Georg Philipp Telemann: Kammermusik ohne basso continuo (TWV 40)

  • Tausendsassa Telemann hat in seinem riesigen Oeuvre in der Abteilung Kammermusik auch Werke für Soloinstrumente verfasst, als da wären:



    TWV40 – Kammermusik ohne basso continuo


    12 Fantasien für Solo Flöte, TWV 40: 2–13
    12 Fantasien für Solo Violine, TWV 40: 14–25
    Sechs Sonaten ohne Bass, TWV 40: 101–106
    Sechs kanonische Sonaten, TWV 40: 118-123
    Konzerte für Vier Violinen, TWV 40: 201–204


    Mir ist, befeuert durch meine in jüngster Zeit auflodernde Telemann-Begeisterung, folgende CD beim Wühlen im privaten Schall-Archiv in die Hände gefallen:

    Also, ich gehe davon aus, dass es sich um dieselbe CD handelt, die auch mir vorliegt: mein Exemplar wurde beim Label Denon gefertigt, die Abbildung zeigt wohl eine Neuauflage -- ich nehme eher nicht an, dass Heinz Holliger diese Werke mehrfach eingespielt hat. Meine Aufnahme datiert von 1979 und wurde in Japan aufgezeichnet - bemerkenswerterweise damals schon voll digital, und tatsächlich ist das Klangbild sehr rein und klar, da bleiben keine Wünsche offen. Die Fantasien für Oboe, die hier zu hören sind, wurden eigentlich für die Flöte geschrieben. Lange Zeit schlummerte diese Aufnahme ungehört in meinen Beständen, ich hegte insgeheim die Befürchtung, mich wohl beim Anhören dieser Stücke für Soloinstrument langweilen zu können -- jedoch weit gefehlt. Die Stücke sind sehr charakteristisch und originell und sind alles andere als monochrom. Sie spiegeln eine große Palette von Stimmungen und Emotionen wieder und sind sehr hörenswert. Dass Heinz Holliger ein Meister auf seinem Instrument und ein herausragender Musiker ist, bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung. Alles in allem ergo eine sehr hörenswerte CD, die eine interessante Facette des Komponisten Telemann als Komponist für Kammermusik zutage treten lässt.


    Nun denn, Freunde der Kammermusik - mit welchen der obigen Werke seid ihr vertraut? Oder habt sie schon einmal im Konzert gehört - oder gar selbst gespielt?

  • Im Telemann-thread findet sich ein Hinweis von mir auf Werke, die sich Konzert für 4 Violinen ohne Bass nennen. Ob eines davon dabei ist, was du hier oben nennst, müsste sich anhand des Werkverzeichnisses feststellen lassen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Heute habe ich mir die angezeigte Aufnahmen mit 12 Fantasien für Solovioline TW 40 Nr 14-25 angehört. Es hat einige Minuten gedauert, bis ich mich eingehört hatte, die Violine erschien mir zu grell. Ein Dreh am Klang. und am Lautstärkeregeler brachte das in Ordnung. Irgendwie hatte ich die Befürchtung 71 Minuten Violine solo könnten eintönig werden, dem war aber nicht so. Es war ein völlig enspanntes Hören und ich bewunderte Telemann, wie abwechslungsreich er die Stücke gestaltete, die eigentlich gar nicht für den Kontertsaal gedacht waren, sondern als Hausmusik , als Lehr und Übungsstücke. Deshalb sind sie auch bewusst spieltechnisch einfacher gestaltet als die Vergleichswerke von Johann Sebastian Bach. Im Harenberg Kammermusikführer gibt es dazu, die Bemerkung, daß es aus diesem Grunde auch kaum Einspielungen davon gäbe. Diese Bemerkung ist nun aber schon obsolet, wie das vorhandene Angebot zeigt. Ich selbst habe die Stücke in der Aufnahme mit Federice Guglielmo (für BRILLIANT CLASSICS) gehört.
    Eine weitere Notiz im Kammermusikführer (1998) ist ebenfalls überholt, nämlich jene, welche sich auf die verlorenen "12 Fantasien für Viola da Gamba" bezieht, von der man lediglich wusste, daß es sie gibt, weil durch ein Versehen das entprechende Titelblatt auf ein anderes Werk geheftet worden war.

    Diese Fantasien wurden inzwischen wieder entdeckt
    https://www.telemann.org/telemann-zentrum/news/109.html
    und es gibt bereits EINIGE Aufnahmen davon.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Beiträge sind in diesem Thread überblickbar.


    Im vorangegangenen Beitrag hat Alfred Schmidt bereits über die 12 Fantasien für Violine aus TW 40 Nr. 14-25 geschrieben.


    Der Bratschist Ori Kam hat sie für sein instrument transkribiert. Sie tönen eine Quinte tiefer als in der Violinversion. Sein Engagement für diese Werke sind ihm eine Herzensangelegenheit. Die Bearbeitung für die Mittellage erlaubt es dem Spieler in die Region der Violine hinauf- oder in den Bereich des Cellos hinabzusteigen.


    Die 12 Werke haben drei bis vier Sätze: die Form der Kirchensonate (langsam - schnell - langsam - schnell), die "Strettta"-Form (langsam - schnell - schnell) und die moderne Konzertform (schnell - langsam - schnell). Auf zwei Fantasien in Dur folgt eine in Moll. Die erste Hälfte der Werkgruppe ist im gelehrten Stil (gravitätisch, ernst, Kontrapunktik, mit Chromatik), die andere Hälfte hat unterhaltenden Charakter, (galant, unterhaltsam, tänzerisch, melodiös).


    Als Hörer, der Solowerke für Streicher schätzt, geniesst man 75 Minuten lang Musik vom Feinsten.


    Leider beim Werbepartner nicht mehr erhältlich.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Weitere Stücke aus dieser telemannschen Werkgruppe steht in meinem Regal. Die sechs Sonaten ohne Bass TW 40, 101-106. In einer interpretation für zwei Altblockflöten hat sie Michaela Petri mit Elisabeth Selin 1989 eingespielt. Das Cover trifft den Charakter dieser Einspielung: Musik, die Freude macht, kostbar und schillernd.


    Leider gibt es sie nicht mehr beim Werbepartner. Vielleicht kann man sie antiquarisch beschaffen.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928