David Garrett - Explosive, ein warmes Lüftchen

  • Hallo liebe Taminos,


    Vor etwa zwei Wochen, durfte ich in der Wiener Stadthalle David Garrett live erleben. Vor ein paar Jahren, ich stecke noch auf der Oberstufe, bekam ich eine CD von ihm geschenkt die ich ab und an anhörte. Ich war also recht neugierig auf das Konzert, ich stellte mir David Garrett ja irgendwie als eine Art Teufelsgeiger vor der seine Geige für den perfekten Klang auf der Bühne zerfetzt und der Tourname "Explosive" versprach mir eine in Flammen stehende Bühne......Naja "explosive" eben ;)
    Vorausgeschickt werden sollte, dass jemand aus meiner Verwandtschaft bei einer Agentur arbeitet, die zu diversen Events Karten verkauft, Karten die überbleiben nutzen dann oft zu einem Vorteilspreis oder manchmal sogar gratis, die Mitarbeiter da besagte Karten dann sowieso verfallen bzw. nicht genutzt würden.
    Das bewahrte mein studentisches Geldbörserl davor, einen wie ich finde recht geschmalzenen Preis von 79 Euro zu zahlen.
    Aber zurück zur Musik! Der Boden der Bühne war rot bemalt, was für die nächsten 2 Stunden das einzig "explosive" bleiben sollte.
    David Garrett begann also zu den Rock/Pop - Klassikern zu fideln, aber auch zu sehr aktuellen Nummern. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die armen Menschen die für ihre Karten bezahlt haben ganz fürchterlich verarscht worden sind. Ich meine, es war zwar nett aber es klang halt wie eine Karaoke - Version, im Prinzip spielt er ja nur Instrumentalmusik ohne Gesang der eben mit Garretts Instrument begleitet wurde.....
    So weit so gut. So richtig gegen sich eingenommen hat Hr. Garrett mich aber, als er begann Tschaikowskys 1. Klavierkonzert zu spielen bzw. zu verhunzen. :untertauch:
    Es war so nichtssagend und verwässert. Mann konnte nur erahnen wie schön dieses Werk von Tschaikowsky ist, bei Garrett verlor es sämtliche Magie, dass dieses Werk nach dem hundertsten Hören noch immer auf mich hat. Das war in der 2. Nummer. Nachdem sich mein Nervenkostüm halbwegs beruhigt hatte und ein paar Popnummern vorgetragen wurden, begann Mr. Garrett einen Anschlag auf das menschliche Gehör, indem er eine E-Violine heraus holte. Eine Gekreische begann, ich kann es gar nicht beschreiben....Eine E-Gitarre mag ja ein cooles und interessantes Instrument sein, aber eine E-Violine/Geige........Und das Publikum raste auch noch und klatschte mit?!!! Dieses unsägliche Instrument war einfach nur fürchterlich. Ebenso begeistert war das Publikum von den zwischen den Musiknummern eingebrachten Reden von David Garrett, in welchen seine Mutti erwähnt wurde, der Respekt für seine Mitmusiker, seine Liebe zur Musik, wie toll er Wien nicht findet und natürlich musste auch ein wenig Moral und Rührung her - "Bleibt so wie ihr seid" oder "man darf sich nicht unterkriegen lassen vom Leben" waren nur einige der "Brandreden". Mag sein, dass ich jetzt etwas zu kritisch berichte und Hr. Garrett hier verreiße, aber wer für seine Karten auf den hintersten Sitzreihen 79 Euro verlangt, muss eben auch etwas mehr bieten als lange Haare, Michael Jacksons "Thriller" mit der Geige zu begleiten und ein paar lauwarme Sprüche los zu lassen.
    Nach der Pause ging es relativ langweilig weiter, David Garrett begleitete Popklassiker mit seiner Geige. Mir fiel auf, dass bei hohen Tönen auch sein normales Instrument nicht mehr wirklich nach einer Violine klang, sondern immer mehr einem Gequietsche gleichkam, was vielleicht auch an der Akustik in der Halle lag.
    Kommen wir vielleicht noch einmal zum Namen der Tour bzw. dem Namen des Albums zurück, "Explosive". Bei drei oder vier Nummern flammten Feuersäulen um die Bühne auf, das war es aber auch schon. Wenn ich mich da an ein Rammsteinkonzert erinnere, da haben sogar die Instrumente gebrannt und sie haben weitergespielt (keine Ahnung wie sie das damals gemacht haben). Die paar Flämmchen die Garrett da als "Explosive" verkauft hat waren eher lauwarm.
    Während des restlichen Konzerts, vor allem nach der Pause, besserte es sich etwas, Werke von berühmten Komponisten wurden nicht mehr verhunzt (stattdessen die heutige Popmusik) und man konnte ihm zuhören, allerdings kam bei mir ein Gefühl der Langeweile auf. Wie Eingangs glaube ich schon erwähnt, ist das was er bringt eben "nur" die Instrumentalversion anderer Lieder und man wartet als Zuschauer auf etwas das nicht kommt......
    Gegen Ende beschloss Mr. Garrett aber noch einmal zu zeigen wie gut (haha) seine E-Geige klingt. Er setzte zu einem Duell mit einem E-Gitarristen an, ein infernalisches Geschrei begann, das Publikum rastete aus und die Show hatte ihr Ende erreicht.
    Erwähnt seien hier noch die Tanzeinlagen die symbolisch unterstrichen wie lauwarm diese "explosive" Tour ist: 3-4 halbnackte die in roten Kostümen auf einer für die wenigen Tänzer viel zu großen Bühne herumhopsen und das noch nicht einmal im Gleichklang oder besonders ansprechend (das vor allem immer nur in eine Richtung, die Leute die auf der anderen Seite der Bühne gesessen sind, dürften von den 3-4 Tänzern relativ wenig mitbekommen haben) .
    Für mich bleibt nur eine Frage: Wieso haben die Leute David Garrett nicht aus dem Saal gebuht? Selbst wenn einen die Instrumentalmusik nicht gelangweilt hat und man Abwechslung von normalen Hörgewohnheiten hatte muss einem doch aufgefallen sein, dass man für das viele Geld (und es gab noch viel teurere Karten für die man in der Oper einen Logenplatz bekommen hätte) eigentlich nicht viel bekommen hat? Weiters stellt sich mir die Frage ob er wirklich einen Nutzen für die klassische Musik hat. Die zwei, drei Nummern die er aus der Richtung gebracht hat, waren nicht gerade dazu gedacht Leute für die klassische Musik zu begeistern, es fehlt ihnen einfach an der Magie, der Würze....Vielleicht, ganz bestimmt, saßen aber auch Leute im Saal die sich jetzt für die Violine interessieren und auf Youtube nachsehen was es da sonst noch so gibt? Das wäre dann eines der wenig positiven Dinge die aus dem Abend mitnehmen konnte....


    Für mich bleibt nur noch zu sagen, dass dies mein letzter Besuch eines David Garrett Konzerts war!

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Sehr aufschlußreich, lieber Traubi und Danke für den schönen und auch schön geschriebenen Bericht! :) Ich habe mir auf Youtube mal sein Brahms-Konzert angehört, mit dem er interpretatorisch total überfordert war. Mein Freund F.-J. - Konzertpianist - sagt in solchen Fällen immer: "Da geht einer mit der Wünschelrute durch die Partitur!" :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich stehe dem eigentlich recht neutral gegenüber - habe gerade in youtube in ein "explosive"-Video reingeschaut. Dass das viele anspricht, wundert mich nicht. Immerhin veröffentlicht Garrett auf seinen CDs auch mitunter unverhunzte klassische Musik, die somit von seinen Fans auch mal gehört wird. Das würde ich doch positiv sehen, auch wenn das nicht zu einem weiterführenden Violin- oder Klassikinteresse führen wird.


    Wenn Du es nicht "explosiv" findest, sagt das dann eben auch was über Deinen Musikgeschmack. Nach ca. 3 Sekunden Rammstein auf youtube kann ich nachvollziehen, dass Garretts Musik eher nicht Deines ist. Ich könnte mich jetzt nicht so schnell für das eine oder andere entscheiden.

  • Sehr aufschlußreich


    In der Tat.
    Aber warum so viele Zeilen verlieren?
    Garrett hat hier im Forum sicher keine Fans, da er kein ernstzunehmender "klassischer Musiker" ist.
    Andererseits wird ein "Nicht-Klassiker" oder gar Garrett-Fan kaum an einer Beurteilung seiner Leistungen aus der Warte eines für klassische Musik Begeisterten interessiert sein.


    Oder anders: für ein solches Konzert würde ich kaum Lebenszeit verschwenden wollen, zumindest nicht, um mir lediglich als gesichert Anzunehmendes live vor Augen/Ohren führen zu lassen... :untertauch:


    Viele Grüße
    Frank

  • In der Tat.
    Aber warum so viele Zeilen verlieren?

    Warum nicht? In einem Konzert gewesen zu sein (um wen oder welche Musik es auch immer ging) und darüber zu berichten, steht jedem Tamino-Mitglied frei. Da gibt es doch nichts zu bekritteln. In einem wesentlichen Punkt gebe ich Dir allerdings recht:


    Zitat

    [...] da er kein ernstzunehmender "klassischer Musiker" ist.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Also man kann es sehen, wie man will: Gänzlich unnütz ist sein Tun nicht.


    Es gibt genug Menschen, denen seine Performance gefällt. Allzu große Ansprüche darf der Klassikfreund natürlich nicht an sein Geigenspiel stellen. Doch man muss ihm zugute halten, dass er mit seiner Art zu musizieren die jüngeren Leute für diese Musik zu begeistern vermag.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Allzu große Ansprüche darf der Klassikfreund natürlich nicht an sein Geigenspiel stellen.


    Ich bin da kein Experte, aber ich glaube bzgl. der zur Verfügung stehenden Technik ist der Unterschied zwischen einem Andrea Bocelli und z.B. einem Jonas Kaufman deutlich größer, als der zwischen David Garrett und z.B. Arabella Steinbacher (wenn da überhaupt ein merkbarer technischer Unterschied besteht). Das "Problem" bei Garrett scheint mir also weniger das Wie, sondern das Was ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Ich bin da kein Experte, aber ich glaube bzgl. der zur Verfügung stehenden Technik ist der Unterschied zwischen einem Andrea Bocelli und z.B. einem Jonas Kaufman deutlich größer, als der zwischen David Garrett und z.B. Arabella Steinbacher (wenn da überhaupt ein merkbarer technischer Unterschied besteht). Das "Problem" bei Garrett scheint mir also weniger das Wie, sondern das Was ...


    Ich würde da weniger den Begriff Technik verwenden sondern eher den Begriff "Handwerk". Ich habe eine Studienkollegin, die macht u.a. Musik Lehramt und spezialisiert sich auf Klavier und Geige, sie meinte, dass das was Garrett macht, egal wie man zum Endprodukt steht, handwerklich wirklich nicht sehr schwer ist. Zu bekannten Popnummern der heutigen Zeit oder aus den 80ern und 90ern auf der Geige zu spielen ist nicht sonderlich schwer, wenn man das Instrument schon ein paar Jahre in der Hand hat. Ich glaube also schon, dass hier ein großer technischer/handwerklicher Unterschied besteht, eine Frau Steinbacher bewegt sich in ganz anderen Klassen als David Garrett, einfach weil sie ungemein schwierigere Stücke spielt....

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Ich glaube also schon, dass hier ein großer technischer/handwerklicher Unterschied besteht, eine Frau Steinbacher bewegt sich in ganz anderen Klassen als David Garrett einfach weil sie ungemein schwierigere Stücke spielt....


    David Garrett ist ja ein sympathischer Typ mit ner Klasse Frisur (das mögen einige anders sehen - ich mag es) und er hat den Dreh raus, das junge Publikum zu begeistern. Er hängt ja andauernd im TV in irgendwelchen Shows rum und spielt ein paar fetzige Takte und macht seine CD´s bekannt.
    :D;) Freilich ist der für Klassikspezialisten nicht geeignet, die ihn alle ohne Mühe sehr schnell durchschauen.


    Ich hatte mir die Explosive-CD von ihm auch mal angesehen, denn gegen Crossover habe ich nichts. Aber unter Explosiv verstehe ich ohnehin etwas anderes ... und Bearbeitungen, die ich auch als "Verhuntzung" ansehe, brauche ich sowieso nicht ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ich würde da weniger den Begriff Technik verwenden sondern eher den Begriff "Handwerk". Ich habe eine Studienkollegin, die macht u.a. Musik Lehramt und spezialisiert sich auf Klavier und Geige, sie meinte, dass das was Garrett macht, egal wie man zum Endprodukt steht handwerklich wirklich nicht sehr schwer ist. Zu bekannten Popnummern der heutigen Zeit oder aus den 80ern und 90 auf der Geige zu spielen ist nicht sonderlich schwer wenn man das Instrument schon ein paar Jahre in der Hand hat. Ich glaube also schon, dass hier ein großer technischer/handwerklicher Unterschied besteht, eine Frau Steinbacher bewegt sich in ganz anderen Klassen als David Garrett einfach weil sie ungemein schwierigere Stücke spielt....


    Das ist sicher eine Fehleinschätzung. Yehudi Menuhin hat ihn mal als "größten Geiger seiner Generation" bezeichnet, als er noch sehr jung war. Er studierte u.a. bei Ida Haendel und dann an der berühmten Juilliard-School bei keinem Geringeren als Itzhak Perlman. Geigentechnisch kann er also was - es ist halt immer die Frage, was aus so einer Begabung dann wird.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Naja die Einschätzung, dass Michael Jacksons "Thriller" mit der Geige zu begleiten nicht so schwer ist wie Tschaikowskys Violinkonzert zu spielen dürfte doch stimmen.
    Sein gesamtes Können mit dem Instrument vermag ich nicht zu erfassen, jedoch würde ich eben behaupten, dass dennoch ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen einer Fr. Steinbacher/Fr. Hahn und ihm. Die beiden Letztgenannten sind eben durchgehend mit den großen Kompositionen für Violine beschäftigt während er sich mit Minimalismus den Lebensunterhalt sichert (wenn auch sehr einbringlichen Minimalismus -> er füllt ja seine Konzerthallen ganz großartig)
    Das er eine der besten Ausbildungen erhalten hat (wenn nicht sogar die Beste) möchte ich gar nicht bestreiten. Ich finde es nur schade, dass sich jemand wie er so unter Wert verkauft! (und den Zuschauern wie oben beschrieben zu teuer)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • In jungen Jahren hat Garrett sehr brauchbar gespielt und keinesfalls nur technisch einfache Stücke. Allerdings war die Verantwortlichen der deutschen Grammophon wohl seinerzeit der Auffassung, dass diese Aufnahmen nicht veröffentlicht werden sollten. Erst als Garrett in seinem Genre viel Erfolg hatte, sind auch die frühen Aufnahmen auf den Markt gekommen, zB 14. es ist schon erstaunlich, wie sehr den Geiger selbst wichtig ist, ein klassischer Musiker zu sein. Bei seinem Erfolg könnte ihm das ja völlig egal sein (ich glaube nicht, dass André Rieu diesen Anspruch erhebt).
    Dem Argument, dass Garrett weitere Kreise an die Klassik heranführt, möchte ich nicht beipflichten. Vor Jahrzehnten streiften Menschen durch die Klassikabteilungen der damals noch existierenden Plattenläden und suchten "Bolero" von Ravel, aber sicher nicht wegen der klassischen Musik.


    So wird es auch hier gehen: man möchte Garrett hören und nimmt in Kauf, was er gelegentlich spielt.

  • Eigentlich wollte ich mich hier raushalten - entweder mag man ihn oder eben nicht. Drüber diskutieren ist müßig.
    Meine Frau mag ihn, ich mag meine Frau, also habe ich sie auch mal zu einem Konzert begleitet. Nein, nicht zu "explosive", sondern zu einem Recital im Gewandhaus. Da gab es kein cross over, sondern ausschließlich klassische Stücke (im engeren Sinne), nur begleitet von einem Pianisten. Das Publikum war bunt gemischt, vom distinguierten Gewandhausbesucher bis zum Ich-gucke-alles-von-Garret-Fan.
    Beide Fraktionen hörten durchaus gebannt zu, letztere kamen bei den Zugaben besonders in Fahrt. Nein, ich glaube schon, Geige spielen kann er. Sein Publikum begeistern auch. Das was er jetzt macht - so denke ich - ist zu einem Teil seiner Biografie geschuldet zum anderen Teil der Musikmaschinerie, denen, die ihn gewinnbringend vermarkten wollen. Ich wünsche ihm nur, daß er sich nicht selbst aufgibt im Musikzirkus. Zum klassischen Geiger wird er sicher nicht wieder, aber Menschen für seine Musik zu begeistern, und gerade auch für klassische Musik, das kann er. Und ich wünschte mir, daß das so bliebe.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Naja die Einschätzung, dass Michael Jacksons "Thriller" mit der Geige zu begleiten nicht so schwer ist wie Tschaikowskys Violinkonzert zu spielen dürfte doch stimmen.


    Aber daraus abzuleiten, dass er Tschaikowskys Violinkonzert nicht spielen könnte, ist einfach ein Fehlschluss. Ich bin mir sicher, er kann das. Geigentechnisch sogar sehr gut - wie gut auch interpretatorisch, das ist dann eine andere Frage.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Aber daraus abzuleiten, dass er Tschaikowskys Violinkonzert nicht spielen könnte, ist einfach ein Fehlschluss. Ich bin mir sicher, er kann das. Geigentechnisch sogar sehr gut - wie gut auch interpretatorisch, das ist dann eine andere Frage.


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • ..
    DG


    Keine Frage, dass Garrett technisch sein Instrument virtuos beherrscht. Man sollte ihn aber trotz seiner in der Jugend gemachten klassischen Plattenaufnahmen heute nicht mehr als klassischen Musiker beurteilen.


    Die Stücke, die er auf der CD EXPLOSIVE bietet, sind zum grössten Teil Eigenkompositionen von ihm, bei der er auf Pop, Rave und sonstigen heute aktuellen Rhythmen abhebt. Das ist schon sehr virtuos gespielt und zielt auf eine ganz andere Hörgruppe und seine Fans ab, als auf Klassikhörer.


    Man liest immer wieder: "Entweder man mag ihn oder hasst ihn !" So ist das wohl.
    Nachdem ich noch einmal näher in seine Explosive-CD reingehört habe, sehe ich das Thema mit etwas anderen Ohren: Heute ist er ein Musiker, der sich moderner Musik verschrieben hat. :!: Entsprechend sollte man ihn beurteilen!



    Decca, 2015, DDD


    Das Video von Garrett (wenn man bei amazon die CD ansieht) gibt Auskunft über seine Ambitionen und lässt Traubis schlechtes Urteil in etwas neutralerem Licht erscheinen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • In diesem Film über Niccolò Paganini spielt David Garrett den Teufelsgeiger.
    Als der Spielfilm vor wenigen Wochen im Fernsehen gezeigt wurde, habe ich mir gedacht, dass sein Spiel auf der Violine mehr überzeugt als seine Darstellung als Schauspieler.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zwei passende Ausschnitte aus diesem Spielfilm.




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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • In diesem Film über Niccolò Paganini spielt David Garrett den Teufelsgeiger.
    Als der Spielfilm vor wenigen Wochen im Fernsehen gezeigt wurde, habe ich mir gedacht, dass sein Spiel auf der Violine mehr überzeugt als seine Darstellung als Schauspieler.


    Ich habe den Film im Fernsehen auch gesehen - seine schauspielerische Leistung ist wirklich peinlich schwach und das Phänomen Paganini wird auf einen bloßen Unterhalter reduziert. Das kann man getrost alles komplett vergessen.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich werde mich an dem Garrett-Bashing nicht beteiligen und nur soviel sagen: ich wäre froh, wenn ich die Geige so beherrschte wie er. Ich würde dann aber etwas anderes machen als er: Ich würde mich mit den vier großen "B" beschäftigen, den lieben langen Tag, dazu vielleicht noch dem "M", dem "T", dem "P" und dem "D", und dann wäre ich zufrieden.


    Liebe Grüße, auch im Hinblick auf das bevorstehende große Fest der Liebe, auf das man, auch hier im Forum, gar nicht oft genug hinweisen kann. :D


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich hasse ihn weder, noch mag ich ihn - er interessiert mich einfach nicht.
    Wie man sehen kann hat er früher durchaus klassisches Repertoire gespielt. Nun mag man darüber Mutmaßungen anstellen, warum er seine strategische Linie gewechselt hat. Offensichtlich hat er auf der neuen Schiene mehr Erfolg oder er hat mehr Spaß daran. Gutes Aussehen, das wird ihm wohl niemand absprechen - ist sicher im Crossover und Pop Bereich wichtiger als in der reinen Klassik (das ist einfach eine Frage des Durchschnittsalters des jeweiligen Publikums...)
    Non-Klassik-affines Publikum ist in der Regel uninformierter, unkritischer und leichter zu begeistern. Und es vergleicht vor allem nicht mit irgendwelchen "Größen der Vergangenheit, weil es die meist gar nicht kennt......


    Herr Garrett ist in seinem Marktsegment erfolgreich - es sei ihm gegönnt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nun mag man draüber Mutmaßungen anstellen, warum er seine strategische Linie gewechselt hat.


    Die Verdienstmöglichkeiten dürften ungleich höher sein, ebenso der Grad der Berühmtheit. :hello:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich werde mich an dem Garrett-Bashing nicht beteiligen und nur soviel sagen: ich wäre froh, wenn ich die Geige so beherrschte wie er.


    Da gebe ich Dir völlig Recht, lieber Willi, am Garrett-Bashing beteilige ich mich auch nicht. Seine Geige beherrscht er wirklich - zu welchem Zweck allerdings, daran scheiden sich dann die Geister. :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Trotz aller Verkaufs-und Berühmtheitserfolge, und trotz der fast sicheren Vermutung, dass er mir jetzt widerspräche:


    Für mich verkörpert der Musiker hauptsächlich eine etwas tragische Biografie.
    Ich vermute, dass er zu früh die großen Bühnen mit den ganz großen Leuten bespielen musste/durfte.
    Es wäre für ihn wohl besser gewesen, wenn er hätte reifen dürfen und auch zwischendurch normal Kind bzw. Jugendlicher gewesen wäre. In einem Film über ihn, den ich vor längerer Zeit sah, wurde es nicht so dargestellt.


    Ich habe auch einmal einen Bundespreis von Jugend musiziert gewonnen und habe von daher eine passable Möglichkeit gehabt, ein bisschen zu beobachten, was in der Szene mit jungen Talenten so alles geschieht.
    Wahrscheinlich war ich einer der wenigen, der keine oder nur wenig Unterstützung von seinen Eltern bekam, die ja wollten, dass ich bloß etwas Anständiges und kein Musiker werde. ...Bei vielen anderen der "Konkurrenten" ( wie sehr ich diesen Begriff und alles was dahintersteht gerade im Bereich dieser Musik hasse) war es aber ganz anders: Es gab Eltern, die da sehr ehrgeizig (für ihre Kinder...) waren.
    Da die Balance zwischen Unterstützung einerseits und destruktivem Übe-und Bühnendruck andererseits zu finden, ist vielleicht auch nicht für alle so einfach.


    Ob Garrett heute ein ebenso bekannter und erfolgreicher Rein-Klassik-Geiger wäre, wenn seine Biografie anders gelaufen wäre, dass weiß ich nicht. Was ich weiß ist aber, dass die oben gezeigten klassischen DG-Aufnahmen mit dem jungen Geiger nicht "mal eben zwischen Tür und Angel" entstanden, sondern ein gewaltiges Übepensum, inklusive unvermeidlicher Opfer im Privatleben, mit sich brachte.
    Mir ist auch aufgefallen, dass der Einfluss der Bühnenauftritte aus der Rock- oder U-Ecke auf ihn durchaus nicht immer positive Wirkungen auf seine Art hat, wie er Klassik spielt, speziell wie er an das Spielen von Phrasen heranging. Das zu erläutern wird in diesem Medium hier recht schwierig.
    Wenn ich das so sage, dann ist es kein Bashing, sondern einfach eine Beobachtung.


    Eine Aufnahme mit ihm zu erwerben, käme für mich nicht in Frage. Ich habe auch sein Brahms-Konzert gesehen und gehört. Er kam gut durch, was ja schon viel sagt. Es ist in seinem Spiel auch viel da, was da sein muss, und professionell ist er auch. Allerdings hörte ich beim Gegenvergleich - etwa mit Julia Fischer - dass es eben doch auch noch anders geht.


    Wenn er jedoch mit seinem Leben so zufrieden ist und ich mir nicht in irgendwelchen Klassikshows im ZDF oder so sagen lassen muss, dass neben dem besten Pianisten (L.L.) gleich der beste Geiger (D.G.) auftritt, dann soll es mir recht sein.


    Grüße
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)