OPER - eine unnatürliche, monströse, aber ERNST ZU NEHMENDE KUNSTGATTUNG

  • Die aktuelle Diskussion darüber, wie wir im Opernforum dem Umgangston ein zivilisatorisches Niveau verpassen können, ohne dabei in die Sitten von Diktaturen zu verfallen - aber auch ohne uns mit kleingeistigen Regeln lächerlich zu machen, haben mich auf folgende Idee gebracht:
    Wir könnten uns überlegen, was uns an der Oper wichtig ist - so wichtig, dass wir es für nicht verhandelbar halten. Jeder von uns, der sich an diesem Versuch beteiligt, wird dabei zu etwas anderen Resultaten kommen. Aber dabei ergeben sich Schnittmengen, und die lassen sich erheben und festhalten.
    Große Schnittmengen - oder kleine, die von ihren Verfechtern als besonders wichtig und deshalb nicht verhandelbar benannt (und begründet) werden, wären zu sammeln und auszuwerten - als nicht verhandelbare Qualitäten, die zum Kernbestand der Gattung gehören.


    In einem zweiten Schritt könnten wir diese Kernstruktur daraufhin untersuchen, welche dieser Eigenschaften untereinander kompatibel bzw. inkompatibel sind. Die kompatiblen Merkmale ergäben den von selbst Gruppen der Mitglieder, die untereinander ein Mindestmaß an Konsens aufweisen, so dass die schlimmsten Missklänge innerhalb einer Gruppe gar nicht in Erscheinung treten.
    Das bedeutet keineswegs, dass es zwischen den Gruppen keinen Austausch geben dürfte. Aber der Austauch beschränkte sich dann auf gelegentliche, zeitlich begrenzte Kontakte.


    Bevor ich jetzt noch mehr ins Detail gehe, möchte ich gern erst andere Meinungen hören, ob dieser Vorschlag von vornherein verworfen - oder aber als Möglichkeit und Chance gesehen wird.


    Fürs Erste herzliche Grüße von Sixtus

  • Lieber Sixtus,


    eine klare Antwort.
    Nicht verhandelbar ist für mich die Handlung einer Oper, auf der die Musik basiert, jede willkürliche Veränderung, das Hinzufügen nicht vorgesehener Personen oder Aktionen oder die Verhöhnung des Werkes (wie z.B. beim "Freischütz" häufig geschehen). Da gibt es für mich keinerlei Toleranz!
    Wenn Schauplätze mit moderneren Mitteln (Weglassen oder Verändern einiger unwichtiger, aber im Libretto detailgetreu beschriebenen Einzelheiten, Vorhänge, Projektionen) gestaltet sind, ist das zu akzeptieren, wenn sie erkennen lassen, dass es sich um den im Libretto vorgegebenen Schauplatz handelt (so wie ich den Schauplatz in meinen Beiträgen zum Opernführer nur kurz genannt habe). Es müssen keine überladenen Bühnenaufbauten sein. Aber wenn die Handlung an verschiedenen Orten spielt, reicht mir ein Einheitsbühnenbild - wie heute oft üblich - nicht. Dabei lässt sich mit den modernen Bühnentechniken ein Bildwechsel doch sehr viel einfacher bewältigen.
    Bei Handlungen, die auf historischen Ereignissen basieren oder wohl kaum in unsere Zeit zu übertragen wären, sollte auch in den Kostümen die Zeit, in der das Stück handelt, erkennbar sein. Ich habe das mehrfach am Beispiel "Julius Caesar" aus Salzburg dargestellt. Auch die Kostüme müssen dabei nicht unbedingt pompös sein.
    Opern mit zeitlosen Inhalten dürfen durchaus auch einmal in modernerem Gewand herkommen, wenn es der Text zulässt (Wenn in einer Kerkerszene in einem hell erleuchteten Raum mit vornehm verzierten Wänden "Gott, welch Dunkel hier" ertönt, ist das mehr als absurd).
    Was ich weiterhin verurteile, ist, dass uns manche Regisseure ihre Deutung dem Zuschauer mit roher Holzhammermethode (wie Aufschriften, Transparente oder eben die "Ikea-Angst") aufoktroyieren wollen. Frühere Regisseure hatten und einige wenige haben auch noch heute die - anscheinend den meisten verloren gegangene - Fähigkeit, ihre Deutung in dezenter Form auf die Bühne zu bringen.
    Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Regisseure wieder mehr Einfühlung, Verständnis für das eigentliche Werk und seine Musik ("Kopf" und "Herz" dürfen nicht meilenweit auseinanderklaffen) und Respekt vor den Zuschauer haben, der durchaus in der Lage ist, selbst zu denken.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    da kann ich mich schon mal weitgehend deiner Meinung anschließen. Meine Einschränkung besteht darin, dass ich nicht ganz so viel Wert auf die Einhaltung des Librettos lege. Ich meine z.B., dass man bei der deutschen Oper vor Wagner bei den gesprochenen Dialogen schon einiges straffen kann, ohne dass wesentliche Qualitäten des Werkes darunter leiden - im Gegenteil:
    Schikaneders Papageno-Text ist sehr stark auf seine eigene Wirkung als Schauspieler zugeschnitten.
    Rocco muss Leonore nicht ganz so weitschweifig auseinandersetzen, warum es hier so kalt ist und wie sie jeden Schritt zu gehen hat.
    Und wir wissen, dass Max ängstlich ist. Dazu bedarf es nicht solcher Sätze wie "An solche Dinge darf ein frommer Jäger nicht denken."
    Dergleichen Textstellen führen dazu, dass viele heutige Menschen Opern nicht ernst nehmen (können). Da sind also Straffungen durchaus förderlich...


    Ich hatte aber in meinem Eingangstext vergessen, dass wir uns auch über das Repertoire unterhalten müssen: Welche Stücke gehören zum eisernen Bestand, welche sind nicht so zwingend nötig - und warum?
    Es gibt also genug zu klären, wenn wir die Gefahren künftiger Unflätigkeiten minimieren wollen. Also die Ärmel hochgekrempelt!


    Herzliche Grüße an alle Streithähne guten Willens


    von Sixtus

  • Unabdingbar ist für mich, dass es eine Oper im herkömmlichen Sinn bleibt, die von Sängern gestaltet wird.


    Und nicht, wie so oft zu sehen, von Doppelgängern, zusätzlich eingeführten Figuren oder anderen Einschüben. Ich bin so unbescheiden und möchte Oper sehen, wie sie war, wie sie (leider oft nicht) ist und wie sie sein sollte.



    Erich

  • Unabdingbar für mich ist, dass der Sinn der Oper und der Handlung erhalten bleibt, wenn diese Grenzen nicht überschritten werden darf und soll es sogar neue Deutungen geben. Keinesfalls akzeptabel ist, wenn die Oper verhöhnt, rassistisch, religiös, sexistisch missbraucht oder pervertiert wird.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Schon wieder Zustimmung, und zwar ohne Einschränkung!


    Lieber Erich,
    das nervt mich genau so wie dich, obwohl ich natürlich weiß, was damit bezweckt werden soll. Vielleicht ist es gut gemeint (tiefenpsychologisch). Aber die Zuschauer, die das Stück zum erstenmal sehen (junge oder einfache Leute), werden verwirrt, und wir anderen brauchen keine schlauen Erklärungen. Wir sind nicht in der Schule, sondern im Theater. Die Regie sollte die Phantasie herauskitzeln, nicht ersticken.


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Für mich ist es unabdingbar, dass die sängerische bzw. musikalische Leistung im Zentrum stehen muss und nicht durch die Regie behindert werden darf. Regie darf den vorgegebenen Text des Librettos interpretieren aber keineswegs darf sie eine Deutung liefern, die nicht mit den vorgegebenen Texten und Regieanweisungen übereinstimmt oder sie gar überdeckt.

  • Lieber Operus,


    das ist bis jetzt die weiteste Fassung für das, was unabdingbar ist. Ich kann mich dem anschließen, wenngleich manches Detail womöglich einer näheren Klärung bedarf. Aber dafür sind wir ja in einer Diskussionsrunde!



    Lieber m.joho,


    das ist eine Definition ganz nach meinem Gusto:
    Das Zentrum einer Oper ist die Musik. Wofür wäre sie sonst geschrieben worden?!


    Euch Beiden herzliche Grüße von Sixtus

  • Ich vertrete hier eine recht einfach zu formulierende Position: Grundsätzlich ist alles verhandelbar - entscheidend ist, wie ein von mir nicht über die Maßen geschätzter Politiker einmal gesagt hat, was hinten rauskommt!


    Ich hatte aber in meinem Eingangstext vergessen, dass wir uns auch über das Repertoire unterhalten müssen: Welche Stücke gehören zum eisernen Bestand, welche sind nicht so zwingend nötig - und warum?


    Auch von der Festlegung eines Kanons halte ich nicht allzuviel! Höchstens in dem Sinne, dass man bestimmte Stücke gehört bzw. gesehen haben sollte, will man sich ernsthaft mit der Materie Oper auseinandersetzen. Ansonsten werden ohnehin immer noch die immer gleichen Werke im Verhältnis viel zu oft auf den Spielplan gehoben, während unbekannteres oder moderneres um sein Publikum kämpfen muss; siehe hierzu auch das Eingangsstatement zu meinem letzten Opern-Bericht.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich verfolge all das, was sich im Bereich "Oper" in diesem Forum ereignet mit großem Interesse, ohne freilich aus Mangel an Kenntnissen selbst etwas dazu beitragen zu können.
    Aber ich meine, dass man sich in all den - zum Teil wirklich unschönen - Streitereien darum auf die Klärung zentraler Fragen in sachlichem Diskurs bemühen sollte. Wenn Sixtus einwendet "wenngleich manches Detail womöglich einer näheren Klärung bedarf", so ist genau dieses damit angesprochen.
    Operus hat in seinem Betrag eine solche zentrale Frage aufgeworfen. Es ist der Begriff "Pervertierung".
    Was beinhaltet er im Fall einer Opern-Inszenierung? Wann liegt eine solche "Pervertierung" vor, und woran lässt sie sich ganz konkret festmachen? Und welche regulativen Kategorien rechtfertigen es eigentlich, von einer "Pervertierung" zu sprechen?

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  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Ichmeine z.B., dass man bei der deutschen Oper vor Wagner bei den gesprochenen Dialogen schon einiges straffen kann, ohne dass wesentliche Qualitäten des Werkes darunter leiden


    Lieber Sixtus,


    genau diesen Gedanken hatte ich auch, vergaß aber, weil ich unterbrochen wurde, ihn zu äußern. Natürlich kann Manches, was die Handlung nicht weiterführt, gestrichen werden. Das gilt nicht nur für deutsche Opern. Ich habe das bei meiner Durcharbeitung der Libretti der französischen Opera Comique ähnlich festgestellt, dass manche Dialoge viel zu weitschweifig sind und durch verkürzte, sinnvolle Dialoge von gleichen Inhalt ersetzt werden könnten.
    Ganz dick muss ich auch das unterstreichen, was Operus im Beitrag 5 gesagt hat. Es geht um die Umsetzung des Librettos und nicht um die Anreicherung der Opern mit Auswüchsen irrer Phantasien, die sich aus dem Libretto überhaupt nicht ergeben.
    Uns wird sicher noch manches einfallen, was unabdingbare Forderungen an eine Inszenierung sein müssen, ohne dass das Werk zerschlagen wird


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Was interessant wäre, wenn von bekannten Komponisten Werke aufgeführt werden die nicht so bekannt sind. Zum Beispiel von Strauß Capriccio, von Rossini Semiramide, von Verdi I masnaderi , von Wagner das Liebesverbot, um nur einige zu nennen. Oder wenn man in einer Spielzeit La Boheme von Puccini und Leoncavallo aufführen würde.

  • Die letzten Beiträge haben das Spektrum nochmals erweitert und sogar an einen kritischen Punkt geführt.


    Lieber Michael,
    wenn du alles für verhandelbar erklärst, relativierst du alles. Aber wer etwas liebt, kann es schwerlich relativieren. Damit beschwörst du neuen Zwist herauf, weil niemand das, was er liebt, von anderen gern infrage stellen lässt. Das gilt sowohl für Interpretationen wie fürs Repertoire.


    Ein ernstes Problem sprichst du an, lieber Helmut:
    Wann darf man von Pervertierung sprechen? Dieser Begriff ist ja von der Political correctness auf den Index gesetzt worden, wo er immer noch von ihren Hütern bewacht wird - obwohl dieses unschuldige Wort dadurch nicht seine Berechtigung verliert. Aber seine Verwendung ruft immer wieder reflexhaft die sprachlichen Sittenwächter auf den Plan, die uns vorschreiben wollen, wie wir zu sprechen haben.


    Das geringste Problem dürfte das Repertoire aufwerfen, lieber Rodolfo. Wer, der bei Verstand ist, wird Wagners Liebesverbot in eine Reihe mit dem Tristan stellen - oder Verdis Oberto mit seinem Otello? da sind wir uns schnell einig.


    Für heute vielen Dank für das rege Interesse und herzliche Grüße an alle von Sixtus! Buona notte1

  • wenn du alles für verhandelbar erklärst, relativierst du alles. Aber wer etwas liebt, kann es schwerlich relativieren. Damit beschwörst du neuen Zwist herauf, weil niemand das, was er liebt, von anderen gern infrage stellen lässt.


    ... und genau deshalb beteilige ich mich hier nicht. Es geht nämlich nicht ums ergebnisoffene Verhandeln, sondern ums dogmatische Verurteilen und Vor-Verurteilen, wie es die RT-Gegner so gerne haben. Vergebliche Liebesmüh!


    Schöne Grüße
    Holger

  • wenn du alles für verhandelbar erklärst, relativierst du alles. Aber wer etwas liebt, kann es schwerlich relativieren. Damit beschwörst du neuen Zwist herauf, weil niemand das, was er liebt, von anderen gern infrage stellen lässt. Das gilt sowohl für Interpretationen wie fürs Repertoire.


    Ich denke, dass kommt wohl auf die persönliche Haltung an! - Ich relativiere tatsächlich nichts, sondern bin bereit, mich grundsätzlich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie mir zusagen und ich nicht dagegen argumentieren könnte. Aber wer bin ich denn, a priori soetwas im Grunde unnatürlichem, monströsem und nicht ernst zu nehmendem das Verdikt des Unverhandelbaren aufzuerlegen? Es geht hier nicht um Menschenwürde, Folterverbot, Pressefreiheit etc. - alles Dinge, die für mich in der Tat unverhandelbar sind.


    Bitte, im Grunde ist diese ganze Diskussion oder besser die Art, wie sie geführt wird lediglich kindisch und peinlich, es geht hier nicht um Menschenleben; dbzgl. "spielt die Musik" anderswo auf der Welt! Vor diesem Hintergrund sollten wir das Thema vielleicht etwas weniger hoch hängen!? Und was den Zwist angeht, so gehören auch dazu meist zwei Parteien.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wann darf man von Pervertierung sprechen? Dieser Begriff ist ja von der Political correctness auf den Index gesetzt worden, wo er immer noch von ihren Hütern bewacht wird - obwohl dieses unschuldige Wort dadurch nicht seine Berechtigung verliert. Aber seine Verwendung ruft immer wieder reflexhaft die sprachlichen Sittenwächter auf den Plan, die uns vorschreiben wollen, wie wir zu sprechen haben.


    Ist das so?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Guten Morgen!


    So langsam differenziert sich das Bild der Haltungen und Meinungen.
    Niemand wird gezwungen, sich der Gruppe, die hier zu entstehen scheint, anzuschließen. Aber ich möchte doch darum bitten, diesen Frischling nicht schon vor der Geburt zu demontieren und den Initiator mit Vokabeln wie kindisch und peinlich zu beschimpfen. Dafür ist immer noch Zeit, wenn das Projekt gescheitert ist.


    Damit es aber nicht scheitert, bestehe ich darauf, dass es allerdings sehr wohl um eine große Sache geht, nämlich um eines der wichtigsten europäischen Kulturgüter mit einer ehrwürdigen Tradition von vier Jahrhunderten. Das lasse ich nur sehr ungern herabsetzen, vor allem nicht durch wissenschaftlich verbrämte, aber im Grunde kunstfremde politische Ideologien.


    Nochmals: Niemand, dem dies hier peinlich ist, muss sich dem anschließen. Auch soll niemand in seiner Meinung manipuliert werden. Aber wer sich den Grunggedanken anschließen kann, ist willkommen zu einem Meinungsaustausch in zivilisierter Form.
    Ich habe nicht die Absicht, weiterhin auf jeden Beitrag direkt zu antworten. (Das war nur Geburtshilfe.) Versuchen wir lieber, uns auf Augenhöhe auszutauschen. Wer unabhängig davon eine eigene Gruppe ins Leben rufen will - dem steht nichts im Wege.
    Wenn wir uns so weit einig sind, können wir das Baby in die Welt entlassen - in der Hoffnung, dass es gedeiht. Die Themen kommen dann schon von selbst geflogen - sie liegen ja in der Luft.


    In diesem Sinne herzliche Grüße von Sixtus

  • ... und genau deshalb beteilige ich mich hier nicht. Es geht nämlich nicht ums ergebnisoffene Verhandeln, sondern ums dogmatische Verurteilen und Vor-Verurteilen, wie es die RT-Gegner so gerne haben. Vergebliche Liebesmüh!


    Schöne Grüße
    Holger


    Ich beteilige mich hier auch nicht, wenn auch aus den Gründen der Gegenseite. Es ist alles schon gesagt, nur nicht von allen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Das lasse ich nur sehr ungern herabsetzen, vor allem nicht durch wissenschaftlich verbrämte, aber im Grunde kunstfremde politische Ideologien.


    Ach so, die wissenschaftlich verbrämten, kunstfremden politischen Ideologien vertrete dann natürlich ich! X(


    Wenn man die Gegenmeinung von vornherein als kulturzerstörerische politische Ideologie (ab)qualifiziert, welche die Opern-Heiligtümer in Schutt und Asche legt, dann ist klar, worauf es hinausläuft: den Schulterschluss von Gleichgesinnten, die halt auf der richtigen Seite stehen. Die Anderen gehören verbannt! :no:

  • Das lasse ich nur sehr ungern herabsetzen, vor allem nicht durch wissenschaftlich verbrämte, aber im Grunde kunstfremde politische Ideologien.


    Holger hat darauf ja schon, etwas harsch, reagiert. Aber unabhängig davon und bevor ich seinen Kommentar dazu gelesen habe, bin ich hier doch auch bei dieser Aussage hängen geblieben. Ich vermute, dass Du damit ganz bestimmte Taminos mit ganz bestimmten Äußerungen im Sinn hast, sprich: Du beziehst Dich vermutlich auf Holger und das, was er hier schon gelegentlich zur Aufführungspraxis geschrieben hat. Nun bin ich Laie, fand aber bisher außer reinen Meinungsäußerungen (»Es darf nicht sein, was nicht sein darf«) keine auch nur halbwegs überzeugenden Beiträge, die gegen das sprechen, was er vorgebracht hat. Und das verstehe ich nicht. Wenn man mit dem, was Holger dazu geschrieben hat, nicht einverstanden ist, sollte es doch möglich sein, das auch argumentativ zu belegen.
    Das war das eine. Zum anderen würde es mich interessieren, was mit »kunstfremden politischen Ideologien« gemeint sein soll. Ich kann mich nicht erinnern, von Holger, wenn es um die Oper ging, etwas in der Richtung gelesen zu haben. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch.

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  • Operus hat in seinem Betrag eine solche zentrale Frage aufgeworfen. Es ist der Begriff "Pervertierung".
    Was beinhaltet er im Fall einer Opern-Inszenierung? Wann liegt eine solche "Pervertierung" vor, und woran lässt sie sich ganz konkret festmachen? Und welche regulativen Kategorien rechtfertigen es eigentlich, von einer "Pervertierung" zu sprechen?


    Lieber Helmut Hofmann,


    wie gut, dass es den Duden gibt: Dort werden für den Begriff pervertiert folgende Synonyme angegeben. verhunzen, verunstalten, verstümmeln, versalzen, entstellen, versauen, verfälschen, verdrehen, verkehren, verderben, umschlagen. Es handelt sich also offensichtlich um einen Dachbegriff, unter dem viele Begriffe untergeordnet werden, die unsere Regietheater-Gegner oft und gerne argumentativ verwenden. Interessant ist, dass darunter auch der von Gerhard Wischniewski zum Schlag- und Reizwort hoch gepuschte Begriff Verunstaltungstheater aufgeführt ist. Trotz dieser Fülle der Begriffe empfinde ich pervertiert als drastische Steigerung. Etwas scherzhaft, das wäre wie wenn Gerhards Verunstaltungstheater zum Begriff Versauungstheater gesteigert würde - versauen ist ein
    Begriff der unter den Synonymen im Duden auch angeführt wird.


    Nun der Versuch, es an konkreten Beispielen zu erläutern: Wenn in einer "Rusalka" in München der Wassermann die Nixe vergewaltigt und Kinder auf offener Bühne zerstückelt dann ist für mich das Maß des Erträglichen überschritten. Das ist in der Tat eine Sauerei und widerspricht völlig dem von den Schöpfern gewollten Charakter des Wassermanns als väterlich, gütige Autorität. Auch bei einem "Parsifal" in dem die Gralsritterrunde vulgär ins Rotlicht Milieu verlegt wird ist die Oper und die Handlung pervertiert. Will der Regisseur sexistische Anspielungen, dann würden diese eher zu Klingsors Zaubergarten oder der Figur der noch nicht erlösten Kundry passen. Wie die Beispiele zeigen, spielen auch die persönlichen Maßstäbe und Wertesysteme eine gewichtige Rolle was der Betrachter als pervertiert empfindet und was er noch zu tolerieren bereit ist.


    Ich würde mich freuen, wenn mein Beitrag kritisch kommentiert würde und wir uns dadurch der Klärung was ist Perversion in der Oper nähern würden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Dieter,


    das ist unschwer dem Text zu entnehmen. Wenn jemand anderen, die ihre Meinungen zur Sache ungestört austauschen wollen, vorwirft, ihr Ziel sei der "Schulterschluss von Gleichgesinnten, die auf der richtigen Seite stehen..." - dann tropft aus diesem Satz deutlich hörbar eine Gesinnung, die das, was man selber will, dem Gegenüber unterstellt, vermutlich in der Annahme, das werde nicht durchschaut.
    Diese Erkenntnis habe nicht ich erfunden, sondern sie wurde von Psychologen entdeckt, die die Sprachmotivation untersuchen. Es ist eine besonders in der Politik beliebte Methode, den Gegner zu verteufeln. Aber hier sind wir (hoffentlich!) nicht im Krieg...


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Es ist eine besonders in der Politik beliebte Methode, den Gegner zu verteufeln. Aber hier sind wir (hoffentlich!) nicht im Krieg...

    ... und der bedienst Du Dich wie man sieht:


    allerdings sehr wohl um eine große Sache geht, nämlich um eines der wichtigsten europäischen Kulturgüter mit einer ehrwürdigen Tradition von vier Jahrhunderten. Das lasse ich nur sehr ungern herabsetzen, vor allem nicht durch wissenschaftlich verbrämte, aber im Grunde kunstfremde politische Ideologien.

    und inszenierst so selber verbal einen Krieg, nämlich Kulturkampf(stimmung).


    Und es ist nun wirklich ein ziemlich dämliches Ablenkungsmanöver, dann den Entgegnungen darauf die Urheberschaft von all dem zuzuschieben.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von Operus: Dort werden für den Begriff pervertiert folgende Synonyme angegeben. verhunzen, verunstalten, verstümmeln,versalzen, entstellen, versauen, verfälschen,verdrehen, verkehren, verderben, umschlagen. Es handelt sich also offensichtlich um einen Dachbegriff, unter dem viele Begriffe untergeordnet werden, die unsere Regietheater-Gegner oft und gerne argumentativ verwenden.


    Es gibt für ein Wort natürlich viele Synonyme, die aber weitgehend nicht dieselbe Bedeutung haben. Sie verstärken die Wirkung oder schwächen sie ab und man setzt sie eben so ein, wie man sie für am treffendsten hält. Wie ich schon an anderer Stelle sagte, ist für manche dieser Inszenierungen das Wort "Verunstaltungstheater" bei weitem noch viel zu milde ausgedrückt, mögen hier einige noch so laut schreien.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • "Schade, dass Sie gekommen sind! / Es war doch ohne Sie so schön!..."


    Es war wirklich schön, man hat das Aufatmen geradezu gespürt, ohne Anspannung und Verkrampfung - bis zur Nr.13.
    Und dann kam, mit Nr.14, Holger! Sein erster atz ließ noch hoffen. Er hieß: "Und genau deshalb beteilige ich mich hier nicht." Doch der Satz war zu schön, um wahr zu sein. Er wurde sofort umgedreht - als Vorwand, sich doch wieder einzumischen. Und seitdem herrscht wieder ungute Stimmung, weil jederzeit damit gerechnet werden muss, dass diese Einmischung ein Selbstläufer wird.


    Er wirft uns, besonders mir, dogmatisches (Vor-)Verurteilen vor. Und was tut er selber? Rhetorisches Zermürben, um Andersdenkende ins Abseits zu stellen. Das kann er gut - aber (fast) niemand will es hören. Ich meine, es wäre an der Zeit, dass ihm dies nicht nur von mir gesagt wird. Es gibt Menschen, denen es nicht um die Sache geht, sondern um das Mundtotmachen Andersdenkender. Und davon habe ich endgültig genug. Wer noch?


    Wer das verstehen und nachempfinden kann, den bitte ich ums Wort, damit das endlich aufhört! Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße denen, die den Mut dazu haben, von Sixtus

  • Lieber Sixtus,


    Man merkt, dass Du noch nicht lange im Forum bist:
    Mit dieser Methode ist es Dr. Kaletha gelungen, praktisch jeden RT-Thread zum Erliegen zu bringen. Die meisten wurden geschlossen, etliche Forumsmitglieder gesperrt.
    Leider steht die Forumsleitung uneingeschränkt hinter ihm. Wundere Dich also über nichts!

  • gelungen, praktisch jeden RT-Thread zum Erliegen zu bringen.

    Es gibt Menschen, denen es nicht um die Sache geht, sondern um das Mundtotmachen Andersdenkender. Und davon habe ich endgültig genug. Wer noch?

    Aber wer etwas liebt, kann es schwerlich relativieren. Damit beschwörst du neuen Zwist herauf,

    Damit es aber nicht scheitert, bestehe ich darauf, dass es allerdings sehr wohl um eine große Sache geht, nämlich um eines der wichtigsten europäischen Kulturgüter mit einer ehrwürdigen Tradition von vier Jahrhunderten. Das lasse ich nur sehr ungern herabsetzen, vor allem nicht durch wissenschaftlich verbrämte, aber im Grunde kunstfremde politische Ideologien.

  • Ich finde wir sollten uns erst mal darauf einigen, daß es keine Gegner gibt, sondern uns alle die Liebe zur Oper eint. Geschmäcker sind hier, wie auch sonst, zum Glück recht unterschiedlich.

  • Zitat

    Und dann kam, mit Nr.14, Holger! Sein erster atz ließ noch hoffen. Er hieß: "Und genau deshalb beteilige ich mich hier nicht." Doch der Satz war zu schön, um wahr zu sein. Er wurde sofort umgedreht - als Vorwand, sich doch wieder einzumischen. Und seitdem herrscht wieder ungute Stimmung, weil jederzeit damit gerechnet werden muss, dass diese Einmischung ein Selbstläufer wird. Er wirft uns, besonders mir, dogmatisches (Vor-)Verurteilen vor. Und was tut er selber? Rhetorisches Zermürben, um Andersdenkende ins Abseits zu stellen. Das kann er gut - aber (fast) niemand will es hören. Ich meine, es wäre an der Zeit, dass ihm dies nicht nur von mir gesagt wird. Es gibt Menschen, denen es nicht um die Sache geht, sondern um das Mundtotmachen Andersdenkender. Und davon habe ich endgültig genug. Wer noch?

    Lieber Sixtus,


    das ist doch schon seit Jahren so. Er hat schon immer durch endlos lange dogmatische Predigten, die nicht zum Titel des Themas gehörten die Themen hoffnungslos zerredet und andere mit unsäglicher Arroganz niedergemacht. Er durfte sich auch manche beleidigenden Ausdrücke erlauben, Ausdrücke, die er bei anderen verurteilt. Wenn man dann - noch nicht einmal mit solchen, vielfach unter die Gürtellinie gehenden Ausdrücken - zurück schoss, hat er sogar schon die Moderatoren angesprochen, den Andersdenkenden doch zur Räson zu bringen. Selbst kann er austeilen, aber zum Einstecken ist er zu schwach.
    Schon öfter hat er gesagt, dass er aus diesen Themen aussteigen werde, hat aber danach noch sehr viel Abwegiges beigetragen. Er kann einfach nicht anders, denn er hat es nötig. Nicht nur die meisten Forenmitglieder haben ihn längst durchschaut, was er aber trotz aller Auseinandersetzungen nicht wahrnimmt, sondern auch viel Mitleser haben das ebenso erkannt. Es gibt für solche armen Menschen einen Ausdruck, der genau das Phänomen trifft, den ich aber hier nicht nennen möchte.
    Ich habe das ja schon lange gesagt und freue mich, dass auch du als integeres Mitglied das erkannt hast und dich - so wie ich früher - dagegen wehrst. Aber ich kann dir sagen, dass das zwecklos ist. Er wird immer das große Wort führen und vor allem seinen Stand herauskehren wollen, den er als Einziger schon in seinem Benutzernamen demonstriert. Wir werden ihn also noch länger ertragen müssen.
    Viele andere und ich - das kann ich dir bestätigen - haben schon lange genug davon. Aber viele haben sich auch, und ich tue das in der Regel auch, darauf eingerichtet, auf seine Beiträge nicht mehr einzugehen und - wenn sie den Avatar sehen - diese Beiträge einfach zu überschlagen. Denn sie haben dasselbe wie du erkannt und dass es keinen Nutzen bringt, überhaupt noch darauf zu reagieren.
    Fast alle Welt hat es erkannt. Verwunderlich, das ein gebildet sein wollender Mensch das nicht selbst erkennt.
    Auch wenn ich jetzt - wie schon andere seinetwegen - ein Schloss bekomme, denn er wird jetzt wohl wieder die Moderatoren als Verteidiger anrufen. Das musste noch einmal gesagt werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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