János Ferencsik

  • Wieso János Ferencsik bis heute keinen eigenen Thread hatte, ist eine gute Frage. Ich könnte es mir so erklären, dass er, anders als seine Kollegen Szell, Reiner, Ormandy, Doráti, Fricsay und Solti, weitestgehend hinter dem Eisernen Vorhang agierte und daher nie so sehr ins Bewusstsein westlicher Hörer vordrang wie die genannten. Dass er einer der bedeutendsten ungarischen Dirigenten der 2. Hälfte 20. Jahrhunderts war, vielleicht sogar der bedeutendste in Ungarn selbst wirkende, steht außer Frage. Ferencsik war sozusagen das Aushängeschild des Labels Hungaroton.



    János Ferencsik, geboren am 18. Jänner 1907 in Budapest (damals Österreich-Ungarn), gestorben am 12. Juni 1984 ebendort, war ein ungarischer Dirigent.


    Bereits als Junge spielte er Violine und Orgel. Nach einem Studium an der Franz-Liszt-Musikakademie in seiner Heimatstadt Budapest wurde er 1927 Assistenzdirigent an der Ungarischen Staatsoper. Dort wurde er durch so prominente Gastdirigenten wie Bruno Walter, Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini nachhaltig geprägt. 1930/31 fungierte er bei den Bayreuther Festspielen als Assistent von Toscanini.


    Zwischen 1948 und 1950 war Ferencsik Erster Gastdirigent an der Wiener Staatsoper. Zwischen 1957 und 1974 stand er der Ungarischen Staatsoper als Musikdirektor vor.


    Er war einer der Mitbegründer und Chefdirigent des Ungarischen Staatsorchesters (1952—1984) und lange Jahre Hauptdirigent der Budapester Philharmoniker (1960—1967).


    Sein Schwerpunkt lag auf der ungarischen, aber auch auf der deutsch-österreichischen Musik des 19. Jahrhunderts. Gasttourneen führten ihn auf sämtliche Kontinente, ausgenommen Afrika.


    1951 und 1961 wurde ihm der Kossuth-Preis, die höchste staatliche Auszeichnung in Ungarn für die Bereiche Kunst und Kultur, zuerkannt.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões