Wassili Kalinnikow: Symphonie Nr. 2 A-Dur


  • Wassili S. Kalinnikow


    Das Leben von Wassili Sergejewitsch Kalinnikow (1866—1901) war kurz und von Krankheit überschattet. Nicht einmal 35-jährig starb der Komponist an den Folgen der Tuberkulose. Seine Musik lehnt sich an jene von Tschaikowsky und Borodin an, besitzt jedoch einen eigenen Charakter. Einfallsreichtum kennzeichnet seine Melodik, seine Orchestrierung ist farbig und voll. Die optimistische Grundstimmung seiner Werke verwundert, betrachtet man sein langes Siechtum. Zu Lebzeiten durchaus bekannt und geachtet, sank seine Popularität nach seinem Tod, um in den 50er Jahren eine neuerliche Renaissance zu erfahren, wollte man doch eine Übereinstimmung mit dem sozialistischen Realismus in ihr erkennen.



    Die zweite Symphonie entstand in den Jahren 1895 bis 1897, wurde folglich gleich nach Vollendung der ersten in Angriff genommen. Die Uraufführung erfolgte am 12. März 1898 in Kiew. Wie die Erste folgt sie der klassischen Viersätzigkeit:


    I. Moderato - Allegro non troppo
    II. Andante cantabile
    III. Allegro scherzando
    IV. Andante cantabile - Allegro vivo



    Die Einspielung von Jewgeni Swetlanow datiert aus dem Jahre 1968. Die Klangqualität ist nicht ganz so gut wie bei der 1975 eingespielten Ersten, aber völlig in Ordnung.


    Der erste Satz (9:38) ist von einem beinahe aufdringlichem Positivismus, den sich der bereits schwerkranke Komponist womöglich erzwungen hat. Der langsame Satz (8:55) ist in seiner Grundstimmung dunkel und bildet den absoluten Kontrast dazu. Das Scherzo (7:51) ist fröhlich und locker, knüpft insofern (wenn auch zunächst dezenter) an die Stimmung des Kopfsatzes an. Das Finale (11:23) beginnt fast schwermütig. Dies legt sich allerdings sehr bald und der Satz kehrt zur lebensbejahenden Grundstimmung des Werkes zurück. In der Coda bietet Kalinnikow nochmal alles auf und lässt die Symphonie weihevoll ausklingen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zum Kennenlernen kann ich auch diese preisgünstige Einspielung empfehlen.



    FonoForum 10 / 95: "Der jungverstorbene Wassilij Kalinnikoff war ein hochtalentierter Orchestrator zwischen Tschaikowsky und Borodin, mit mehr Feinschliff und weniger Originalität als letzterer. Wieder einmal musizieren die Ukrainer mit viel Elan und Schmelz."


    Weitere Tamino Empfehlungen findet man hier

  • Danke für diesen weiteren diskographischen Hinweis. Es scheint gar nicht sooo schlecht bestellt zu sein, was Einspielungen der beiden Symphonien von Kalinnikow angeht.



    Insgesamt erscheint mir die 1. Symphonie übrigens noch gelungener. Das liegt nicht zuletzt am m. E. überlegenen langsamen Satz und dem effektvolleren Finale. Sie wurde scheinbar auch etwas öfter aufgenommen als die Zweite.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo und herzlichen dank für die Themen zu Kalinnikow!



    Wassilij Kalinnikoff (1866-1901)
    Symphonien Nr.1 & 2


    Malaysian PO, Kees Bakels
    BIS, DDD, 2000


    Zu den beiden Hauptwerken scheint mir alles Relevante bereits gesagt, so dass ich nur ein paar kurze Eindrucke sowie Einschätzungen zur gezeigten CD beisteuern kann. Grundsätzlich sind die Sinfonien 1 und 2 absolut hörenswerte, gelungene Kompositionen, die aber auf mich gar nicht einmal einen so zwingend "russischen" Eindruck hinterlassen, gleichwohl ich mich ansonsten sämtlichen zuvor beschriebenen Charakterisierungen absolut anschließen möchte. Die Erste hinterlässt bei mir ebenfalls den stärkeren Eindruck. Sie gefällt mir persönlich sogar besser als die meisten Sinfonien Tschaikowskys und bewegt sich - neutraler gesehen - zumindest auf dem Niveau dessen Sinfonien Nr. 1 bis 3 oder auch der sinfonischen Werke von Alexander Glasunow.
    Obwohl das aus meiner Sicht ansprechende, hörens- und wiederhörenswerte Musik ist, drängt sich mir beim Konsum der gezeigten CD nicht der Wunsch nach alternativen Sichtweisen auf. Bei diesen beiden Werken erscheint mir die Bakels-Einspielung aus Kuala Lumpur, da sehr gut musiziert und aufgenommen, als absolut ausreichend und befriedigend. Die bemängelte gewisse "Glätte" könnte man jedenfalls auch der Musik als solches anlasten und eine Dramatisierung und ein "Aufrauen" mit Mitteln der Interpretation erscheint mir zumindest nicht absolut zwingend.
    Beide Sinfonien haben mir gefallen und sind aus meiner Sicht ein guter Kauf und eine lohnende Beschäftigung.


    Viele Grüße
    Frank

  • Beide Sinfonien haben mir gefallen und sind aus meiner Sicht ein guter Kauf und eine lohnende Beschäftigung.


    Das Urteil kann ich voll bestätigen und da es die CD derzeit für ganz wenig Geld gibt, sollte jeder zulangen, der sie noch nicht in der Sammlung hat.


    P.S. Wie ich leider gerade feststellen muss, ist es dafür schon zu spät, kostet bei jpc wieder Vollpreis. ;( Der andere Werbepartner hat noch ein paar günstige in petto.