebäuden. Die Frontseite betont eine üppige Stuckverzierung, die von einer Reihe von Skulpturen mit allegorischer Bedeutung umrahmt ist. Alle diesen Sandsteinskulpturen wurden nach Entwurf des Wiener Bildhauers Bendel von dem ebenfalls aus Wien stammenden Steinmetz Völke hergestellt.
Es ist ein wunderschönes Haus von außen und innen, mit "Königslogen", Parkett und drei Rängen, die hier Balkone heißen. Herrliche Stuckornamente, alles vergoldet, beeindruckende Deckenmalereien..., einfach traumhaft schön.
So stellt man sich ein Theater vor und es überkommt einen beim Betreten gleich eine festlich, feierliche Atmosphäre.
Hier ein kleiner Video - Link mit Impressionen des Hauses:
http://www.saldovo-divadlo.cz/o-divadle
Zum ersten mal war ich im November 2012 als Besucher in diesem Haus und seitdem mehr als dreißig mal. und habe hier im Forum,
bis zu meinem zwischenzeitlichen Pausieren, regelmäßig und ausführlich über erlebte Aufführungen berichtet.
(Nachzulesen im Forums - Thread "Gestern in der Oper").
Der Spielplan war/ ist interessant, weil vielseitig und abwechslungsreich. Bis zu meiner Forumspause im Februar 2014 habe ich dort gesehen:
"La Traviata, Nabucco, Hoffmanns Erzählungen, Carmen, Die Macht des Schicksals, Der Freischütz, Rusalka, Die Fledermaus" -
und davon berichtet. Danach inzwischen "Die Zauberflöte, Robinson Crusoe, Don Pasquale, Polenblut, Aida".
Viele Vorstellungen habe ich mehrfach besucht, weil einige darunter meine bevorzugten Lieblingswerke sind und sie in allem so hervorragend gut waren.
Demnächst plane ich evtl. zu "Thais, Die lustigen Weiber von Windsor und Jenufa" zu fahren, die alle auch gegenwärtig auf dem Spielplan stehen.
Und besonders freue ich mich auf "Rigoletto", eine meiner Lieblingsopern, die im Mai Premiere hat.
Ja, hier wird noch richtig gutes Theater gemacht, nämlich alle Aufführungen inszenatorisch traditionell und werkgetreu.
Bisher gab es für mich nur eine negative Ausnahme - "Don Pasquale", den man ins Krankenzimmer - Millieu verlagerte.
Ansonsten keine Verfälschungen und Neudeutungen, um nicht das Wort "Verunstaltungen" zu gebrauchen.
Das gesamte Ensemble - Solisten, Chor, Orchester - ist von sehr hoher Qualität, wie es vielleicht nur noch an größeren,
bedeutenden Häusern vorherrscht und läßt keine Wünsche offen. Und allen Akteuren ist immer eine große Spielfreude anzumerken.
Alle Werke werden natürlich in der jeweiligen Originalsprache gebracht.
Interessant vielleicht auch die Eintrittspreise - sie differieren zwischen etwa 3 bis 12 €uronen je nach Sitzplatz.
Und selbst auf den billigen Plätzen in der "Lumpenloge", hat man hervorragende Sicht auf alles auf der Bühne
und dabei eine absolut großartige Akustik.
Einige pers. Anmerkungen:
Neben der Freude und dem Genuß über hervorragende Aufführungen spürt man in diesem Haus immer eine vertraute, harmonische Atmosphäre.
Man ist und wird inzwischen als "Stammzuschauer" erkannt und stets freundlich begrüßt.
Das fängt bei der Dame an der Kasse an, bei den Platzanweiserinnen und endet bei den Künstlern.
Mit verschiedenen Sängern und dem Dirigenten, sowie dem damaligen Chef des Hauses, hatte ich mehrfach freundliche und interessante Gespräche.
Sie alle freuen sich über Lob und Anerkennung und überhaupt, daß man wieder mit dabei ist und immer so oft wiederkommt.
Ärgern kann ich mich aber über mich selbst - nämlich, daß ich /wir, viel zu spät dieses wunderbare Haus für uns entdeckt haben.
Wir haben leider viele wunderbare Opern verpaßt, die vor unserer Zeit auf dem Spielplan standen, so u. a.:
Butterfly, Cavalleria Rusticana / Bajazzo, Il somnambula, Faust /Margarete, Rigoletto, Zarewitsch und ich glaube auch Den fliegenden Holländer.
Kleiner Trost, der Rigoletto kommt ja nun wieder.
Ja, der Spielplan dieses Hauses war /ist schon beeindruckend und zeugt darüber hinaus, von der hohen und vielseitigen Leistungsfähigkeit des gesamten Ensembles!
Zum Abschluß muß ich dies aber noch unbedingt mitteilen:
Jeder dort erlebte Abend, jede Vorstellung, (selbst der Pasquale war sehr gut vom Ensemble interpretiert, wenn man von der Inszenierung absieht),
brachte zufriedene Freude und Genuß und ich /wir sind dem Haus mit Hochachtung dankbar dafür.
Besonders hervorheben möchte ich Nabucco, Carmen, Aida und La Traviata.
Gestern, auf den Tag genau vor drei Jahren, war ich wieder mal zur Traviata. Und das war eine wirkliche Sternstunde.
Die Violetta sang als Gast eine Sopranistin vom Nationaltheater /bzw. der Staatsoper Prag "Marie Fajtova".
Was war das für eine unbeschreiblich tolle, überragende Stimme. Dazu kam als Draufgabe, sie sah auch noch optisch blendend aus.
Eine in allem ideale Violetta. In einem späteren Gespräch mit dem damaligen Intendanten des Hauses habe ich mich begeisternd lobend geäußert.
Seine Antwort: Marie Fajtova gilt als die beste Traviata /Violetta im gesamten tschech. Raum. Ein Glück, daß ich sie erleben durfte.
Ich danke für Euer Interesse und würde mich über evtl. Meinungen sehr freuen.
Sehr gern beantworte ich auch Fragen, bitte aber nur und ausschließlich zu diesem Thema,
kein Abdriften in andere Themen.
CHRISSY