Voting - Aktive Lieblingsdirigenten 2017 - HIP (Originalinstrumente)

  • Liebe Forianer
    Diese ist der Parallelthread zu:
    Voting - Aktive Lieblingsdirigenten 2017 - NON HIP


    Da der Schwesternthread einigermaßen gut - wenn auch nicht überragend - frequentiert wird, so setze ich nun sein Gegenstück in die Welt.


    Die Trennung (sie wurde auch kritisiert) war IMO deshalb notwendig, weil ich eine gerechte Verteilung von HIP und NON HIP erreichen wollte. Viele Dirigenten, die sich einst den Interpretationen mit "Originalinstrumenten" verschrieben hatten, sind in den Bereich "moderner " Orchester gewechselt uns sind schwer einstufbar, aber IMO sind sie nun keine HIP Vertreter mehr.


    Aber es gibt noch immer Dirigenten die sich AUSSCHLIESSLICH der HIP- Szene verschrieben haben. Sie sollen hier genannt werden.


    Bei diesem Voting gelten daher folgende Regeln:


    1) Jeder Mitspieler darf bis zu FÜNF Lieblingdirigenten nominieren, allerdings NUR DERZEIT AKTIVE.
    2) Jede Nominierung sollte kurz begründet werden und es sollte EINE besonders gelungene Aufnahme verlinkt werden
    3) Jeder Beitrag sollte nur EINEN Kandidaten beinhalten (wer also 5 Dirigenten nominieren will muß 5 Beiträge posten)
    4) Moderne Orchester und Dirigenten sind hier ausgeschlossen - sie haben breits einen eigenen Thread.


    interessant ist, wer in der Gegenwart die Spitzenplätze belegt., denn die Szene hat sich auch verändert. Zahlreiche Dirigenten sind zum modernen Orchester gwechselt (Norrington) andere sind wieder zurückgekommen (Gardiner) und dann gibt es in diesem Bereich jede Menge Neuzugänge - die allerdings eher nur Insidern bekannt sind - und es vermutlich auch bleiben werden.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte als Ersten (ohne Wertung) Jos van Immerseel nominieren, der mit seinem Orchester Anima Eterna doch, wie ich finde, einges Maßstäbliche in der historisch informierten Aufführungspraxis geleistet hat. Zwischen Schubert und Beethoven schwankend, habe ich mich als Beispiel doch für die GA Beethoven entschieden:



    Jos van Immerseel studierte am Konservatorium Antwerpen Orgel, Klavier und Cembalo bei Flor Peeters, Eugène Traey und Kenneth Gilbert. Er gründete dort das Collegium Musicum, entwickelte ein großes Engagement für Renaissance- und Barockmusik und erweiterte konsequent sein klassisches und romantisches Repertoire.


    Von 1972 an unterrichtete er am Konservatorium Antwerpen Generalbass und Cembalo. Seit 1982 leitet er internationale Meisterkurse an der Akademie des dortigen Vleeshuis-Museums, welches eine umfangreiche Sammlung an historischen Tasteninstrumenten besitzt. Auch leitete er Meisterklassen bei vielen internationalen Festivals. Er lehrte am Conservatoire de Paris und auch am Sweelinck Konservatorium Amsterdam, wo er 1981 zum künstlerischen Direktor ernannt wurde.


    Der Gewinner vieler internationaler Wettbewerbe und vielfache Preisträger wird besonders für seine improvisatorischen Fähigkeiten gerühmt. Er spielt auch auf den Konzertreisen auf eigenen Instrumenten.


    1987 gründete er das auf historischen Instrumenten spielende Ensemble Anima Eterna, welches sich auf Musik des späten 18. und 19. Jahrhunderts spezialisiert hat. Als Dirigent, Mitglied von Kammermusikensembles, wie auch als Solist spielte er viele Aufnahmen ein.


    Liebe Grüße


    Willi


    https://de.wikipedia.org/wiki/Jos_van_Immerseel

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Eine der lebenden Legenden unter den HIP-Dirigenten ist unbestritten der Spanier Jordi Savall, geboren 1941.


    1974 gründete er das Ensemble Hespèrion XX (seit der Jahrtausendwende Hespèrion XXI), 1987 die Capella Reial de Catalunya und 1989 das Orchester Le Concert des Nations.


    Zusammen mit seiner 2011 verstorbenen Frau, der Sopranistin Montserrat Figueras, ist er seit Jahrzehnten eine der prägendsten Gestalten der historisch informierten Spielpraxis. Sein Repertoire umfasst primär die Musik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, reicht aber zuweilen bis ins 19. Jahrhundert (etwa Beethovens "Eroica").


    Sein 1998 gegründetes Label Alia Vox vermarktete bis 2010 bereits über 2 Mio. CDs, was gerade in der Alte-Musik-Szene wahrlich beeindruckend ist.


    Unter seinen zahllosen Einspielungen eine speziell hervorzuheben, ist beinahe unmöglich. Ich entscheide mich jetzt willkürlich für die Missa Salisburgensis.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die erste Nominierung fällt mir überaus leicht.


    Václav Luks, geb. 1970


    Im letzten Jahr durfte ich ihn mit seinen Ensembles Collegium 1704 und Collegium Vocale 1704 mit Monteverdis Marienvesper in der Annenkirche in Dresden erleben. Ein wahrhaft beglückendes Konzerterlebnis.


    Mein erster Kontakt war ein Mitschnitt des Messias von Händel, zu finden auf YouTube. Für mich fesselnd und der Auslöser, zum Konzert nach Dresden zu fahren.



    Mit CD-Tipps kann ich leider noch nicht dienen, da ich noch keine besitze. Dies wird sich aber mit Sicherheit baldigst ändern.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich beginne mal etwas umständlich mit einer eigenen Erfahrung. Vor etwa 20 Jahren haben wir in meinem Essener Vokalensemble die "Musikalischen Exequien" einstudiert. Ganz bewusst haben wir auf fremde Solisten verzichtet. Das Ergebnis war ein Stück von unerhörter Geschlossenheit. Dieses Prinzip verfolgen die besten HIP-Dirigenten auch. Die Solisten singen also alle Chöre mit und treten für die Soli dann nach vorne. Gardiner, Vaclav Luks, Jordi Savall und Herreweghe machen es so.
    Leider habe ich die Matthäuspassion nur einmal gesungen, wie oft ich sie gehört habe, weiß ich nicht. Meine ultimative Einspielung ist die von Herreweghe 2013 in der Philharmonie in Köln. Optisch wie akustisch sind beide Orchester und beide Chöre getrennt. In der Mitte Christoph Prégardien, der Evangelist, der natürlich nicht im Chor mitsingt. Im Gegensatz zu etwa Ton Koopmann dirigiert Herreweghe sehr sparsam. Er weiß ja, was seine Leute können; und das ist atemberaubend. Diese Matthäuspassion ist für mich die ultimative.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Ich habe eine ganze Reihe an Aufnahmen des "Orfeo" von Monteverdi mit meist guter Qualität. Die allerschönste gibt es als Video, aber auch auf YouTube in voller Länger. Da erscheint Jordi Savall als Monteverdi; seine Musiker tragen auch Kostüme der Zeit. Dann beginnt eine prachtvolle, atemberaubende Aufführung in voller Länge.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Sagitt meint: einer, der seit einigen Jahren Furore macht, ist Teodor Currenzis.
    Ich lernte ihn mit dieser Aufnahme kennen.
    https://www.amazon.de/Purcell-…s=purcell+dido+currentzis


    Und war sofort fasziniert. Ich mag nicht alles, was er in der letzten Zeit veröffentlicht hat, dennoch sind darunter immer wieder absolute Referenzen (wie seine Wiedergabe der Da-Ponte-Opern).


    Live erlebte ich ihn vor zwei Jahren in der Bremer Glocke. Schlicht faszinierend.
    Mit Patricia Kopatchinskaja provozierte er im Duett.

  • Mein erster Kandidat ist Michi Gaigg und das von ihr 1996 in Linz gegründete "L'Orfeo Barockorchester"
    Heute ist sie wohl eine der profiliertesten Dirigentinnen eines historisch orientierten Orchesters, auf Originalinstrumenten oder deren getreuen Nachbauten. Zahlreiche - zum Teil mit Preisen und positiven Rezensionen bedachten - Aufnahmen belegen die Bedeutung dieser Dirigentin, die bereit 1983 ein Orchester, nämlich "L’Arpa Festante München" gegründet hatte, welches sie bis 1995 leitete. Mir persönlich sind besonders die Telemann-Violinkonzerte (in sechs Folgen) ans Herz gewachsen, welche in gewisser Weise die deutsch Antwort auf Antonio Vivaldi darstellen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !





  • Aus der großartigen Aufnahme der Marienvesper von Gardiner bei den Proms der BBS stelle ich nur einen Satz ein: "Nisi Dominus". Nach dem Pingelschen Rasiermesser ist seine Bewältigung der entscheidende Punkt zur Kritik an der Aufnahme. Welche eine Wucht hier (der Gabrieli-Faktor), das Engagement of the pretty English girls. Und dann: die Doxologie. Diese gehört zum Besten, was ich je an Doxologien gehört habe. Eine kleine Kritik noch: das Amen im piano zu singen erscheint mir willkürlich, da hätte man bei der Gabrielischen Pracht bleiben können. Von den CDs übrigens bietet nur Ralf Otto mit seinem Frankfurter Vokalensemble diese Pracht. Gardiner und Otto sind für mich die Referenzen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)


  • Als zweites nominiere auch ich Teodor Currentzis, geboren 1972.


    Ich durfte ihn letztes Jahr in einem sensationell zu nennendem ausschließlichen Rameau-Konzert (eigentlich gewagt genug) im Wiener Konzerthaus erleben. Besser geht nicht. Der Saal tobte am Ende.


    Es gibt mittlerweile etliche Aufnahmen. Davon besonders erwähnenswert die drei Da-Ponte-Opern von Mozart und die Einspielung der schwierigen 14. Symphonie von Schostakowitsch, die m. E. den Status "moderne Referenz" beanspruchen darf. Bitte mehr davon!


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Ralf Otto war lange Jahre der Professor für Chorleitung an der Essener Folkwang-Musikhochschule. Seine Marienvesper, die ich auch live im Werdener Dom gehört habe (ursprünglich als "Marinevesper" angekündigt, was nicht so falsch ist, wenn man den Hymnus "Ave maris stella bedenkt), gehört für mich in die erste Reihe mit Herreweghe, Gardiner, Christie, Koopman, Suzuki.
    Sein Weihnachtsoratorium ist für mich die Referenzaufnahme, besonders wegen der erstklassigen Solisten: Ruth Ziesak, Monika Groop, Christoph Prégardien, Klaus Mertens.
    Man höre nur einmal in Teil IV die Nummer 56, das Rezitativ "Du Falscher" und die Arie "Spricht der Höchste nur ein Wort", gesungen von Ruth Ziesak. Atemberaubend dramatisch.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Meine Referenz bei der "Weihnachtshistorie" von Schütz, ein Werk, das ich mehrmals gesungen habe, ist die Einspielung der Lautten Compagney unter Wolfgang Katschner; das ist ein Tipp eines Kollegen hier! Leider nicht auf YouTube!


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Viel schwerer als erwartet ist es hier Dirigenten zu finden. Das liegt zum einen daran, daß das "goldene Zeitalter" der HIP Bewegung etwa zwischen 1983 und 2007 zu sehen ist, die meisten Aufnahmen die ich im Internet fand, stammen aus dieser Zeit. Ausserdem agieren zahlreiche HIP Formationen ohne Dirigenten. Andere haben sich überhaupt aufgelöst, oder werden kaum mehr wahrgenommen, wurden aus den Katalogen genommen.
    Ein Mann, der sowohl als Solist für Tasteninstrumente als auch als Dirigent aktiv ist, ist der Holländer Pieter-Jan Belder (* 1966). Viele seiner Aufnahmen entstanden schon vor längerer Zeit. Desungeachtet ist er hochaktiv und ich gehe davon aus, daß noch zahlreiche Aufnahmen von ihm zu erwarten sind. Er nimmt vorwiegend für BRILLIANT CLASSICS auf, demzufolge sind seine Aufnahmen auch für schmälere Brieftaschen leistbar. Alsbeispiel: Die hier Gezeigte 4CD- Box mit Telemanns kompletter Tafelmusik, gespielt von Belders Formation "MUSICA AMPHION" ist schon um 9.99 Teuro zu haben......
    Dies war meine 2. Nominierung in diesem Thread....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !